Dienstag, 24. Juni 2014

Kuegler, Sabine: Dschungelkind


Vom Mädchen, das aus der Steinzeit kam.

So steht es auf dem Buchdeckel hinten. ► Sabine Kuegler verlebte ihre Kindheit und die meiste Zeit ihrer Jugend nicht nur einfach im Ausland, nein sie verlebte sie an den für uns abenteuerlichsten Plätzen der Welt. Im Jahr 1972 in Nepal geboren brachte sie schon frühe Kindheitsjahre in Nepal und nach einem Überbrückungsjahr in Deutschland zog die Familie nach Indonesien, genauer nach ► West-Papua und dann mitten in den Dschungel. Davon erzählt die Autorin in ihrer Autobiografie.

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Ihr Vater Klaus-Peter Kuegler hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Sprache des Volkes der ► Fayu zu lernen. Nach der Kontaktaufnahme mit dem Häuptling einer Stammesgruppe holte er einige Monate später seine Familie mit seiner Frau Doris und den Kindern Judith, Sabine und Christian in den Dschungel nach. Es ist ein gefährliches Abenteuer ohnegleichen gewesen: Vom Malaria bedroht und auch daran erkrankt, Hepatitis ebenso und viele Gefahren mehr, für einen „normalen“ Mitteleuropäer wohl eher nicht vorstellbar. Statt dessen Krokodilfleisch, Schlangen, Krieg zwischen den Stammesgruppen der Fayu, Grausamkeit und Mord…

Quelle
Es fasziniert aber auch, wie es die kleine Familie in unendlicher Geduld erreicht, dass sich die Stammesgruppen friedlicher gebärden, Kinder plötzliche lachen und spielen können, Krankheiten als das erkannt werden was sie sind und eben nicht als unabänderlichen Fluch und mehr. Sabine Kuegler schildert, wie die weißen und braunen Kinder Freunde werden, teilweise adoptiert von den Eltern in einer für uns wohl sehr grausamen Umgebung, wobei diese das nur durch die Menschen wird.

Nach der Beschreibung der Autorin waren die Fayu Gruppen in einer unendlichen Blutfehde verhangen und inzwischen auf 400 Menschen geschrumpft. Ohne die Kueglers wüssten wir wohl viel weniger über diese steinzeitlichen Menschen, denn dass schon in den 40ziger Jahren des letzten Jahrhunderts Holländer auf die Fayu trafen, erfahren wir aus Kueglers Buch, die Fayu hatten das vergessen!

Quelle
Der Artikel unter Wikipedia ist sehr dünn oder besser kurz, obwohl nicht nur Sabine sondern auch ihre Mutter ►Doris (Dschungeljahre) Bücher geschrieben haben. Wir sind fasziniert von der Urgesellschaft oder besser, dass es sie noch gibt, das Schicksal indigener Völker allerdings ist uns immer noch nicht so viel wert.

Im Jahre 2011 wurde DSCHUNGELKIND ziemlich erfolgreich verfilmt. So lernte ich die Geschichte kennen. Im Internet fand ich dann die Bemerkung, dass das Buch „die Verhältnisse zu sehr aus der persönlich-emotional geprägten Sicht der Autorin [schildere] und [statt] sachlicher Informationen eher den Mythos vom edlen Wilden [vertrete]“. (wiki). Der dazugehörige ► Artikel beschreibt im Jahr 2005 das Buch DSCHUNGELKIND als "unsägliche romantische Verklärung von Ureinwohnern". Kuegler gehe weder auf den Naturraubbau der indonesischen Regierung und die Menschenrechtsverletzungen ein. Die erfolgreiche Vermarktung des Buches stehe den darin geschilderten Eingewöhnungsschwierigkeiten in Europa entgegen.

Sicher ist immer an jeder Aussage etwas dran. Politik spielte in dem Buch an sich gar keine Rolle. Vielleicht liegt das an der christlich – missionarischen Tätigkeit der Eltern, die sich eben (nur) darauf konzentrierten. Aber ich empfand das Buch als glaubhaft.

Ein weiteres Beispiel ist die ► Kritik an ihrem zweiten Buch: Ruf des Dschungels.

Wir sollten eher anerkennen, dass die junge Frau nun folgerichtig als „World Vision“ ► Botschafterin Projekte in der ganzen Welt betreut und ihre eigene Familiengeschichte den richtigen Weg eingeschlagen hat.



Zum ► Film:

Sabine Kuegler sagt im Interview, sie wollte eigentlich einen Dokumentarfilm machen. Das Resultat hat ihr gefallen. Sagt sie. In einem anderen ► Artikel ist von Kritik die Rede. Denn die "Romanze" am Ende des Films und die daraus resultierende Trauer um den geliebten Freund seinen Grund für die Rückkehr nach Europa gewesen. Im Buch Dschungelkind ist davon nicht die Rede, da wurde es für eine Heranwachsende einfach Zeit: Beruf und Studium. Nichts, was man im Dschungel einfach so machen kann.

Aber es seien sehr schöne Aufnahmen gewesen und auch die Schauspieler, voran ► Thomas Kretschmann und ► Nadja Uhl und die Kinder waren sehr zufrieden.





Übrigens bleibt die angeblich vordergründige Mission im Buch wie im Film außen vor. Ob das wirklich so war, könnte nur die Familie Kuegler selbst erklären. In einem Interview bei ► Bibel TV stellt sich Doris Kuegler dieser Frage. Im Interview geht es um Vorbild und um Nichteinmischung, was natürlich nicht wirklich funktioniert.

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Die Jahre der Buchbloggerei im Internet lassen einen viele Leute kennen lernen. Von Klaus (Arun), den ich bei den Buchgesichtern "kennen" lernte und mit dem ich unter lovelybooks immer noch in Kontakt stehe, hat mir das Buch Dschungelkind geliehen. ► Hier seine Rezension.

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  • DNB / Weltbild / Berlin 2005 / ISBN: 3-8289-7869-X / 346 Seiten
  • Sabine Kuegler in der DNB / Ruf des Dschungels - DNB
  • Doris Kuegler in der DNB


© Bücherjunge (13.09.2019)

2 Kommentare:

  1. Hallo Uwe, mal wieder sehr ausführlich und gründlich ausgearbeitet.
    Du trägst in deinen Beiträgen immer eine Menge an Informationen und Hintergrundwissen zusammen.
    Weiter so!

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  2. Ich bin verblüfft, dass dieser Beitrag immer mal wieder in den "Charts" auftaucht.

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