Donnerstag, 31. Dezember 2020

J.K. Rowling: DER ICKABOG




So hoch wie zwei Pferde. 

Augen wie glühende Feuerbälle. 

Lange, messerscharfe Klauen.

Der Ickabog kommt ...


Niemand geringeres als die Schöpferin der Geschichten um den Zauberlehrling Harry Potter und Hogwarts, J.K. Rowling, entführt uns in dieser Geschichte um den Ickabog in das sagenhafte Königreich Schlaraffien, in dem König Fred der Furchtlose regiert. Seine Freunde und Berater heißen Lord Spuckelwert und Lord Schlabberlot, die beide Beispiele für die lateinische Weisheit „Nomen erst Omen“ sind ...

Nun, die ganze Geschichte vom ICKABOG werde ich hier natürlich nicht nacherzählen. Das kann J.K. Rowling besser. 

Nur soviel: Es handelt sich um eine zauberhafte Geschichte für Kinder bis 11 Jahre.

Dennoch habe ich das Buch mit großem Vergnügen gelesen. Und glaubt mir: Ich bin an Jahren doch schon „etwas“ über 11! 😀

Doch zurück zu den „reizenden“ Charakteren Spuckelwert und Schlabberlot, die nun wirklich als selbstsüchtige, manipulative und intrigante „Speichellecker“ dargestellt werden. Damit begeben wir uns auf die Metaebene der Geschichte:

Im Gegensatz zur vernichtenden Darstellung der beiden vorgenannten besitzt König Fred der Furchtlose vordergründig durchaus positive Charakterzüge. Wir erkennen aber schnell, dass  d i e s e r  Charakter zwar nicht grundsätzlich böse, dafür aber „schwach“ ist. Hinter der Fassade des „furchtlosen“ und „fürsorglichen“ Königs versteckt sich ein eitler, gefallsüchtiger, oberflächlicher, furchtsamer und opportunistischer Charakter,  der mehr Wert auf schöne Kleider als auf das Wohl seiner Untertanen legt. Tut er Gutes, dann deshalb, um sich als „guter“ König zu präsentieren.

Rowling zeigt, dass sie mit ihrer Geschichte offenkundig ein pädagogisches Ziel verfolgt. Die jungen Leser (und nicht nur die) lernen etwas über die menschliche Natur und darüber, dass der „Anschein“ nicht immer die Wirklichkeit spiegelt. In Bezug auf Fred den Furchtlosen heißt das: Es ist nicht alles Gold, was glänzt!

Bereits bei den gesammelten Märchen der Brüder Grimm haben wir pädagogische Hintergründe gefunden. Ich zitiere: Märchen „enthalten in symbolischer Form psychologisches Orientierungswissen“ (Marie-Louise von Franz, schweizerische Altphilologin und bekannt für ihre tiefenpsychologischen Deutungen von Märchen und alchemistischen Texten).

Betrachten wir es einmal von  d i e s e r  Seite, dann können auch Märchen durchaus eine Lektüre für Erwachsene sein; und sei es auch nur, um sich einmal in die eigene Kindheit und Jugend zurück zu träumen, und dabei ganz nebenher auch die eigenen Menschenkenntnis zu schärfen.

Mir jedenfalls bereitet es Vergnügen, mir die Frage zu stellen, wie viel Spuckelwert, Schlabberlot und ja, auch Fred der Furchtlose, z.B in Donald Trump stecken mag! (Pssssst, NSA and Secret Service are watching us!).

Gönnt Euch ruhig das Vergnügen, ersetzt den Namen Donald Trump durch jeden beliebigen Namen, und ihr werdet sehen: Ein bisschen Spuckelwert, Schlabberlot und Furchtlosen Fred findet ihr auch da.

Und weiter: Fürchten wir uns nicht alle täglich vor den modernen Ickabogs, die uns bedrohen könnten? Heißt der aktuelle Ickabog, der über uns kommt, nicht etwa z.B. Corona, Klimawandel, Globalisierung?

Wie auch immer: Wir alle könnten Bewohner des Königreiches Schlaraffien sein. Manche von uns leugnen Ickabogs, andere bekämpfen sie, wieder andere ignorieren sie einfach. Und es kommt noch schlimmer: Manche erklären die, die einen Ickabog als real betrachten, selber zum Ickabog. Die „Querdenker“ lassen grüßen! 
(Bitte „Querdenker“ nicht verwechseln mit dem Begriff „Laterales Denken“. Insoweit sind „Querdenker“ in dem hier gemeinten Zusammenhang keine Vertreter einer „kreativen Denkmethode“ sonder gerade das Gegenteil dessen!).

Man verzeihe mir diese Abschweifung und den darin enthaltenen Sarkasmus, aber auch dies ist ja nur ein weiteres Beispiel dafür, dass auch menschliche Dummheit und Ignoranz große Ickabogs sind, vor denen wir uns zu fürchten haben. Dies gilt m.E. für  a l l e  Verschwörungstheoretiker, für die Lügen keine Lügen mehr, sondern „alternative Fakten“, und Wahrheiten „Fake News“ sind. 

Wahrheit ist: 

Es gab einen Ickabog! 
Er hatte den Namen Tyrannosaurus rex, was so viel bedeutet wie „Königsechse“. 
T-Rex wog ca. 9 Tonnen, war 13 Meter lang und 4 Meter hoch. Seine dolchartigen Zähne, die ihn befähigten, mit einer Kraft von ca. 30 (dreißig) Tonnen je Quadratzentimeter zuzubeißen, waren nach innen gekrümmt. Damit konnte er Knochen zermalmen wie Kartoffelchips. Wahrlich ein gewaltiger Ickabog, der vor ca. 66 Millionen Jahren ausgestorben ist. 
Ihm zu begegnen wäre für einen Menschen sicher keine gute Erfahrung gewesen!


Tyrannosaurus rex
Aquarell by TinSoldier
Copyright R. Fröhlich

J.K. Rowling
Der Ickabog
Kinder-/Jugendbuch bis 11 Jahre
Mit Illustrationen/Kinderzeichnungen aus einem Malwettbewerb
Aus dem Englischen von Friedrich Pflüger
Carlsen - Verlag, Hamburg 2020



3 Kommentare:

  1. Nicht begriffen habe ich, was denn nun ein Ickabog ist.
    J.K.R. hätte bei dir nun nicht gleich erwartet.
    LG Uwe

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  2. Laut J.K. Rowling leitet sich das Wort Ickabog von „Ichabod“ ab, was so viel bedeutet wie „ruhmlos“ oder „der Ruhm ist vergangen“.
    Warum hättest Du es nicht erwartet? Mein Spektrum ist ziemlich breit. Dabei bediene ich aber oft nicht den Mainstream.

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  3. Ich habe den Ickabog auch gelesen - allerdings wäre ich nie auf den T.Rex gekommen, eher auf den Yeti. Das legen die (allerdings vagen) Beschreibungen sowie die Kinderzeichnungen doch eher nahe... ;) Aber schön, wenn die Fantasie so angefacht wird. ^^

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