Der Spätsommer bringt immer noch schöne Tage mit sich - und nun ist der Herbst da. Die Tage werden kürzer, der heiße Tee schmeckt wieder - da locken doch sicher einige Lesestunden... Bei uns war es jedenfalls so, auch wenn andere Verpflichtungen nicht immer so viel Zeit für unser Hobby lassen, wie wir uns das manchmal wünschen würden...

Wie gewohnt gab es zu Beginn des Monats wieder zwei BlogPosts -
Nr.102 zeigte die Zusammenfassung unserer Beiträge im Vormonat,
Nr. 103 präsentierte unsere Neuerwerbungen im August.

Die erste Rezension zu Brita Rose-Billerts Roman Das Geheimnis des Falken wurde hier bereits im Frühjahr 2016 veröffentlicht. Nun jedoch hat KaratekaDD endlich das erste buch, welches nach dem zweiten herauskam, gelesen und die beiden Bücher in einer aktualisierten Rezension zusammengefasst. Der Roman hat seinen Ausgangspunkt in der Pine-Ridge-Reservation in South Dakota. Erzählt wird die Geschichte um den Lakota Ryan Spirit Hawk, Cetan Wakan, der die Reservation verlässt um Geld für die kranke Mutter aufzutreiben. Dies tut er als Sergeant der US Aorforce, als Kopfgeldjäger und als Rennfahrer... Auch wenn das meinen Lesrn aus anderer Quelle bekannt vorkommt: Ein spannender Roman, der Erstling der thüringischen Krankenschwester mit Ambitionen für Pferde und Amerikas Ureinwohner.
Ede und Unku hieß ein Kinderbuch, welches, glaube ich zumindest, auch Schulstoff war. Die Hörbuchversion des Kinderbuches von Grete Weißkopf alias Alex Wedding hat Heike Makatsch gelesen.
Die Geschichte aus dem Jahr 1931 haldelt vom Berliner Arbeiterjungen Ede, der das Zigeunermädchen Unku kennenlernt, die ihm bei allerlei Abenteuern hilft.
Eine schöne Erinnerung, die natürlich besprochen werden muss.

Gelegentlich taucht hier im Blog auch Lyrisches auf. Anne ist schon länger fasziniert von Haikus, weshalb sie sich freute, als sie
SÜDWIND von
Volker Friebel (Hrsg.) im Rahmen einer Auslosung bei Lovelybooks gewann.
Ein
Jahrbuch zur Dokumentation der Weiterentwicklung der Haiku-Dichtung im
deutschsprachigen Raum - ein interessates Projekt. Insgesamt ist das
Haiku erstaunlich wenig definiert. Kürze (17 Silben und weniger),
Konkretheit (kleine Beobachtungen, keine Interpretationen),
Gegenwärtigkeit (Wörter aus dem Hier und Jetzt) und Offenheit werden als
charakteristische Merkmale eines Haiku benannt, wobei gerade die
Offenheit Raum für Assoziationen beim Leser schafft. Dank
der Vielfalt der Beiträge wird hier wohl jeder Leser auf Haikus
stoßen, die ihn berühren - dass einem alle Kurzgedichte gefallen, wäre
bei einer solchen Sammlung eher ungewöhnlich. Anne jedenfalls ist auf
einige wundervolle Beiträge gestoßen, und das war letztlich genau das,
was sie sich von dem Buch erhofft hatte...

Das zweite Buch von der diesjährigen Longlist des Deutschen Buchpreises ist gelesen. Doch diesmal war Anne konsterniert: bestenfalls ist
SCHRECKLICHE GEWALTEN von
Jakob Nolte für sie schräg, auf jeden Fall aber eine Zumutung! In kurzen bis kürzesten 'Kapiteln'
wird der Leser hier zugeballert mit einer Flut an wikipedialastigen
Informationen, schrägen Vergleichen - "In diesen Stunden schienen die
Sterne zu flackern, als wären sie die zum UNESCO-Weltkulturerbe
ernannten Leuchtstoffröhren der Amüsierviertel Bangkoks" -, trivialem
Nonsens - "Benedikte war die Tochter ihrer Mutter und ein Kind ihres
Vaters" - und teilweise endlosen und ermüdenden Aufzählungen. Neben
selbstverliebten Sprachspielereien und teilweise hingerotzter
Alltagssprache kommt es auch immer wieder zu eigenwilligen Sex-Szenen
und Splatter-Fantasien - Quentin Tarantino geisterte hier mehr als
einmal durch Annes Kopf. Dass die Geschichte letztlich kein Ende im
üblichen Sinne hat, darf hier dann nicht mehr verwundern.Klugscheißerisch,
akademisch-überlegen, angeberhaft, blutrünstig, morbid, grausam,
einfallsreich, trashlastig, misanthropisch, nihilistisch, erzählfreudig,
ironisch-hochtrabend, schwarzhumorig, eigenwillig, durchgeknallt - eben
anders.
FLÜGEL AUS PAPIER von
Marcin Szczygielski ist in Annes Augen ein gelungenes Beispiel dafür, dass man auch adäquate Kinderbücher über den Holocaust schreiben kann. Einerseits muss
die kindliche Naivität des Hauptcharakters glaubwürdig ausgestaltet
werden, andererseits müssen der Schrecken, die Angst und die
allgegenwärtige Gefahr dieser Zeit auch ihren Raum finden. Kindgerecht
und doch eindringlich - das ist dem Autor nach Annes Ansicht gelungen. Für Kinder ab 10 Jahren wird dieses Buch
empfohlen, jedoch sollte man bei jüngeren Kindern doch lieber ein
gemeinsames Lesen in Betracht ziehen. In jedem Fall bietet dieses Buch
eine empfehlenswerte und kindgerechte Zeitreise in einen Teil der
deutschen Geschichte, den viele lieber vergessen würden, der aber
niemals vergessen werden darf.

Der erste Band der zweiteiligen Dystopie von
Cecelia Ahern hat Anne positiv überrascht. Mit
FLAWED - WIE PERFEKT WILLST DU SEIN? zeigt die Autorin, dass sie
mehr kann als ihre sonst so berühmten 'Liebesgeschichten'. Die Ausgrenzung von Teilen der
Gesellschaft (hier sichtbar gemacht z.B. durch das erzwungene Tagen
einer Armbinde) gemeinsam mit einem engmaschigen Kontrollsystem (hier
gekennzeichnet durch die allgegenwärtigen Whistleblowers) ist sicher
kein neues Thema. Doch Cecilia Ahern verwebt diesen Aspekt gekonnt mit
der Fragestellung nach den moralischen Werten einer Gesellschaft, mit
der Möglichkeit, eine ursprünglich gute Idee durch die Machtgeilheit
einzelner ins Perverse zu verdrehen und mit der Frage nach der
Zivilcourage der Menschen, die gemeinsam vielleicht etwas verändern
könnten. Neugierig auf den zweiten Teil wurde Anne da in jedem Fall!

Und auch der zweite Band von
Cecelia Ahern ist nun gehört.
PERFECT - WILLST DU DIE PERFEKTE WELT? setzt nahtlos da an, wo Band eins endete, so dass Anne sich gleich wieder ins Geschehen einfand. Die Spannung bleibt hier im zweiten Teil der
Dilogie fast durchgehend hoch. Immer wieder kommt es zu überraschenden
Wendungen und unvermuteten Handlungen, die dem Mix aus
Gesellschaftskritik, Verfolgung, Machtgeilheit, Verrat, Zivilcourage,
Liebe, Zusammenhalt und der Frage, wer man eigentlich sein will, die
besondere Würze geben. Das Ende war Anne persönlich ein wenig zu weichgespült, passt damit aber wohl in das
Konzept eines Jugendbuchs. Insgesamt jedoch war diese zweibändige
Dystopie für sie tatsächlich ein großer Hörspaß und bekommt daher von ihr eine klare Hörempfehlung.

Schon lange wollte Anne ein Buch von
Gregg Hurwitz lesen, und als sich ihr die Möglichkeit bot, mit
ORPHAN X den Beginn einer neuen Reihe kennenzulernen, schlug sie begeistert zu. Obschon Anne Action-Thrillern nicht unbedingt zugeneigt ist, konnte sie
dieser Reihenauftakt doch positiv überraschen. Evan Smoak ist nicht nur die
Killermaschine, die er zunächst zu sein scheint, sondern trägt auch die
leise Melancholie des einsamen Wolfes mit sich herum und kann tiefe Züge
von Mitmenschlichkeit nicht leugnen. Diese Widersprüchlichkeit macht
den Charakter so interessant, und wenn man die Idee eines Superhelden
erst einmal zulässt, macht das Lesen einfach nur noch Spaß. Einen
überaus gelungenen Auftakt zu der neuen Reihe hat Gregg Hurwitz hier
abgeliefert. Spannend, unterhaltsam, humorvoll, durchdacht und filmreif -
mit einem Wort: empfehlenswert!
DAS WETTER HAT VIELE HAARE beinhaltet 11 Erzählungen aus wechselnden Perspektiven - Geschichten von Paaren,
Kindheitserinnerungen, Freundschaften, gescheiterten Beziehungen,
Krisen. So unzusammenhängend, wie die Erzählungen zunächst erscheinen,
hängen sie auf eine besondere Art dennoch zusammen. Denn die Personen
tauchen in verschiedenen Konstellationen immer wieder auf, als
Geschwister, als Freunde, als Paare, als Eltern. Und erzählen Splitter
ihrer Vergangenheit, treffen sich in ihren Erinnerungen. Ein gemeinsamer
Nenner ist, dass hier jeder irgendwie unglücklich und unvollständig
ist, auf der Suche, in psychischen und emotionalen Ausnahmezuständen.
Jeder ist vereinzelt und wird von den anderen nicht wahrgenommen, nicht
gesehen, nicht gehört, oft auch nicht ernst genommen.
Renate Silberer zeigt in ihrem Prosadebüt
eine große Experimentierfreude. Je nach Gemütszustand passt sie die
Erzählweise an, die die Gedankenwelt so im Grunde spiegelt. Eine
interessante Mischung, die Anne allerdings nicht durchgängig begeistern
konnte.

Bei dem Hörbuch
GRAY von
Leonie Swann steht eindeutig eher das
ungewöhnliche Ermittlerduo im Fokus des Geschehens als der Kriminalfall
selbst. Eine Menge absurder und komischer Szenen haben Anne beim Hören
richtiggehend amüsiert, und v.a. der Graupapagei ist ihr dabei rasch ans Herz
gewachsen. Diese Mischung aus Intelligenz, großer Klappe und Frechheit
auf der einen, Unbeholfenheit und Hilflosigkeit auf der anderen Seite
erscheint überaus charmant. Und die wachsende Freundschaft zwischen
Augustus und Gray ist einfach nur herzlich. Der Kriminalfall selbst
plätschert phasenweise etwas vor sich hin, was Anne aufgrund des
unterhaltsamen Miteinanders der Hauptcharaktere aber als nicht
sonderlich störend empfand. Bis zum Schluss war ihr nicht klar, wer hier
der Täter sein könnte, aber womöglich habe sie sich auch nicht
ausreichend auf den Fall konzentriert, sondern eben auf das Geschehen um
den Dozenten und seinen Papagei. Für Anne ein schönes Hörerlebnis, das vor allem durch seine Charaktere punkten konnte.
Finale Berlin von
Heinz Rein, gelesen von Tinsoldier, erzählt die Geschichte ganz unterschiedlicher Menschen, die der Zufall im April 1945 in der Berliner Kneipe von Oskar Klose zusammenführt. Diese wird nun zum geheimen Treffpunkt einer kleinen Widerstandsgruppe, der bereits die SS auf der Spur ist. Der Roman zeichnet ein düsteres Bild der chaotischen letzten Kriegstage in Berlin. Die bedrückende Atmosphäre und das ungewisse Schicksal der Charaktere fesselt und erzeugt Spannung. Ein Antikriegsroman mit großen Spannungseffekten, der bereits 1947 erschien. Absolut spannend und lesenswert.
Huhu!
AntwortenLöschenOh schön, viele Bücher, die man nicht immer und überall sieht! Solche Beiträge sind mir immer die liebsten, auch wenn sie oft fatal für die Wunschliste sind. :-)
Besonders freudig überrascht hat es mich, hier "Südwind" zu sehen! Darin sind auch Haiku von meinem Mann enthalten, der hat mehrere Jahre lang täglich Haiku geschrieben. :-D
Ich hatte kurz erwogen, "Schreckliche Gewalten" zu lesen, habe mich dann aber für andere Bücher der Longlist entschieden. Klingt so, als hätte ich mir da was erspart! Wobei ich sagen muss, dass mir von den vier Büchern, die ich bisher gelesen habe, zwei sehr gut ("Die Kieferninseln" und "Walter Nowak bleibt liegen")
und zwei gar nicht ("Romeo oder Julia" und "Außer sich") gefallen haben.)
"Perfect" schiebe ich vor mir her, weil ich schon öfter gehört habe, dass der zweite Band ncht so gut ist wie der erste. Außerdem macht mein Lesegeschmack im Moment mal wieder einen Wandel durch, das macht der alle paar Jahre... Ich stelle im Moment fest, dass ich immer weniger Jugendbücher lese. Werd' ich jetzt mit 41 Jahren schon alt?
"Gray" möchte ich auch irgendwann noch lesen, aber erst muss ich endlich mal den zweiten Band von "Glenkill" vom SUB erlösen.
Ich habe euren Beitrag HIER für meine Kreuzfahrt durchs Meer der Buchblogs verlinkt!
LG,
Mikka
Huhu Mikka, schön Dich hier zu lesen!
LöschenDas ist ja mal ein krasser Zufall, dass 'Südwind' auch persönliche Bezüge zu Dir hat. Toll! Ja, die Bücher rund um den Deutschen Bücherpreis - zur Zeit 'hänge' ich noch in zweien, die aber hoffentlich bald geschafft sind. Dabei sind es bei beiden ganz unterschiedliche Faktoren, die mir das Lesen etwas erschweren. Näheres folgt dann in der Buchbesprechung.
Danke fürs Verlinken wieder einmal! ♥
LG Anne
Oh, dann bin ich ja mal gespannt, welche Bücher es sind und woran es lag!
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