Montag, 23. Februar 2015

Behrendt, Michael: Steinefresser


Der SEK-Mann Wolf Schacht kennt Berlin nicht als Party-Metropole, sondern als Moloch: Mord, Bandenkriminalität und Missbrauch prägen seinen Alltag. Schacht will dem Teufelskreis der Gewalt entkommen – und landet so ausgerechnet bei der Mordkommission. 

Mit dem SEK-Veteran Wolf Schacht schafft Autor Michael Behrendt einen Ermittlertypen, der ebenso unbefangen wie knallhart an die Arbeit geht. So wird aus einem Mord, der keiner sein durfte, eine erbarmungslose Schlacht, die hoch in politische Machtzirkel und tief in die Geschichte Deutschlands reicht. Bis Berlin buchstäblich in Rauch aufgeht. Schachts Gegner kämpfen um mehr als Macht, Sex oder Geld. Ihr Kapital sind die Schwächen, Abgründe und Perversionen anderer. 
Schlaft ruhig, Berlinerinnen und Berliner. Oder könnte es sein, dass sie auch Euch schon haben? 

Eine leicht entzündliche Mischung aus Action-Krimi, Spionage-Thriller und Nachtreise in eine untote deutsch- deutsche Vergangenheit. »Steinefresser« ist ein Roman; viele Figuren und Verbrechen gehen allerdings auf tatsächliche Ereignisse zurück.






  • Broschiert: 320 Seiten
  • Verlag: Deutscher Levante Verlag; Auflage: 1., Erstausgabe (10. November 2014)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3943737179
  • ISBN-13: 978-3943737172








 DER EINSAME WOLF...


Ermittlungen in Berlin...


Der SEK-Veteran Wolf Schacht kennt von Berlin vor allem die düsteren Seiten: Mord, Missbrauch, Organisierte Kriminalität. Seine Einheit führt einen ebenso brutalen wie aussichtslosen Krieg. Schacht will dem Teufelskreis der Gewalt entkommen und landet dabei ausgerechnet in der Berliner Mordkommission.
Sein erster Fall, der gar keiner sein darf, zieht ihn in eine schmutzige Affäre, die hoch in politische Machtzirkel reicht  - und tief in die Geschichte Deutschlands: Ost und West. Schachts Gegner agieren eiskalt. Macht, Sex und Geld sind für sie nur Mittel zum Zweck.


Das Gesetz, das Gute konnte man nicht nur mit Moral und Anstand verteidigen, sondern auch mit Mitteln, die nicht erlaubt waren. Schacht war sicher, dass der Staat, der ihm diese Gesetze auferlegte, von ihm insgeheim verlangte, dass er sie manchmal übertrat. Den Rechtsstaat hin und wieder abschaffen, um ihn vor sich selbst zu retten.


Ein harter Kerl ist dieser Wolf Schacht, ein Alphatier, so sagt man wohl. Anerkannt als Anführer in seiner SEK-Truppe aus lauter harten Kerlen, einer für alle, alle für einen. Doch in letzter Zeit kommt Schacht ins Grübeln. Altersmäßig wird er nicht mehr lange mithalten können mit den hohen Anforderungen des SEK. Und wenn er sich anschaut, wohin sein Leben steuert: einsam, gewaltbereit, Alkohol in allen Lebenslagen - ist er sich nicht mehr sicher, ob es das ist, was er wirklich will.
Als er die Möglichkeit erhält, zwei Monate als Praktikant in einer Berliner Mordkommission zu hospitieren, greift er zu. Vielleicht ist es tatsächlich an der Zeit, sich umzuorientieren?


Man musste sich immer noch vom 'polizeilichen Gegenüber' unterscheiden, wie es hieß. Manchmal fehlte nicht viel - manchmal überschritten sie auch diese Grenze.


Gleich sein erster Fall ist gar keiner. Wird zumindest behauptet. Ein Personenschützer und ehemaliger Kollege Schachts wird erschossen in seinem Auto aufgefunden, Selbstmord vermutlich. Schnell wird den untersuchenden Mordkommissaren nahegelegt, die Akte zu schließen, schließlich der Fall dem Staatsschutz übergeben.
Auch wenn Schacht keinerlei Erfahrungen in Ermittlungsarbeit hat, ahnt er - offenbar als einziger - dass hier etwas nicht stimmt. Und als dann noch ein Mitarbeiter der Stasi-Unterlagen-Behörde sowie ein schwuler Politiker ums Leben kommen und auch diese Mordfälle inszeniert wirken, ist Schacht klar, dass die drei Fälle irgendwie zusammenhängen müssen. Nur wie? Sein Jagdinstinkt ist geweckt.


Wer in dieser Stadt glaubte wirklich, dass man Menschen zur Ausübung von Gewalt ausbilden konnte, ohne dass die jemals über die Stränge schlugen? Der Exzess war in Wahrheit kalkuliert. Und zum Berufsalltag geworden.


Warum konnte mich dieser Krimi nicht wirklich überzeugen? Es gab durchaus interessante Themen und Hintergründe, die hier immer wieder aufblitzten, und auch die Figur Wolf Schacht ist durchaus interessant, wenn auch nicht sympathisch. Aber die Punkte 'roter Faden' und 'Glaubwürdigkeit' kommen mir hier doch etwas zu kurz.

Zum einen springt der Roman, sicher auch bedingt durch die meist kurzen Kapitel, zum Teil sehr: Sprünge in Zeit, Handlung, Themen, Personen, Zusammenhängen, die mich gelegentlich verwirrten und mich vor die Wahl stellten, entweder die vergangenen Seiten noch einmal nachzulesen oder aber einfach weiterzulesen in der Hoffnung, dass sich das ganze schließlich logisch erschließen würde. Das war aber nicht immer der Fall. Vielleicht wären hier weniger Hintergründe mehr gewesen, die dafür konsequenter dargelegt und ausgebaut. So blieb vieles nur angerissen und z.T. bis zum Ende offen.
Zum anderen finde ich es wenig glaubwürdig, dass jemand, der von Ermittlungsarbeit keine Ahnung hat und nur Zielstrebigkeit, Menschenverstand und Härte in die Waagschale werfen kann, es nicht nur alleine mit drei Mordfällen gleichzeitig aufnimmt, sondern sich auch noch erfolgreich gegen massive Widerstände ganz besonderer Art durchsetzt, und das gleich von verschiedenen Seiten. Und es gab einiges, was ich nicht verstanden habe, so z.B. weshalb er von einigen Menschen unter der Hand ermutigt und unterstützt wurde, in diesen Fällen zu ermitteln. Was sollte er aufdecken, das sie nicht selbst aufdecken konnten?


Es gab keinen direkten Anlass für das, was er in sich spürte: Tatendrang und Aggressivität. Er hatte eine seltsame Wut in sich. Diese Wut, vor der er Angst hatte, weil sie einfach ganz von selbst über ihn kam. Und weil er sie nicht kontrollieren wollte.

Doch neben diesen eher negativen Aspekten hat mich der Roman durchaus unterhalten. Er führt an zahlreiche Berliner Schauplätze, wobei man merkt, dass der Autor weiß, wovon er schreibt. Er zeigt auch das Verhältnis zwischen den einzelnen Polizeiabteilungen auf, das keineswegs immer offen und von Vertrauen geprägt ist. Und er bietet einen durchaus interessanten Charakter mit dem harten Wolf Schacht, der wohl noch zwei weitere Bände über Zeit und Gelegenheit erhalten wird, sich zu entwickeln, denn geplant ist eine Trilogie.
Das ist auch gut so, denn das Ende lässt den Leser echt am ausgestreckten Arm verhungern. Verdammt: wie geht es weiter?!


© Parden





 


 Ich danke dem Levante-Verlag ganz herzlich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

 


 













Quelle
Seit seinem 18. Lebensjahr arbeitet Michael Behrendt als Journalist. Schon damals begann er mit investigativen Recherchen. Er schrieb unter anderem für 'Bild', 'BZ' und leitet heute als Chefreporter die Polizeiredaktion der 'Berliner Morgenpost'. Behrendt, dessen Vater ebenfalls Journalist war, kam 1969 in Berlin-Spandau zur Welt. Als Kriegsberichterstatter reiste er unter anderem nach Bosnien, Afghanistan, Ruanda und Nordirland.
2011 erhielt er gemeinsam mit Kollegen den 'Wächterpreis der deutschen Tagespresse'. Das Team hatte Fälle von sexuellem Missbrauch an einer Berliner Schule öffentlich gemacht und damit eine Welle von Enthüllungen ausgelöst. Behrendt ist leidenschaftlicher Kampfsportler. Aus seiner langjährigen Arbeit verfügt er über Insiderkenntnisse aus der Polizeiszene und zu ungelösten Kriminalfällen. Einige davon verarbeitet Behrendt in seinem vorliegenden Kriminaldebüt: 'Steinefresser'.


► aus dem Klappentext zu 'Steinefresser'
► weitere interessante Informationen bei Wikipedia.de 

4 Kommentare:

  1. Du hast mit deiner Einschätzung der Romanhandlung genau die Fragen beantwortet, die sich mir während der ersten Zeilen deiner Rezension schon stellten.
    Aus dem SEK in die Mordkommission? Naja...

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  2. Da hast Du völlig recht Uwe: Erstens ist eine Mordkommission keine "stehende Einheit", d.h.´, sie wird fallbezogen gebildet und danach auch wieder aufgelöst. Zweitens: Mit der Vita eines SEK-Beamten in eine Ermittlungsdienststelle zu gehen, ist zwar den Vorschriften nach nicht ausgeschlossen, aber doch eher unwahrscheinlich, denn da fehlt ihm zuerst die fachliche Ausbildung und dann die Erfahrung. Wer in Kapitaldelikten ermitteln will, der muss i.d.R. schon viele Jahre Erfahrungen in anderen kriminalpolizeilichen Bereichen gesammelt haben! Aber was soll´s: Wenn es der Spannung dient... Wenn man Kriminalfilme und Kriminalromane mit der Wirklichkeit vergleicht, dann kriegt der "Fachmann" schon sehr oft graue Haare. Denn die Wirklichkeit ist oft weniger spektakulär als viel mehr banal...

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  3. Nun, gestehen wir unseren Autoren zu, dass sie ebenso wie andere eben knallharte Figuren erfinden, in denen man seine Träume wiederfinden. 😉 oder Frau ihren Mann 😘 Oops
    Spannung ist auch viel wert.

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  4. War ja klar, dass das Buch bei den beiden Herrren hier auf Skepsis stößt, *lach*... Aber selbst dem beruflich nicht 'vorbelasteten' Leser kommen schließlich Zweifel, ob das so realistisch ist.
    Trotzdem kann man dem Buch seinen Unterhaltungswert nicht absprechen...

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