Sonntag, 29. Juni 2014

Perel, Sally: Ich war Hitlerjunge Salomon


Jahrzehntelang hat er geschwiegen. Dann schrieb er ein Buch, das seinesgleichen sucht: Der Jude Sally Perel, 1925 geboren, überlebte den Holocaust in Nazi-Uniform, mitten in Deutschland, versehentlich protegiert von höchsten Stellen. An der Front und in der Hitlerjugend gerät der Jugendliche in schwierigste Situationen, die er mit Glück und Verstand meistert. Unsäglich leidet er unter seiner doppelten Identität: Sein Volk stirbt, und er verbirgt sich auf der Seite der Mörder. Indem er das Buch schrieb, hat er sich mit seinem Schicksal versöhnt. Perels Buch ist nicht zuletzt einer der wenigen Berichte über das Deutschland der Kriegszeit von einem, der sich nicht zur „Volksgemeinschaft“ zugehörig fühlte. Sally Perel reist seit vielen Jahren regelmäßig durch Deutschland und berichtet insbesondere Schülern von seinem außergewöhnlichen Schicksal. 

Der Film zum Buch hat eine Oscar-Nominierung bekommen und ist mit dem Golden Globe ausgezeichnet worden. „Das Buch von Sally Perel ist ein Plädoyer für das Recht auf Leben – jenseits aller Ideologien und Glaubensformen.“ (Hamburger Abendblatt) 



  • Taschenbuch: 240 Seiten
  • Verlag: Heyne Verlag (1. Mai 1993)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3453065123
  • ISBN-13: 978-3453065123






Zerrissene Seele

 
Sally Perel und seine Kameraden




"Ich habe mir vorgenommen, die ganze Wahrheit zu schreiben, ohne Rücksicht darauf, wie man sie interpretieren wird".


Nach Jahren des Schweigens gibt er das Geheimnis seiner doppelten Identität preis: Der Jude Sally Perel entkam dem Holocaust in der Uniform der Nazis, er überlebte mitten in Deutschland als Hitlerjunge Jupp Perjell.

 

Auf eindringliche Weise berichtet er von den aberwitzigen Erlebnissen und der inneren Zerrissenheit dieses Doppellebens, das ihn in die Rolle des Opfers wie in die des Täters zwang.
Sally Perel - ein Anti-Held des Holocaust...

 

Wie "bewertet" man als Leser solch ein Buch? Perel selbst schreibt, dass es sich hierbei um einen Bericht handelt.
Oft reißt Perel Szenen nur an oder fasst sich relativ kurz, springt auch in der Chronologie, schiebt Erinnerungen ein, stellt selbst Gefühle oftmals sehr sachlich dar. Insgesamt ist es wohl kein "Meisterwerk" schriftstellerischer Kunst.

 

Aber kommt es bei solch einem Buch tatsächlich darauf an? Ist es nicht vielmehr der Inhalt, auf den es ankommt? Die Tatsache eines mutigen Zeugnisses?
Denn das ist es in jedem Fall. Sally Perel, der in seiner Kindheit mit seiner Familie aus seiner Heimatstadt Peine, nahe Braunschweig, vor dem drohenden Nationalsozialismus nach Lodz, Polen, flüchtet. Sich dort allmählich einlebt, bis die Eltern ihn und den ältesten Sohn der Familie fortschicken, begleitet von den letzten Worten der Mutter: "Du sollst leben". Die Flucht nach Osten, das Leben in einem Waisenhaus, die deutsche Invasion, der Geistesblitz, alle Papiere verschwinden zu lassen und sich als Volksdeutscher auszugeben... Der Weg über die Front zu einem Internat der Hitlerjugend in Deutschland, wo das vom Wolf gejagte Schaf den Pelz umdreht und selbst zum Wolf wird, so Perels Worte.

 

Immer mit der Angst vor der Entdeckung, spielt Perel als Jupp Perjell seine Rolle perfekt. Erhält Anerkennung und Belobigungen, wird von der Nazidoktrin infiltriert und identifiziert sich sogar mit deren Parolen.
Gleichzeitig lebt tief in ihm der kleine jüdische Junge Sally Perel, der sich nach seiner Familie sehnt und sich schließlich in den Weihnachtsferien aufmacht nach Lodz, um nach Spuren seiner Familie im Ghetto zu suchen...

 

Ein mutiges Buch. Ein wichtiges Buch. Ein Buch, das auch und gerade junge Menschen lesen sollten, denn:  


"Die Jugend von heute ist nicht verantwortlich für die Greueltaten der Nazis, aber sie wird es sein, wenn es wieder zu solchen kommt."



© Parden



►Hier geht es zum Bericht über die Lesung von Sally Perel, die für mich wirklich beeindruckend war...





 Ausschnitte der Buchverfilmung: Ich war Hitlerjunge Salomon















Sally Perel (* 21. April 1925 in Peine, eigentlich Salomon Perel, auch bekannt unter den Namen Shlomo Perel oder Solomon Perel, während der NS-Diktatur Josef Perjell oder auch Josef Peters) ist ein israelischer Autor deutscher Herkunft. Als Mitglied der Hitlerjugend war es ihm gelungen, seine jüdische Identität zu verbergen und den Nationalsozialismus zu überleben. Seine Autobiografie Ich war Hitlerjunge Salomon wurde 1990 unter dem Titel Hitlerjunge Salomon verfilmt.    >QUELLE



2 Kommentare:

  1. Folgerichtig stellst du nun die Geschichte des Sally Perel hier ein, passend zum Thema Hanas Koffer und Gegen das Vergessen. Die Geschichte kenne ich nur aus dem Film, in dem Perel ja am Ende auch zu sehen war. In einer bezeichnenden und kaum zu glaubenden, erschütternden Szene.
    Uwe

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  2. Ich las gerade, dass die deutsche Oscarkommission die Nominierung des Films ablehnte, er aber trotzdem nominiert wurde. Die meisten negativen Kritiken kamen aus Deutschland. 1990 hätte mich das gewundert. 2019 nicht mehr.

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