Sonntag, 25. Oktober 2015

Sempf, Mario / Zahn, Thomas: Dresden zum Gruseln

Es ist schmal das Heftchen, welches Dresdner Geschichten erzählt. Geschichten zum Gruseln. Naja, mehr oder weniger. Etwas mehr, wenn ein "Geist" die Einleitung dazu gibt, Der Ritter Jonas Daniel, welcher des Burggrafen Kinder im Jahre 1402 von den Meißnern in Sicherheit zu bringen hatte und dabei um das Leben kam. Dieser ruhelose Geist lädt zum Rundgang durch Dresden ein.

Fünfundfünfzig Geschichten und Geschichtchen erzäht der Autor Mario Sempf über die Stadt, illustriert von Thomas Zahn, der sich der Malerei. auch dem Airbrush widmet und sich seit mehreren Jahren im mittelalterlichen Schwertkampf übt. [1]






Vielleicht rührt ja daher die Geschichte vom Sächsischen Kampfsport (Geschichte 27) und der vom berühmten Fechtbuch, deren drei verschiedene aus dem Mittelalter in den Dresdner Bibliotheken lagern (Geschichte 28)
Schon im Buch des Ringlehrers Fabian von Auerswald findet man "Kampftechniken..., die die meisten Kampfsportkenner eher an das japanische Judo oder Jiu Jitsu denken lassen. Aha.

Aber einer der Mäzenen war Paulus Hector Mair. Der ließ eine zweibändrige Festhandschrift zum Thema herausgeben und bezahlte zuerst mit ungefähr 20 kg Gold für diese und andere aus dem Stadtsäckel und nachher als Dieb mit dem Leben am Galgen. (Geschichte 28)


Ein Seehund in Dresden? Hier hab ich mal ein Beispiel für die schönen Illustrationen zum jeweils kurzen Text herausgesucht. 1634 war das. Heute würde der Kleine wohl wie Eisbär Knut bekannt in aller Welt werden. Da es damals aber noch keine Fotoapparate gab, musste man zeichnen. Okay, hier hat Thomas gemalt und ich habs abgelichtet. (Seite 39)

Wer in Dresden groß geworden ist, kennt das Brückenmännchen. Diese Figur wurde berühmt durch die weihnachtlichen Kindershows im Kulturpalast, an die ich mich noch gut erinnern kann. Das Steinrelief am Landpfeiler der Augustusbrücke, Altstädter Seite, ist auch bekannt.  Aber, wussten sie schon, dass das "Brückenmännchen" für "Duckmäuser" steht? Oder das die Redewendung "Vom Brückenmännchen gerufen werden" für einen dringend notwendigen Gang dahin, wohin auch das Brückenmännchen zu Fuß gehen muss,  benutzt wurde? Sodann will ich nicht verschweigen, dass der Erbauer der ersten steinernen Brücke (1275), Matteo Foccio, das Vorbild für das Brückenmännchen gab, den die Dresdner "Matz Fotze" nannten. So was aber auch. Die Geschichte findet man im Heftchen als eines von Fünf Wahrzeichen, der 33. Geschichte.

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Man kann mit dem Heft und dem Fotoapparat durch Dresden wandern. Alle Orte an einem Tag: Das wird wohl nicht gehen. Zur Orientierung gibts es in der Umschlagseite eine Karte mit Erläuterungen.  Napoleons Stein, Großer Garten, Richtplatz, Pöppelmanns "stilles Örtchen", Goldener Reiter. Narrenhäuschen und einige mehr, so findet man die nicht so sehr bekannten Sehenwürdigkeiten in Elbflorenz, dem Balkon Europas.


Bücherraupe schmökert unterm Blauen Wunder
Mittelalterliche Redewendungen und  eine Zeittafel zur Dresdner Geschichte runden das büchlein ab. Es ist ein schönes Geschenk und macht sich auch gut im eigenen Bücherregal.



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Ach ja: "Etwas ausgefressen zu haben", bedeutete nicht immer, eine Schandtat begangen zu haben. "ausgefressen" wurden die Vorräte eines Übeltäters durch einen für seinen Appetit bekannten Menschen, der dem Täter förmlich in die Küche gechickt wurde und dort ein paar Tage bleiben konnte. Hab ich auf Seite 42 gelernt.


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Danke Thomas, für das Exemplar, welches nun hoffentlich bedeutend gewürdigt wurde.

DNB / Alwis-Verlag / Dresden 2015 / ISBN: 978-3-938932-43-8 / 45 Seiten

© KaratekaDD

[1] wer mehr über den Airbrush-Kelten wissen will, der schaue einmal hier nach





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