Freitag, 27. Februar 2015

Eastland, Sam: Sibirisch Rot


September 1939: Inspektor Pekkala bekommt von
Stalin einen neuen, höchst unliebsamen Auftrag.
Wieder soll er einen Mord aufklären. Doch es ist
kein gewöhnliches Verbrechen. Der Mord hat sich in
dem gefürchteten sibirischen Straflager Borodok
ereignet, wo Pekkala selbst zehn Jahre lang Zwangs­arbeit verrichten musste. Nun soll er, als Häftling
getarnt, dorthin zurück. Ein Alptraum – doch ihm bleibt keine Wahl …



  • Taschenbuch: 368 Seiten
  • Verlag: Knaur TB (1. September 2014)
  • Sprache: Deutsch
  • Übersetzung: Karl-Heinz Ebnet
  • ISBN-10: 3426513935
  • ISBN-13: 978-3426513934











DAS RECHT AUF EIN GESCHEITERTES LEBEN IST UNANTASTBAR...



Dieser Spruch wird Stalin zugeschrieben, und er zeigt bereits die zynische, menschenverachtende Haltung des Diktators. Diese Haltung ist es, die die Handlung des vorliegenden Krimis beherrscht, denn niemand anderer als Stalin selbst hält die Zügel in der Hand, stets den symbolischen Finger am Abzug des Gewehrs.


Will man ein Ungehuer beseitigen, muss man ein noch größeres Ungeheuer erschaffen. Und dann geht es darum, wer als Erster ausblutet. (S. 316)


Im September 1939 erhält Inspektor Pekkala von eben diesem Stalin einen neuen, höchst unliebsamen Auftrag. Wieder einmal soll er einen Mord aufklären. Doch es ist kein gewöhnliches Verbrechen. Der Mord hat sich in dem gefürchteten sibirischen Straflager Borodok ereignet - wo Pekkala selbst zehn lange Jahre eingesperrt war und Zwangsarbeit verrichten musste. Nun soll er, als Häftling getarnt, dorthin zurück. Ein persönlicher Alptraum, doch ihm bleibt keine Wahl.

Pekkala, der einst unter dem letzten russischen Zar als hochgeachteter Ermittler gedient hat und dort unter dem Namen 'Smaragdauge' bekannt war, steht nun, ebenfalls hoch anerkannt, in den Diensten Stalins. Wie der Zar seinerzeit, vertraut auch Stalin diesem finnischstämmigen Inspektor, soweit Stalin des Vertrauens überhaupt mächtig ist.
In dem sibirischen Straflager Borodok gibt es noch einige überlebende treue Untertanen des Zaren, doch nun ist einer von ihnen unter unbekannten Umständen ermordet worden. Diese Vertrauten des Zaren kennen womöglich als einzige das Versteck eines Teils des Zarengoldes, einer Geldquelle, auf die Stalin angesichts des Beginns des Zweiten Weltkrieges mehr als angwiesen wäre. Pekkala erhält nun die Aufgabe, die Umstände des Todes des Zarenanhängers zu ermitteln, weitestgehend inkognito - als Gefangener getarnt.

Ein Ort, wo die blanke Verzweiflung haust, das ist das Straflager Borodok. Pekkala, das 'Smaragdauge', muss hier einmal mehr seine Zähigkeit und seinen Überlebenswillen unter Beweis stellen, denn die Bedingungen sind mehr als hart. Eisige sibirische Kälte, kaum Nahrung, harte Arbeit - und dazu noch Mitgefangene und Wärter, die Misstrauen und Unberechenbarkeit an den Tag legen.
Vollkommen auf sich allein gestellt, versucht Pekkala im Gefangenenlager an Informationen zur Ermordung des Zarenanhängers zu gelangen, einzig gelegentlich durch Telegramme seines in Moskau verbliebenen Assistenten Kirow unterstützt. Doch diese Telegramme werden abgefangen und bewertet. Durch Stalin höchstselbst. Und dessen Vertrauen in Pekkala bekommt Risse...

Interessante Einblicke in das zaristische wie in das stalinistische Russland gewährt Sam Eastland mit diesem historischen Krimi. In kursiv gehaltener Schrift lässt der Autor immer wieder Rückblenden in die Zeit des letzten Zaren einfließen, die Aufschluss geben über das Geschehen in dem Russland zu Zeiten Stalins. Neben der Einbettung eines zunehmend spannenden Kriminalfalls in diesen historisch authentischen Kontext spart der Roman auch nicht an brutal-realistischer Systemkritik gegenüber beiden genannten Epochen. Ein wirklich gelungener Mix.

Der Charakter des Inspektor Pekkala wird ansatzweise vielschichtig skizziert, doch entsprechend seiner inneren Zurückhaltung erfährt der Leser nur punktuell etwas über Ansichten und Haltungen gegenüber Personen und Ereignissen. Aber auch wenn etwas Geheimnisvolles diesen Mann umwebt, wird doch deutlich, dass Pekkala in seinem Leben viel erfahren hat und dennoch nicht verbittert ist, dass er zur Loyalität neigt ohne verblendet zu sein und dass er ethische Maßstäbe hat, die er keiner Macht der Welt zu opfern bereit ist.

Insgesamt ein geschickt gewobener historischer Krimi, der mir gerade auch durch die unerwarteten Stellen schwarzen Humors wirklich gut gefallen hat.


© Parden





Die Reihe um Inspektor Pekkala von Sam Eastland umfasst bislang folgende Titel:

1. Roter Zar
2. Der Rote Sarg
3. Sibirisch Rot












http://www.droemer-knaur.de/fm/53/thumbnails/303494_407191_Web.jpg.33317640.jpgSam Eastland ist das Pseudonym des amerikanischen Schriftstellers Paul Watkins, geboren 1964, der sich auch mit literarischen Werken einen Namen gemacht hat. Seinen ersten Roman veröffentlichte er im Alter von sechzehn Jahren. Mit seiner Familie lebt er in Hightstown, New Jersey.

Quelle Text und Bild



3 Kommentare:

  1. Hoch angesehener Ermittler des Zaren (also 1916) und ebenso über 20 Jahre später: verblüffend. Was bewog den Inspektor in die Dienste der UDSSR zu treten? Vermutlich NKWD?
    Äußerst skeptisch UND total neugierig...

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  2. Ein interessantes Buch über ein interessantes Thema... könnte mir gefallen!

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  3. Ich würde das Buch bei Interesse gerne verleihen! Es macht wirklich nichts aus, wenn man die vorherigen Bände nicht kennt.

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