Samstag, 15. November 2014

Baum, Beate: Weltverloren



"Winter in Dresden. Journalistin Kirsten Bertram liegt im Krankenhaus. Dort lernt sie Marianne "Ännchen" Kulka kennen, die von der Familie Erich Kästners abstammt und einer freikirchlichen Gemeinde angehört. Als Ännchen aus der Klinik entlassen wird, beschließt sie, ihr Leben radikal zu ändern. Sie schließt sich einer Initiative an, die im Namen Kästners den Ausbau der Königsbrücker Straße in der Dresdner Neustadt verhindern will. Doch dann wird ein Praktikant des Erich Kästner Museums ermordet und Ännchen ist die Hauptverdächtige. Kirsten ist hingegen von ihrer Unschuld überzeugt und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln ... " (Klappentext)


DNB / Gmeiner-Verlag / Meßkirch 2. 2010 / ISBN-13: 9783839210772 / 276 Seiten


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Erich Kästner kennt jeder. DAS DOPPELTE LOTTCHEN, EMIL´s Detektive, die Freundschaft von PÜNKTCHEN & ANTON, oder die vom KLASSENZIMMER, das fliegen kann. Die Autobiografie ALS ICH EIN KLEINER JUNGE WAR kennen schon nicht mehr so viele. Darin beschreibt ►Kästner seine Kindheit in der Dresdner Neustadt. Dort wurde er in der Königsbrücker Straße im Jahr 1899 geboren. Die Villa seines Onkels Augustin ist heute das ► Erich – Kästner – Museum und steht am Albertplatz, von dem die Königsbrücker Straße in den Dresdner Norden führt.




Kästners Geburtshaus
Diese ► Königsbrücker Straße ist ein Problem. Ein verkehrstechnisches Problem vor allem, denn in diesem Nadelöhr staut sich täglich der Verkehr und das schon sehr lange. Ich muss das wissen, denn einige Jahre fuhr ich, im Schichtbetrieb arbeitend, genau diese Strecke. Ein paar Minuten zu spät nach der Nachtschicht den Flughafen Dresden verlassen verlängerte eine Fahrtzeit von 20 bis 30 Minuten nach Dresden Reick wegen der Königsbrücker Straße gern mal um weitere 40 Minuten. Vielfältige Ideen um den Aus- und Umbau der Königsbrücker Straße gibt es. Wie in vielen Städten so protestieren auch in Dresden Gruppen von Anwohnern gegen Baupläne verschiedenster Art.





Neustadt Geflüster

Das ist der Stoff, aus dem dieser Roman gemacht wurde. Hinzu kommt die Geschichte der Journalistin Bertram und ihres Freundes Andreas, überschattet von der Fehlgeburt ihres Kindes. Der Ex-Freund von Kirsten, der Amerikaner Dale, ist Detektiv und forscht ebenfalls nach den Ursachen des Mordes. Hinzu kommt, dass Marianne Mitglied der „Siebenten Tag Adventisten“ ist, einer protestantische Freikirche mit sehr frommen Mitgliedern, die es auch in ► Dresden gibt. WELTVERLOREN ist daher dieses Ännchen, weltfremd, unerfahren, wirklichkeitsfern aber auch interessiert, will sie doch vielleicht ebenfalls mal Journalistin werden.



Quellen: Bild.de, wiki, dresden01.de,
   

Ein sehr interessanter Stoff also, besonders für einen Dresdner, da der ja alle „Bewegungen“ nachvollziehen kann. Aber leider konnte mich der Roman von Beate Baum nicht sonderlich begeistern. Keine der Handlungsstränge, mit Ausnahme der Geschichte von Kirsten und Andreas wurde richtig ausgebaut. Vor allem die Bürgerbewegung zum Thema Königsbrücker Straße beschränkt sich auf ein paar Punks und Spinner mit unrealistischen Ideen. Zwischenzeitlich versucht Frau Baum, den Leser auf eine falsche Fährte zu locken, indem sie einen Lokalpolitiker in den Focus rückt. Die Dresdner Kripo besteht aus einem schlauen Hauptkommissar kurz vor der Pension und sonst aus wohl gelangweilten Beamten. Der klassische Konflikt zwischen Journalismus und Polizei erscheint auch nicht sonderlich spannend, auch wenn da ein Detektiv mitmischt, der nicht genau weiß, was er eigentlich will.

Alles in allem hätte Beate Baum wohl mehr daraus machen können. Trotzdem ärgere ich mich nicht, den Roman gelesen zu haben. Schließlich geht es um meine Heimatstadt. Es ist bestimmt nicht das letzte Buch der Autorin, das ich gelesen habe. Zumal die Hauptfigur, Kirsten Bertram in weiteren Romanen wirkt.

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 Ausbauvariante Königsbrücker Straße


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Beate Baum wurde 1963 in Dortmund geboren. Sie studierte Literaturwissenschaft, Germanistik und Politologie in Bochum und arbeitete bei einer Thüringer Tageszeitung. Heute lebt sie als freie Krimiautorin sowie Kultur- und Reisejournalistin in Dresden. Bislang sind drei Kriminalromane um die Journalistin Kirsten Bertram sowie zahlreiche Kriminalgeschichten von ihr erschienen. Nachdem Baum zu den Anthologien "Mords-Sachsen" und "Mords-Sachsen 2" jeweils einen Kurzkrimi beigetragen hat, wird jetzt mit "Häuserkampf" auch die "Kirsten Bertram"-Reihe im Gmeiner-Verlag fortgesetzt.





  • DNB / Gmeiner - Verlag / Meßkirch 2. 2010 / ISBN-13: 9783839210772 / 276 Seiten
  • Beate Baum in der DNB
  • Beate Baum im Internet


© Dresdner Bücherjunge

3 Kommentare:

  1. Interessant! Ich war im Mai das erste Mal in Dresden und wir hatten ein Hotel in der Bautzner Straße...also nicht so weit entfernt. Dresden ist eine tolle Stadt und das Buch kommt gleich mal auf meine Wunschliste!
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Das Gute an der Geschichte ist, dass man sich auf deren Spuren durch die Straßen bewegen kann. Freut mich, wenn ich dich fesseln konnte.

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  2. Nach knapp sechs Jahren kommt was Neues von Beate Baum vor meine Augen. Nun bin ich gespannt, ob die kritischen Bemerkungen, die ich bisher hier vermerkte, wiederholt werden müssen.

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