Religionskriege gab es viele in vielen Jahrhunderten. Selten
wird von ihnen jedoch aus fernsten Ländern berichtet, damit meine ich die,
welche wir zum Fernen Osten zählen. Vielleicht hat eine Leserin oder ein Leser
die Romane des James CLAVELL gelesen. SHOGUN wurde mit Richard CHAMBERLAIN
erfolgreich verfilmt. Und SHOGUN gibt auch das Stichwort, wir begeben uns in
das alte Japan, in das 14. und 15. Jahr der Ära Kan´ei, oder in das Jahr 1637.
Es regiert der Enkel des Begründers des Edo-Shogunats, Tokugawa Ieyasu (jap. 徳川 家康; * 31. Januar 1543; † 1. Juni 1616), und der heißt Tokugawa Iemitsu (jap. 徳川 家光; *
12. August 1604 in Edo; † 8. Juni 1651).
Handelsgesellschaften der Portugiesen kamen bereits im 16.
Jahrhundert nach Japan und errichteten Handelsstationen, die Japaner bekamen so
Zugang zu Feuerwaffen wie Musketen und Kanonen. Aber es kam auch eine neue
Religion in das Land, das Christentum, zu dem auch einige Daimyō (jap. 大名),
regionale Provinzfürsten, deren Samurai und die ansässigen Bauern
konvertierten. Unter den Tokugawa aber begann die Verfolgung der Christen und
davon handelt der Roman AMAKUSA SHIRO – Gottes Samurai von Roland Habersetzer. *
* * *
Zum Inhalt:
Im Dezember des Jahres 1637 erhebt sich wieder mal ein Aufstand,
wie er, des Öfteren als Bauernaufstand auftritt und dann von den
Provinzherrschern und dem bakufu (Militärregierung des Shogunats) blutig und
grausam niedergeschlagen wird. Dieser aber nun auf den Halbinseln Shimabara und
Amakusashima, die zu Kyūshū (九州) gehören, ist vor allem
ein Aufstand von Christen gegen die unmenschliche Verfolgung durch die Vasallen
des bereits erwähnten dritten Shoguns, Tokugawa Iemitsu. Nicht nur Bauern,
sondern auch Samurai, christliche und solche, deren Herren christliche Daimyō
waren, erheben sich und ziehen vor die Festungen Tomioka und Shimabara, bevor
sie sich vor den heranziehenden Heeren des bakufu nach Hara begeben und dort
eine alte Festung aufbauen.
Angeführt werden sie von fünf Ronin: Ashikuza Chūemon,
Mori Sōiken, Ōye Matsuemon, Ōye Matsuemon und Yamada Zenzaemon, der diesen
Krieg überleben wird.
Diese fünf haben ein Aushängeschild: Masuda Shirō Tokisada
oder Amakusa Shirō – christlich erzogener und getaufter Abkömmling eines
christlichen Samurai, er wird zum Tendō, zum „Gesandten des Himmels“
ausgerufen, er verkörpert den „göttlichen Weg“. Er ist eine Art Messias. Der Shogun will anscheinend nicht einfach den Aufstand niederschlagen, er geht wesentlich subtiler vor: Dieser Glauben muss ausgemerzt werden. Dazu braucht es geschickter "unsichtbarer" Spione. Man nennt sie auch Ninja.
Zehntausende von Bauern, Kriegern, Samurai verteidigen die
Festung Hara. Gegen die Armee des Generals Itakura Shigemasa können sie noch
einen Sieg davon tragen…
* * *
Religionskriege am anderen Ende der Welt. Egal wo sie
stattfinden, sie sind immer grausam. Dabei geht es hier im alten Japan gar
nicht so sehr darum, eine Region durch eine andere zu ersetzen, vielmehr geht
es darum, dass mit der Anbetung des YASO KIRISHITO (Jesus Christus) eine andere
Macht entsteht, diese Religion sucht das Heil im Jenseits, was die Angst vor
der Militärregierung verringern könnte. Buddhismus und Shintoismus haben keine
oder weniger Auswirkung auf die Politik, hier aber könnte es aus religiösen
Gründen zu Aufständen kommen, genau wie es dann auch geschieht.
Die Foltermethoden im alten Japan erscheinen irgendwie besonders
grausig, aber dies wohl nur, weil solche Beschreibungen unsere Augen nicht
erreichten. Ob Grubenfolter oder Kreuz oder Scheiterhaufen, auf der ganzen Welt
geschah das in Jahrhunderten und ist ja heute immer noch nicht vorbei.
Bildquelle |
Der eigentliche „Held“ Masuda Shirō Tokisada, ist ein Jugendlicher,
der letztlich als Aushängeschild missbraucht wird, von Ronin (herrenlose
Samurai), deren Absichten verständlich wirken, sie wollen die grausame
Verfolgung der Christen beseitigen, dass dies viele Leben kosten wird, nehmen
sie in Kauf. Auch fühlen sie sich wieder als das, was sie einmal waren: Samurai
– edle Krieger mit hehren Zielen. Das Christentum jedoch scheint eines bei
ihnen und anderen Samurai bewirkt zu haben: Sie sehen in den Bauern nicht mehr
nur einen niederen Stand, sie akzeptieren sie als Christen. Gleichzeitig
scheuen sie nicht zurück, diese mit der Gestalt des „Gesandten des Himmels“ von
der Insel Amakusa zu manipulieren. Die Rolle, der inzwischen hauptsächlich von
Jesuiten ausgebildeten japanischen katholischen Priestern und einigen europäischen
Priestern, die mit den Aufständigen untergehen, war eine sehr große, sie
hielten den Widerstand auch in der größten Hungersnot noch aufrecht.
Bis
zuletzt glaubten die Christen an das göttliche Wunder und dass der "Himmlische Herrscher", der Tennō (jap. 天皇) im
fernen Kyoto der Verfolgung Einhalt gebieten und der Shogun seine Armee zurückhalten
möge. Es wird aber noch 230 Jahre dauern, bis das Shogunat gegenüber dem Kaisertum
weichen muss.
Hauptfiguren sind vor allem die fünf Ronin, historische Gestalten
wie überhaupt sehr viele Figuren historisch sind. Habersetzer lässt auch den
berühmten Schwertkampfmeister Miyamoto Musashi auftreten (Fünf Ringe), der sich
mit einem eher unbekannten aber legendenumwobenen Ninja namens Yagyū Mitsuyoshi, unterhält.
* * *
Das Buch:
Roland Habersetzer gewährt uns mit diesem authentischen und
historischen Roman einen Einblick in eine Episode, die eher weniger bekannt
ist. Zahlreiche Filme und Serien erzählen von den Samurai vor allem, dieser
Kriegerkaste, die die Soldaten der Provinzfürsten stellten. Christen kommen
eher selten vor, mit Ausnahme der erwähnten Bücher des James Clavell.
Der französische Autor schreibt, dass er mit diesem Roman
ein dreißig Jahre altes Versprechen erfüllt, denn er fand mit seinem
japanischen Gastgeber einst mehrere Kisten mit Relikten des Kampfes auf Hara.
Es ist für den Palisander – Verlag üblich, dass Sachbücher
wie auch historische Romane durch umfangreiche Anhänge erweitert werden und so
findet der geneigte Leser neben Kartenskizzen auch Abbildungen handelnder
Personen und kurze Erläuterung zu deren Leben und Funktion. Historische Daten
und ein Glossar der häufig gebrauchten japanischen Begriffe runden das Buch ab.
Ein immenses Quellenverzeichnis finden wir am Schluss des Buches. Habersetzer
hat schon viele Bücher über das alte Japan und seine Krieger geschrieben (Die
Krieger des alten Japan) und so erzählt uns hier ein profunder Kenner und
praktizierender Kampfkünstler die Geschichte des Endes der Christen auf Kyūshū.
Übersetzt wurde das Buch von Dr. Frank Elstner aus dem französischen.
* * *
BildQuelle |
Der 1942 geborene Roland Habersetzer ist einer der führenden
französischen und weltweiten Kampfkunstexperten. Dem Gründer des Centre de Recherche Budo, (CBR) einer internationalen unabhängigen Organisation liegt der
Erhalt der geistigen Werte der chinesischen und japanischen Kampfkünste am
Herzen. Er ist 9. Dan im Karate und trägt den Titel Hanshi.
► Deutsche Sektion des CBR
► Roland Habersetzer in der DNB
► DNB / Palisander / Chemitz 2013 / ISBN: 978-3-938305-19-5 / 354 S.
Bücher von Roland Habersetzer im Palisander - Verlag:
► und mehr...
* Die japanischen Schriftzeichen und Daten stammen aus wikipedia
© KaratekaDD
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