Freitag, 1. November 2013

Ganzwohl, Kristin: Geliebter Mörder


Eine wahre Geschichte, so packend wie ein Thriller...

Kristin Ganzwohl lernt Claus bei einer Partnerbörse im Internet kennen. Ein Glücksfall, beide sind Anfang vierzig, und schon bald fühlt es sich an wie Liebe. Bis er ihr nach vier Monaten ein Geständnis macht, das Kristin ins Bodenlose stürzen lässt: Claus hat elf Jahre zuvor seine Freundin umgebracht – er ist ein verurteilter Mörder … Der packende Bericht einer Frau, die entscheiden muss, ob eine Liebesbeziehung mit einem Mörder möglich ist.




Wir müssen reden...

(zuerst veröffentlicht von parden auf Buchgesichter.de am  01.11.2013)


Viele von uns mögen Krimis und Thriller, die Spannung bei der Jagd nach dem Mörder, das Forschen nach dem Motiv, Einblicke in das Seelenleben von Opfer und Täter. Doch ist der Mörder einmal entdeckt und gefasst, endet das Buch meist an dieser Stelle.
Was ist jedoch, wenn man jemanden kennen und lieben lernt, eine feste Partnerschaft mit demjenigen eingeht und dieser Mensch nach vier Monaten sagt: "Wir müssen reden"? Angst taucht auf, denn dieser Satz läutet stets ein ernstes Thema ein. Fremdgegangen? Doch nicht die große Liebe? In dem Fall aber das Geständnis, dass der liebenswürdige Mensch, der einem da gegenübersitzt, elf Jahre zuvor seine Freundin umgebracht hat und ein verurteilter Mörder ist...

 



Der Journalistin und Autorin Kerstin Ganzwohl erging es genau so, und ihr wurde damit der Boden unter den Füßen weggezogen. Das (Hör-)Buch schildert die zahlreichen Phasen und Gedanken, die diesem Geständnis folgten. Der Schock, der Unglaube, auch Angst, oft unvermittelt und unvorhersehbar - und die Ungewissheit, ob man unter diesen Umständen überhaupt zusammenbleiben kann.
Wem soll und kann man davon erzählen? Wie werden die Reaktionen von Freunden und Bekannten, Verwandten ausfallen? Das einsame Wissen treibt in endlose Gefühlslabyrinthe: "Seit seinem Geständnis ... sehe ich Claus mit anderen Augen, immer noch. Ich bin unwillkürlich auf Distanz zu ihm gegangen und bin auch dort geblieben - ich bin vorsichtig, warte ab, zügle meine Gefühle, beobachte. Und kämpfe zugleich mit wirren, ständig wechselnden Emotionen ...". Alles sieht die Erzählerin nun durch die "Mörderbrille" - alle Verhaltensweisen des Freundes werden nicht mehr einfach nur hingenommen als das was sie sind, sondern vor dem Hintergrund interpretiert, dass er ein Mörder ist...

 

Einblicke in ihre Gefühls- und Gedankenwelt, aber auch der Versuch, die Tat und die Erlebnisse von Claus nachzuvollziehen, prägen dieses (Hör-)Buch. Daneben präsentiert die Autorin aber auch viel Hintergrundwissen bis hin zu einer Reportage der Journalistin über das Leben in einem Frauengefängnis.
Zentrals Thema ist jedoch, ob die Beziehung angesichts dieses schwerwiegenden Wissens auf Dauer tatsächlich eine Chance hat...

 

Ein interessanter Einblick in eine Thematik, mit der ich mich glücklicherweise persönlich noch nicht beschäftigen musste. Präsentiert wird der Text in flüssigem Schreibstil, viele Aspekte sind interessant und bedenkenswert, die Gedankengänge meist nachvollziebar. Allerdings empfand ich die Darstellung teilweise in ihrem Bemühen um Vollständigkeit gelegentlich zu detailliert.
Das ungekürzte Hörbuch wird gelesen von Dennenesch Zoudé und hat mir größtenteils als Lesung gefallen. Manchmal empfand ich die Betonung jedoch als zu dramatisch, was dem Text selbst an diesen Stellen nicht angemessen erschien.

 

Insgesamt jedenfalls ein interessantes (Hör-)Buch!


 

© Parden 









Hier gibt es ein Interwiew mit der Autorin in der Frankfurter Allgemeine vom 20.06.2013.




Und hier geht es zum Trailer zum Buch: 






Zur Autorin gibt es keine Bilder - ihre Eltern wissen bis heute nichts von der Vergangenheit ihres Freundes.
Bekannt ist von der Autorin lediglich, dass sie als Journalistin für Zeitschriften arbeitet und bereits mehrere Bücher veröffentlicht hat. Sie lebt in der Nähe von München.


2 Kommentare:

  1. Wenn ich das richtig verstanden habe, dann hat sie ihn geheiratet oder lebt zumindest mit ihm zusammen. Wahrscheinlich hätte ich das auch wieder nicht von mir aus in die hände genommen. Bin ich zu sehr festgelegt?

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    1. Manchmal spielt der Zufall einem etwas in die Hände. Ich habe gelernt, offen zu sein für Neues - und bin schon so manches Mal angenehm überrascht worden...

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