Mittwoch, 5. Februar 2014

LWH: Heimkehr zu den Dakota

Krieger schauen in die Sonne

Meine Rezension zum 4. Band der sechsbändigen Ausgabe von

DIE SÖHNE DER GROSSEN BÄRINErstausgabe
Liselotte Welskopf-Henrich

Band 1: Harka - Der Sohn des Häuptlings
Band 2: Der Weg in die Verbannung
Band 3: Die Höhle in den schwarzen Bergen
Band 4: Heimkehr zu den Dakota
Band 5: Der junge Häuptling
Band 6: Über den Missouri 


Der ►Eulenspiegelverlag hat die sechs Bände wohlwollend als Rezensionsexemplare zur Verfügung gestellt. Links ist das Cover der schönen Hardcoverausgabe zu sehen. Schön ist auch, dass auf dem Buchdeckel der Gesamttitel genannt wird, denn um die BÄRENSÖHNE handelt es sich ja.

 * * *

Nacht ist es in der Prärie. Ein Mann, etwas über vierzig Sommer hat er gesehen, pflegt seinen knapp zwanzig Jahre alten Sohn. Der sollte eigentlich in einem Tipi auf den Decken liegen, Büffelbrühe trinken und zum Beispiel von Sitopanaki, die ihn liebt, gepflegt werden. Doch auch die Zeit bei den Siksikau scheint vorüber. Stein mit Hörnern ist durch den Sonnentanz gegangen. Es ist erst wenige Stunden her, da er sich mit letzter Kraft in der Sternennacht vom Riemen befreite. Der Geheimnismann hatte ihm geraten, das Opfer nicht zu bringen. Denn in den Strahlen der Sonne gefangen sterben die Lügner. Ist der junge Krieger ein Dakota? Ist er ein Siksikau? Harka Steinhart Nachtauge, nun als Krieger Stein mit Hörnern, antwortete nicht. So schnitt der Geheimnismann tiefer in die Brust des Indianers und er war nicht gewillt, den Riemen vom Pfahl zu lösen, als es schien, dass der Krieger sich in seiner Erschöpfung nicht mehr selbst befreien konnte…
Mattotaupa sitzt bei ihm. Der Vater ist zu den Zelten der Siksikau geritten, obwohl er dort seinen Todfeind traf, den obersten Kriegshäuptling bei den Dakota, Tashunka-witko.
Wenige Worte wechselt er mit seinem Sohn, dem ausgezeichneten Krieger, der ihm vorwirft, dem Verbrecher Red Jim nicht nur zu folgen sondern auch mit ihm und anderen Brandy zu trinken.
Nun ist die schöne Zeit im Zeltdorf der Siksikau für Stein mit Hörnern vorbei. Wieder sind sie ausgestoßen. Der Vater pflegt seinen fiebernden Sohn.

Tage später. Vater und Sohn trennen sich. Der ehemalige Häuptling reitet zum Blockhaus am Fluss Niobrara. Den Sohn treibt es in die Schwarzen Berge, dort will er Goldsucher finden und töten.

Bald muss Mattotaupa sehen, dass sein "Bruder" Jim doch Gold sucht. Er sieht plötzlich auch, dass er das Geheimnis seiner Väter zumindest teilweise verraten hat…
Mattotaupa muss sterben.
Und Stein mit Hörnern?         
Heimkehr zu den Dakota…

* * *
Als der Eisenbahnbau, die Union Pacific, zu Beginn des vierten Bandes der Bärensöhne, beendet ist verlässt Harka die weißen Männer. Er kehrt zu den Siksikau und zu seinem Blutsbruder Stark wie ein Hirsch zurück. Er kommt, für einen Burschen recht ungewöhnlich, mit einer Kette aus Bärenkrallen und Bärenzähnen zurück. Mit "Kugel und Messer" rettete er ein kleines Mädchen aus dem Stamme der ► ABSAROKA vor dem Grizzly, der sie verfolgte.
Eine unbeschwerte Zeit liegt vor ihm. Elch- und Büffeljagd, die drei Tage fasten und träumen auf dem Weg zum Krieger, der unglaublich starke Falbhengst, den die beiden jungen Krieger Donner vom Berge und Stein mit Hörnern fangen und zähmen.[1]

Osceola (Quelle)
Beide sollen durch den Sonnentanz. Dieser soll mit anderen Stämmen gefeiert werden.

Auch Dakota und Assiniboine kommen zu diesem Kultfest. Aber noch sind die Stämme einander feind. Stein mit Hörnern trägt den Wampungürtel des Seminolenhäuptlings ► OSCEOLA. Die Botschaft darauf kann er aber noch nicht weiter geben, sie wird nicht verstanden. Und so kommt es zu der Handlung des Geheimnismannes der Schwarzfüße, welcher sie erkennt, aber noch nicht bereit ist, alle Stämme als gleich anzusehen.



Into the West (Teil 1) Szenenfoto
Der Sonnentanz ist ein Kulttanz, der in den Stämmen verschiedenartig veranstaltet wird. Im Fall der beiden Blutsbrüder sollen beide gemeinsam einen Tag lang in die Sonne schauen. Der Geheimnismann macht in die linke und rechte Brust je zwei Längsschnitte und schiebt ein Holzstückchen oder Knochen durch die Schnitte. Daran werden Riemen befestigt, die an einem Pfahl angebracht sind. Die Tänzer folgen dem Lauf der Sonne. Im Sonnenuntergang beginnen sie zu tanzen und werfen sich zurück bis das Fleisch reißt. Schafft dies einmal ein Tänzer nicht, dann darf der Geheimnismann den Riemen am Pfahl lösen und der Tänzer wird hinter einem Pferd her geschleift. Hilfsbereite Knaben springen ihm auf den Rücken, damit er von der Tortour befreit wird. [2]. Das wird so ähnlich sein, wie das dreitägige vollständige Fasten, die Träume bescheren den zukünftigen Kriegern ihre Krieger- oder Männernamen. Stein mit Hörnen, der von einer Muschel, die er besitzt träumt und die im Traum zu Stein wird und Büffelhörner aufweist. 

Into the West (Teil 1) Szenenfoto
So beschreibt dies Liselotte Welskopf-Henrich in ihrem Roman. Bei Wikipedia steht, dass diese Zeremonie bis zu vier Tagen dauern konnte, ohne Essen und Trinken aber mit Pausen (?). dies würde ich in das Reich der Legende verweisen wollen. Vermutlich geht es um die Visionen, vielleicht trifft es der Begriff Halluzinationen besser, welche den Tänzern z.B. geben[2]. Das wird so ähnlich sein, wie das dreitägige vollständige Fasten, die Träume bescheren den zukünftigen Kriegern ihre Krieger- oder Männernamen. Stein mit Hörnen, der von einer Muschel, die er besitzt träumt und die im Traum zu Stein wird und Büffelhörner aufweist.

In der schon mehrfach erwähnten US-Miniserie INTO THE WEST geht DER DEN DIE BÜFFEL LIEBEN durch den Sonnentanz[3]. Die Darstellung entspricht ziemlich genau der Schilderung in den BÄRENSÖHNEN.
* * *
Quelle
Der Bau der Eisenbahnen ist ein Bild für den nun endgültigen Anfang vom Ende der freilebenden Prärie Indianern. Über den hatte ich schon einmal geschrieben in DIE HÖHLE IN DEN SCHWARZEN BERGEN. Mit den Eisenbahnen und dem professionellen Abbau von Bodenschätzen ist es mit manchen Jobs für die einfachen weißen Männer und ausgestoßene Indianer vorbei. 

In INTO THE WEST kommt die Szene vor, in der Jabob jr. WHEELER seinen Job als Kurierreiter verliert, da neben den Bahntrassen eine andere Erfindung verläuft. Die Telegrafie. So wie Menschen, Baumaterial und Bodenschätze durch die sich immer mehr verzweigenden Bahnen von Ost nach West und überhaupt in alle Himmelsrichtungen transportiert werden können, kommen Telegramme noch viel schneller am Ziele an. Verzweifelte Männer, aber auch Berufsverbrecher wie der goldsuchende Red Fox, stören den Zugverkehr und rauben zuweilen die Fahrgäste aus. Mattotaupa, ebenso allein, schließt sich solchen Gangs an, so sagt er es zumindest zu seinem Sohn. Er will gegen das "Feuerroß" kämpfen.

Stein mit Hörnern aber teilt den in den ► Schwarzen Bergen lebenden Dakota-Gruppen mit, dass er keine Indianer, sonder Goldsucher jagen will. Sie lassen ihn dies tun. Doch der rote Jim geht ihm wieder nicht in die Falle.
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Quelle
Den Bau eines Teilabschnittes des ► Union Pacific behandelt Liselotte Welskopf-Henrich in Band 3 der BÄRENSÖHNE. Wie lief das ab im Land der unbegrenzten Möglichkeiten (und damals waren sie wahrlich unbegrenzt)?
Welskopf-Henrich in Band 3 der
Quelle
In Nebraska hatte das Unternehmen die Strecke begonnen und führte sie nach Westen. Zwölf Millionen Acres[4] Land kostenlos erhalten und dazu 27 Millionen US-Dollar in Bundesanleihen. Zwanzigtausend Arbeiter[5], Kriegsveteranen und irische Einwanderer verlegten täglich acht Kilometer Schienen und starben zu Hunderten an Hitze; Kälte und durch angreifende Indianer, insbesondere, wenn diese merkten, dass die noch vorhandenen Büffelherden bzw. die Jagdgründe der Stämme immer mehr dezimiert wurden. Der Eisenbahnbau war vor allem auf Profit ausgelegt. Es wurden extra die Streckenführungen verlängert um Subventionen von den nun tangierten Städten zu erhalten. Die ► Central Pacific bezahlte 79 Millionen Dollar und damit 36 Millionen zuviel an eine ihr selbst gehörende Baufirma. Urkapitalismus. Bei solchen "profitablen" Möglichkeiten wurde natürlich auf die Belange der indigenen Bevölkerung überhaupt nicht abgestellt. Im Jahre 1969 wurden die Strecken zusammengeführt.[6] Dies ist in etwa die Zeit, in die uns die Autorin im dritten Band führt.
* * *
Heimatdorf (Szenenfoto)
HEIMKEHR ZU DEN DAKOTA heißt der Band und trägt damit das Ende des Buches, aber nicht der Geschichte, schon im Titel mit sich. Stein mit Hörnern wendet sich der eigenen Stammesgruppe wieder zu. Er hat seinen Vater sterben sehen und weiß nun auch, dass Mattotaupa teile seines eigenen Goldgeheimnisses preisgegeben haben muss. Im Angesicht des Todes muss der ehemalige Häuptling diese seine Schuld begreifen. Wie wird der Sohn eines Verräters aufgenommen werden?
Hat er doch seinen jüngeren Bruder vor vielen Jahren töten müssen und noch vor wenigen Jahren die Krieger mit einer Kriegspfeife im Kampf in die Irre geführt, als sie unter Führung Tashunka - witkos die Bahnstation angreifen wollten.[7] Die gefallenen Krieger hatte er dann selbst mit vom Kampffeld getragen; die Weißen sollten seine ehemaligen Gefährten nicht skalpieren können. So wird er selbst zum Verräter nach allen Seiten.
Da der nächste Band DER JUNGE HÄUPTLING heißt, braucht hier nicht erwähnt zu werden, wie die Geschichte ausgeht…
* * *
Den größten Teil dieses Bandes habe ich allerdings gehört. Das Hörbuch ist inzwischen dank des führenden Buchgesichtes auch in meinen Besitz gelangt. Wie so oft, sind die Texte gekürzt und im Fall des hier besprochenen Bandes fiel das sogar deswegen auf, weil der Text wegen starker Kürzung sogar geändert wurde. Leider. Aber das Hören verkürzt Autofahrten. Das ist schon mal gut. Gesprochen werden die Bücher von einem ► Jesko DÖRING. Dieser hat viele Hörbücher unterschiedlichster Themen gelesen.  Er ist Puppenspieler, Sänger und mehr.
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Szenenbild
Ein kleines Post scriptum: Vielleicht im Jahre 1972 hat der kleine KaratekaDD, der noch lange nicht ein KaratekaDD war, das dicke Buch TOP UND HARRY gelesen. Es war in Holzau, einem Dorf im Erzgebirge. Es war Winter und seine Familie im Urlaub. Zwei Dinge sind mir in Erinnerung geblieben. Vaters schwerer Skistiefel im Gesicht, als wir mit dem Schlitten umkippten. Und die Szene, in der Red Fox dem großen Mattotaupa das Messer in das Herz sticht. Und die Tränen in beiden Fällen.



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►  Heimkehr zu den Dakota, Eulenspiegel 2012 - DNB



© KaratekaDD


[1] siehe auch: http://litterae-artesque.blogspot.de/2013/05/fur-liselotte-welskopf-henrich.html , hier wird ein wenig über die Mustangs erzählt und eine Geschichte erzählt über die Harka in den Stunden des Fastens zurück denkt.
[3] Eine weitere Art, bei der der Sonnentänzer an den Riemen in der Brust aufgehängt wird, kann man in DER MANN DEN SIE PFERD NANNTEN (Teil 2) sehen. Allerdings ist der Film, im Gegensatz zum ersten Teil nicht unbedingt zu empfehlen.
[4] Ein Acre = 4047 m2
[5] Bei der Central Pacific waren es dreitausend Iren und zehntausend Chinesen, die für zwei Dollar pro Tag vier Jahre lang arbeiteten.
[6] vgl. Zinn, Howard: Eine Geschichte des Amerikanischen Volkes, Nikol Verlag, Hamburg 2013, Seite 249, ein Buch, von dem noch die Rede sein wird in diesem Blog
[7] zu Beginn des Bandes "Heimkehr zu den Dakota"









1 Kommentar:

  1. Dieser Sonnentanz klingt ja barbarisch... Die Kürzungen des Hörbuchs allerdings ebenso. Schade.

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