Donnerstag, 26. Juni 2025

Thrall, Nathan: Ein Tag im Leben von Abed Salama

Es ist selten, wenn ein Buch in so kurzer Zeitspanne gleich zweimal auf diesem Blog besprochen werden soll. Diesmal hat sich Anne Parden zuerst in einen zur Zeit weltweit beobachteten Raum begeben, Ein Tag im Leben von Abed Salama führt uns in die Gegend um Jerusalem.

The Times of Israel titelt am 16. Februar 2012:

"10 killed in bus accident north of Jerusalem
Truck collided with bus carrying Shuafat schoolchildren on day trip, injuring at least 40; PA health minister: Israeli rescue forces failed to provide timely assistance."


Einigermaßen nüchtern sind die Berichte unter den Begriffen Schulbus+Unfall+Jerusalem. (Link bbc-Bericht). Das Hamburger Abendblatt schreibt zu diesem Unglück:

„Der Unfall geschah bei starkem Regen und Nebel an einer sehr belebten Straßenkreuzung zwischen Jerusalem und Ramallah. Eltern warfen den Organisatoren vor, sie hätten den Ausflug der Schüler angesichts des schlechten Wetters absagen müssen. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas ordnete eine dreitätige Trauer an.“

Montag, 23. Juni 2025

De Winter, Leon: Stadt der Hunde

 

Der renommierte niederländische Gehirnchirurg Jaap Hollander ist im Ruhestand, aber Ruhe findet er nicht. Seit seine Tochter zehn Jahre zuvor in Israel verschwunden ist, kehrt er jedes Jahr nach Tel Aviv und in die Wüste Negev zurück. Diesmal wird er dort unversehens gebeten, eine äußerst riskante Gehirnoperation durchzuführen. Er sagt zu, obwohl die Erfolgsaussichten verschwindend gering sind. Nicht nur das Leben seiner mächtigen Patientin hängt von der Operation ab, vielleicht eröffnet sie ihm sogar eine neue Spur zu seiner Tochter. (Verlagsbeschreibung)

DNB / Diogenes / 2025 / ISBN: 978-3-257-07281-5  / 272 Seiten
 

Kurzmeinung: Ein unsympathischer Neurochirurg entwickelt sich noch auf seine alten Tage - viele Themen werden hier gekonnt verquickt, ein Lesevergnügen!

 

 

Sonntag, 22. Juni 2025

Hagena, Katharina: Flusslinien

 

Margrit Raven ist hundertzwei und wartet auf den Tod. Früher war sie Stimmbildnerin, jetzt lebt sie in einer Seniorenresidenz an der Elbe. Jeden Tag lässt sie sich von dem jungen Fahrer Arthur in den Römischen Garten bringen. Dort, mit Blick auf den Fluss, erinnert sie sich: an ihre Kindheit, den Krieg, ihre Liebhaber und an das, was sie über die einstige Gärtnerin dieses Parks weiß, Else, die große Liebe ihrer Mutter. Die Erinnerungen halten Margrit am Leben – und die Besuche ihrer zornigen Enkelin. Luzie hat sich kurz vor dem Abitur von der Schule abgemeldet und übernachtet nun allein in einer Hütte an der Elbe. Während sie Margrit, deren Mitbewohner und sich selbst im Keller der Seniorenresidenz tätowiert, versucht sie, Stich für Stich, ihre Kraft und ihr Leben zurückzugewinnen. Und dann ist da noch Arthur. Wenn er gerade niemanden zur Dialyse fährt, sucht er mit einer Metallsonde den Strand ab, erfindet Sprachen, kämpft für gefährdete Arten und ringt mit einer Schuld. Um nicht vom Strom der eigenen Erinnerungen fortgerissen zu werden, müssen sich die drei auf sich selbst besinnen. Und aufeinander einlassen. (Verlagsbeschreibung)
  
DNB / Kiepenheuer & Witsch / 2025 / ISBN: 978-3-462-00729-9 / 400 Seiten
 

  
Kurzmeinung: Eine Erzählung, die träge dahinfließt wie ein Fluss, die Untiefen unter der Oberfläche erraten lässt aber nicht hinabtaucht...

Donnerstag, 19. Juni 2025

Buch im Film: Die Großstadtoasen des Ralf Plenz

Der Büchermacher und der Bücherblogger haben einen Podcast zu den Großstadtoasen aufgenommen.

Podcast Teil 1

Der Büchermacher Folge 293 Wie Verlage Bücher machen, Teil 231: Der Blogger Uwe Rennicke aus Neustrelitz (Dresdner Bücherjunge) über meine Roman-Trilogie „Großstadt-Oasen“, Folge 1 von 2. 

Podcast Teil 2 - aufgenommen während der Leipziger Buchmesse 2025

Der Büchermacher Folge 294 Wie Verlage Bücher machen, Teil 232: Der Blogger Uwe Rennicke aus Neustrelitz (Dresdner Bücherjunge) über die Roman-Trilogie „Großstadt-Oasen“ von Ralf Plenz, Folge 2 von 2.

In diesem wöchentlichen Podcast, einer Hörsendung des Hamburger Autors Ralf Plenz, erhält man einen Einblick in die Welt der Autoren, Lektoren, Gestalter, Büchermacher und Buchverkäufer.

* * *

Am 15. Februar 2025 erschien die dritte Rezension zu den „Großstadtoasen“ einer dreibändigen Romantrilogie, die der Autor im und Verleger des Inputverlages Hamburg, Ralf Plenz, verfasst hat. 

Nachlesen kann man das unter 

Hier aber möchte ich euch den dazugehörigen Clip „Großstadtoasen” unter Lit(t)eratur & Mehr nicht vorenthalten.



Viel Spaß beim Zusehen und zuhören.

© Der Bücherjunge

Mittwoch, 18. Juni 2025

Von Neutsch bis Kowalczuk: der 17. Juni 1953

Der 17. Juni 1953: Ich weiß nicht, wann dieses Datum erstmals bewusst in mein Leben trat. Selbst Jahrgang 1963, geboren (in Dresden) 10,5 Jahre nach diesem bedeutenden Tag in der DDR-Geschichte, war dieses Datum lange Zeit für mich und in der Familie eher bedeutungslos. Unsere Eltern waren elf Jahre alt und daher nicht für direkte Erinnerungen geeignet. Einzig mein Großvater, den ich gerade ab 1989 hätte vieles fragen wollen, wäre in der Lage gewesen, seine Sicht auf diesen Tag darzulegen, es wäre vermutlich eine ddr-kommunistische Darstellung geworden.

In dessen Bücherschrank stand ein Buch von Erik Neutsch, das ist der, der einst SPUR DER STEINE (1964) schrieb, nach diesem Roman drehte Frank Beyer den weit bekannten gleichnamigen Film. Doch ich meine hier den Roman AUF DER SUCHE NACH GATT (1973), ebenfalls verfilmt, mit Dieter Mann in der Hauptrolle. Da kommt ein Mann aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause, wird Journalist, Kommunist, Bergmann und findet sich wieder in den Tagen des 17. Juni. Die Szenen im Buch und Film zeigen, wie Parteizentralen gestürmt und Fahnen verbrannt werden, GATT wird aus der protestierenden Menge angegriffen und verletzt. Ich glaube, das waren meine ersten Bilder zum 17. Juni und die waren bezeichnend: VOLKSAUFSTAND? Nee: Konterrevolution...

Dienstag, 17. Juni 2025

Gelobtes Land (TV-Serie)

Geschichte in Filmen
Im Jahr 1960 kam ein dreieinhalbstündiger us-amerikanischer Monumentalfilm in die Kinos, der in etwas die Geschichte eines Flüchtlingsschiffes namens EXODUS aufgriff. Grundlage dafür bildete der gleichnamige Roman von Leon Uris.
Dessen Geschichte behandelt die Ankunft von jüdischen Flüchtlingen aus Europa, die dem Kontinent nach den schrecklichen Jahren des Nationalsozialismus in Deutschland und des Holocaust, von ihnen Shoa genannt.

Vor einigen Monaten schaute ich einige Episoden einer israelische Serie namens FAUDA (ab 2015), eine Sammelsurium missglückter Geheimdienstaktionen, um HAMAS – Terroristen zu jagen und zu fangen. Eine Handlung, die nicht lange auszuhalten war. Wenn EXODUS eine große Geschichte im Stil der 60er Jahre erzählte, sah ich in FAUDA reine Propaganda. Wie wohltuend empfand ich da den Zufallsfund einer vierteiligen britischen Miniserie auf irgendeinem TV-Sender, die mit GELOBTES LAND (2011) überschrieben ist.

Schon mehrfach verwendete ich die DVDs, um ein Stück Geschichte in Familie und unter Freunden zu erzählen, die den Meisten im Detail eher unbekannt war.

Sonntag, 15. Juni 2025

Über Palästina... und mehr

Über Palästina, den Nahost-Konflikt, Israel und Judentum, Araber und Islam, Holocaust und Antisemitismus. 

Topographische Karte
von Palästina
mit international
anerkannten
Staatsgrenzen
Seit dem 07.10.2023 trat der Nahostkonflikt wiederholt mit einem Knall in unser Leben. Die radikalislamistische Terror-Organisation HAMAS griff aus dem Gaza-Streifen Israel an, tötete mehr als 1200 Israelis und verschleppte mehr als 200 Geiseln in den Gazastreifen. Die israelische Antwort folgte sofort und seitdem herrscht Krieg. Aus dem Iran, dem Libanaon, dem Gaza-Streifen, selbst aus dem Jemen fliegen Raketen auf den kleinen säkularen und gleichzeitg jüdischen Staat, der 1948 gegründet wurde.

Auch in Israel brodelt es: Mit einer Justizreform könnte der amtierende Ministerpräsident die einzige Demokratie in diesem Raum nachhaltig beschädigen, da er an der Gewaltenteilung rüttelt.

Nun, seit dem 12.06.2025 fliegen die israelischen Luftstreitkräfte Angriffe auf Atom- und Militäranlagen in der Islamischen Republik Iran, womit der Konflikt eine Entwicklung nimmt, die 1948 (Palästinakrieg), 1967 (Sechstagekrieg) und 1973 (Jom-Kippur-Krieg) weit übertreffen könnte.


* * *


Im Jahr 2009 hatte ich die Gelegenheit, eine Studienreise mit der Gewerkschaft nach Israel zu machen. Diese führte von Tel Aviv - Jaffa, durch den Negev, Masada, En Gedi, Totes Meer, Jericho, Nazareth, den See Genezareth, Akkon, die Golanhöhen und das Hebron - Tal nach Jerusalem. Im Jahr 1998 war ich schon mal in der Gegend, damals stand auch Bethlehem auf dem Programm. Eine Wiederholung war im Oktober 2023 geplant. Der Flug sollte eine Woche nach dem 7. Oktober 23 stattfinden, er fiel natürlich aus.

Samstag, 14. Juni 2025

Schmidt, Joachim B.: Ósmann


Der hohe Norden Islands um die Jahrhundertwende. Dort setzt Jón Magnússon Ósmann mit seiner Seilfähre Menschen, Tiere und Waren über die Gewässer des Skagafjords. Er ist ein Fischer und Robbenjäger, er sieht Geister und Elfen, er ist ein Menschenfreund, der Bedürftige verpflegt und beherbergt, und er ist ein gottesfürchtiger Trinker und Poet. Überlebensgroß, kräftig, gesellig und dabei versehrt vom eigenen Schicksal, sodass ihn die Fluten zu locken beginnen, die er über vierzig Jahre lang befahren hat. Eine lebenspralle und beinahe unglaubliche Geschichte nach einem wahren Leben. (Verlagsbeschreibung)
  
DNB / Diogenes / 2025 / ISBN: 978-3-257-07330-0 / 288 Seiten
  
Joachim B. Schmidt bei Litterae Artesque:  Kalmann
 
 
 
 
Kurzmeinung: Unglaublich atmosphärisch - in Island im 19. Jahrhundert trutzte der Mensch Land, Eis und Wasser das Leben ab...
 
 

Freitag, 13. Juni 2025

Renard, Alice: Hunger und Zorn

  

Wenn die kleine Isor von ihren Streifzügen zurückkehrt, kann ihre Mutter nur erahnen, wo sie war. Mit den Fingern löst sie die Zöpfe der Tochter, findet Löwenzahnblüten, Grashalme, einen Käfer. Erzählen wird Isor nichts – denn Isor ist nicht wie andere Kinder. Sie spricht nicht, lernt nicht, lebt in stummen Gedanken und tobenden Wutausbrüchen. Gefangen in einer Realität, die nicht die ihre ist, treibt sie ihre Eltern in die Verzweiflung. Bis sie eines Tages auf Lucien von nebenan trifft und in dem vorsichtigen, einsamen Alten eine verwandte Seele erkennt. Alice Renard erzählt von einem ungewöhnlichen Mädchen und einer ungleichen Freundschaft, vom Brodeln unter der Oberfläche, vom Mythos der Normalität und der Suche nach einer Welt, die groß genug ist für das Unerwartete. (Verlagsbeschreibung)

DNB / Unionsverlag / 2025 / ISBN: 978-3-293-00627-0 / 160 Seiten
 

  
Kurzmeinung: Welche Möglichkeiten gibt es für ein besonderes, schwieriges Kind? Interessant konstruierter Debütroman mit verschiedenen Perspektiven...


Montag, 9. Juni 2025

Thrall, Nathan: Ein Tag im Leben von Abed Salama

 

Auf einer Straße außerhalb Jerusalems verunglückt ein Schulbus. Der besorgte Vater Abed Salama fährt sofort zur Unfallstelle. Doch die verletzten Kinder wurden bereits in verschiedene Krankenhäuser der Stadt gebracht, zu der Abed mit seinen palästinensischen Papieren keinen Zugang hat. Seine Odyssee auf der Suche nach seinem Sohn ist verwebt mit den Geschichten unterschiedlicher Menschen, deren Wege unerwartet zusammentreffen: Unter ihnen eine Erzieherin und ein Mechaniker, die Kinder aus dem Wrack bergen, und ein israelischer Kommandant sowie ein palästinensischer Beamter, die mit den Folgen des Unfalls konfrontiert werden. In seinem gut recherchierten Werk, das wenige Tage vor dem Anschlag am 7. Oktober 2023 veröffentlicht wurde, geht Nathan Thrall nicht nur auf die komplexe Geschichte der Besetzung ein, vielmehr macht er sichtbar, was oft übersehen wird: das Leben der Menschen in einem zerrütteten Land. (Verlagsbeschreibung)

 DNB / Pendragon / 2024 / ISBN: 978-3-86532-883-0 / 336 Seiten

 

Kurzmeinung: Irreführender Buchtitel, hinter dem sich ein erzählendes Sachbuch zu den Auswirkungen der israelischen Siedlungspolitik verbirgt...

 

Sonntag, 8. Juni 2025

Némirovsky, Irène: "Gesprochene Filme"



Gesprochene Filme "Films parlés":  Stellen sie sich vor, sie sehen einen Film für blinde Menschen. Die Dialoge der handelnden Figuren hören Sie genauso wie der Blinde neben ihnen, dem aber die Szenen erklärt werden müssen und was die Figuren gerade tun. 

Vor Augen habe ich noch einen anderen Film, Jenseits der Stille, und darin die Szene, wie die 11jährige Tochter dem gehörlosen Vater sprechend und mit ihren Händen erzählt, wie das klingt, wenn der Schnee draußen fällt. Nun, der Schnee klingt nur, wenn er vom Dach rutscht oder unter den Füßen knirscht.

Es ist Winter in Finnland, dem Land mit kurzen Sommern und strengen Wintern. Schnee und Eis herrschen vor. Doch die Ruhe trügt, auch wenn „keine menschlichen Stimmen, kein Lärm, keine Schritte“ zu hören sind und „an diesem kalten stillen Wintertag alles eintönig und verschlafen scheint.“


Samstag, 7. Juni 2025

Baum, Beate: Tod in Silicon Saxony (KB 2)


Seit dieses ungewöhnliche Dreierteam AUF SENDUNG war, ist einige Zeit vergangen. Außerdem sind Kirsten Bertram (35), die Journalistin und Dale Ingram (36), der Ex-Polizist und jetzige Privatdetektiv, nach Dresden gezogen. Da steht Andreas Rönn (35) wieder in der Tür, der einen Mord beobachtet haben will an einer Freundin namens Susanne.
Diese ist absichtlich, so Rönn, von einem Toyota Carina auf der Königsbrücker Straße überfahren wurden.

Es ist die Zeit, als Kurt Biedenkopf der sächsische Ministerpräsident ist und sich die ersten neuen Mikroelektronik – Firmen im Dresdner Norden ansiedeln. Die Tote arbeitete in der Entwicklungsabteilung eines solchen Micro-Chip-Herstellers.
Die drei müssen wieder zusammenarbeiten....

Donnerstag, 5. Juni 2025

Herz, Raimund: CANALETTO malt DRESDEN

 


Kulturhistorischer Stadtführer durch das barocke Dresden von 1766

Bernardo Bellotto, genannt Canaletto, wurde vor 300 Jahren, am 20. Mai 1722, nach anderen Quellen am 30. Januar 1721, in Venedig geboren. Seine realistischen Veduten europäischer Städte, insbesondere von Venedig, Rom, Dresden, Wien und Warschau, sind die eindrucksvollsten und realistischsten der Kunstgeschichte. Als 25-jähriger Maler ließ sich Canaletto 1747 in Dresden - der Hauptstadt des Kurfürstentums Sachsen - nieder. Hier schuf er als Hofmaler einen Zyklus von 14 Dresdner Ansichten, die sich in der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden befinden. 13 der 14 Bilder wurden für den Grafen Brühl in gleicher Größe wiederholt. Das Buch bildet die berühmten Dresdenansichten Canalettos ab. Fiktiv werden diese durch Canaletto erläutert, der als Stadtführer die prachtvolle barocke Metropole erklärt.
(Verlag)
Das ist eine besondere Idee: 1766 besucht eine bayrische Regierungsdelegation den Dresdner Kurfürstenhof. Bernardo Bellotto soll Dresden den Gästen von seiner "schönsten Seite" zeigen. Da der Erschaffer der Veduten in all den Dresdner Jahren selbst nicht richtig deutsch gelernt hat, muss Lorenzo, sein Sohn übersetzen. Daraus entsteht ein lebendiges Bild, eine lebendige, im wahrsten Sinne "abwechselnde" Führung.

Freitag, 30. Mai 2025

Crönert, Claudius: Siegeszeichen

 

Vaterliebe

Für eine teure Behandlung seiner schwerkranken Tochter benötigt der ehemalige Bereitschaftspolizist Nathan Fleming viel Geld. Nach tödlichen Schüssen auf einen Jugendlichen heuert Nathan, selbst seelisch angeschlagen, als Personenschützer bei einem rechtspopulistischen Politiker an. Bald erkennt er, wie skrupellos dieser Mann handelt, um mit seiner Partei in die Schlagzeilen zu kommen. Nathan trifft eine folgenschwere Entscheidung, die ihn in höchste Gefahr bringt.

(Gmeiner - Verlag)


Zwischendurch gelesen. Eigentlich sollte der neue Roman von Claudius Crönert über die Karolinger gelesen werden, aber wie das so ist, die Plan von berufstätigen Literaturbloggern ändert sich laufend. Ich las also den obigen Verlagstext und blieb bei e-Book halt kleben.

Samstag, 24. Mai 2025

Nürnberger, Ralf: Canaletto - Seine Jahre in Dresden


Es gibt wohl keinen gebürtigen oder langjährig dort wohnenden Dresdner, der nicht von Canaletto gehört hat. Viele dürften auch den sogenannten Canaletto-Blick kennen, von denen es mindestens zwei gibt.

Zu Zeiten des sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs August III. wurde Bernardo Belotto, genannt Canaletto in die sächsische Residenz gerufen, er sollte Veduten malen, Stadtansichten. Und Canaletto malte.

Veduten, so sagt es die „KI“, sind detailgetreue Darstellungen von Landschaften oder Stadtbildern, die in der Malerei oder Grafik verwendet werden um eine wirklichkeitsgetreue Wiedergabe des topografischen Bildgegenstandes zu erreichen. Der Begriff stammt aus dem Italienischen und bedeutet „Ansicht“ oder „Aussicht“.


Sonntag, 18. Mai 2025

Chicago - Musiktheater

 


Was eigentlich ist Vaudeville-Theater? Aha, das ist eine Art Lieder-Theater und reicht bis ins Frankreich des 17. Jahrhunderts zurück. Ich will mal nicht verraten, welche Diva mich über You-Tube auf CHICAGO brachte. Natürlich hat ALL THAT JAZZ damit zu tun.

"Vaudeville ist ein französisches Unterhaltungstheater, das vor allem in Frankreich und den Vereinigten Staaten populär war. Es bezeichnet eine Reihe von kurzen, meist humorvollen oder musikalischen Nummern, die auf einer Bühne präsentiert werden. Der Name leitet sich von dem französischen Vaudeville-Lied ab, einem volkstümlichen Liedtyp, der in Frankreich entstand." (mit KI erstellt) 

Eine Aufführung im Theater Neustrelitz am gestrigen Abend. Ein Vergnügen. Echt. Der Saal voll. Auch meine Karte stammte von der Warteliste. Was habe ich da gesehen und gehört? Einst schrieb Maurine Dallas Watkins das Theaterstück CHICAGO und aus diesem machten Fred Ebb & Bob Fosse mit der Musik von John Kander ein Musical-Vaudeville. Gogelt man danach, finden sich eine Reihe von deutschen Bühnen, auf denen das Stück gespielt wird. 

Samstag, 17. Mai 2025

von Schirach, Ferdinand: GOTT (Hörspiel)

 

Richard Gärtner, 78, ein körperlich und geistig gesunder Mann, will seit dem Tod seiner Frau nicht mehr weiterleben. Er verlangt nach einem Medikament, das ihn tötet. Ärzte, Juristen, Pfarrer, Ethiker, der Staat und die Gesellschaft zweifeln, ob sie ihm bei seinem Suizid helfen dürfen. Die Ethikkommission diskutiert den Fall. Ferdinand von Schirach verhandelt in seinem Theaterstück das Sterben des Menschen. Und wie schon in seinem ersten Drama »Terror« müssen wir am Ende selbst ein Urteil fällen. Wem gehört unser Leben? Wer entscheidet über unseren Tod? Wer sind wir? Und wer wollen wir sein? (Verlagsbeschreibung)

DNB / der Hörverlag / 2020 / ISBN: 978-3-8445-3782-6 / 119 Minuten

von Schirach bei Litterae Artesque: Jeder Mensch

 

Kurzmeinung: Recht auf den eigenen Tod? Wie weit darf Hilfe greifen? Perfekt recherchiertes Pro und Contra ohne tendenzielle Bewertung, hoch interessant!
 
 

Montag, 12. Mai 2025

Hefter, Martina: Hey guten Morgen, wie geht es dir? (Hörbuch)

 

Tagsüber hilft Juno ihrem schwerkranken Mann Jupiter dabei, seinen Alltag zu meistern. Außerdem ist sie Künstlerin, tanzt und spielt Theater. Und nachts, wenn sie wieder einmal nicht schlafen kann, chattet sie mit Love-Scammern im Internet. Juno schreibt online mit Männern, die Frauen online ihre Liebe gestehen und so versuchen, sie um ihr Geld zu bringen. Doch statt darauf hereinzufallen, werden genau diese Männer zu einer Form von Freiheit für Juno. In den Gesprächen kann sie sein, wer sie will und sagen, was sie will – und das vermeintlich ohne Konsequenzen. Ganz im Gegensatz zu ihrem sonstigen Leben, in dem sie immer unterwegs, immer besorgt um Jupiter, immer beschäftigt und eingebunden ist. Also flüchtet Juno ab und zu vor ihrem Alltag ins Internet und spielt dort Spielchen mit Männern, die sie anlügen. Sie selbst wird zur Lügnerin. Aber ist es nicht so, dass man sich beim Lügen zuallererst selbst belügt? Eines Tages trifft Juno auf Benu, der ihre Behauptungen ebenso durchschaut wie sie seine. Und trotz der Entfernung zwischen ihnen entsteht eine Verbindung. (Verlagsbeschreibung)

DNB / argon hörbuch / 2024 / ISBN: 978-3-8398-2173-2 / 309 Minuten
 
Kurzmeinung: Selten so etwas Langweiliges gehört - zermürbender Alltag gepaart mit Internetfluchten und mythologischen Anleihen. Buchpreisgewinner 2024.

 

Sonntag, 11. Mai 2025

Pieper, Tim: Die Mündung

 

Kommissarin Lena Funk nimmt sich eine Auszeit auf einer abgeschiedenen Insel. Fernab der Erinnerungen, fernab des Schmerzes. Doch in einer stürmischen Nacht wird in den Dünen ein Toter freigespült. Offenbar brutal ermordet. In seiner Jackentasche findet Lena eine Handvoll Schmuckstücke. Und nicht irgendwelche: Es sind die Trophäen des Gezeitenmörders – jenes Mannes, dem auch ihre Schwester zum Opfer fiel. Endlich gibt es eine Spur, endlich eine Chance auf Gerechtigkeit. Aber je tiefer Lena in den Fall eintaucht, desto gefährlicher wird er. Jemand beobachtet sie. Jemand spielt mit ihr. Und die Wahrheit, die sie enthüllt, ist weitaus grausamer, als sie je befürchtet hatte. (Verlagsbeschreibung)
 
DNB / emons verlag / 2025 / ISBN: 978-3-7408-2172-2 / 384 Seiten
 
 
Kurzmeinung: Leider für mich kein überzeugender Thriller - eine gewöhnungsbedürftige Kommissarin und trotz aller Twists  ein sehr konstruierter Plot...  


Freitag, 2. Mai 2025

Schildbach, Matthias (Hrsg.): Juwelen, Ritter und Biskuits

Erneut stelle ich ein Heft mit Heimatgeschichten aus dem Landkreis Sächsische Schweiz - Osterzgebirge vor. 

Burgen, Kriege, Grenzgeschichten hieß das erste Heft, über welches ihr hier etwas lesen könnt.

Es geht bunt durch die Zeit und die Geschichte und beginnt diesmal mit Johann Melchior Dinglinger, einem der „Goldfasane des Königs“ wie er an anderer Stelle genannt wurde. Nicht nur er, der das großartige „Goldene Kaffeezeug“ oder das Kabinetsstück zum „Geburtstag des Großmoguls“, alles zu sehen im „Grünen Gewölbe“, schuf, sondern auch seine beiden Brüder Georg Christoph und Georg Friedrich zog es nach Sachsen und machten sich dort „breit.“ Da sie viele Nachkommen hatten, finden sich auch viele Spuren darüber, welche Marco Schröder aufdeckt. Dazu wird 2025 auch ein Buch erscheinen, schon die Geschichte hier im Heft weckt Neugier.

Samstag, 26. April 2025

Drei mal WEGE ÜBERS LAND (Helmut Sakowski)

Irgendwann, Anfang der 90er Jahre, brachte der RBB (Rundfunk Brandenburg-Berlin) all die Filme, die in der bis vor kurzem existierenden DDR schon sehr lange nicht mehr aufgeführt wurden oder verboten waren.

Nicht verboten war WEGE ÜBERS LAND, aber da gleich zwei Hauptdarsteller, Manfred Krug und Armin Müller-Stahl und dazu Angelika Domröse zwischen 1977 und 1980 die DDR verließen – sie hatten den Protest gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns unterschrieben – wurde er spätestens ab 1977 denke ich, nicht mehr gezeigt.

Als er das erste Mal im DDR-Fernsehen gezeigt wurde (1968) war ich noch zu jung und so sah ich erst nach dem Fall der Mauer 1989 – irgendwann in den ersten Jahren danach.

Es war die Crème de la Crème, die da vom Regisseur Martin Eckermann aufgefahren wurde, das Drehbuch hatte er gemeinsam mit dem Autor des Stoffs, Helmut Sakowski, geschrieben. Die Musik schrieb Siegfried Matthus, die Kameras führte Hans Jürgen Heimlich. Zum Inhalt komme ich etwas später.

Anfang diesen Jahres wurde für das Landestheater Neustrelitz angekündigt, das Schauspieldirektor Maik Priebe beabsichtigt, WEGE ÜBERS LAND auf die Bühne zu bringen. Etwas skeptisch, gebe ich zu, besuchte ich eine Matinee einige Tage vor der Uraufführung. Das, was Priebe nebst Kolleginnen berichtete, machte neugierig. Fünf Stunden Theater? Vierzehn Schauspielerinnen und Schauspieler für vierzig Rollen? - Das schau ich mir an.



Da während der Veranstaltung eine kleine szenische Lesung dargebracht wurde, hatte ich den Eindruck, dass der „Straßenfeger“ von 1968 deutlich zu erkennen sein wird. Also sah ich mir den sechsteiligen alten Film (schwarz weiß) noch einmal an und las daneben das eBook zum Fernsehroman aus dem Aufbau Verlag. So gerüstet besuchte ich am 04. April das schöne Neustrelitzer Landestheater.

Freitag, 25. April 2025

Drosten, C. / Mascolo, G.: Alles Überstanden?

 Ein längst fälliges Gespräch.

Der einzige Schrecken, den in meinen Kinderjahren das Wort Impfen verursachte, war die Angst vor einer spitzen Nadel. Ansonsten war Impfen etwas völlig Normales. Eine Impfung war als Schluckimpfung, ein Stück Würfelzucker getränkt mit dem Stoff, vorgesehen. Die war gegen Polio (Polyomyelitis) gedacht, Kinderlähmung. Das muss was Hässliches gewesen sein.

In der dritten Staffel der Miniserie Charité wird ein Westberliner Junge in eine Eiserne Lunge gesteckt. Nebenbei wird die Geschichte erzählt, dass Walter Ulbricht, die Serie spielt unmittelbar zur Zeit des Baus der Mauer, dem Bundeskanzler 1 Million Dosen Impfstoff angeboten hatte, das Angebot wurde, weil es „Russenimpfstoff“ war, abgelehnt. Die Geschichte wird hier erzählt – eine Geschichte des kalten Impfkrieges. Womit wir beim Thema wären: Charité und Impfen.

Um was geht es?
Eigentlich stehen Wissenschaftler wie der Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie selten im Rampenlicht der Öffentlichkeit. Den hier aber kennen wohl alle, da reicht ein Blick auf das Cover des vorliegenden Buches: Prof. Dr. Christian Drosten (1972) ist der Leiter des Instituts für Virologie an der Berliner Charité. Er ist der Gesprächspartner des zweiten Autors dieses gedruckten „podcasts“, dem investigativen Journalisten Georg Mascolo (1964), ein ehemaliger SPIEGEL-Chefredakteur.

Das eigentliche Wort oder Problem, um welches es hier geht, ist noch gar nicht gefallen: Corona, Covid-19, Pandemie. Das sind schon drei Wörter. Diese lernten wir mit Beginn des Jahres 2020 mehr als zur Genüge kennen.

Bevor ich weitermache, bekenne ich: Dreimal geimpft, regelmäßiger Hörer des Podcasts des genannten Professors, weitgehend disziplinierter Bürger was Mundschutz und Selbstisolation betrifft, zweimal infiziert, davon einmal mit ganz leichten Nachwirkungen, beide Male Wochen nach Impfungen.
Wenn mir irgendetwas richtig auf den Zeiger ging, dann war es das Wort „Fernlehre“ – Telefonunterricht ohne Kamera, weil das Netz den Augenkontakt mit den Lehrgruppen nicht lange mitgemacht hätte. Was mindestens die Hälfte der Schüler tatsächlich gemacht hat, das können sie nur selber beantworten.

Zurück zu Drosten und Mascolo.

Donnerstag, 24. April 2025

Ebert. Sabine: Die Hebammen-Saga



„Ich hatte nie vor, mit meinen Romanen nur eine Lovestory oder ein Abenteuer vor historischer Kulisse zu erzählen. Mir geht es stets um ein Stück deutscher Geschichte.“ 1


Es ist genau diese Aussage, die den hier schreibenden Blogger so begeistert. Es ist aber auch nicht nur dieses Statement von Sabine Ebert, es sind deren Romane überhaupt, die deswegen begeistern. Was macht einen historischen Roman aus?
„Ein historischer Roman ist ein fiktionales Prosawerk, dessen Handlung in einer historischen Zeit spielt und geschichtliche Vorgänge und Personen ohne Anspruch auf wissenschaftliche Richtigkeit in belletristischer Form behandelt.“ 2
Stopp! Dies ist die Definition, die wir in Wikipedia finden. In diesem Artikel ist Sabine Ebert noch (!) nicht benannt, obwohl sie es verdient hätte, denn ihre Romane, in denen historische und fiktive Personen handeln, weisen vor allem historische Korrektheit auf. Die gelernte Journalistin dürfte ihre umfangreichen Recherchen durchaus wissenschaftlich unternommen haben.

Sonntag, 20. April 2025

Baum, Beate: Auf Sendung (KB 1)

Schon einige Male wurde hier von einem etwas eigenartigem und einzigartigem Ermittlertrio erzählt. Eine Journalistin aus dem Ruhrgebiet, eine weiterer Journalist und ein ehemaliger amerikanischer Polizist, der sich in Dresden als Privatdetektiv niedergelassen hat. Kirsten, Andreas und Dale führen eine Art Dreiecksbeziehung, beide Männer gehören untrennbar zu ihr. Im Jahre 2001 erfuhren wir in „Dresdner Silberlinge“ erstmalig von den dreien, die eine Erfurter Vorgeschichte haben, auch Beate Baum hat eine solche, aber die Geschichten um Kirsten Bertram, zehn mittlerweile, sind frei erfunden, von Zeiten und Orten der Autorin inspiriert. 

Die Autorin hat die Urgeschichte bereits seit 1991 in der Schublade und 2013 durften die Leserinnen und Leser nun mit ihr in die Vergangenheit reisen. Wir begeben uns in das Jahr 1991 nach Thüringen. Die Zeitungs- und Zeitschriften-Landschaft ändert sich rapide, Fernsehsender entstehen und eine Reihe bisher weniger in diesen Landen bekannte Geschäftsideen machen sich breit. Was davon ist legal, was nicht? Sind da zwei junge Frauen nach einer Stripteaseshow verschwunden? Wurden sie unter falschen Versprechungen nach Nordafrika gelockt? Auf dieser Spur recherchiert der investigative Journalist Andreas. Dann gescheit ein Mord: Hat Andreas was damit zu tun? Kirsten, die sich gerade wegen Dale von ihm getrennt hat, würde ihm gern helfen. 

Montag, 7. April 2025

Andersen - Menschik: Lieblingsmärchen

Seit zwölf Jahren füllen wir diesen Literaturblog mit unseren Beiträgen. Dabei stellt sich heraus, dass wir, mehr oder weniger häufig, je nach dem, zurückgreifen auf Buchreihen, Autoren, weniger auf Verlage – auf schöne Bücher.

Schöne Bücher sind etwas, die ich seit einiger Zeit erst im Blick habe. Natürlich empfinde ich neben Kat Menschik, der Schöne-Bücher-Bibliothek oder der Reihe Perlen der Literatur auch andere Bücher schön.

Diese hier, die Lieblingsbücher der Illustratorin Kat Menschik, sind etwas Besonderes. Das Besondere besteht darin, dass die Zeichnungen in jedem Buch völlig anders sind. Die Zeichnerin behauptet in diesem zwar etwas von einem immer vorhandenen „eigenen Strich“ – damit hat sie sicherlich recht, aber für einen Nicht-Maler...

Samstag, 5. April 2025

Pieper, Tim: Die Mündung

Kaum wollte ich mich wundern, da fliegt eine Information in den EMail-Kasten zu einer Leserunde bei Lovelybooks. Oh, denk ich bei mir, was Traditionelles. Ich weiß es nicht genau, aber vermutlich waren wir bei jedem Buch vdes Postsdamer Autors Tim Pieper dabei. Angefangen beim Minnesänger, über Otto Sanftleben zu Toni Sanftleben in den Havel-Krimis und nun zu Lena Funke im hohen Norden der Republik.

Die ermittelt nämlich aktuell an der Elbemündung. Im Prolog fühlt sich jemand verfolgt, der mit einem Boot durch das Wattenmeer flieht. Doch kommt er wirklich an der Vogelinsel an? Wo sich die Kriminalhauptkommissarin Lena Funke eine Auszeit nimmt und Vögel zählt? Dort findet Lena eine Leiche und die führt Schmuckstücke bei sich, die ihrer Schwester Jette gehört haben. Jette, Wissenschaftlerin mit Asperger-Syndrom wurde vor einem Jahr entführt. Die Polizei vermutet, dass sie vom Gezeitenmörder ermordet wurde, allerdings wurde die Leiche nicht gefunden.

Lena reibt sich auf, an den weiteren Ermittlungen soll sie nicht teilnehmen. Zu sehr persönlich involviert. Aber dies ist ein Kriminalroman, da sitz die Hauptermittlerin nicht einfach so zu Hause und dreht Däumchen. Ihr Chef versucht sie zu schützen.

Tim Pieper erzählt in drei Zeitebenen und springt entsprechend oft vor und zurück. Er macht es dem Leser, der Leserin nicht leicht. Hinzu kommen die Zweifel, ob das, was man gerade gelesen hat, überhaupt stimmt oder nur den Hirngespinnsten einer verwirrten Kriminalhauptkommissarin entspringt. Welche Rolle spielt der gemeinsame Freund Mickel, Jette und Lena zugetan? Mal ist er weg, dann wieder da... Eine Psychiaterin hilft auch nicht weiter, sie verhilft zwar der Lena zu einigen Erkenntnissen, aber die aufmerksamste Leserin weiß am Ende immer noch nicht, wer Frau Kosinck ist.

Donnerstag, 3. April 2025

Masala, Carlo: Wenn Russland gewinnt - Ein Szenario

Wahrscheinlich jeder länger dienende Soldat, vor allem Berufssoldaten und unter diesen Einheitsführer, lernt die militärische Lage zu beurteilen. Den vermutlichen Zielen des Gegners, dessen Fähigkeiten in Angriff und Verteidigung, seiner Ausrüstung und seinen Kampfmitteln werden die Fähigkeiten der eigenen Einheit, des Bataillons, des Regiments, der Brigade gegenübergestellt, eigene taktische Ziele entwickelt, Entschlüsse gefasst und diese in Pläne und Befehle umgesetzt. Dabei geht es um Taktik als Theorie und Praxis der Führung solcher Formationen, das ist Bestandteil der Kriegführung. Strategie, operative Kunst und Taktik werden insgesamt als Kriegskunst bezeichnet.

Bevor Divisionen, Korps oder Armeen in Einsatzbereitschaft oder in Marsch gesetzt werden, wird die Strategie festgelegt, welche nicht nur, aber vor allem von der Politik bestimmt wird.

Der Einsatz der deutschen Kampfbrigade in Litauen, die aus 5000 Soldaten und Soldatinnen unserer Bundeswehr bestehen soll, ist Ergebnis der deutschen, der europäischen und NATO-Strategie im Ergebnis der Beurteilung der politischen militärischen Lage im Zusammenhang mit dem schon drei Jahre anhaltenden Krieges in der Ukraine.

Kriegstüchtig sein. Das erfordert vor allem Übung, Übung, Übung. Jede Übung im größeren Rahmen, oft Manöver genannt, folgt einer Idee, einem Szenarium, nachdem der militärische Gegner handeln könnte und geübt wird, wie ein möglicher Angriff zum Beispiel zurückgeschlagen werden kann.

Die genannte Brigade in Litauen (Panzerbrigade 45) muss aber gleichzeitig so leistungsfähig, geübt und ausgerüstet sein, das es sich der mögliche Gegner überlegt, den NATO-Staat Litauen anzugreifen. Als möglicher militärischer Gegner kommen im Norden der NATO-Flanke nur zwei Staaten in Betracht: Weißrussland und Russland.

Donnerstag, 27. März 2025

BlogPost No. 212: LBM 25

 Kurzer Besuch der Leipziger Buchmesse 2025. Im letzten Jahr war ich nicht in Leipzig und diesmal wegen anderer (fröhlicher) Verpflichtungen halt nur ein Tag. Übliche Bekannte getroffen: Frank G., Kerstin, G., Jürgen F., Barbara M., und noch ein paar. Zwei Höhepunkte: Eine Podcast-Aufnahme mit Hintergrundgeräuschen und die Veröffentlichung der Shortlist für den diesjährigen Goldenen Homer für die besten historischen Romane des letzten Jahres. Über dies und das wird zu berichten sein. Die unvollständige Ausbeute rechts im Bild.


Der Goldene Homer wird am 11. Oktober 2025 in Unna verliehen. Auf dem nächsten Bild findet sich die Shortlist. Aufmerksame Leser dieses Blogs erinnern sich. Zehn Bücher, darunter zwei bekannte Autoren und eine Autorin. Vielleicht schau ich mir dies und das der Liste bis zur Preisverleihung noch an.

Sonntag, 23. März 2025

Goldammer, Frank: Haus der Geister


Kennt man den Großvater, versteht man den Enkel. Auch wenn sich Max Heller letztlich viel selbst erarbeitet hat, Gustav scheint ihm vor allem eines mitgegeben zu haben: Pragmatismus und Unglauben. Anders ausgedrückt: Traue nur dir selbst.

Die Geschichte:  Im Jahre 1881 wird Gustav Heller mit dem Thema Geister konfrontiert. Es wird ein ganzes Buch dauern, bis klar wird, was es mit der „weißen Frau“ auf sich hat, die im Niederpoyritz, unweit Pillnitz, also am Wohnsitz der Familie Heller erscheint.

Bis dahin aber müssen sich Kriminalrat Heller und sein Assistent Schrumm mit einer Reihe von Todesfällen beschäftigen, von denen einige wie Selbstmorde aussehen. In einer Villa veranstaltet eine Dame sogenannte Séancen – Geisterbeschwörungen. Zur Seite steht dieser ein stumme verunstaltete junge Frau. Die „Selbstmörder“ hängen sich „selbst“ auf dem Dachboden der Villa auf. Es kommt zu einem Selbstversuch, der dem Assistenten ziemlich zusetzt, denn Schrumm ist geneigt, solchen Dingen Glauben zu schenken.
In einem Hotel wird sich zeigen, dass es Verbrechen gibt, die man sich so kaum vorstellen kann – das „rote Verlies“ zu finden erweist sich allerdings als schwierig.

Dienstag, 11. März 2025

Babylon Berlin & Charlie

Hintergründe einer erfolgreichen Romanserie kann man sich ergoogeln und so manches ist mir da begegnet um das Universum des Gereon Rath. Natürlich sind da die zehn Romane und die erfolgreiche Serie Babylon Berlin, dieser Name ist weist vielleicht eher Leserinnen und Leser darauf hin, um was es in der Geschichte geht. Im Sehen der Serie (zweiter Anlauf) und im anschließenden Lesen der Bücher passiert mir dann, dass ich die Charlotte "Charly" Ritter des Buches mehr mag, als die im Film obwohl doch das Gesicht der Liv Lisa Fries untrennbar mit der Romanfigur verbunden ist und das ist auch gut so. Allerdings ist der Lebenslauf oder besser die Herkunft der toughen Berlinerin im Buch die interessantere. Fand ich.

So richtig bewusst wurde mir das allerdings, als ein wunderbares, blau-schwarz-oranges Büchlein sich zu den (Hör)Büchern gesellte. Um MOABIT geht es hier und eigentlich könnte ich unter Hinweis auf die Rezension schon schließen, wenn ich da nicht auf ein tolles Gespräch gestoßen wäre, welches in einer öffentlichen Radiosendung - lit.Cologne - 2019 aufgezeichnet wurde.* Kleiner Hinweis, der Kriminalkommissar Rath stammt aus Köln.

Das Gespräch moderiert Thomas Böhm und seine Gäste sind Kat Menschik und Volker Kutscher. Da haben sich zwei gefunden und für die Leserinnen und Leser der Romane entsteht die Figur Charly, durch Kat Menschik so anders ins Bild gesetzt. Doch über Moabit habe ich ja schon geschrieben.

Die drei Akteure auf der Lesebühne lesen aus dem Büchlein, doch die Sendung besticht durch die Hintergrundgeschichten. Wo Charly wohnte in Moabit, was ein Ringverein ist, welche Rolle ein gewisser Marlow dabei spielt... Und das es schon vor Entstehung des gemeinsamen Buches eine graphic novel zum ersten Band gab. Es ist eine Lesung, die natürlich nicht zu viel verraten will und ich will das auch nicht. 

Was ich will, ist auf dieses Format** hinweisen, welches bei Thalia als Hörbuch erwerben oder auch bei Spotify hören kann.

Wenn nun der Eindruck entsteht, dies hier sei eine informatorische Notiz aber eigentlich keine Rezension, dann stimmt dieser Eindruck. Wer nun möchte, kann sich mit den Links durch die ganze Serie lesen, also durch meine Buchbesprechungen.

* * *


* Eigentlich stößt man doch auf solche Sendungen bei YouTube? Vielleicht ist es aber auch einfach schon zu lange her.
** Es gibt ja noch ein zweites solches Büchlein mit dem Titel Mitte. Und wenn ich es mir recht überlege, dann könnte ich mir die Geschichte des Oberkommissars Böhm gut in diesem Format vorstellen, spielt der doch für beide Raths, Gereon und Charlotte eine maßgebliche Rolle.


© Der Bücherjunge





Mittwoch, 5. März 2025

Erdmann, Nadine: Haunted Hunters (3) - Raiders

 

Mit Geistern kennen die Hunters sich aus. Auch im Kampf gegen die Mutanten sind sie mittlerweile geübt. Nicht nur das Militär greift deshalb auf ihre Unterstützung zurück, sondern auch Städte und Gemeinden rufen sie immer häufiger zu Hilfe, um Schottland wieder sicherer zu machen. Gegen giftigen Regen sind allerdings auch die Hunters machtlos. Auch werden die Raiders, die plündernd durchs Land ziehen und dabei stetig dreister und gewalttätiger werden, zu einer unkalkulierbaren Bedrohung für die Bevölkerung. Dann ist da noch Finn, dem Henry in seinen Träumen begegnet. Wie weit gingen die Experimente des IPS wirklich? Welche Informationen hat Sam auf den Festplatten des Instituts gefunden, die er noch nicht mit seinen Freunden geteilt hat? (Verlagsbeschreibung)

 DNB / Kuneli Verlag / 2025 / ISBN: 978-3-948194-36-9 / 548 Seiten

Nadine Erdmann bei Litterae Artesque: s. Rezensionslinks

 

Kurzmeinung: Überzeugendes Finale mit sehr offenem Ende, das vielleicht noch auf eine Fortsetzung irgendwann hoffen lässt. Spannend, emotional, Lesespaß!

 

Sonntag, 2. März 2025

Rasper, Martin: "No Sports" hat Churchill nie gesagt

Mit einem Vorwort von Goethe. Schauen wir doch mal nach...

Goethe, also ein gewisser Henning Goethe, meint, dieser Martin Rasper „währe der charmanteste Besserwisser, den er kenne.“. Dessen Besserwisserei jedenfalls macht ein wenig „traurig“, denn liebgewonnene "Gewissheiten" werden auf den Prüfstand gestellt.

Es ist eine illustre Mischung, die der Autor da auffährt: Von Demokrit über Luther, Goethe, Gorbatschow, Einstein UND Lukas Podolski. Na so was.
Was lernen wir? Nichts stimmt mehr.

Eines ziehe ich hier mal raus: „Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir nicht ganz sicher.“ – Albert Einstein.

Jedes Kapitel wird eingeleitet mit einer Übersichtsseite. Diesem Spruch hier wird ein Wahrheitsgehalt von 10 Prozent zugewiesen. Immerhin. Urheber soll ein gewisser Fritz Perls sein, der Ursprung des Spruchs sogar ins 19. Jahrhundert verwiesen.

Was Einstein wirklich gesagt hat, ist dies: „Die Majorität der Dummen ist unüberwindbar und für alle Zeiten gesichert. Der Schrecken ihrer Tyrannei ist indessen gemildert durch Mangel an Konsequenz“


Sodann wird die Analyse begründet und mit Anmerkungen versehen. Dieser Prozess wird zweiundzwanzig mal durchlaufen. Martin Rasper erklärt sogar seine Methode, wie er auswählte, den Wahrheitsgehalt untersucht und den Kreativitätsgrad feststellt.

Ein studierter Geologe und hauptberuflicher Journalist hat für dieses Buch „jahrelang Material gesammelt und Spuren verfolgt, hat mit Experten gesprochen und in Bibliotheken gewühlt.“

Da kann man viel Spaß haben, denn es ist „Ein Buch voller Aha- und Ach-so-Effekte, zum Nachschlagen, Querlesen, Mitdenken und Wundern.“
Und das mit der Dummheit ist aktueller denn je...

  • DNB / Anaconda / München 2024 / ISBN: 978-3-7306-1398-6 / 190 Seiten

© Bücherjunge