Mittwoch, 30. Dezember 2015

Beigbeder, Frédéric: 39,90. Neununddreißigneunzig


Dieser Skandalroman aus Frankreich kostete Frédéric Beigbeder den Job in einer bekannten Werbeagentur und katapultierte ihn auf Platz eins der Bestsellerlisten - ein wildes Pamphlet gegen den Totalitarismus von Medien und Werbung und die neoliberale Pervertierung der Demokratie. Beigbeder reiht sich damit ein in die Front jener Autoren um seinen Freund Michel Houellebecq, die den Verantwortlichen der globalen Realität einen «Kampf auf Leben und Tod» angesagt haben. 

Octave Parango hat einen Topjob in einer noblen Pariser Werbeagentur, massig Luxus, Geld und einen solchen Überdruss an seinem Gewerbe, dass ihm davon schlecht würde, gäbe es nicht den Koks, die Frauen und den Zynismus. Schamlos verdammt er sich und seine Welt, weil alles darin käuflich ist. Zugleich bringt ihn der Erfolg einer Kampagne für einen Null-Fett-Joghurt an die Spitze der Agentur. Doch eines Nachts, bei Dreharbeiten zu einem Werbespot in Florida, entlädt sich Octaves ganzer Hass in einer blutigen Gewalttat ...


  • Gebundene Ausgabe: 272 Seiten
  • Verlag: Rowohlt; Auflage: 2 (29. Mai 2001)
  • Sprache: Deutsch
  • Übersetzung: Brigitte Große
  • ISBN-10: 3498006177
  • ISBN-13: 978-3498006174















DEKADENZ IN REINKULTUR...


Octave Parango hat einen Topjob in einer noblen Pariser Werbeagentur, Luxus ohne Ende und die Schnauze so voll, dass ihm davon schlecht würde, gäbe es nicht den Zynismus, die Frauen und den Koks. Schonungslos verdammt er seine Welt, in der einfach alles käuflich ist – er selbst eingeschlossen. Bei den Dreharbeiten zu einem Werbespot entlädt sich sein Hass in einer ungeheuerlichen Gewalttat.

Der Sensationserfolg! Dieser Skandalroman aus Frankreich kostete Frédéric Beigbeder den Job in einer bekannten Werbeagentur und katapultierte ihn auf Platz eins der Bestsellerlisten - ein wildes Pamphlet gegen den Totalitarismus von Medien und Werbung und die neoliberale Pervertierung der Demokratie. Beigbeder reiht sich damit ein in die Front jener Autoren um seinen Freund Michel Houellebecq, die den Verantwortlichen der globalen Realität einen «Kampf auf Leben und Tod» angesagt haben.

«Beigbeder verhöhnt Missgunst, Kleinkariertheit und intellektuelle Verkommenheit der Werbebranche.» (Time) «Mit einem zornigen Insider-Porträt der Werbeindustrie gelang Frédéric Beigbeder ein Romanhit.» (Der Spiegel) «Frankreich hat nach Michel Houellebecq einen neuen Skandalliteraten.» (Süddeutsche Zeitung) «Ein Romanhit.» (Der Spiegel) «Eine komplett wahnsinnige Mischung aus Romanfragmenten, ideologiekritischen Essays zum Thema und zynischen Anekdoten macht die Qualität des Buches aus.» (Süddeutsche Zeitung)



"Verkaufen Sie die Leute nicht für blöd, aber vergessen Sie nie, dass sie es sind." (S. 33)


Bewusst habe ich mal den kompletten Klappentext einschließlich der zitierten Meinungen diverser Zetischriften zu diesem Buch vorangestellt, um zu verdeutlichen, mit welcher Erwartung ich an dieses Buch gegangen bin.

Enthüllungen? Skandalroman? Widerstand gegen die Globalität sowie gegen den Totalitarismus von Medien und Werbung? Gerne, her damit!

Doch leider sitze ich jetzt hier, wie schon über große Strecken während der Lektüre, atme noch einmal tief durch und denke: was sollte das? Plakativ wird dem Leser hier die Dekadenz von Medien und Gesellschaft vor Augen geführt, tatsächlich aber habe ich überhaupt nichts Neues erfahren, und das einzige, was ich dem Buch vielleicht zugte halten könnte, wäre die Tatsache, dass ich dadurch an meiner Toleranz- und Ekelgrenze arbeiten konnte.

Klischeehafte Darstellungen ohne Biss und eine durchgängig ordinäre Ausdrucksweise lassen dem Zynismus kaum den notwendigen Spielraum - Verachtung, das ist es, was hier transportiert wird, für mich oft eher primitiv denn provokativ. Gekonnt jongliert Beigbeder hier mit den Begriffen aus der Werbebranche, was aber kein Wunder ist, da er aus dem Metier kommt. Ich habe nicht in jedem Fall erfasst, was da ausgedrückt werden sollte, wohl aber, dass da jemand recht selbstverliebt sein Wissen zur Schau stellt.


"In einer blockierten Gesellschaft, wo jeder schuldig ist, ist es das einzige Verbrechen, sich erwischen zu lassen. In einer Welt der Diebe ist Dummheit die einzige unverzeihliche Sünde." (S. 203)


Nur selten lässt der Hauptcharakter Octave uns die Möglichkeit, in sein wahres Inneres hineinzuschauen. Seine Freundin Tamara formuliert dies treffend: 'Viele Ekel machen auf nett; du bist ein Netter, der auf Ekel macht.' Ansonsten ist er der coole Typ, dessen Tun durch seinen Welthass, gleichzeitig aber auch durch seine Selbstverliebtheit bestimmt wird. Um die Welt, in der er lebt, überhaupt noch ertragen zu können, bleibt ihm nur der zugekokste Zynismus. Ein wirklicher Roman ist dies nicht, eher Fragmente daraus, eine Art Dauerwiederholung ohne wirkliche Intensität, gespickt mit sexistisch-verächtlichen Phrasen. Zuweilen rufen die Schilderungen durchaus Ekel hervor, Desillusion ebenso, vor allem aber eines: Langeweile.

Am Ende lässt sich festhalten, dass dieses Buch durchaus in die Welt der Werbebranche passt: es ist für mich eine Mogelpackung. Schade, ich hatte hier etwas ganz anderes erwartet...


© Parden















Frédéric Beigbeder wurde 1965 im Pariser Nobelvorort Neuilly-sur-Seine geboren. Durch die frühe Scheidung seiner Eltern entwickelte er eine starke Bindung zu seinem Bruder Charles Beigbeder, einem französischen Unternehmer der Energiewirtschaft. Beigbeder studierte an der Sciences Po Paris Politikwissenschaft und wurde nach der Veröffentlichung seines ersten Romans Memoiren eines Sohnes aus schlechtem Hause von der Werbeagentur Young & Rubicam engagiert. Dort arbeitete er zehn Jahre als Texter und Conceptioner. Mit der Veröffentlichung seines Romans Neununddreißigneunzig (99 francs) wurde er über die Grenzen Frankreichs hinaus bekannt und zugleich zu einem der Stichwortgeber der Konsumkritik. Weitere Romane folgten.
1994 rief er den Prix de Flore für junge Autoren (benannt nach dem berühmten Café de Flore in St.-Germain-des-Prés) ins Leben, zu dessen Preisträgern Michel Houellebecq und Virginie Despentes zählen. Im Jahre 2005 war Beigbeder zusammen mit Alain Decaux, Richard Millet und Jean-Pierre Thiollet Gastschriftsteller auf der Buchmesse in Beirut. 2009 erhielt er für sein Werk Un roman français den Prix Renaudot.

übernommen von Wikipedia.de, Stand 30.12.2015

4 Kommentare:

  1. Schön, dass du das ähnlich wie ich siehst xD Ich fand den Film toll, weil Jean Dujardin cool ist und... man diese verrückte Welt bildnerisch gut darstellen kann! Aber das Buch... ich hatte auch mehr erwartet, mehr Witz, mehr Enthüllungen. Vlt. konnte der Autor die Welt nur von innen betrachten und hat nicht überlegt, was ein Außenstehender witzig finden könnte?

    Völlig un-gelungen fand ich die Theaterversion, die ich vor Jahren im Societätstheater gesehen haben. Sie wirft nochmehr Fragezeichen auf :-)

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    1. Schön, Deinen Kommentar hier zu finden, Evy. Und noch schöner, das ich nicht die einzige bin, der es bei der Lektüre so erging. Ich habe auch einige sehr positive Rezensionen zu diesem Buch gelesen und mich gefragt, ob wir alle dasselbe gelesen haben. So unterschiedlich sind eben die Geschmäcker.

      Nach dem Leseerlebnis bin ich mir sicher, dass ich es mit dem Film nicht auch noch versuchen möchte. ;)

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  2. Durch den Hinwesi auf Michel Houellebecq wäre ich vielleicht augesprungen aufg den Zug. So aber...
    Uwe

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    1. Vielleicht musst Du noch andere Rezensionen zu dem Buch lesen, Uwe. Wenn Dich die Lektüre im Prinzip reizen würde, so muss meine Meinung hier ja nicht ausschlaggebend sein. Von meiner Warte aus werde ich Dir allerdings nicht dazu raten... ;)

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