Freitag, 2. Mai 2025

Schildbach, Matthias (Hrsg.): Juwelen, Ritter und Biskuits

Erneut stelle ich ein Heft mit Heimatgeschichten aus dem Landkreis Sächsische Schweiz - Osterzgebirge vor. 

Burgen, Kriege, Grenzgeschichten hieß das erste Heft, über welches ihr hier etwas lesen könnt.

Es geht bunt durch die Zeit und die Geschichte und beginnt diesmal mit Johann Melchior Dinglinger, einem der „Goldfasane des Königs“ wie er an anderer Stelle genannt wurde. Nicht nur er, der das großartige „Goldene Kaffeezeug“ oder das Kabinetsstück zum „Geburtstag des Großmoguls“, alles zu sehen im „Grünen Gewölbe“, schuf, sondern auch seine beiden Brüder Georg Christoph und Georg Friedrich zog es nach Sachsen und machten sich dort „breit.“ Da sie viele Nachkommen hatten, finden sich auch viele Spuren darüber, welche Marco Schröder aufdeckt. Dazu wird 2025 auch ein Buch erscheinen, schon die Geschichte hier im Heft weckt Neugier.

Weiter lesen wir über den Dreißigjährigen Krieg und seine Folgen in Sachsen, dabei von Dipoldiswalde, Stolpen und Pirna, der Westfälische Friedensschluss beendete diesen 1648. Aus der Zeit stammt der Vers: „Bet Kindlein bet, morgen kommt der Schwed!“ Und wer weiß schon, dass Kroaten 1632 Stolpen gebrandschatzt haben?

In der Dippoldiswalder Heide fand sich auf einer Fliegerbombe aus dem 2. Weltkrieg das Skelett eines Toten. Diesem nahm sich der Umbetter des Volksbundes Kriegsgräberfürsorge, Joachim Kozlowski an, nachdem die Überreste nicht unbedingt sachgemäß beiseite geräumt wurden, die Entschärfung ging selbstverständlich vor. Noch heute allerdings wartet der vermutlich ermordete junge Mann auf seine Bestattung. Immer wieder finden sich Gebeine von Opfern der Bombenangriffe in Kellern, für diese ist der Volksbund zuständig. 

Wir werden ins dunkle Mittelalter nach Lungkwitz geführt und in diesem Zusammengang auch nach Usti nad Labem und lesen danach von Schokolade und Biskuits aus dem Lockwitzgrund.

Es sind solche Zusammenstellungen von Geschichten, die dafür sorgen, dass besondere Menschen, wie der „Lindenmaler aus Burgstädtel“ nicht ganz in Vergessenheit geraten, ein Maler der neueren Zeit: Gerhard Schiffel. Hochwasser und Sturzfluten gibt es nicht erst in Zeiten des offensichtlichen Klimawandels, über die Wehlener Sturzflut von 1822 erzählt eine weitere Geschichte.


In Dippoldiswalde findet sich ein „Tatarengrab“. Wie kommen die im 18. Jahrhundert denn nach Sachsen? Verwundet wurde während des Siebenjährigen Krieges im Weißeritztal am 1. Juli 1762 der Oberleutnant (Premier-Leutnant) Mustapha Sulkiewicz, er starb bald darauf in Dippoldiswalde. Erst kürzlich las ich, wie sich die Krimtataren so im östlichen Europa verteilten, daher ist der Mustapha Sulkiewicz weniger eine Überraschung als die Geschichte eines Nachfahren, des polnischen Obersts Leon Sulkiewicz. Der ist nicht unbekannt, jedoch findet sich im polnischen Wikipedia-Eintrag kein Hinweis darauf, dass der das Grab seines Vorfahren mit „Kriegsgefangenensold“ restaurierte, während er bei Königstein gefangen war. 

Davon erzählt 1941 ein Professor Dr. Otto Schmidt. Wie der Oberst erst 1940 in Gefangenschaft geraten sein soll, der Polenfeldzug der Deutschen Wehrmacht endete bereits im Oktober 1939, erschließt sich allerdings ebensowenig, wie die Behauptung, dass dieser sich auf Ehrenwort frei bewegen konnte. Natürlich ist dies merkwürdig und seltsam, allerdings würde ich annehmen, dass dies eine Propagandaaktion war und die Genfer Konvention für diese herhalten musste. Bei dieser Geschichte hätte ich mir genauere Quellen gewünscht. Momentan scheint das Grab leider fast vergessen zu sein. 

Wenn es um Grenzen geht, dann ist die ehemalige Grenze zwischen DDR und BRD gedanklich natürlich präsenter als die zu Tschechien. In Ein Leben an der Grenze erzählt Wolfgang Mende über Teilung der Gebirgsregion des Osterzgebirges. Dabei ist ein prägnantes Bild über den „Ersatz“ einer alten Grenzbuche.

Die Autobahn Prag - Dresden (A17) führt durch die Coschützer Tunnel. Dass darüber mal eine Festungsanlage stand, war mir bis eben unbekannt. Über einer Arztfamilie in acht Generationen wird in der nächsten Episode erzählt. Angst vor Spionage gab es  auch schon 1866,  und in Stolpen brannte es 1862. Was hat Tom Hanks mit Langenhennersdorf zu tun? Kann man nachlesen… Zuletzt geht es um eine 100jährige Kesselsdorfer Spedition, die heute auch mir E-Trucks und vollelektrischen LKWs unterwegs ist.

„Stöberhefte“ möchte ich sie nennen, die viel bebildert so unterschiedliche Geschichten erzählen. Matthias Schildbach hat seinen eigenen Verlag genau dafür gegründet, indem wir sächsische Geschichte finden, darunter Erzgebirgsgeschichten und alte Kriminalfälle. Dabei hat es dem Verlege die Geschichte um den Fall Rehn aus Markersbach wohl besonders angetan. Schaut doch mal rein.


Matthias Schildbach kann man regelmäßig auf Buchmessen treffen, ich lernte ihn während Dresden(erlesen) kennen. Seit dem wartete ich auf das Buch DER VERGESSENE ANGRIFF, inzwischen liegt es vor mir. Es wird also mehr über und von dem diplomierten Buchhändler und Dozenten hier zu lesen geben.



© Bücherjunge




 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Durch das Kommentieren eines Beitrags auf dieser Seite, werden automatisch über Blogger (Google) personenbezogene Daten, wie E-Mail und IP-Adresse, erhoben. Weitere Informationen findest Du in unserer Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google. Mit dem Abschicken eines Kommentars stimmst Du der Datenschutzerklärung zu.

Um die Übertragung der Daten so gering wie möglich zu halten, ist es möglich, auch anonym zu kommentieren.