Spätsommerlicher Zuwachs in unseren Regalen. Unsere ganz eigene Ernte...
Anne Parden

Im Rahmen einer Leserunde bei Lovelybooks gewann ich dieses Buch mit dem schrägen Titel und dem auffälligen Cover. Ich bin sehr gespannt!
Eine Beziehung eskaliert, ein Kind wird geboren, eine Spurensuche beginnt: 11 Erzählungen kreisen um die Familien- und Lebensgeschichten der zwei Paare Annemarie und Manfred, Hanni und Karli. Realistische, oft auch traumartige Momentaufnahmen beleuchten Aspekte ihrer Biografien und folgen den Spuren der Erinnerung. Die Geschichten gleichen Mosaiksteinen: Sie zeigen die Figuren in unterschiedlichen Konstellationen ihres Lebens, erzählen von innerem Aufruhr, ihrem Scheitern, ihrem Aufbegehren und bewegenden Ereignissen. Am Ende entsteht ein neues Bild, zusammengesetzt aus den Splittern der Vergangenheit. In ihrem Prosadebüt zeigt Renate Silberer ihr breites Repertoire an Erzählweisen. Dialogreiche Passagen wechseln sich ab mit lyrischen, oft surrealen Szenerien. Die Wirklichkeit ist dann nur mehr in Andeutungen zu erkennen, doch entfaltet sich dadurch eine eigene Welt, die es ermöglicht, tief in die Seele ihrer Figuren einzudringen.

Cora ist nur eine von unzähligen Schwarzen, die auf den Baumwollplantagen Georgias schlimmer als Tiere behandelt werden. Alle träumen von der Flucht – doch wie und wohin? Da hört Cora von der Underground Railroad, einem geheimen Fluchtnetzwerk für Sklaven. Über eine Falltür gelangt sie in den Untergrund und es beginnt eine atemberaubende Reise, auf der sie Leichendieben, Kopfgeldjägern, obskuren Ärzten, aber auch heldenhaften Bahnhofswärtern begegnet. Jeder Staat, den sie durchquert, hat andere Gesetze, andere Gefahren. Wartet am Ende wirklich die Freiheit? Colson Whiteheads Roman ist eine virtuose Abrechnung damit, was es bedeutete und immer noch bedeutet, schwarz zu sein in Amerika.

Sie sind zu zweit, von Anfang an, die Zwillinge Alissa und Anton. In der kleinen Zweizimmerwohnung im Moskau der postsowjetischen Jahre verkrallen sie sich in die Locken des anderen, wenn die Eltern aufeinander losgehen. Später, in der westdeutschen Provinz, streunen sie durch die Flure des Asylheims, stehlen Zigaretten aus den Zimmern fremder Familien und riechen an deren Parfumflaschen. Und noch später, als Alissa schon ihr Mathematikstudium in Berlin geschmissen hat, weil es sie vom Boxtraining abhält, verschwindet Anton spurlos. Irgendwann kommt eine Postkarte aus Istanbul – ohne Text, ohne Absender. In der flirrenden, zerrissenen Stadt am Bosporus und in der eigenen Familiengeschichte macht sich Alissa auf die Suche – nach dem verschollenen Bruder, aber vor allem nach einem Gefühl von Zugehörigkeit jenseits von Vaterland, Muttersprache oder Geschlecht.

18. Juli 1816: Vor der Westküste von Afrika entdeckt der Kapitän der Argus ein etwa zwanzig Meter langes Floß. Was er darauf sieht, lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren: hohle Augen, ausgedörrte Lippen, Haare, starr vor Salz, verbrannte Haut voller Wunden und Blasen … Die ausgemergelten, nackten Gestalten sind die letzten 15 von ursprünglich 147 Menschen, die nach dem Untergang der Fregatte Medusa zwei Wochen auf offener See überlebt haben. Da es in den Rettungsbooten zu wenige Plätze gab, wurden sie einfach ausgesetzt. Diese historisch belegte Geschichte bildet die Folie für Franzobels epochalen Roman, der in den Kern des Menschlichen zielt. Wie hoch ist der Preis des Überlebens?

Das Leben des jungen Arthur Maxley scheint beherrscht von Müßiggang und einem nie verwundenen Trauma aus der Kindheit. Einen Abend, eine Nacht lang, folgen wir Arthur. Zunächst zu einem Dinner mit seinem Vater, den er viele Jahre nicht gesehen hat. Etwas Schwerwiegendes steht zwischen ihnen, Schuld und Scham lasten auf dieser Begegnung, deren hoffnungsloses und abruptes Ende einen Vorgeschmack gibt auf das verheerende Finale dieser Nacht. Die Straßen und Bars des nächtlichen San Francisco sind die Kulisse, vor der sich Arthurs innerer Abgrund auftut. Während er der sinnlichen Verführung durch eine fremde Schöne nachgibt, enthüllt sich Arthurs ganze existenzielle Not: Sein Begehren ist tiefer, als dass erotische oder sexuelle Erfüllung es befriedigen könnten.

Evan Smoak ist der "Nowhere Man". Ein geflüsterter Name unter Kriminellen, den manche für einen Spuk halten. Er hilft denen, die keinen Ausweg mehr haben. Dies ist seine Art sich seine Menschlichkeit zu erhalten, nachdem er jahrelang unter dem Decknamen "Orphan X" im geheimen Auftrag der US-Regierung getötet hat. Während er einer Jugendlichen hilft, den Fängen eines Mädchenhändlerrings zu entkommen, wird er überwältigt und entführt. Jetzt muss Evan all sein Können aufbringen, um sich selber zu befreien, bevor es zu spät ist … Denn es gilt weiterhin sein 10. Gebot: Lasse niemals einen Unschuldigen sterben.
KaratekaDD

Thomas J, Hauck las auf der oben genannten Veranstaltung aus diesem seinem Buch. Wiener Schmäh mit Leichen - vermutlich hätte ich das nie aus einem Regal gezogen. Aber der Autor ist auch Schauspieler und das machte die Lesung schon mal zu einem Vergnügen. Daher ist es auch schade, dass es keine Hörbuchversion gibt. Trotzdem nahm ich das Büchlein, indem von einer Bilderfälschung im großen Stil erzählt wird, mitgenommen. Also, ich hab´s auch bezahlt.


TinSoldier
Im September gab es bei mir keine Neuerwerbungen.
Da sind ja wirklich feine Titel bei euch eingezogen! Mit "Underground Railroad" liebäugle ich auch schon eine Weile und ihr konntet mich auf "Nichts als die Nacht" aufmerksam machen!
AntwortenLöschenHab noch einen schönen Tag!
Schön, dass hier gestöbert wird! ☺
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