Aber was macht man denn nun in Neustrelitz als Büchernarr, der außerdem so fast alles was er leserisch konsumiert auch "verbloggt"? Man hat nur eine Möglichkeit. Man geht zu Frau Wilke.
In der Strelitzer Straße. Das ist doch eine Buchhandlung nach meinem Geschmack. Gestern war ich wieder einmal da, nicht ganz uneigennützig, aber davon sei später vielleicht mal die Rede.
Natürlich kam ich mit Büchern wieder raus. Gleich wenn man reinkommt sieht der Besucher an der gegenüberliegenden Wand ein Regal mit Klassikern und davor blieb ich nach einem überaus interessantem Gespräch mit Frau Wilke stehen und nahm dieses oder jenes Büchlein in die Hand. Ich schrieb eben Klassiker. Und im wahrsten Worte nahm ich den Klassiker schlecht hin in die Hand: Eberhard Esche. Das ist natürlich Quatsch. Aber Eberhard Esche viel mir gleich ein, als ich das kleine schöne Büchlein vom großen Johann Wolfgang von Goethe in der Hand hielt. Kenner wissen jetzt von welchem Werk ich rede: REINEKE FUCHS.
Gerade eben liegt das Büchlein aufgeschlagen neben mir und im Player spricht Esche das Werk, er hat sich in Jahrzehnten um genau dieses verdient gemacht. Wer ein Stück in Hexametern lesen will, Goethe wollte damit beweisen, dass das Versmaß der EDDA auch im Deutschen möglich ist, der braucht schon ein bisschen Geduld und Zeit. Vor allem kann er Ablenkung nicht gebrauchen.
Also dachte ich mir, während ich das Bändchen in die Hand nahm, 'das kannst du lesen und hören zugleich.'
Gesagt getan.
Momentan tönt die Krönungsmesse des großen Mozarts aus dem Player - damit ist das Stück standesgemäß "komplettiert" wurden - denn
"Nobel, der König, versammelt den Hof; und seine Vasallen
Eilen gerufen herbei mit großen Gepränge von allen Seiten und Enden,
Lütke, der Kranich, und Markart, der Häher, und alle die Be-
sten.
Denn der König gedenkt mit allen seinen Baronen
Hof zu halten in Feier und Pracht; Er läßt sie berufen
Alle miteinander, so gut die Großen als Kleinen.
Niemand sollte fehlen! und doch fehlte der Eine,
Reineke Fuchs..."
Die Leute lachen ob der Vortragsweise und es kommt Verstimmung auf bei mir, denn es war mir nicht vergönnt, den großen Mimen mit Reineke Fuchs, es hätte auch das Wintermärchen sein können, noch einmal auf der Bühne zu sehen, denn er starb, 174 Jahre nach Goethe, im Mai des Jahres 2006.
Ich hatte den Esche schon mal gesehen, da auf der Bühne des Deutschen Theaters, er las seine memoirischen Geschichten und wir hielten uns die Bäuche und man konnte sehen, wer gelegentlich nicht lachte, kam aus dem Westen dieser Republik, deren Zusammenwachsen auch literarisch noch nicht abgeschlossen ist. Unter Buchbloggern geht das schneller, wie wir immer wieder erfahren.
Zwölf Gesänge hat das Werk, welches Goethe im Jahr 1793 schrieb und ein Jahr später veröffentlichte. Die spitzen, boshaften und spöttischen Züge entnahm er wohl seinen Erfahrung des höfischen Lebens da in Weimar. (wiki) - Den gesprochenen Text lesend zu verfolgen ist ein besonderes Vergnügen, der schelmische Reineke bringt das Publikum zum Lachen, der Sprecher ist ja auch einer der Großen seiner Zunft.
Klar, man kann das Werk bei Projekt Gutenberg herunterladen, aber dann muss man das auf einem eReader oder auf dem Monitor lesen und dies haben der Dichter und der Schauspieler nun wahrlich nicht verdient.
Man gehe zu Frau Wilke und bitte sie das im Nikol-Verlag in "altertümlicher" Buchbindung herausgekommene Büchlein, dessen Text der Ausgabe von Goethes Werken in sechs Bänden von 1900 folgt, herauszusuchen oder zu bestellen. Illustriert wurde es von Wilhelm von Kaulbach.
Seite 178/179
► Nikol Verlag / Hamburg 2014 / ISBN: 978-3-86820-248-9 / 182 S. / DNB
► REINEKE FUCHS in der Buchhandlung WILKE (Webseite)
© URDD / KaratekaDD
PS: Der Text und der Vortragsstil verändern irgendwie den Schreibstil. Man(n) passt sich irgendwie an.
PPS: Der Fuchs ist eine Sparbüchse, passt hervorragend zum Thema im doppelten Sinn. Für viele Bücher muss man auch mal sparen, den REINEKA hier aber bekommt man für einen sehr sehr fairen Ptreis.
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