Eigentlich befindet sich ja schon eine unfassende Rezension zu dieser Novelle von Astrid Dehe und Achim Engstler in diesem Blog. TinSoldier hat sich eingehend mit dem schmalen Bändchen befasst und nun habe ich es auch gelesen.
"EIN KLEINER SPRUNG aus dem Boot, ein Gefühl von sieg, das rasch verblasst - und Tjark Evers, Matrose und Navigationsschüler, hat seine Insel verfehlt. Nicht auf Baltrum steht er an diesem Wintermorgen, dem Tag vor Weihnachten 1866, sondern auf einer Sandbank, mitten in den unerbittlich anrollenden Wogen. Immer dichter wird der Nebel, immer höher nagt die Flut. und Hilfe ist nicht da." (Buchrücken)
Tjark Ullrich Honken Evers schreibt letzte Grüße in ein Notizbuch, packt es in die Zigarrenkiste, deren eigentlicher Inhalt das Weihnachtgeschenk für den Vater sein sollte, in dessen Fußstapfen er treten wollte und bereitet sich auf das Ertrinken vor. Für einen Navigationsschüler vielleicht besonders tragisch, so im Nebel ohne Kompass...
Im Museum ALTES ZOLLHAUS findet sich das Tagebuch. TinSoldier hat die Geschichte ja bereits umfassend beschrieben, da kann ich mich kurz fassen. Mir jedenfalls lief es ständig kalt den Rücken runter. Mehrfach habe ich angesetzt auf einigen Seiten, schier unvorstellbar, einem solchen Schicksal ausgeliefert zu sein. Und doch: Keine Orientierung möglich? Kein verzweifelter Versuch, die heimatliche Insel Baltrum zu erreichen? Der Zweiundzwanzigjährige muss sich des Todes sehr sicher gewesen sein.
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In einem anderen Buch las ich letztens folgenden Satz von Ovid (43 v.Chr. bis 17 n.Chr.):
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Wie hoffnungslos muss Tjark Evers gewesen sein... Hat er sich dem Wasser dann selbst übergeben? Aber die Frage nach dem Suizid, die sich Evers vor allem auch aus Glaubensfragen stellt, erscheint mir letztlich nicht sehr wichtig, möge er wenigstens die Hoffnung auf Vergebung mit in das nasse Grab genommen haben. Die Hoffnung Ovids wäre eine gute Alternative gewesen...
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Das Autorenpaar Engstler / Dehe hat eine auf Baltrum bekannte Geschichte in eine kurze, prägnante Novelle gepackt, die ich wahrscheinlich ohne TinSoldiers Tipp nie angerührt hätte. Ein Glück, dass er, der ein "ergebener" Fan der Büchergilde Gutenberg ist, dies Büchlein gelesen und rezensiert hat... Meinem Interesse zuträglich war auch das Interview, welches er mit Astrid Dehe und Achim Engstler führte.
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► Auflaufend Wasser; vorgestellt im NDR
► DNB / Büchergilde Gutenberg / FFM 2014 / Lizenzausgabe / ISBN: 978-3-7632-6693-7 / 103 S.
Nachtrag
Tjark Evers zu Haus angekommen - Batrum 13. Mai 2015
"Nun ist der Unglückliche doch noch auf seiner Insel angekommen: Heute
wurde das von Bernd Clemenz-Weber gestaltete, mit Texten aus Astrid
Dehes und Achim Engstlers Novelle "Auflaufend Wasser" versehene
Tjark-Evers-Denkmal feierlich auf der Insel enthüllt."
So schreibt Achim Engstler auf seiner Facebookseite. Das Denkmal ist in seiner Eigenwilligkeit sehr schön ungleichmäßig und sehr passend für die Geschichte des Tjark Evers.
© KaratekaDD
Schöner Beitrag, Uwe. Es freut mich, dass Du von der Novelle offenbar ebenso beeindruckt bist wie ich!
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