Krieger schauen in die Sonne
Meine Rezension zum 4. Band der sechsbändigen Ausgabe vonDIE SÖHNE DER GROSSEN BÄRIN ► Erstausgabe
► Liselotte Welskopf-Henrich
►Band 1: Harka - Der Sohn des Häuptlings
►Band 2: Der Weg in die Verbannung
►Band 3: Die Höhle in den schwarzen Bergen
Band 4: Heimkehr zu den Dakota
Band 5: Der junge Häuptling
Band 6: Über den Missouri
Der ►Eulenspiegelverlag hat die sechs Bände wohlwollend als Rezensionsexemplare zur Verfügung gestellt. Links ist das Cover der schönen Hardcoverausgabe zu sehen. Schön ist auch, dass auf dem Buchdeckel der Gesamttitel genannt wird, denn um die BÄRENSÖHNE handelt es sich ja.
* * *
Nacht ist es in der Prärie. Ein Mann, etwas über vierzig
Sommer hat er gesehen, pflegt seinen knapp zwanzig Jahre alten Sohn. Der sollte
eigentlich in einem Tipi auf den Decken liegen, Büffelbrühe trinken und zum
Beispiel von Sitopanaki, die ihn liebt, gepflegt werden. Doch auch die Zeit bei
den Siksikau scheint vorüber. Stein mit Hörnern ist durch den Sonnentanz
gegangen. Es ist erst wenige Stunden her, da er sich mit letzter Kraft in der
Sternennacht vom Riemen befreite. Der Geheimnismann hatte ihm geraten, das
Opfer nicht zu bringen. Denn in den Strahlen der Sonne gefangen sterben die
Lügner. Ist der junge Krieger ein Dakota? Ist er ein Siksikau? Harka Steinhart
Nachtauge, nun als Krieger Stein mit Hörnern, antwortete nicht. So schnitt der
Geheimnismann tiefer in die Brust des Indianers und er war nicht gewillt, den
Riemen vom Pfahl zu lösen, als es schien, dass der Krieger sich in seiner Erschöpfung
nicht mehr selbst befreien konnte…
Mattotaupa sitzt bei ihm. Der Vater ist zu den Zelten der
Siksikau geritten, obwohl er dort seinen Todfeind traf, den obersten
Kriegshäuptling bei den Dakota, Tashunka-witko.
Wenige Worte wechselt er mit seinem Sohn, dem
ausgezeichneten Krieger, der ihm vorwirft, dem Verbrecher Red Jim nicht nur zu
folgen sondern auch mit ihm und anderen Brandy zu trinken.
Nun ist die schöne Zeit im Zeltdorf der Siksikau für Stein
mit Hörnern vorbei. Wieder sind sie ausgestoßen. Der Vater pflegt seinen
fiebernden Sohn.
Tage später. Vater und Sohn trennen sich. Der ehemalige
Häuptling reitet zum Blockhaus am Fluss Niobrara. Den Sohn treibt es in die
Schwarzen Berge, dort will er Goldsucher finden und töten.
Bald muss Mattotaupa sehen, dass sein "Bruder" Jim
doch Gold sucht. Er sieht plötzlich auch, dass er das Geheimnis seiner Väter
zumindest teilweise verraten hat…
Mattotaupa muss sterben.
Und Stein mit Hörnern?
Heimkehr
zu den Dakota…
* * *
Als der Eisenbahnbau, die Union Pacific, zu Beginn des
vierten Bandes der Bärensöhne, beendet ist verlässt Harka die weißen Männer. Er
kehrt zu den Siksikau und zu seinem Blutsbruder Stark wie ein Hirsch zurück. Er
kommt, für einen Burschen recht ungewöhnlich, mit einer Kette aus Bärenkrallen
und Bärenzähnen zurück. Mit "Kugel und Messer" rettete er ein kleines
Mädchen aus dem Stamme der ► ABSAROKA vor dem Grizzly, der sie verfolgte.
Eine unbeschwerte Zeit liegt vor ihm. Elch- und Büffeljagd,
die drei Tage fasten und träumen auf dem Weg zum Krieger, der unglaublich
starke Falbhengst, den die beiden jungen Krieger Donner vom Berge und Stein mit
Hörnern fangen und zähmen.[1]
Osceola (Quelle) |
Beide sollen durch den Sonnentanz. Dieser soll mit anderen
Stämmen gefeiert werden.
Auch Dakota und Assiniboine kommen zu diesem
Kultfest. Aber noch sind die Stämme einander feind. Stein mit Hörnern trägt den
Wampungürtel des Seminolenhäuptlings ► OSCEOLA. Die Botschaft darauf kann er aber
noch nicht weiter geben, sie wird nicht verstanden. Und so kommt es zu der
Handlung des Geheimnismannes der Schwarzfüße, welcher sie erkennt, aber noch nicht bereit ist, alle Stämme als gleich anzusehen.
Into the West (Teil 1) Szenenfoto |
Der Sonnentanz ist ein Kulttanz, der in den Stämmen
verschiedenartig veranstaltet wird. Im Fall der beiden Blutsbrüder sollen beide
gemeinsam einen Tag lang in die Sonne schauen. Der Geheimnismann macht in die
linke und rechte Brust je zwei Längsschnitte und schiebt ein Holzstückchen oder
Knochen durch die Schnitte. Daran werden Riemen befestigt, die an einem Pfahl
angebracht sind. Die Tänzer folgen dem Lauf der Sonne. Im Sonnenuntergang
beginnen sie zu tanzen und werfen sich zurück bis das Fleisch reißt. Schafft
dies einmal ein Tänzer nicht, dann darf der Geheimnismann den Riemen am Pfahl
lösen und der Tänzer wird hinter einem Pferd her geschleift. Hilfsbereite
Knaben springen ihm auf den Rücken, damit er von der Tortour befreit wird. [2]. Das
wird so ähnlich sein, wie das dreitägige vollständige Fasten, die Träume
bescheren den zukünftigen Kriegern ihre Krieger- oder Männernamen. Stein mit
Hörnen, der von einer Muschel, die er besitzt träumt und die im Traum zu Stein
wird und Büffelhörner aufweist.
Into the West (Teil 1) Szenenfoto |
In der schon mehrfach erwähnten US-Miniserie INTO THE WEST
geht DER DEN DIE BÜFFEL LIEBEN durch den Sonnentanz[3]. Die
Darstellung entspricht ziemlich genau der Schilderung in den BÄRENSÖHNEN.
* * *
Quelle |
Der Bau der Eisenbahnen ist ein Bild für den nun endgültigen
Anfang vom Ende der freilebenden Prärie Indianern. Über den hatte ich schon
einmal geschrieben in DIE HÖHLE IN DEN SCHWARZEN BERGEN. Mit den Eisenbahnen
und dem professionellen Abbau von Bodenschätzen ist es mit manchen Jobs für die
einfachen weißen Männer und ausgestoßene Indianer vorbei.
In INTO THE WEST
kommt die Szene vor, in der Jabob jr. WHEELER seinen Job als Kurierreiter
verliert, da neben den Bahntrassen eine andere Erfindung verläuft. Die
Telegrafie. So wie Menschen, Baumaterial und Bodenschätze durch die sich immer
mehr verzweigenden Bahnen von Ost nach West und überhaupt in alle Himmelsrichtungen
transportiert werden können, kommen Telegramme noch viel schneller am Ziele an.
Verzweifelte Männer, aber auch Berufsverbrecher wie der goldsuchende Red Fox,
stören den Zugverkehr und rauben zuweilen die Fahrgäste aus. Mattotaupa, ebenso
allein, schließt sich solchen Gangs an, so sagt er es zumindest zu seinem Sohn.
Er will gegen das "Feuerroß" kämpfen.
Stein mit Hörnern aber teilt den in den ► Schwarzen Bergen
lebenden Dakota-Gruppen mit, dass er keine Indianer, sonder Goldsucher jagen
will. Sie lassen ihn dies tun. Doch der rote Jim geht ihm wieder nicht in die
Falle.
* * *
Quelle |
Den Bau eines Teilabschnittes des ► Union Pacific behandelt
Liselotte Welskopf-Henrich in Band 3 der BÄRENSÖHNE. Wie lief das ab im Land
der unbegrenzten Möglichkeiten (und damals waren sie wahrlich unbegrenzt)?
Welskopf-Henrich in Band 3 der Quelle |
In Nebraska hatte das Unternehmen die Strecke begonnen und
führte sie nach Westen. Zwölf Millionen Acres[4] Land
kostenlos erhalten und dazu 27
Millionen US-Dollar in Bundesanleihen. Zwanzigtausend Arbeiter[5],
Kriegsveteranen und irische Einwanderer verlegten täglich acht Kilometer
Schienen und starben zu Hunderten an Hitze; Kälte und durch angreifende
Indianer, insbesondere, wenn diese merkten, dass die noch vorhandenen
Büffelherden bzw. die Jagdgründe der Stämme immer mehr dezimiert wurden. Der Eisenbahnbau war vor allem auf Profit ausgelegt. Es
wurden extra die Streckenführungen verlängert um Subventionen von den nun
tangierten Städten zu erhalten. Die ► Central Pacific bezahlte 79 Millionen Dollar und damit 36
Millionen zuviel an eine ihr selbst gehörende Baufirma. Urkapitalismus. Bei
solchen "profitablen" Möglichkeiten wurde natürlich auf die Belange
der indigenen Bevölkerung überhaupt nicht abgestellt. Im Jahre 1969
wurden die Strecken zusammengeführt.[6] Dies
ist in etwa die Zeit, in die uns die Autorin im dritten Band führt.
* * *
Heimatdorf (Szenenfoto) |
HEIMKEHR ZU DEN DAKOTA heißt der Band und trägt damit das
Ende des Buches, aber nicht der Geschichte, schon im Titel mit sich. Stein mit
Hörnern wendet sich der eigenen Stammesgruppe wieder zu. Er hat seinen Vater
sterben sehen und weiß nun auch, dass Mattotaupa teile seines eigenen
Goldgeheimnisses preisgegeben haben muss. Im Angesicht des Todes muss der
ehemalige Häuptling diese seine Schuld begreifen. Wie wird der Sohn eines Verräters aufgenommen werden?
Hat er doch seinen jüngeren Bruder vor vielen Jahren töten müssen und noch vor wenigen Jahren die
Krieger mit einer Kriegspfeife im Kampf in die Irre geführt, als sie unter
Führung Tashunka - witkos die Bahnstation angreifen wollten.[7] Die
gefallenen Krieger hatte er dann selbst mit vom Kampffeld getragen; die Weißen
sollten seine ehemaligen Gefährten nicht skalpieren können. So wird er selbst zum Verräter nach allen Seiten.
Da der nächste Band DER JUNGE HÄUPTLING heißt, braucht hier
nicht erwähnt zu werden, wie die Geschichte ausgeht…
* * *
Den größten Teil dieses Bandes habe ich allerdings gehört. Das
Hörbuch ist inzwischen dank des führenden Buchgesichtes auch in meinen Besitz
gelangt. Wie so oft, sind die Texte gekürzt und im Fall des hier besprochenen
Bandes fiel das sogar deswegen auf, weil der Text wegen starker Kürzung sogar
geändert wurde. Leider. Aber das Hören verkürzt Autofahrten. Das ist schon mal
gut. Gesprochen werden die Bücher von einem ► Jesko DÖRING. Dieser hat viele
Hörbücher unterschiedlichster Themen gelesen.
Er ist Puppenspieler, Sänger und mehr.
* * *
Szenenbild |
* * *
► Heimkehr zu den Dakota, Eulenspiegel 2012 - DNB -
© KaratekaDD
[1] siehe auch: http://litterae-artesque.blogspot.de/2013/05/fur-liselotte-welskopf-henrich.html
, hier wird ein wenig über die Mustangs erzählt und eine Geschichte erzählt
über die Harka in den Stunden des Fastens zurück denkt.
[2] vgl. wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Sonnentanz
[3] Eine weitere Art, bei der
der Sonnentänzer an den Riemen in der Brust aufgehängt wird, kann man in DER
MANN DEN SIE PFERD NANNTEN (Teil 2) sehen. Allerdings ist der Film, im
Gegensatz zum ersten Teil nicht unbedingt zu empfehlen.
[4] Ein Acre = 4047 m2
[5] Bei der Central Pacific
waren es dreitausend Iren und zehntausend Chinesen, die für zwei Dollar pro Tag
vier Jahre lang arbeiteten.
[6] vgl. Zinn, Howard: Eine
Geschichte des Amerikanischen Volkes, Nikol Verlag, Hamburg 2013, Seite 249, ein Buch, von dem noch die Rede sein wird in diesem Blog
[7] zu Beginn des Bandes
"Heimkehr zu den Dakota"
Dieser Sonnentanz klingt ja barbarisch... Die Kürzungen des Hörbuchs allerdings ebenso. Schade.
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