Mittwoch, 30. Mai 2018

Tudor, C. J.: Der Kreidemann

Bei all der zeitgenössischen Literatur, die ich in letzter Zeit häufig und mit Vorliebe lese - ab und zu darf es doch auch gerne mal wieder ein ordentlicher Thriller sein. 


Ich hatte das Glück, den Roman schon kurz vor seinem offiziellen Erscheinen im Rahmen einer Leserunde bei Lovelybooks lesen zu dürfen. Und weiß nun wieder, weshalb ich dieses Genre auch einfach gerne mag. Dieses Buch bietet einen subtilen Thrill und trotz des ruhigen Erzählstroms ausreichend Spannung. Weshalb das Debüt der britischen Autorin mich überzeugen konnte, kann man hier nachlesen:




Alles begann an dem Tag, an dem sie auf den Jahrmarkt gingen. Als der zwölfjährige Eddie den Kreidemann zum ersten Mal traf. Der Kreidemann war es auch, der Eddie auf die Idee mit den Zeichnungen brachte: eine Möglichkeit für ihn und seine Freunde, sich geheime Botschaften zukommen zu lassen. Und erst einmal hat es Spaß gemacht – bis die Figuren sie zur Leiche eines jungen Mädchens führten. Das ist dreißig Jahre her, und Eddie dachte, die Vergangenheit liegt hinter ihm. Dann bekommt er einen Brief, der nur zwei Dinge enthält: ein Stück Kreide und die Zeichnung eines Strichmännchens. Und als die Geschichte beginnt, sich zu wiederholen, begreift Eddie, dass das Spiel nie zu Ende war ... 

(Klappentext: Goldmann Verlag)

  • Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
  • Verlag: Goldmann Verlag (29. Mai 2018)
  • Sprache: Deutsch
  • Übersetzung: Werner Schmitz
  • ISBN-10: 344231464X
  • ISBN-13: 978-3442314645
  • Originaltitel: The Chalk Man















SUBTILER THRILL...



Eddie ist der Ich-Erzähler des Romans, der vielleicht kein Thriller im klassischen Sinne ist, aber trotzdem Spannung satt bietet. Die Perspektive wechselt hier ständig zwischen dem kindlichen Eddie, der als Zwölfjähriger mit seinen Freunden das erste Mal in Kontakt mit dem Kreidemann kam, und dem erwachsenen Ed der Gegenwart, der immer noch im Haus seiner Eltern lebt - als unverheirateter, desillusionierter Lehrer mit schwerem Hang zum Alkohol. Dreißig Jahre liegen zwischen den beiden Perspektiven, doch manche Geschichten sind auch nach solch langer Zeit noch nicht abgeschlossen...


"Er starrt mich unerträglich lange an. Dann gibt er mir den Flachmann zurück, drückt ihn hart an meine Brust. 'Manchmal, Ed... ist es besser nicht alle Antworten zu kennen.'" (S. 372)


Ein harmloses Eimerchen mit Kreide, das ihre zweijährige Tochter einmal geschenkt bekam, inspirierte die Autorin zu diesem Debüt. Deutlich wird hier ihre Affinität zu Horror-Größen wie Stephen King, und tatsächlich fühlte ich mich gerade in den Passagen, die im Jahr1986 spielen, atmosphärisch an 'Das Böse kommt auf leisen Sohlen' von Ray Bradbury erinnert, der spätere Autoren dieses Genres nachweislich beeinflusst und inspiriert hat. Gerade diese Passagen haben mir ganz unabhängig vom eigentlichen 'Fall' richtig gut gefallen.

C. J. Tudor hat die beiden Zeitebenen in einem ruhigen Erzählstrom geschickt miteinander verwoben, und auch wenn man im Laufe der Lektüre immer mehr Details und Hintergründe erfährt, werden die Fragezeichen nicht weniger. Die Ich-Perspektive Eds lässt den Leser genauso viel wissen, wie den Hauptcharakter - oder eben so viel, wie dieser verraten will. Und das ist zuweilen ein feiner Unterschied...

Eddie hat einen Hang zu visionären Träumen und schlafwandelt auch, wodurch hier ein deutlich gruseliger Tenor ins Spiel kommt - doch war dieser Anteil in meinen Augen nicht so dominant, dass er zu Lasten der Glaubwürdigkeit der Erzählung gehen würde. Die Grundstimmung des Romans ist eher düster, stellenweise fast melancholisch. Doch kommt die Spannung hier tatsächlich nicht zu kurz!

Immer wieder gibt es hier überraschende Wendungen, und nie scheint es zu gelingen, einem Verdächtigen - und hiervon gibt es einige - alle Indizien zuordnen zu können. Stets passt irgendetwas nicht ins Bild, und schon grübelt man von vorne los... Am Ende jedoch waren für mich zu meiner Überraschung alle Fragen beantwortet - etwas, was ich letztlich kaum noch für möglich gehalten habe.

Ein tolles Debüt, kann ich als Fazit nur festhalten. Geboten wird hier ein eher subtiler Thrill - ein leises Gruseln im Nacken. Überraschend anders und in der Summe überzeugend!


© Parden













Der Goldmann Verlag schreibt über die Autorin:

C.J. Tudor wuchs auf in Nottingham, wo sie auch heute mit ihrem Lebensgefährten und ihrer Tochter lebt. Im Lauf der Jahre hatte sie eine Vielzahl von Jobs, unter anderem als Synchronsprecherin, Werbetexterin, TV-Moderatorin und Dogwalkerin. „Der Kreidemann” ist ihr erster Roman, der international für Furore sorgte und innerhalb kurzer Zeit in 39 Länder verkauft wurde.

übernommen vom Goldmann Verlag

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