Dienstag, 24. November 2015

Di Fulvio, Luca: Ein Cent für ein Leben - Hörbuch




New York in den Zwanzigerjahren. Zwei junge jüdische Männer, Jacob Berkowitz und Sholem Lipsky, lehnen sich gegen das Schicksal ihrer Eltern auf, die vor den Progromen aus Russland geflohen waren und nun in Amerika als Arbeiter ausgebeutet werden. Jacob wird Gangster, der im Sold der Arbeitgeber auf Streikende einprügelt, Sholem Gewerkschaftsmitglied. Während eines hitzigen Gefechts hat Jacob ihm ein Auge ausgeschlagen. Sholem weiß, dass die Arbeiter ihre Forderungen allein mit Streiks nicht durchsetzen können. Deshalb will er die Gangster dazu bringen, an ihrer Seite gegen die Streikbrecher vorzugehen. Dafür bietet er genau einen Cent mehr, als die Bosse zahlen. Doch das ist nur der erste Schritt in Sholem Lipskys Plan. Denn er sinnt auf Rache gegen Jacob.

  • Autor: Luca Di Fulvio
  • Gesprochen von: Philipp Schepmann
  • Spieldauer: 01 Std. 35 Min. 
  • ungekürztes Hörbuch
  • veröffentlicht: 16.02.2012
  • Anbieter: Lübbe Audio

(Angaben Audible.de)













ZU KURZ, UM WIRKLICH GUT ZU SEIN...


Luca di Fulvio hat bereits mit seinem 783 Seiten starken Buch 'Der Junge, der Träume schenkte' sein Interesse an den Gegebenheiten New Yorks zu Beginn des 20. Jahrhunderts bewiesen: viele Zuwanderer aus aller Herren Länder, die oftmals in Armut lebten und als Arbeiter ausgebeutet wurden - zusammengepfercht in Vierteln, auf denen das Gesetz der Straße herrschte.
In dieser Kurzgeschichte berichtet di Fulvio von den Söhnen zweier jüdischer Männer, die sich mit ihren Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Massenauswanderung der Juden aus Russland angeschlossen hatten, nachdem ihre Familien im Rahmen der Progrome umgekommen waren.

Jacob Berkowitz und Sholem Lipsky haben in den New Yorker 1920er Jahren trotz der langjährigen und andauernden Freundschaft ihrer Eltern nichts miteinander zu tun - außer in dem Beschluss, sich als Söhne der ausgebeuteten Arbeiter nicht dem Schicksal ihrer Eltern unterzuordnen. Jacob erhält als Mitglied einer Gangsterbande seinen Sold für das Verprügeln streikender Arbeiter (gezahlt von den Arbeitgebern), Sholem dagegen schließt sich einer Gewerkschaft an, die genau zu diesen Streiks aufruft. Nachdem Jacob Sholem während einer dieser Unruhen ein Auge ausgeschlagen hat, sinnt dieser auf Rache. Er bringt die Gewerkschaft dazu, die Dienste der Gangster in Anspruch zu nehmen - für einen Cent mehr als für den Betrag der Bosse sollen die Gangster nun nicht mehr die Streikenden verprügeln, sondern vielmehr die Streikbrecher. Dies ist aber nur der erste Schritt Sholems in seinem Plan auf Rache...

Hätte man hieraus mehr machen können? Das fragte ich mich nach dem Hören des von Philipp Schepmann angemessen vorgetragenen Hörbuchs. Luca di Fulvio hat mich mit dem Buch 'Der Junge, der Träume schenkte' mit einem prallen Feuilleton der New Yorker 20er Jahre überrascht und hat den Charakteren dort Leben und Farbe eingehaucht. In dieser Kurzgeschichte derselben Epoche bleiben die Charaktere dagegen eher farblos und oberflächlich. Gewalt und Ohnmacht sind die beherrschenden Themen, und vielleicht bietet gerade diese schmucklose Präsentation der Zustände ein wahres Bild dieser Zeit. Das Ende - ohne zu viel verraten zu wollen - lässt mich noch am ehesten mit einem Schulterzucken zurück. Ein Gefühl, mit dem ich nicht gerne aus einer Geschichte entlassen werde.

Eher eine grobe Skizze denn ein Portrait der 20er Jahre in New York, und insgesamt eine Geschichte, der ich mehr Seiten und mehr Zeit gewünscht hätte, um sich zu entfalten.


© Parden











Luca Di Fulvio - AutorDer Lübbe Verlag schreibt über den Autor:

Luca Di Fulvio, geb. 1957, lebt und arbeitet als freier Schriftsteller in Rom. Bevor er sich dem Schreiben widmete, studierte er Dramaturgie bei Andrea Camilleri an der Accademia Nazionale d'Arte Drammatica Silvio D'Amico. Seine  Romane Der Junge, der Träume schenkte und Das Mädchen, das den Himmel berührte standen monatelang auf den ersten Plätzen der Spiegel-Bestsellerliste.

übernommen vom Lübbe Verlag



2 Kommentare:

  1. Kurzgeschichten schreiben ist ein Kunst. Für einen, der bisher die bekannten dicken Romane geschrieben hat ist ias vermutlich eine Herausforderung.

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    1. Das glaube ich auch. Ich jedenfalls werde bei diesem Autor eher wieder auf eines seiner dickeren Werke zurückgreifen...

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