Samstag, 3. Januar 2015

Jackowski, Karol: Jetzt oder nie!



Eine Nonne als Lebensberaterin in punkto Spaß? 

Karol Jackowski gibt Ratschläge und Ideen, sich aus dem täglichen Trott auszuklinken und innezuhalten. Mit ihren zehn Regeln für ein glücklicheres Dasein zeigt sie auf witzige und zugleich tiefgründige Art, wie man sein Leben nutzen kann und keine Zeit vergeudet, um sich mit Hilfe größtmöglicher Lebensfreude ein erfülltes, göttliches Leben zu schaffen. Niemand ist dazu bestimmt, unglücklich oder gelangweilt zu sein, denn ein gelungenes Leben liegt in unserer Hand. Ein ungewöhnliches Buch zur spirituellen Lebenshilfe, witzig und unkonventionell geschrieben und originell illustriert.












  • Gebundene Ausgabe
  • Verlag: Droemer Knaur (2001)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3426666324
  • ISBN-13: 978-3426666326








 WENN NONNEN RATSCHLÄGE GEBEN...

 
Zehn beispielhafte, aber keineswegs dogmatische, leicht umsetzbare Ratschläge und Ideen, um mit dem Alltag besser klarzukkommen, Stress lockerer zu nehmen und positiver durchs Leben zu gehen. Karol Jackowski zeigt auf witzige und zugleich tiefgründige Art, dass niemand dazu bestimmt ist, unglücklich oder gelangweilt zu sein.


So weit der Text auf der Rückseite des Buches, der Menschen vielleicht neugierig machen kann, gerade in der heutigen Zeit, wo alles immer stressiger und belastender zu werden scheint.
Der Klappentext verrät schon etwas mehr:


Ein gelungenes und erfülltes Leben liegt ganz allein in unserer Hand. Karol Jackowski präsentiert zehn erfreuliche Dinge, die Sie beizeiten tun sollten, um gleichzeitig auch einmal darüber nachzudenken, wie Sie eigentlich derzeit leben. Dazu gehört u.a.:
  • Umgeben Sie sich mit gutgelaunten, lebensbejahenden Menschen - es stimmt nicht, dass man mit zunehmendem Alter nichts mehr zu lachen hat.
  • Finden Sie einen Ort, an dem Sie zwischendurch der Alltagshektik entfliehen können - drücken Sie Ihre persönliche Escape-Taste, wenn Ihnen alles zu viel wird.
  • Schreiben Sie anstatt zu reden - Briefe, Tagebuch, Notizen - auf diese Art kann man immer sagen, was man will.
Witzig und inkonventionell geschrieben und originell illustriert.

So ein typischer Ratgeber, den man gerne auch einmal verschenkt. Oder geschenkt bekommt. Und der dann jahre- oder gar jahrzehntelang ungelesen in der hintersten Regalecke verstaubt. Und, zugegeben, wenn es nicht gerade eine Challenge gäbe, zu der dieses Buch einfach blendend passt - vielleicht hätte das Buch zu denen gehört, die ich in meinem Leben gar nicht mehr gelesen hätte. UND DAS WÄRE AUCH GUT GEWESEN! Hrmpf.

Entstanden ist dieses Buch aus einer Vorlesung heraus, so verrät es uns das Vorwort. Der Eindruck, dass das Buch daher systematisch und durchdacht aufgebaut sein könnte, wird aber gleich wieder verwischt, weil dann zu lesen ist, dass die aufgezählten Punkte zur Verbesserung des Lebens nicht in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit angeordnet sind, sondern einfach aufgeschrieben wurden, wie sie der Autorin in den Sinn kamen.
Als Entscheidungshilfe, ob jemand dieses Buch lesen möchte (ich würde es verschenken - Interessenten bitte melden!), gehe ich mal kurz auf die genannten Punkte ein (wer das für ausgeschlossen hält, kann die Punkte auch gerne überspringen...):

  1. Entfalten Sie mehr Lebensfreude als alle anderen - Ja, es reicht nicht, allgemein mehr Lebensfreude zu entwickeln, nein, es soll gleich wieder die meiste überhaupt sein, nämlich: mehr als alle anderen! Wenn das jeder beherzigen würde - würde das nicht gleich wieder in Stress ausarten? Und richtig, die Autorin bestätigt: "Mehr Lebensfreude zu haben als andere bedeutet, dass man sich doppelt anstrengen muss, damit man nicht zu sehr der Ernsthaftigkeit verfällt." (S. 13) Als weitere Tipps, damit das auch klappt, schlägt die Autorin vor, sich mit originellen Menschen zu umgeben - "in Gesellschaft origineller Menschen aber intensiviert und vervielfacht sich die reine Freude auf geradezu himmlische Weise." (S. 14) - sowie im Beisein anderer nicht immer an sich selbst zu denken, selbst originell zu sein - "die einzige bombensichere Methode, mehr Freude zu haben als die anderen" (S. 17) - und alles zu machen, was Freude macht und nicht gegen die 10 Gebote verstößt... Moment mal: 'auf himmlische Weise', 'die 10 Gebote'? Richtig: Karol Jackowski ist Nonne...
  2. Erlangen Sie Einsicht und Erkentnis - Schließlich will man doch kein "tumbes, leeres Leben führen, das seinen Namen nicht verdient" (S. 23) - oder? Also gilt zu versuchen, immer das bessere Selbst, die gute Zwillingsperson, zu sein, rät die Autorin. Als besserer Mensch hat man einfach mehr Verständnis und Mitgefühl für andere und erlebt so auch mehr Freude.
  3. Gehen Sie in die Tiefe - "Sie werden die Erfahrung machen, dass es sehr trötstlich ist, dass alles, was Ihnen widerfährt, was Sie ausgraben - auch der viele 'Seelenmüll' - im Lauf der Zeit zu etwas ungeheuer Wertvollem und schlichtweg Göttlichen wird." (S. 33) Indem man sich selbst findet, wird man kaum mehr aus der Bahn geworfen, sondern ruht in seiner eigenen Mitte. Das gilt lt. Autorin im übrigen auch für Nichtgläubige, denn mit Glaube an Gott war früher v.a. gemeint, der eigenen Intuition, dem Instinkt zu vertrauen - das eigene Gewissen als Begleiter in allen Lebenslagen...
  4. Finden Sie einen Ort, an dem Sie der Realität entfliehen können - Orte im Freien oder in Innenräumen, an denen man allem entfliehen kann, wenn einem alles zu viel wird - reale Räumlichkeiten sind hier ebenso gemeint wie das Entfliehen durch Fantasie und Vorstellungskraft wie z.B. durch Lesen. "Wenn Sie es bislang nicht getan haben, dann beginnen Sie auf der Stelle, Ihre Liebe zum Lesen zu entwickeln" (S. 41 f.). Kreativität, Müßiggang, Nichtstun - alles ist erlaubt. Notfalls auch Sport (die Autorin ist kein Fan davon...).
  5. Schreiben Sie jeden Abend etwas - "Die Frage, was man schreiben soll, ist kein Problem, wenn man sich selbst denken hört. Das ist der Trick." (S. 54) Ah, ja. Tagebuch, Briefe - die Form ist egal, aber Schreiben hält das Besondere eines Tages fest. (Die Autorin hat das perfektioniert, in dem sie seit zig Jahren regelmäßig Monatsrücklblicke zu ihren Tagebucheintragungen verfasst und zu Beginn jeden Jahres die jährliche Besten- und Schlechtesten-Liste - sie tendiert inzwischen sogar zu einer Auswahl des 'Besten und Schlechtesten eines ganzen Lebens'...). So wird man lt. Karol Jackowski jedenfalls sehr viel aufmerksamer für das Tagesgeschehen, das Bewusstsein für die alltäglichen Ereignisse nimmt zu...
  6. Denken Sie einmal über das Leben im Kloster nach - ähm, erwähnte ich schon, dass die Autorin Nonne ist? Ein bisschen Werbung darf sein? Drei gute Gründe nennt Karol Jackowski hier für ein Leben im Kloster: 1. Alle werden gleich behandelt - "Ob Sie nun Nonne sind oder nicht, ich legen Ihnen wärmstens ans Herz, noch zu Lebzeiten eine Art Armutsgelübde abzulegen, vor allem, wenn Sie mehr als genug besitzen (...) Teilen Sie Ihren Überfluss. Am besten sofort." (S. 67) - 2. Nonnen haben kein Interesse daran, verheiratet zu sein - statt jemand einzelnem anzugehören und zu besitzen werden alle gleich geliebt: "... sind Nonnen der festen Überzeugung, dass die Besitz ergreifende, Abhängigkeiten schaffende Liebe, die unangemessen hohe Summen an Zeit und Energie verschlingt, kaum der angemessene Weg ist - weder in der Schwesternschaft noch sonst wo." (S. 68) - 3. Nonnen hören mehr auf Gott als auf jeden anderen - so soll es wohl sein...
  7. Wecken Sie Interesse für sich - Aus sich selbst einen interessanten Menschen machen? Unbedingt, denn: "Jede Bemühung, sich interessant zu machen, bewahrt sie davor, Ihr Leben zu verschwenden - was das absolut Schlimmste ist, was Sie zu Lebzeiten tun könnten." (S. 77). Wie das gehen soll? Na, dafür gibt es Patentrezepte, klar. Vier Stück an der Zahl. 1. Sich mit Menschen umgeben, die interessanter sind als man selbst, 2. Eine Arbeit finden, die einen interessiert und erfüllt, 3. Lebenslange Suche nach Bildung und 4. Eine eigene Meinung vertreten: "Die langweiligsten (...) Menschen sind jene, die glauben, die ihnen zugewiesene Rolle im Leben bestehe darin, den Frieden zu wahren, Konflikte zu vermeiden (...) Solche Menschen sind so lau, dass Gott sie aus seinem Mund ausspuckt: Pfthh. Pfthh. Pfthh. Etwas, das Sie doch weder zu Ihren Lebzeiten noch danach wollen." (S. 83). Ehrlich? Spätestens da dachte ich ernsthaft darüber nach, das Buch endgültig zuzuklappen... Aber das ist einfach nicht meine Art...
  8. Leben Sie eine Weile für sich allein - Am liebsten sähe es die Autorin, wenn dieses 'Gebot' als eine Art Initiationsritus eingefordert würde, durch den man erst ins Erwachsenenleben aufgenommen wird. Sie zählt positive Aspekte des Alleinseins (Ruhe und Frieden, die innere Stimme hören, sich selbst finden, selbstbestimmtes Leben) ebenso auf wie die Nachteile (harte Arbeit - man muss alles selbst machen -, mehr Stress - man wird nicht abgelenkt, muss sich auf sich selbst konzentrieren -, Einsamkeit - manchmal; dagegen hilft: anderen helfen, hohe Kosten - man zahlt alles alleine. Trotzdem schwört die Autorin auf dieses Rezept, denn dann geben "noch nicht einmal die Krümel in der Butter (...) Anlass zum Streit." (S. 99).
  9. Achten Sie auf sich - Nur wer gut zu sich selbst ist, kann auch gut zu anderen sein. Alte Binsenweisheit - oder?
  10. Leben Sie, als hätten Sie nichts zu verlieren - "Nach all dem Suchen, Graben, Flüchten, Zuhören, Verlieren und Finden, zu dem Sie in den ersten neun Punkten aufgefordert werden, stehen die Chancen hoch, dass Sie sowieso nichts mehr zu verlieren haben." (S. 105). Ohne die Angst, etwas oder jemanden verlieren zu können, tritt Gelassenheit ein, ist das Leben deutlich weniger anstrengend, Wut und Freudlosigkeit gehören der Vergangenheit an.

Wem jetzt schon diese Zusammenfassung zu anstrengend war, dem sei die Lektüre des gesamten Buches anempfohlen... Nichts mehr zu verlieren? Na, davon bin ich doch wohl noch weit entfernt. Ich hatte große Mühe, hier nicht die Nerven zu verlieren. Für mich ist dieses Buch eine echte Frechheit. Nicht alles Genannte ist falsch, das will ich gar nicht sagen. Aber was soll das sein? Ernsthaft ein Ratgeber? Für wen? Oder doch nur der Versuch einer zölibatären Autorin, sich eben 'interessant' zu machen?
Keineswegs dogmatische Ratschläge? Na, danke. Lesen, aber sofort. Machen, sonst führt man ein tumbes Leben. Wer nicht den Mund aufmacht, den spuckt Gott aus. Herrlich. Dazu noch alte Binsenweisheiten als neue Erkenntnisse verkauft. Und die Weltsicht als Nonne färbt hier auch deutlich durch.

Nichts gegen Glauben. Nichts gegen Nonnen. Möge jeder so leben, wie er es für richtig hält. Jeder seinen Weg finden. Aber ich bitte auch den meinen.

Ein Buch, das die Welt nicht braucht.



© Parden












Karol Jackowski’s life as a nun began in 1964 when she joined the Sisters of the Holy Cross in South Bend, Indiana. She graduated from Saint Mary’s College in South Bend in 1969 with a B.A. in sociology, and then from the University of Notre Dame in 1974 with a M.A. in theology.
Karol spent half of her life as a nun at Saint Mary’s College, first as a student and then as an administrator in various capacities.  In 1990, she moved to New York City to finish her Ph.D. at New York University.  During this time, she also was the chief operating officer of an East Village novelty store called Alphabets.  
In 1995, Karol left the Sisters of the Holy Cross and became part of the Sisters for Christian Community, an independent, self-governing sisterhood. Karol is now a full-time writer and is also the author of Sister Karol’s Book of Spells and Blessings and Ten Fun Things To Do Before You Die. She lives in New York City.

  Quelle Text und Bild

4 Kommentare:

  1. Ganz schön viel Text für ein Buch, das die Welt nicht braucht und trotzdem passt es hier her: Es ist lange her, dass ich einen Veriss von Anne Parden las...

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    1. Ja, und ich erinnere mich auch noch genau an das Buch! ;)

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    2. Welches denn? Eines hatten wir, da sprachen wir von "entsorgen", aber dass war noch bei BG

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    3. Das auch... *gg* - Aber es gab da mal so ein Buch: 'Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken' - ich weiß nicht, ob Du Dich daran noch erinnerst, *hust*... ;)

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