Mittwoch, 23. April 2014

Vermes, Timur: Er ist wieder da - Dritter Beitrag

Ansich ist es für uns unüblich, für ein Buch gleich drei Beiträge zu veröffentlichen. TinSoldier hat ja bereits am 12. September 2013 eine ► Rezension dazu veröffentlicht und Anne Parden schrieb über das ► Hörbuch dann am 03. Oktober 2013, wobei das Datum ganz sicherlich keine Rolle spielte.

Aufgrund eines noch vorhandenen mehrfachen Guthabens bei audible.de kam ich nun auch in den Besitz des Hörbuches. Eigentlich hatte ich gar nicht unbedingt vor, mich mit dem Buch zu beschäftigen. Einerseits meinte ich, wegen diverser Hörproben von YouTube darauf verzichten zu können, denn diese Stimme über ein ganzes Hörbuch aus- bzw. durchzuhalten, hielt ich für nicht machbar. Statt dessen wollte ich es (vielleicht) mal lesen. 

Unter Arbeitskollegen wurde über das Buch gesprochen und auch gelacht. Dies und das oben erwähnte Guthaben ließen mich nun zugreifen; eine längere Autofahrt am letzten Wochenende ergab die Gelegenheit zum ausgedehnten Hören.

Hab ich nun heute eine andere Meinung? Nun ja, im Gegensatz zur Annahme konnte ich das Hörbuch mit der unverwechselbaren Stimme des ► Christoph Maria Herbst tatsächlich an einem, halt, an zwei Stücken (Hin- und Rückfahrt) "herunterhören". 
 
Zwischen lautem Lachen, welches aber auch ganz plötzlich erstickt wegbrechen konnte, war alles dabei.
 
Da regt sich der ADOLF über den morgendlichen Lärm auf, den ein Mann mit einem Laubblasegerät verursacht. Der Einsatz des Gerätes erscheint dem FÜHRER schon deshalb völlig sinnlos, weil das windige Wetter alle Bemühungen zunichte macht. Aber dann: Der FÜHRER erkennt, das ist ein MANN MIT EINEM BEFEHL. Fanatisch und unbeirrbar befolgt er diesen. Auch seine SS, des ADOLFS SS natürlich ist so fanatisch und unbeirrbar gewesen, denn sie hat nicht gefragt und gejammert, wenn "die Juden schneller angeliefert wurden, als man sie bearbeiten konnte."

Das ist genau so ein Moment, wo einem jegliches Lachen im Halse stecken bleibt.

Genauso die "Erkenntnis" dass die Errichtung des Staates Israel unter lauter feindlichen arabischen Staaten der politische Nachkriegsschachzug schlechthin gewesen sei, denn nun seien die Juden weit weg und ständig beschäftigt. Die paar, die in Deutschland, oder was davon übrig geblieben ist, existieren, fallen nicht ins Gewicht.
 
Und vieles mehr.

TinSoldier hat in seiner Rezension geschrieben:
Timur Vermes ist es gelungen, uns mit seinem Buch zu verdeutlichen, wie Manipulation funktioniert und wie nahe Ernst und Satire, Wahrheit und Verstellung oftmals beieinander liegen. Gleichzeitig wird offenkundig, wie oberflächlich und kritiklos unsere heutige Mediengesellschaft funktioniert und wie leicht man offenbar bereit ist, Geschmacklosigkeiten und selbst menschenverachtende Botschaften unter dem Label von vermeintlicher Komik und Satire zu bejubeln.
 
Dies gilt für die "Veranstaltungen" die der echte FÜHRER als "Commedian" (welch gräßliches Wort) gibt und in denen er die Massen begeistert wie schon mal im Sportpalast mit Goebbels oder auf den Reichsparteitagen in Nürnberg.
Frage: Glit das gleichermaßen schon für dieses Buch?
 
Egal wie man diese Frage beantwortet: die Beschäftigung mit genau diesem Thema rechtfertigt das Lesen eines Buches, dessen Erscheinen ich mir in Deutschland nicht so einfach hätte vorstellen können. Auch glaube ich nicht, dass dies ein gebürtiger Deutscher hätte schreiben können, oder besser dürfen?*

Gegen Ende bekam der Text einige Längen, das konzentrierte Zuhören viel mir zunehmend schwerer. Trotzdem ziehe ich folgendes Fazit: Es hat sich gelohnt. 
 
* * *
Ich möchte es nicht versäumen, den Christoph Maria Herbst zu Wort kommen zu lassen, der im folgenden Beitragzu zu Wort kommt. Erinnert ihr euch an ►DER WIXXER? Nun also ER IST WIEDER DA.
Außerdem, auch das ist sehr interessant, erzählt er über das Medium Hörbuch und was das Einlesen eines solchen Hörbuches für einen Schauspieler bedeuten kann.
 
© KaratekaDD
 
* Es ist ja nicht so, dass es keine Parodien bei uns geben würde. DER WIXXER ist so ein Beispiel. Allerdings wird dabei die Figur des Adolf Hitlers persifliert. Hier wird das Gedankengut ("HABEN SIE MEIN BUCH GELESEN?) ausgebreitet, und satirisch verarbeitet. 
Es ist gut, dass einem dabei das Lachen schon einmal im Halse stecken bleibt.
 


6 Kommentare:

  1. Anne, du must unbedingt den Beitrag ansehen. Herbst zum Medium Hörbuch: ganz dein Fall.

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  2. "Die Stimme Hitlers zu imitieren war nicht die größte Schwierigkeit, weil die hat man als Deutscher drauf. Und ich bin Deutscher." ?! Himmel noch eins...

    Aber schön, Deine Rezension hier zu finden. Dir ist es offensichtlich ähnlich ergangen wie mir...

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    1. Also, so schwierig ist das wirklich nicht. Probiers mal:
      "Wie heißen Sie denn?"
      "ADOLF..."
      "Und weiter?"
      "HITLERRRRRR"

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    2. Ja Anne, kleb dir mal so´n Bärtchen an, dann klappt´s vielleicht auch mit der Stimme:
      "Hallo, hier sprrricht der Föööhrer, im Bonker brennt noch Licht!" :-)

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  3. Übrigens: hier gibt es noch ein Interview mit dem Autor selbst. Auch sehr interessant, wie ich finde!

    http://www.n-tv.de/leute/buecher/Um-Mein-Kampf-kommt-man-nicht-rum-article7732166.html

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