Sonntag, 16. Oktober 2016

Johansson, Lars Vasa: Anton hat kein Glück



Holla, die Waldfee 

Ein Anruf seiner Eltern und eine E-Mail vom Elektrodiscounter sind die einzigen Glückwünsche, die Anton zu seinem 45. Geburtstag erhält. Aber der grummelige Berufszauberer mag Menschen sowieso nicht besonders. Seit Jahren tingelt er mäßig erfolgreich mit seinen Auftritten von Altersheim zu Einkaufszentrum. An und für sich würde ihn all das gar nicht stören. Wäre da nicht sein Erzfeind Sebastian, der mit seiner spektakulären Zaubershow in ganz Schweden Erfolge feiert. Ausgerechnet mit Charlotta an seiner Seite, Antons Ex-Freundin.
Früher waren Anton und Sebastian befreundet und haben gemeinsam gezaubert, nun sieht Anton überall die riesigen Plakate, die Sebastians und Charlottas Tournee ankündigen und auf denen groß in silbernen Buchstaben Together in Magic Forever steht. Es liegt auf der Hand: Für Anton läuft es nicht gut. Im Grunde läuft es überhaupt nicht. Aber niemand ist besser darin als er, sich das Leben schönzureden. Bis er sich eines Nachts im Wald verirrt und ein seltsames Mädchen trifft. Danach scheint Anton plötzlich vom Pech verfolgt zu werden. Als ernsthafter Zauberer glaubt Anton natürlich nicht an Magie. Aber langsam dämmert ihm, dass er etwas an seinem Leben ändern muss…


(Klappentext Rowohlt Wunderlich Verlag)


  • Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
  • Verlag: Wunderlich; Auflage: 1 (21. Oktober 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • Übersetzung:  Ursel Allenstein, Antje Rieck-Blankenburg
  • ISBN-10: 380520387X
  • ISBN-13: 978-3805203876
  • Originaltitel: Den stora verklighetsflykten













DAS ROTE SOFA...



Manchmal sind es ungeahnte Kleinigkeiten, die das Leben vollkommen umkrempeln. Bei Anton ist es ein rotes Chesterfield-Ledersofa, mit dem er auf einer einsamen Landstraße in einer abgelegenen Gegend Schwedens frontal zusammenstößt. Und das einen Tag nach seinem 45. Geburtstag. Statt einfach nur nach Hause zu fahren, sitzt Anton jetzt irgendwo im Nirgendwo fest und läuft los, um Hilfe für sein ramponiertes Auto zu suchen. Als ihn auf einer Waldlichtung ein kleines Mädchen anspricht und ihn bittet, ihm einen Blumenstrauß zu pflücken, hat Anton weiß Gott besseres zu tun und stapft weiter auf der Suche nach einem Haus mit Telefon. Was er jedoch nicht weiß: dieses kleine Mädchen ist kein gewöhnliches Kind - sondern eine Waldfee. Und eine nachtragende noch dazu.

Gunnar und Greta jedenfalls, auf deren Häuschen Anton kurz darauf stößt, teilen ihm mit, dass er mit dem Abschlagen der Bitte der Waldfee großes Unheil auf sich geladen habe. Auf ihm liege nun ein Fluch, der ihm nur noch Pech bescheide - bis er es nicht mehr aushalte und freiwillig den Tod wähle. Doch Anton, der als Berufszauberer mit allen Tricks vertraut ist und an vieles, aber jedenfalls nicht an Magie glaubt, kann angesichts dieser düsteren Drohung nur den Kopf schütteln. Er will sein Auto repariert haben und dann nichts wie nach Hause! Als sich die Missgeschicke zu häufen beginnen, versucht Anton zunächst, sehr pragmatisch mit den Geschehnissen umzugehen. Doch allmählich beginnt er zu ahnen, dass doch mehr an dem ist, was das verschrobenen alte Ehepaar erzählt hat, als er zu glauben bereit war...

Anton ist ein Zeitgenosse, der es einem schwer macht, ihn zu mögen. Das geht nicht nur den anderen Figuren im Roman so, sondern auch dem Leser. Im Laufe des magischen Abenteuers, das sich hier entpuppt, erinnert Anton ein wenig an den Ritter von der traurigen Gestalt - und die eingestreuten Rückblenden in seine Kindheit und Jugend machen deutlich, wie das aus ihm wurde, was er heute ist: ein erfolgloser Zauberer ohne Freunde und ohne Träume, von Neid zerfressen auf seinen ehemaligen Freund aus Kindertagen, der nun mit einer spektakulären Zaubershow durch Schweden tourt und dabei Charlotta an seiner Seite hat - Antons Ex-Freundin. Doch die Ereignisse im Zauberwald lassen die harte Kruste ganz allmählich bröckeln und sorgen für Veränderungen...

Der Roman lässt sich flüssig und leichtgängig lesen. Die Mischung aus den Geschehnissen der Gegenwart im Naturpark Tiveden und den Rückblenden in Antons Vergangenheit ist für mich gelungen, ebenso wie die Verquickung von realen Geschehnissen und Fantasyelementen. Auch der Humor kommt hier nicht zu kurz - so manche Szene ließ mich schmunzeln, und Sarkasmus und Ironie sorgten für mich für die richtige Würze. Es ist schwer, in der Fantasy-Welt noch viel Neues zu bieten, aber mit dem Lauschenden und dem Tratschenden Wald, dem Eissee, der auch im Hochsommer zugefroren ist, dem Nachtklopfer, dem Tränentriefer und dem Miststück hat Lars Vasa Johansson sich doch als sehr kreativ erwiesen.

Eine skurrile Geschichte mit einem sperrigen Charakter, der einem letztlich doch irgendwie ans Herz wächst. Allerdings konnte mich der Roman nicht so berühren wie beispielsweise Fredrik Backmans Ove. Und da dieser Name hier im Klappentext auftaucht, muss sich das Buch um Anton den Vergleich wohl gefallen lassen.

Insgesamt jedoch konnte mich der Roman gut unterhalten, mich staunen, lachen, überraschen lassen - und selbst das Dankeswort sorgte noch für einen Schmunzler. Ein angenehmer Wohlfühlroman für einen gemütlichen Nachmittag auf dem Sofa.


© Parden














Der Rowohlt Wunderlich Verlag schreibt über den Autor:

Lars Vasa Johansson, geboren 1966 in Stockholm, ist Drehbuchautor, Musiker und einer der gefragtesten script doctors in Schweden. Er war an diversen Film- und Fernsehproduktionen beteiligt und arbeitete außerdem als Schlagzeuger und Komponist. "Anton hat kein Glück" ist sein erster Roman.

übernommen vom Rowohlt Wunderlich Verlag

4 Kommentare:

  1. Liebe Anne P., dieses Buch möchte ich unbedingt auch lesen. Nun hast du mich mit deiner Buchbesprechung ganz hippelig gemacht. Kann es kaum abwarten, es selbst zu lesen.
    Liebe Grüße, Mirella

    AntwortenLöschen
  2. Muss Mirella Recht geben, das hört sich richtig gut an!
    Liebe Grüße, Tina

    AntwortenLöschen

Durch das Kommentieren eines Beitrags auf dieser Seite, werden automatisch über Blogger (Google) personenbezogene Daten, wie E-Mail und IP-Adresse, erhoben. Weitere Informationen findest Du in unserer Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google. Mit dem Abschicken eines Kommentars stimmst Du der Datenschutzerklärung zu.

Um die Übertragung der Daten so gering wie möglich zu halten, ist es möglich, auch anonym zu kommentieren.