Das Königreich von Fairydale liegt seit 100 Jahren im Tiefschlaf. Tristan von Worren macht sich auf den Weg, um die schlafende Schönheit aufzuwecken und so König von Fairydale zu werden. Doch das klingt leichter als es tatsächlich ist.
- Verlag: München : Knaur-Taschenbuch
- 2003
- ISBN 10: 3426703017
- ISBN 13: 9783426703014
ES WAR EIN MAHL...
Graf Worren von Schreddershire ist verzweifelt: Sein Sohn Tristan küsst keine Jungfern und tötet auch keine Drachen, sondern schreibt Gedichte! Und das, obwohl Worren dringend eine saftige Mitgift für seinen maroden Haushalt braucht. Einzige Rettung: Die Prinzessin von Fairydale, die seit 100 Jahren schlummert und ihrem Retter Ehe und Vermögen garantiert. Also engagiert Worren den Ritter McMunro, um aus Tristan einen Helden zu machen...
Reichlich blauäugig macht sich der Grafensohn Tristan auf die Suche nach dem sagenumwobenen Fairydale, um die Prinzessin und damit sein Glück zu suchen. Immer hübsch auf seine manikürten Fingernägel achtend und auf die passende Farbzusammenstellung seiner Kleidung bedacht, reist er ausgerechnet in Begleitung des pragmatischen und meist grimmigen McMunro, dessen Lösungen für den Geschmack Tristans meist zu handfest ausfallen und der der festen Überzeugung ist, dass es Märchen heutzutage nicht mehr gibt.
Bei der Suche soll den beiden eine alte Karte helfen, doch da sie wie Fairydale selbst von einem Fluch überzogen ist, zeigt sie nichts als weißes Papier. Der erste Weg führt die Abenteuerer daher nach Boelkenby, wo sich zahlreiche Magier tummeln, unter ihnen vielleicht jemand, der in der Lage ist, den Fluch von der Karte zu nehmen. Die junge Hexenschülerin Leona will sich ihnen bei der Suche anschließen, was zumindest bei Tristan auf heftige Ablehnung stößt. Doch schließlich macht sich das Trio auf den gefahrvollen Weg...
Drei äußerst ungleiche Figuren sind das, die sich da auf die Suche nach dem legendären Fairydale machen. Drei Figuren, die sich gegenseitig meist nervig finden und mit ihrer Meinung auch nicht hinterm Berg halten. Seitenhiebe und Kabbeleien sind da an der Tagesordnung, und so manch witziger Schlagabtausch sorgt für Unterhaltung.
Dazu kommt noch eine reichliche Portion an Verballhornung der alten Märchen, denn vor allem McMunro wird es nicht müde, klarzustellen, wie die Geschichten wirklich verliefen und nimmt ihnen damit reichlich von ihrer ursprünglichen Mystik. Ich muss gestehen, dass ich eher skeptisch an die Lektüre ging und dann wirklich überrascht wurde von einer einfallsreichen Geschichte mit witzigen und überraschenden Wendungen, die tatsächlich an einem gemütlichen Nachmittag inhaliert werden wollte.
Niemals habe ich mir beispielsweise Gedanken darüber gemacht, wie es nach einem 'Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute' weitergehen könnte. Wer hätte denn schon geglaubt, dass der Jäger, der seinerzeit den Namen Rumpelstilzchens herausfand, als er diesen heimlich am Lagerfeuer beobachtete, später an Depressionen leiden würde, weil der Zwerg doch letztlich seinetwegen einen Suizid begangen hat? Oder dass die Stiefmutter von Schneewittchen seinerzeit nicht wirklich böse war, sondern von ihrem Ehemann verleumdet wurde, weil der sich eine Jüngere anlachen wollte? Oder die mehrfachen Anzeigen Frau Holles wegen Kinderarbeit? Überraschende Einblicke in jedem Fall!
So einzeln gelesen im Rahmen dieser Rezension, wirken die Verballhornungen eher einfallslos und blödsinnig. Vermutlich denkt dies zumindest der ein oder andere. Doch ich habe festgestellt, dass, wenn man diese verkehrte Märchenwelt in den Kontext der Geschichte setzt, daraus ein Heidenspaß wird!
Dieses Buch garantiert ein paar Stunden amüsanter Lektüre ohne großen Anspruch oder Tiefgang - und es hat mich durchaus positiv überrascht! Manchmal tun solche Bücher einfach gut!
© Parden
Andreas Schlußmeier |
Andreas Schlußmeier, geboren 1962, konnte seinen Wunsch, Ritter zu werden und Jungfrauen zu erretten, mangels geeigneter Ausbildungsplätze leider nicht verwirklichen. Stattdessen studierte er Anglistik und Wirtschaftswissenschaften und arbeitet heute unter anderem in der Personalentwicklung. Er lebt, zusammen mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern, in der Nähe von Herford.
► Quelle
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