"Hat der alte Hexenmeister / sich doch einmal weg begeben!
Und nun sollen seine Geister / auch nach meinem Willen leben;
seine Wort´ und Werke merkt´ ich / und den Brauch,
und mit Geistesstärke / tu´ ich Wunder auch.
Walle, walle / manche Strecke,
dass zum Zwecke / Wasser fließe..."
Ich weiß nicht, ab welchem Alter vermutlich die Aussage überwiegen könnte, dass dieses Gedicht, mit ein gewisser Johann Wolfgang v. Goethe im "Balladenjahr" 1797 auf einen Text des griechischen Dichters Lukian, übersetzt von Wieland, zurück griff, unbekannt sei. Eine zweite Frage könnte lauten, ab wann es nicht mehr auswendig gelernt werden musste. Hab gleich mal einen Familienrückruf gestartet, der ergab, dass das Gedicht duch auch bei der jüngsten Generation noch bekannt ist. Welch Lichtblick.
Vielleicht aber ziehen auch die Illustrationen von Sabine Wilharm, die unter vielen anderen die Harry Potter Bücher bei Carlsen illustrierte. Eine gewisse Ähnlichkeit der Zauberlehrlinge ist daher wohl nicht zu verleugnen. Gedichte lesen will gelernt sein, als Bilderbuch hält man aber zwangsläufig inne und liest etwas langsamer bis der Meister spricht:
"Denn als Geister ruft euch nur zu seinem Zwecke erst hervor der alte Meister!"
Doch schauen wir uns weiter um im Kindermann-Verlag und bleiben dabei aber wiederum beim Dichterfürsten, auch wenn Strom und Bäche in hiesigen Breiten noch keine Eis führen und es bis Ostern noch weit scheint, wenn es wieder heißt:
sind Strom und Bäche,
durch des Frühlings holden, belebenden Blick;
im Tale grünet Hoffnungsglück;
der alte Winter, in seiner Schwäche ,
zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dorther sendet er, fliehend, nur
ohnmächtige Schauer körnigen Eises
in Streifen über die gründende Flur."
Diesmal allerdings stammen die Illustrationen vom bekannten Maler Klaus Ensikat, der auf jedem Bild den Faust und den Famulus Wagner auftreten lässt, ganz so wie es Goethe beschreibt. Es ist der alte Goethe selbst, den Ensikat in das Osterfest sendet, mit Zylinder und Gehstock. Eine schöne Idee, die er so im nächsten Buch nicht gleichermaßen umsetzen kann, denn der eigentliche Faust, der mittelalterliche, der sich da mit diesem Mephisto einlässt, ist doch ein wenig vom Universalgenie entfernt. Und doch ist der Stil ähnlich wie am Osterspaziergangs-Bild unten rechts erkennen kann.
Barbara Kindermann erzählt die Geschichte bis zu Gretchens: "Heinrich, mir graust vor dir" und gibt nur noch einen kurzen Ausblick auf den Fortgang der Geschichte in Faust - Der Tragödie zweiter Teil.
Bekannte Zeilen aus dem Original sind kursiv in die Nacherzählung eingesetzt, sogar der Prolog ist mit aufgenommen, als der Herr den Mephisto fragt:
"Hast du mir weiter nichts zu sagen?
Kommst du nur immer anzuklagen?
Ist auf der Erde dir nichts recht?"
Nein, Herr! Ich find es dort, wie immer, herzlich schlecht!"
Bezüglich des Originals hätte ich mir einige Zeilen mehr gewünscht, gerade Faust I weist ja so viele schöne zitierfähige Stellen auf. (Ich bin der Geist, der stets verneint... / Grau mein Freund ist alle Theorie... )- Der Zauberlehrling: DNB / Kindermann / Berlin 8.2019 / ISBN: 978-3-934029-25-5
- Osterpaziergang: DNB / Kindermann / Berlin 5.2018 / ISBN: 978-3-934029-47-7
- Faust: DNB / Kindermann / Berlin 2002 / ISBN: 978-3-934029-10-1
Was für ein toller Fund! Die Zeichnungen, die hier in den Collagen erkennbar sind, finde ich beeindruckend. Und Altes auch für Kinder der heutigen Zeit noch zugänglich zu machen, ist eine wundervolle Idee!
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