Samstag, 28. Dezember 2013

GÜNTHER, Ralf: Der Dieb von Dresden

Pretiosen für die Spionage.

So habe ich die Rezension zu Ralf Günthers Buch überschrieben.  Das war im April 2012.
Da mir nun sein Roman Der Leibarzt in die Finger kam, will ich hier die erste Rezension niemandem vorenthalten. Sie wurde auch unter buchgesichter.de veröffentlicht.

* * *

Mit diesem Buch habe ich schon länger geliebäugelt. Nun schon vor Wochen war es in einem Paket voller lieber gedruckter Gaben. Es ist ein historischer Roman, er spielt in Dresden, handelt von den Kunstschätzen im Grünen Gewölbe - was will man mehr.

Zum Inhalt:
NAPOLEONs Grand Armee ist von ihrem misslungenen Russlandfeldzug zurück. Nach und nach fallen die Verbündeten von ihm ab. Im Moment steht der sächsische König Friedrich August (sowieso "nur" König Gnaden von L’ empereur) noch zu ihm.

In dieser Zeit wird Hofrat Baron von BLOCK beschuldigt, seinen Vizeinspekteur im Grünen Gewölbe ermordet zu haben. Dieser soll ihn beschuldigt haben, mehr als 300 Stück Pretiosen aus der königlichen Schatzkammer abgezweigt zu haben. Nebenbei ist besagter BLOCK auch noch Anhänger des Franzosenkaisers. Im Gegensatz zu seiner Tochter ARIANE.

E.T.A. Hoffmann
Just in diesem Zeitraum kommt Ernst Theodor Wilhelm  HOFFMANN nach Dresden. Der ziemlich versoffene künstlerische Tausendsassa will als Musikdirektor in eine Kapelle eines gewissen SECONDA einsteigen. Er braucht Geld. Für Wein, für Essen, für seine verletzte Frau und überhaupt. Das W ist nicht etwa falsch, er hat es gegen das A wegen seiner Verehrung für W.A.M. eingetauscht. Der Zufall will es, dass der musikalische Dichter bzw. der dichtende Komponist, der auch ein ganz passabler Jurist sowie Musikkritiker, Zeichner und Karikaturist ist, dem Fräulein Baroness von BLOCK Klavier- und Gesangsunterricht erteilen soll. Da er wie gesagt Jurist ist, hängt er sich in den Fall BLOCK rein, welcher sich zu einem völlig unübersichtlichen und geheimnisvollen Fall entwickelt, der auch ein riesiger Fall von Spionage ist.


C.G. Carus
Welche Rolle spielt dabei v. HIPPEL, der preußische Freund HOFFMANNS? Oder Madame de BARRY, die die französische Revolutionsblutmaschine namens Guillotine gleich zweimal überlebte? Ist der Baron nun ein Dieb, kein Dieb aber dafür ein Mörder? Oder gar nichts der gleichen? Ganz nebenbei lernen wir auch noch den Namensgeber der Medizinischen Akademie zu Dresden, Carl Gustav  CARUS kennen. Und diverse andere Leute…

Es ist der Vorabend der Völkerschlacht bei Leipzig…
Die Dresdner gehen zwischen den Kämpfen und Schlachten draußen vor der Stadt auch schon mal ins Theater und amüsieren sich. Aber die bekannten Plätze werden eines Tages voll sein von verwundeten und verstümmelten und toten Soldaten aller Herren Länder.

Das Buch: 
Wir haben hier einen spannenden, kurzweiligen historischen Roman vor uns liegen, dessen Hauptfiguren auch historische Personen sind. Den BLOCK gab es und von E.T.A. HOFFMANN hat auch schon jeder gehört. Wenn nicht, dann vielleicht von OFFENBACH. Der hat nämlich eine Oper, HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN geschrieben. Wir können mit den Figuren mitfiebern und haben ziemliche Schwierigkeiten, den Spionagefall vor dessen Auflösung zu entwirren. Mir zumindest ist es nicht gelungen. Der Dresdner oder die Dresdnerin unter den Lesern bewegt sich zwischen den Seiten wie auf bekannten und unbekannten Wegen seiner Stadt.

Sprache und Stil entsprechen vermutlich der beschriebenen Zeit, Ein gewisser Wahrheitsgehalt ist ebenfalls vorhanden. Im Nachwort schreibt der Autor, dass der Hofrat BLOCK wirklich eines Diebstahls bezichtigt wurde und auch Hoffmann befand sich zu dieser Zeit in Dresden.

Für jeden Dresdner und auch für jeden Nicht-Dresdner wärmstens zu empfehlen. Am Ende muss man dann nur noch eine Biografie von E.T.W. Hoffmann lesen. Wenn einem Wicki nicht genügt.

* * *

Der Autor:
Ralf Günther wurde 1967 in Köln geboren.  Er hat Theater-, Film-, und Fernsehwissenschaft, Germanistik
und Pädagogik studiert. Seit 1993 ist er freier Schriftsteller. Im selben Jahr ist er auch mit seiner Familie nach Dresden gezogen.

  • DNB / LIST / Berlin 2009 / ISBN: 978-3-548-60906-5 / 460 Seiten

© Bücherjunge

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