Teil I: STURZ DER TITANEN
Endlich. Es ist soweit. Der dritte Teil von Ken Folletts Jahhundertsaga KINDER DER FREIHEIT ist erschienen. Natürlich muss der in meinem Regal die Reihe komplettieren. Ich bin von beim lesen dieses faszinierenden Romans, der die Zeit von 1961 bis 1989 umfasst, als vom Bau der Mauer in Berlin bis zu ihrem Fall.
Eine Weile habe ich überlegt, ob ich gleich mal von vorn anfange, was ich verworfen habe, obwohl ich das erste Buch STURZ DER TITANEN bestimmt noch einmal lesen muss. Dies gilt genauso für WINTER DER WELT aber dazu komme ich in Teil II dieser Rezensionsreihe.
Beginnen möchte ich mit dem Text der ersten Rezension, die ich am 20. Mai 2011 unter buchgesichter.de veröffentlicht habe:
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Ich hab noch keine richtige Ahnung, welche Titanen Ken FOLLETT hier im Sinn hat. Die Titanen sind die „Eltern“ der griechischen Götter. KRONOS, nach dem die philosophische Kategorie der ZEIT benannt wurde, kommt auch in CHRONOMETER vor, der mit GAIA der Mutter Erde zusammen war, ist der Vater von HADES, ZEUS, POSEIDON, HERA…
Ich kann in den Hauptfiguren des dicken Wälzers von FOLLETT keine TITANEN erkennen. Es sei denn, er meint die Angehörigen der Arbeiterklasse, WILLIAM WILLIAMS und seine ältere Schwester ETHEL WILLIAMS, die aus einer Bergarbeiterfamilie mit streng religiöser Erziehung stammen und am Ende Abgeordnete der Labour-Partei sind. So gegen 1920…
Man könnte auch meinen, dazu könnte GRIGORI PESCHKOW gehören, Arbeiter in den PUTILOW Werken und gegen 1920 enger Mitarbeiter von TROTZKI beim Aufbau der Roten Armee. Ein Revolutionär, der LENIN kennen lernt und am Ende verstehen muss, was DIKATUR DES PROLETARIATS bedeutet. Grigoris jüngerer Bruder LEW hat einen ganz anderen Weg eingeschlagen, in Amerika…
Aber Titanen? Die Familie VON ULRICH, Deutsche und Österreicher, Offiziere und Diplomaten gehören auch nicht unbedingt dazu. Ebenso wenig wie Lord FITZHERBERT, Earl und Besitzer des Grund und Bodens der Kohlemine der oben erwähnten Bergarbeiter in Wales. Beide Familien sind eng mit den jeweiligen Monarchen, König GEORG V. und Kaiser WILHELM II. bekannt. FITZHERBERTS Frau ist auch noch eine russische Fürstin…
Natürlich gibt es die verschiedensten Beziehungen unter den genannten Familien, zu denen sich der Amerikaner GUS DEWAR gesellt.
Die Geschichte beginnt 1914, am Vorabend des I. Weltkrieges. Geschichtsinteressierte werden vermutlich begeistert sein. An Militärgeschichte interessierte Leser noch mehr. Solche wie ich. Trotzdem finde ich, dass das Militärische in diesem Buch nicht so dominierend ist, wie es manchen Leserinnen hier erscheint. Die dahinter stehende Politik, der Konflikt in den sich die europäischen Staaten verstricken, die Ausreden, wer denn nun Schuld sei an diesem Krieg bis hin zum VERSAILLER VERTRAG oder auch wie der VÖLKERBUND entsteht, das ist Inhalt des Buches. Immer eng geknüpft an die oben genannten Figuren, die das Bindeglied darstellen: von der Arbeiterklasse bis zum Adel…
Ken FOLLETT, Brite mit Haut, Herz und Haar hat aber auch einen Roman geschrieben, der sicher nicht jedem das EMPIRE hochhaltenden Landsmann gefällt. Wir kennen das, wenn in England die Zeitungen Grund finden, auf diesen oder jenen Deutschen loszuschlagen. Ich erinnere dabei an die Darstellung eines gewissen Joseph KARDINAL RATZINGERS als Hitlerjunge. Nur so zum Beispiel…
FOLLETT aber traut sich, den VERSAILLER VERTRAG sehr stark zu kritisieren und bringt Verständnis dafür auf, dass dieser den Deutschen nicht gefällt. Er warnt sinngemäß vor den Folgen. Wir wissen, er hatte Recht. Manchen seiner Landsleute hält er den Spiegel vor, meine ich. Auch wenn ich die Diskussionen um die Kriegsziele etwas seltsam finde. Vermutlich war es aber auch FOLLETTS Absicht, die wahren Kriegsziele erst völlig nüchtern zu benennen, als es um die Folgen des WORLD WAR ONE geht: um Kolonien, Grenzneuziehung, neue Staaten wie Jugoslawien, die Tschechoslowakei, Polen… und die umfassende Machtausübung gegenüber Deutschland, das nicht mehr und nicht weniger Schuld an diesem Krieg hatte als Großbritannien, Frankreich, Österreich – Ungarn, Russland…
Die Welt ist nicht mehr so wie sie war im Jahr 1919/1920. Und da wir nun plötzlich gespannt sind, was insbesondere aus WALTER VON ULRICH und seiner Frau LADY MAUD, Schwester des oben genannten EARL FITZHERBERT, oder aus GUS DEWAR wird, muss wohl der nächste Band her. Eigentlich hätte FOLLETT die Geschichte mit weiteren 100 Seiten abschließen können.
Aber warum nicht? Mich interessiert´s… Was wusste ich schon von den Zuständen auf der britischen Insel, vom Leben der Arbeiter und der Rolle des Adels im Oberhaus des Parlaments… Bilder verändern sich – wie der Blick auf die Geschichte…
Fiebern wir weiter mit BILLY, ETH, MAUD, WALTER, GUS: Mögen sie aus den verschiedensten gesellschaftlichen Klassen und Schichten stammen, FOLLETT hat Figuren geschaffen, die haben Farbe, sind unterschiedlich wie sie nur sein können; ein weiteres Merkmal des über tausend Seiten aufweisenden Romans, der schon mal mehr als drei Seiten für das Personenverzeichnis zu Beginn verbraucht…
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Im sehr kurz geratenen Wikipediaartikel fand ich den Link zu folgendem Beitrag in der FAZ im online - Feuilleton: Jochen HIEBER schreibt von der Rennaissance des Schützengrabens am 16.12.2010. Ein professionelle Beschreibung eines 1022 Seiten starken Buches. Der Autor stellt die Frage, wieso die Leser in Deutschland wohl Schlange stehen werden nach einem Buch über den Ersten Weltkrieg, dies habe es seit Remarques IM WESTEN NICHTS NEUES oder Hemingways IN EINEM ANDEREN LAND nicht mehr gegeben. Nun, der Roman kam wenige Jahre vor dem 100dertsten Jahrestag des Großen Krieges heraus, inzwischen wurde auch Ernst JÜNGERS IN STAHLGEWITTERN als historisch kritische Ausgabe verlegt.
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Der bereits erwähnte Jochen HIEBER schreibt über ihn:
„kenntnisreiche Solidität und substantielle Sachlichkeit, jeweils in leicht verständlicher Sprache dargeboten, also mit einem Minimum an Fachvokabular“ sind Markenzeichen des 1949 in Cardiff geboren Briten. Allein solche ein Satz ist doch schon Empfehlung genug.
Doch über Follett wird noch zu schreiben sein, er ist ein echter Aspirant für eine eigenen Autorenseite auf diesem Blog, mich wundert, dass hier noch kein Beitrag zu einem seiner Bücher erschienen ist. Dabei haben wir doch damals bei BG schon eine ganze Reihe rezensiert. Vor allem Parden.
► DNB / Bastei Lübbe / Köln 2010 / ISBN: 978-3-7857-2406-4 / 1022 Seiten
© KaratekaDD
Ich habe auch schon einige Bücher von Ken Follett gelesen - ist allerdings schon einige Zeit her... :)))
AntwortenLöschenDie drei dürften dir ein wenig schwerer fallen ;)
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