Donnerstag, 26. Juni 2025

Thrall, Nathan: Ein Tag im Leben von Abed Salama

Es ist selten, wenn ein Buch in so kurzer Zeitspanne gleich zweimal auf diesem Blog besprochen werden soll. Diesmal hat sich Anne Parden zuerst in einen zur Zeit weltweit beobachteten Raum begeben, Ein Tag im Leben von Abed Salama führt uns in die Gegend um Jerusalem.

The Times of Israel titelt am 16. Februar 2012:

"10 killed in bus accident north of Jerusalem
Truck collided with bus carrying Shuafat schoolchildren on day trip, injuring at least 40; PA health minister: Israeli rescue forces failed to provide timely assistance."


Einigermaßen nüchtern sind die Berichte unter den Begriffen Schulbus+Unfall+Jerusalem. (Link bbc-Bericht). Das Hamburger Abendblatt schreibt zu diesem Unglück:

„Der Unfall geschah bei starkem Regen und Nebel an einer sehr belebten Straßenkreuzung zwischen Jerusalem und Ramallah. Eltern warfen den Organisatoren vor, sie hätten den Ausflug der Schüler angesichts des schlechten Wetters absagen müssen. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas ordnete eine dreitätige Trauer an.“

Montag, 23. Juni 2025

De Winter, Leon: Stadt der Hunde

 

Der renommierte niederländische Gehirnchirurg Jaap Hollander ist im Ruhestand, aber Ruhe findet er nicht. Seit seine Tochter zehn Jahre zuvor in Israel verschwunden ist, kehrt er jedes Jahr nach Tel Aviv und in die Wüste Negev zurück. Diesmal wird er dort unversehens gebeten, eine äußerst riskante Gehirnoperation durchzuführen. Er sagt zu, obwohl die Erfolgsaussichten verschwindend gering sind. Nicht nur das Leben seiner mächtigen Patientin hängt von der Operation ab, vielleicht eröffnet sie ihm sogar eine neue Spur zu seiner Tochter. (Verlagsbeschreibung)

DNB / Diogenes / 2025 / ISBN: 978-3-257-07281-5  / 272 Seiten
 

Kurzmeinung: Ein unsympathischer Neurochirurg entwickelt sich noch auf seine alten Tage - viele Themen werden hier gekonnt verquickt, ein Lesevergnügen!

 

 

Sonntag, 22. Juni 2025

Hagena, Katharina: Flusslinien

 

Margrit Raven ist hundertzwei und wartet auf den Tod. Früher war sie Stimmbildnerin, jetzt lebt sie in einer Seniorenresidenz an der Elbe. Jeden Tag lässt sie sich von dem jungen Fahrer Arthur in den Römischen Garten bringen. Dort, mit Blick auf den Fluss, erinnert sie sich: an ihre Kindheit, den Krieg, ihre Liebhaber und an das, was sie über die einstige Gärtnerin dieses Parks weiß, Else, die große Liebe ihrer Mutter. Die Erinnerungen halten Margrit am Leben – und die Besuche ihrer zornigen Enkelin. Luzie hat sich kurz vor dem Abitur von der Schule abgemeldet und übernachtet nun allein in einer Hütte an der Elbe. Während sie Margrit, deren Mitbewohner und sich selbst im Keller der Seniorenresidenz tätowiert, versucht sie, Stich für Stich, ihre Kraft und ihr Leben zurückzugewinnen. Und dann ist da noch Arthur. Wenn er gerade niemanden zur Dialyse fährt, sucht er mit einer Metallsonde den Strand ab, erfindet Sprachen, kämpft für gefährdete Arten und ringt mit einer Schuld. Um nicht vom Strom der eigenen Erinnerungen fortgerissen zu werden, müssen sich die drei auf sich selbst besinnen. Und aufeinander einlassen. (Verlagsbeschreibung)
  
DNB / Kiepenheuer & Witsch / 2025 / ISBN: 978-3-462-00729-9 / 400 Seiten
 

  
Kurzmeinung: Eine Erzählung, die träge dahinfließt wie ein Fluss, die Untiefen unter der Oberfläche erraten lässt aber nicht hinabtaucht...

Donnerstag, 19. Juni 2025

Buch im Film: Die Großstadtoasen des Ralf Plenz

Der Büchermacher und der Bücherblogger haben einen Podcast zu den Großstadtoasen aufgenommen.

Podcast Teil 1

Der Büchermacher Folge 293 Wie Verlage Bücher machen, Teil 231: Der Blogger Uwe Rennicke aus Neustrelitz (Dresdner Bücherjunge) über meine Roman-Trilogie „Großstadt-Oasen“, Folge 1 von 2. 

Podcast Teil 2 - aufgenommen während der Leipziger Buchmesse 2025

Der Büchermacher Folge 294 Wie Verlage Bücher machen, Teil 232: Der Blogger Uwe Rennicke aus Neustrelitz (Dresdner Bücherjunge) über die Roman-Trilogie „Großstadt-Oasen“ von Ralf Plenz, Folge 2 von 2.

In diesem wöchentlichen Podcast, einer Hörsendung des Hamburger Autors Ralf Plenz, erhält man einen Einblick in die Welt der Autoren, Lektoren, Gestalter, Büchermacher und Buchverkäufer.

* * *

Am 15. Februar 2025 erschien die dritte Rezension zu den „Großstadtoasen“ einer dreibändigen Romantrilogie, die der Autor im und Verleger des Inputverlages Hamburg, Ralf Plenz, verfasst hat. 

Nachlesen kann man das unter 

Hier aber möchte ich euch den dazugehörigen Clip „Großstadtoasen” unter Lit(t)eratur & Mehr nicht vorenthalten.



Viel Spaß beim Zusehen und zuhören.

© Der Bücherjunge

Mittwoch, 18. Juni 2025

Von Neutsch bis Kowalczuk: der 17. Juni 1953

Der 17. Juni 1953: Ich weiß nicht, wann dieses Datum erstmals bewusst in mein Leben trat. Selbst Jahrgang 1963, geboren (in Dresden) 10,5 Jahre nach diesem bedeutenden Tag in der DDR-Geschichte, war dieses Datum lange Zeit für mich und in der Familie eher bedeutungslos. Unsere Eltern waren elf Jahre alt und daher nicht für direkte Erinnerungen geeignet. Einzig mein Großvater, den ich gerade ab 1989 hätte vieles fragen wollen, wäre in der Lage gewesen, seine Sicht auf diesen Tag darzulegen, es wäre vermutlich eine ddr-kommunistische Darstellung geworden.

In dessen Bücherschrank stand ein Buch von Erik Neutsch, das ist der, der einst SPUR DER STEINE (1964) schrieb, nach diesem Roman drehte Frank Beyer den weit bekannten gleichnamigen Film. Doch ich meine hier den Roman AUF DER SUCHE NACH GATT (1973), ebenfalls verfilmt, mit Dieter Mann in der Hauptrolle. Da kommt ein Mann aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause, wird Journalist, Kommunist, Bergmann und findet sich wieder in den Tagen des 17. Juni. Die Szenen im Buch und Film zeigen, wie Parteizentralen gestürmt und Fahnen verbrannt werden, GATT wird aus der protestierenden Menge angegriffen und verletzt. Ich glaube, das waren meine ersten Bilder zum 17. Juni und die waren bezeichnend: VOLKSAUFSTAND? Nee: Konterrevolution...

Dienstag, 17. Juni 2025

Gelobtes Land (TV-Serie)

Geschichte in Filmen
Im Jahr 1960 kam ein dreieinhalbstündiger us-amerikanischer Monumentalfilm in die Kinos, der in etwas die Geschichte eines Flüchtlingsschiffes namens EXODUS aufgriff. Grundlage dafür bildete der gleichnamige Roman von Leon Uris.
Dessen Geschichte behandelt die Ankunft von jüdischen Flüchtlingen aus Europa, die dem Kontinent nach den schrecklichen Jahren des Nationalsozialismus in Deutschland und des Holocaust, von ihnen Shoa genannt.

Vor einigen Monaten schaute ich einige Episoden einer israelische Serie namens FAUDA (ab 2015), eine Sammelsurium missglückter Geheimdienstaktionen, um HAMAS – Terroristen zu jagen und zu fangen. Eine Handlung, die nicht lange auszuhalten war. Wenn EXODUS eine große Geschichte im Stil der 60er Jahre erzählte, sah ich in FAUDA reine Propaganda. Wie wohltuend empfand ich da den Zufallsfund einer vierteiligen britischen Miniserie auf irgendeinem TV-Sender, die mit GELOBTES LAND (2011) überschrieben ist.

Schon mehrfach verwendete ich die DVDs, um ein Stück Geschichte in Familie und unter Freunden zu erzählen, die den Meisten im Detail eher unbekannt war.

Sonntag, 15. Juni 2025

Über Palästina... und mehr

Über Palästina, den Nahost-Konflikt, Israel und Judentum, Araber und Islam, Holocaust und Antisemitismus. 

Topographische Karte
von Palästina
mit international
anerkannten
Staatsgrenzen
Seit dem 07.10.2023 trat der Nahostkonflikt wiederholt mit einem Knall in unser Leben. Die radikalislamistische Terror-Organisation HAMAS griff aus dem Gaza-Streifen Israel an, tötete mehr als 1200 Israelis und verschleppte mehr als 200 Geiseln in den Gazastreifen. Die israelische Antwort folgte sofort und seitdem herrscht Krieg. Aus dem Iran, dem Libanaon, dem Gaza-Streifen, selbst aus dem Jemen fliegen Raketen auf den kleinen säkularen und gleichzeitg jüdischen Staat, der 1948 gegründet wurde.

Auch in Israel brodelt es: Mit einer Justizreform könnte der amtierende Ministerpräsident die einzige Demokratie in diesem Raum nachhaltig beschädigen, da er an der Gewaltenteilung rüttelt.

Nun, seit dem 12.06.2025 fliegen die israelischen Luftstreitkräfte Angriffe auf Atom- und Militäranlagen in der Islamischen Republik Iran, womit der Konflikt eine Entwicklung nimmt, die 1948 (Palästinakrieg), 1967 (Sechstagekrieg) und 1973 (Jom-Kippur-Krieg) weit übertreffen könnte.


* * *


Im Jahr 2009 hatte ich die Gelegenheit, eine Studienreise mit der Gewerkschaft nach Israel zu machen. Diese führte von Tel Aviv - Jaffa, durch den Negev, Masada, En Gedi, Totes Meer, Jericho, Nazareth, den See Genezareth, Akkon, die Golanhöhen und das Hebron - Tal nach Jerusalem. Im Jahr 1998 war ich schon mal in der Gegend, damals stand auch Bethlehem auf dem Programm. Eine Wiederholung war im Oktober 2023 geplant. Der Flug sollte eine Woche nach dem 7. Oktober 23 stattfinden, er fiel natürlich aus.

Samstag, 14. Juni 2025

Schmidt, Joachim B.: Ósmann


Der hohe Norden Islands um die Jahrhundertwende. Dort setzt Jón Magnússon Ósmann mit seiner Seilfähre Menschen, Tiere und Waren über die Gewässer des Skagafjords. Er ist ein Fischer und Robbenjäger, er sieht Geister und Elfen, er ist ein Menschenfreund, der Bedürftige verpflegt und beherbergt, und er ist ein gottesfürchtiger Trinker und Poet. Überlebensgroß, kräftig, gesellig und dabei versehrt vom eigenen Schicksal, sodass ihn die Fluten zu locken beginnen, die er über vierzig Jahre lang befahren hat. Eine lebenspralle und beinahe unglaubliche Geschichte nach einem wahren Leben. (Verlagsbeschreibung)
  
DNB / Diogenes / 2025 / ISBN: 978-3-257-07330-0 / 288 Seiten
  
Joachim B. Schmidt bei Litterae Artesque:  Kalmann
 
 
 
 
Kurzmeinung: Unglaublich atmosphärisch - in Island im 19. Jahrhundert trutzte der Mensch Land, Eis und Wasser das Leben ab...
 
 

Freitag, 13. Juni 2025

Renard, Alice: Hunger und Zorn

  

Wenn die kleine Isor von ihren Streifzügen zurückkehrt, kann ihre Mutter nur erahnen, wo sie war. Mit den Fingern löst sie die Zöpfe der Tochter, findet Löwenzahnblüten, Grashalme, einen Käfer. Erzählen wird Isor nichts – denn Isor ist nicht wie andere Kinder. Sie spricht nicht, lernt nicht, lebt in stummen Gedanken und tobenden Wutausbrüchen. Gefangen in einer Realität, die nicht die ihre ist, treibt sie ihre Eltern in die Verzweiflung. Bis sie eines Tages auf Lucien von nebenan trifft und in dem vorsichtigen, einsamen Alten eine verwandte Seele erkennt. Alice Renard erzählt von einem ungewöhnlichen Mädchen und einer ungleichen Freundschaft, vom Brodeln unter der Oberfläche, vom Mythos der Normalität und der Suche nach einer Welt, die groß genug ist für das Unerwartete. (Verlagsbeschreibung)

DNB / Unionsverlag / 2025 / ISBN: 978-3-293-00627-0 / 160 Seiten
 

  
Kurzmeinung: Welche Möglichkeiten gibt es für ein besonderes, schwieriges Kind? Interessant konstruierter Debütroman mit verschiedenen Perspektiven...


Montag, 9. Juni 2025

Thrall, Nathan: Ein Tag im Leben von Abed Salama

 

Auf einer Straße außerhalb Jerusalems verunglückt ein Schulbus. Der besorgte Vater Abed Salama fährt sofort zur Unfallstelle. Doch die verletzten Kinder wurden bereits in verschiedene Krankenhäuser der Stadt gebracht, zu der Abed mit seinen palästinensischen Papieren keinen Zugang hat. Seine Odyssee auf der Suche nach seinem Sohn ist verwebt mit den Geschichten unterschiedlicher Menschen, deren Wege unerwartet zusammentreffen: Unter ihnen eine Erzieherin und ein Mechaniker, die Kinder aus dem Wrack bergen, und ein israelischer Kommandant sowie ein palästinensischer Beamter, die mit den Folgen des Unfalls konfrontiert werden. In seinem gut recherchierten Werk, das wenige Tage vor dem Anschlag am 7. Oktober 2023 veröffentlicht wurde, geht Nathan Thrall nicht nur auf die komplexe Geschichte der Besetzung ein, vielmehr macht er sichtbar, was oft übersehen wird: das Leben der Menschen in einem zerrütteten Land. (Verlagsbeschreibung)

 DNB / Pendragon / 2024 / ISBN: 978-3-86532-883-0 / 336 Seiten

 

Kurzmeinung: Irreführender Buchtitel, hinter dem sich ein erzählendes Sachbuch zu den Auswirkungen der israelischen Siedlungspolitik verbirgt...