Nun, dieses Buch ist weder Mainstream noch Trivialliteratur, ganz im Gegenteil. Und ich will auch nicht behaupten, dass ich jede Feinheit begriffen habe, jede Nuance würdigen konnte. Aber es gab einen Aspekt, der mich letztlich darin bestätigte, dass es sich lohnt, auch derartige Bücher zu lesen. Welchen Aspekt? Darauf gehe ich im Folgenden ein:
Der geneigte Leser findet im Werk "Der Steineiche goldene Zweige" einen Diskurs zwischen Vater und Sohn, gehalten im klassischen Versmaß. Vater Johann, der nicht mehr auf Erden weilt, besucht seinen Sohn in dessen Träumen und führt ihn auf den Weg der Weisheitslehren. Hier vermischen sich Philosophie und Religionen. Der Vater stellt seinem Sohn Lehrer vor, wie Konfuzius oder Seneca. Der Sohn begegnet König Salomon, Cato, dem Römer, Krishna, dem indischen Wagenlenker, und anderen Helden der Antike. Die Alten errichteten den Göttern Tempel, nach menschlichem Maß. Endlich möchte auch der Sohn einen Tempel errichten, der ihm festen Halt gibt und der ihn mit der Antike verbindet. Um einen Schritt weiter zu gehen: Was ist das für ein Tempel, den wir in unseren Tagen errichten?
(Klappentext Books on Demand)
- Gebundene Ausgabe: 124 Seiten
- Verlag: Books on Demand; Auflage: 1 (9. Mai 2017)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3744817512
- ISBN-13: 978-3744817516
PHILOSOPHIE UND RELIGION IM KLASSISCHEN VERSMASS...
Steineiche (Quelle: Pixabay) |
Was für eine Arbeit hat sich C. M. Herzog da gemacht, wie
viel Herzblut in dieses Projekt gesteckt! Nicht nur, dass er sich
intensiv mit den antiken Philosophen und Religionen auseinandergesetzt
haben muss und hier sozusagen die Essenz präsentiert, nein, das gesamte
Buch ist in klassischen Versmaß gehalten. Man ahnt, wie lange der Autor
daran gesessen hat!
Dass
der Autor geblildet und belesen ist, ergibt sich schon aus seiner
kurzen Vita, die auf den einschlägigen Seiten zu finden ist: C.
M. Herzog, geboren 1966 in St. Pölten, Niederösterreich; Studium
Deutsch, Englisch, Französisch an der Universität Wien, Mag. phil.;
Spanisch; Studien der Antike: Latein, Altgriechisch, Ivrit, Arabisch und
Chinesisch; begonnen: Sanskrit; länger als ein Jahr Autor für das
Wiener Journal...
Anstrengend
zu lesen sind die Verse allemal, zumal ich mit den alten Philosophen,
historischen Größen und den Inhalten der Religionen längst nicht so
vertraut bin wie der Autor selbst. Verständnisprobleme also gleich in
zweifacher Hinsicht - und doch bin ich beeindruckt. C. M. Herzog führt
durch das Nebeneinanderstellen der verschiedenen Lehren und Richtungen
vor Augen, dass diese sich von den Kernaussagen her oft gar nichts so
sehr voneinander unterscheiden. Das Streben nach Weisheit, ein Besinnen
auf die wahren Werte und die Empfehlung, ein tugendvolles Leben zu
führen ist vielen der vorgestellten Lehren immanent.
Wenn
man schon fast am Ende angelangt ist und denkt, was hat das alles
eigentlich mit mir zu tun und mit der heutigen Zeit, kommt plötzlich -
immer noch im klassischen Versmaß - der Brückenschlag zur Gegenwart. Ein
unbequemer Brückenschlag, tauchen da doch unvermittelt das arme Afrika
auf sowie die aktuelle Flüchtlingsproblematik. Und führt vor Augen, dass
wir all den weisen Schriften und Religionen zum Trotz noch weit
entfernt von dem entfernt sind, was die Umsetzung der Lehren anbelangt.
Gerade
dieser überraschende Bezug zu den Problemen der heutigen Zeit hat mir
sehr gut gefallen. Das ist kein erhobener Zeigefinger, sondern eine
Erkenntnis wie ein Schlag in den Magen. Wirklich gelungen!
© Parden
Wie war das damals mit "Sophies Welt" von Jostein Gaarder? ;)
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