Dienstag, 26. November 2013

Frame, Janet: Wenn Eulen schrein


Die Familie des Eisenbahners Bob Withers in der Kleinstadt Waimaru wird von Unglück und Krankheit geplagt: Eine Tochter, Francie, stirbt durch einen tragischen Unfall, eine andere, Daphne, erkrankt psychisch so schwer, dass sie in eine Heilanstalt eingewiesen werden muss, ihr Bruder Toby hat epileptische Anfälle. Hinter dem Drama der Familie werden aber auch gesellschaftliche Konflikte sichtbar: Kann man im ganz anders gearteten Kosmos Neuseelands einfach die Werte und Bildungsstandards des weißen Europa vermitteln, ohne Rücksicht auf die angestammte Kultur? Vor allem die grandiose, poetische Sprache dieses Romans, seine Fähigkeit, besonders in die Gedanken- und Wahnwelt Daphnes einzudringen, seine menschliche Feinfühligkeit und erzählerische Objektivität machen ihn zu einem Meisterwerk der Literatur des 20. Jahrhunderts. 




So hoffnungslos einsam und trostlos...

(auch veröffentlicht von parden auf Buchgesichter.de am 25.11.2013

 
Waimaru, eine Stadt in Neuseeland, zwischen Südpol und Äquator, 45. Längengrad


Erzählt wird die Geschichte einer armen Eisenbahnerfamilie aus Neuseeland. Bob Withers verdient als Eisenbahner gerade so viel, dass die Familie das Nötigste zum Leben hat, oft genug müssen sie im Laden anschreiben lassen, und neue Dinge sind ein nicht zu leistender Luxus. Vier Kinder leben in dem kleinen Haus in ärmlichen und dreckigen Verhältnissen, sind oft genug aufeinander angewiesen, weil sie überall sonst eher Außenseiter sind.
Hinzu kommt, dass die Familie von Unglück und Krankheit verfolgt wird. Francie,
Armut kennzeichnet die Familie
die älteste Tochter, hat mit 13 gerade die Schule verlassen und ihre erste Arbeitsstelle angetreten, als sie tödlich verunglückt. Daphne, die Zweitälteste, entwickelt eine psychische Erkrankung, die die Eltern schließlich veranlasst, ihre Tochter in eine Heilanstalt zu geben, wo sie jahrelang verbleibt. Der Sohn Toby erleidet epileptische Anfälle und bleibt in der Schule hinter seinen Altersgenossen zurück. Einzig die jüngste Tochter, Teresa, scheint ohne große Narben aufzuwachsen, heiratet dann aber früh und zieht weg aus der Kleinstadt.

 

In zwei Teilen wird das Buch erzählt - einmal über die Geschehnisse rund um den tödlichen Unfall von Francie, das Leben der Kinder und der Familie, die Ärmlichkeit, der Dreck, die Suche nach Schätzen auf der Müllhalde - und einmal 20 Jahre später über das Erleben einzelner Familienmitglieder, ihre Tätigkeit, ihre Ziele, ihr Denken, ihre Gefühle, ihre Pläne für die Zukunft.
Dabei ereignet sich nichts von wirklicher Bedeutung, jeder scheint gefangen in seiner Welt, tagein tagaus derselbe Ablauf, alles vorhersagbar, so wie es war von Anbeginn aller Zeiten. Vieles wird nur angedeutet, angerissen, alles verharrt stumpf in einer resignierten Verzweiflung - es wird sich doch nichts ändern. Die Bemühungen, dem Leben einen Sinn zu geben, eine andere Bahn, wirken hilflos und traurig. Geld anzuhäufen und dabei nach wie vor vom Müll zu leben versucht der eine, ein krampfhaftes Buhlen um gesellschaftliche Anerkennung die andere: "Was kann ich mehr vom Leben verlangen, als gern gesehen und beliebt zu sein." Die einzige, die die Verlogenheit und Vergeblichkeit der Bemühungen zu durchschauen scheint, ist ausgerechnet Daphne, die, sprachlos zwar und seit Jahren weggesperrt, dafür aber ungeheuer klarsichtig hinter die Dinge zu schauen vermag.

 

Unterstrichen wird die hoffnungslose Einsamkeit jedes einzelnen Familienmitglieds durch die besondere Sprache Janet Frames. Poetisch aber nicht lieblich, dafür voller Metaphern und meist düsterer Bildhaftigkeit. Selbst sonst oft positiv besetzte Dinge wie die Sonne oder das Meer bekommen hier eine düstere Ausstrahlung bis hin zur Bedrohlichkeit.
Manche Kapitel, meist dann wenn von Daphne die Rede war, gerieten sprachlich nahezu ins Surreale, weil die Autorin dort dem Mädchen in die psychische Erkrankung folgt. Das waren Momente äußerster Bedrückung für mich, sowohl was die angedeuteten Erlebnisse anbelangt (Elektroschocks, Isolierung) als auch die wirre und gleichzeitig real wirkende Gedankenwelt Daphnes. Aber stellenweise war der Text für mich auch einfach unverständlich, selbst nach mehrfachem Lesen der Passagen erschloss sich mir deren Sinn nicht wirklich.

 

Nachhaltig bedrückend wird der Text mit dem Hintergrundwissen, dass die Autorin viele autobiographische Bezüge in den Roman eingearbeitet hat. Auch Janet Frame stammte aus einer armen Eisenbahnerfamilie in Neuseeland und verbrachte viele Jahre in der Psychiatrie. Sie galt zu Unrecht als schizophren.  
Hier gibt es mehr Informationen zu ihrem Leben...
 


Insgesamt hat mich der Roman eher beeindruckt als bezaubert. Die Sprache ist beachtlich - nicht umsonst wurde Janet Frame seinerzeit auch für den Nobelpreis nominiert.
Doch diese hoffnungs- und trostlose Einsamkeit eines jeden Einzelnen will auch erst einmal ertragen werden. Mir fiel es manchesmal recht schwer...


 

© Parden












Janet Frame wurde 1924 in Neuseeland als drittes von fünf Kindern eines Eisenbahnarbeiters geboren. In ihrer Familie häuften sich tragische Ereignisse. George, ihr Bruder, litt an einer schweren Epilepsie, zwei ihrer Schwestern, Myrtle und Isabelle, ertranken. Bei ihr selbst wurde fälschlicherweise Schizophrenie diagnostiziert, weshalb sie acht Jahre, von 1947 bis 1954, in Nervenheilanstalten verbrachte, wo sie mit 200 qualvollen Elektroschocks "therapiert" wurde. Die Erinnerungen an diese Zeit verarbeitet sie 1961 in ihrem Roman "Gesichter im Wasser" (Faces in the Water).
Sie schrieb insgesamt elf Romane, wie „Wenn Eulen schrein“ (Owls do cry), einige Kurzgeschichtensammlungen, eine Poesiesammlung und ihre Autobiographie "Ein Engel an meienr Tafel" (An Angel at my Table), die von Jane Campion 1990 verfilmt wurde. Im Jahr 2003 galt sie als eine Anwärterin auf den Literaturnobelpreis. Am 29. Januar 2004 starb sie im Alter von 79 Jahren an Leukämie.




 

Trailer zu "An Angle at my Table" von Jane Campion







Samstag, 23. November 2013

Findeisen, K.A.: Flügel der Morgenröte


Vierzig Jahre Dresden im 18. Jahrhundert
Von den Befreiungskriegen bis zur Revolution 1848.
 auch unter Dresdner Bücherjunge 

Es ist schon viele Jahre her, dass ich auf eine besondere Empfehlung hin, ein Buch dieses  Kurt Arnold Findeisen las. Über Der Goldene Reiter und sein Verhängnis wird aber an anderer Stelle noch die Rede sein. Vorerst genügt der Link zur  Buchgeschichte.

Hier nun ein weiterer Dresden-Roman dieses Schriftstellers. Er lebte von 1883 bis 1963 und wurde in Zwickau geboren.  Er war Lehrer und Krankenpfleger, Leiter der Schulfunkabteilung des Mitteldeutschen Rundfunks (1931) bis zu seiner Entlassung 1933.  Er schrieb über  Karl Stülpner,  Robert Schumann,  Franz Schubert,  Brahms,  Bach,  Händel und  Johann Strauß. Texte von Findeisen wurden von  Rudolf Mauersberger im  Weihnachtszyklus der Kruzianer vertont. Spätestens hier wird nun klar, der hat mit Dresden unmittelbar zu tun.[1] Großartig bekannt ist er wohl nicht. Ums so mehr ist dies ein Grund, sich mit Findeisen näher zu beschäftigen.

Doch kommen wir erst einmal zu den Flügeln der Morgenröte. Nein, auf den Psalm 139 möchte ich nicht eingehen, vielleicht muss ich auch das Buch noch einmal lesen, denn mir will schier nicht einfallen, ob ich diesen Bezug gefunden hatte…



Zur Geschichte:

Freitag, 22. November 2013

Nesbø, Jo: Koma


Der zehnte Fall um Harry Hole: 


Ein junges Mädchen wird tot im Wald gefunden. Sie wurde brutal vergewaltigt. Zehn Jahre später wird an derselben Stelle ein Polizist getötet, sein Gesicht ist grausam entstellt. Eine Sonderkommission ermittelt unter Hochdruck. Doch es geschehen weitere Morde. Die Polizei hat keine Spur, und ihr bester Ermittler Harry Hole fehlt. 
In einem Krankenhaus liegt ein schwerverletzter Mann im Koma. Das Zimmer wird von der Polizei bewacht. Niemand soll erfahren, wer der geheimnisvolle Patient ist. Denn er hat einen Feind. Und der ist überall. 


Spannung pur!









Ein absoluter Pageturner...

(auch veröffentlicht von parden auf Buchgesichter.de am 22.11.2013






Ein junges Mädchen wird tot im Wald gefunden. Sie wurde brutal vergewaltigt. Zehn Jahre später wird an derselben Stelle ein Polizist getötet, sein Gesicht ist grausam entstellt. Eine Sonderkommission ermittelt unter Hochdruck. Doch es geschehen weitere Morde. Die Polizei hat keine Spur, und ihr bester Ermittler Harry Hole fehlt.
In einem Krankenhaus liegt ein schwerverletzter Mann im Koma. Das Zimmer wird von der Polizei bewacht. Niemand soll erfahren, wer der geheimnisvolle Patient ist. Denn er hat einen Feind. Und der ist überall.

 

So schwer wie diesmal ist mir lange keine Rezension gefallen. Denn dieser Thriller ist derart verwoben und schließt so nahtlos an den Vorgänger dieser Reihe an, dass man zum Inhalt kaum etwas schreiben kann, ohne gleich zu viel zu verraten. Denn Band 9 "Die Larve" hörte mit einem solch heftigen Cliffhanger auf, dass es überhaupt fraglich schien, ob diese Reihe noch fortgesetzt werden konnte. Und als Band 10 angekündigt wurde, war die drängendste aller Fragen: lebt Harry Hole - und wenn ja: wie geht es ihm?!
In zahlreichen Rezensionen, die ich zu "Koma" bisher gelesen habe, wird diese Frage leider locker flockig beantwortet, was ich überaus ärgerlich finde. Vor allem, wenn man sie vor dem Thriller selbst liest. Denn das Buch selbst verrät es nicht. Lange jedenfalls. Und dann ist doch alles anders als man denkt... Also am besten vor der Lektüre KEINE REZENSION zu diesem Buch lesen!







Spannend ist der Thriller. Verwoben. Undurchsichtig. Mit zahlreichen Sackgassen, Irreführungen, Wendungen. Düster. Grausam. Manchmal bis zur Grenze des Erträglichen. Gekonnt und logisch konstruiert. Ein Strudel aus Bangen, Hoffen und dunkler Vorahnungen...
Ein Pageturner ist dieses Buch. Ständig lockt Nesbø den Leser auf eine falsche Fährte, oft genug hält man den Atem an und denkt: das gibt es jetzt doch nicht! An manchen Stellen will man gar nicht erst weiter lesen und weiß doch, man muss jetzt wissen, wie es weiter geht. So fliegen die Zeilen vorbei, und spätestens nach zwei Tagen sind die über 600 Seiten ausgelesen. Vergleichbar mit einer Achterbahnfahrt, wo man plötzlich merkt, dass man doch nicht aussteigen kann und die Loopings, die Übelkeit und Angst verursachen, im Fahrpreis inbegriffen sind.

 

In meinem Freundeskreis gibt es noch mehr Fans dieser Reihe, und zu einigen stand ich während des Lesens in Kontakt.

 

Freund: "Ist das nun mit oder oder Harry?"
Ich: "Wird nicht verraten. Selbst lesen macht schlau!" und weiter: "Und es lohnt sich, kann ich echt sagen. Momentan zieht sich echt immer wieder alles zusammen bei mir - Bauchschmerzen, weil Entscheidungen anstehen, von denen keine gut ist. Und Herzjagen weil wieder etwas unerträglich spannend ist, dann plötzlich wieder der freie Fall. Ich muss weiter lesen!"

 

Und als eine Freundin das Buch nach mir las, bekam ich plötzlich eine SMS: "(Name eines Charakters im Buch, wird hier natürich nicht verraten) uuuuuuuhhhhhschluchzuuuuuuhhhh." und Sekunden später noch eine weitere: "...Doofer, doofer Nesbø!"

 

Dies muss an dieser Stelle reichen. Und hat hoffentlich deutlich machen können, dass dieses Buch nicht nur toll zu lesen ist. Es ist ein ERLEBNIS!

 

Wirklich ein Muss für jeden Thriller-Fan - allerdings mit der kleinen Einschränkung, dass man zumindest ein oder zwei direkte Vorgänger dieses Bandes gelesen haben sollte, um wirklich alle Zusammenhänge begreifen zu können.


 

© Parden




 









Und hier zur besseren Übersicht noch einmal alle Fälle Harry Holes in chronologischer Reihenfolge:
  1. Der Fledermausmann
  2. Kakerlaken
  3. Rotkehlchen
  4. Die Fährte
  5. Das fünfte Zeichen
  6. Der Erlöser
  7. Der Schneemann
  8. Der Leopard
  9. Die Larve
  10. Koma







Jo Nesbø

Jo Nesbø wurde am 23. März 1960 als Sohn einer Bibliothekarin in Oslo geboren. In seiner Jugend wollte er Profi-Fußballer werden, musste diesen Traum aber nach einigen Kreuzbandrisse aufgeben. Nach der Schule begann er eine Ausbildung als Diplom-Kaufmann nd Finanzanalyst an der Norwegischen Handelshochschule Bergen. Anschließend war er als Makler und Journalist tätig und konzentrierte sich auf seine musikalische Karriere als Sänger und Komponist der Popgruppe »Di Derre«, die er schon 1992 gemeinsam mit seinem Bruder Knut, sowie Magnus Larsen jr. und Espen Stenhammer gründete. Bereits 1999 brachte Ullstein sein erstes Buch, »der Fledermausmann«, in deutscher Übersetzung heraus, wofür er u.a. den »Riverton-Preis« erhielt. Für das Hörbuch seines Buches »Leopard« erhielt er 2010 den »Corine«. Hauptperson seiner bisherigen Kriminalromane ist der alleinstehende, alkoholkranke Hauptkommissar Harry Hole, um den bis 2013 bereits zehn Fälle erschienen sind, zuletzt "Koma". Seine Werke wurden unter anderem ins Schwedische, Finnische, Dänische, Englische, Niederländische, Französische, Polnische und Deutsche übersetzt.


Von Lesern nominiert, von Lesern prämiert! 5 Jahre Leserpreis bei Lovelybooks.de...




Aus dem Text von Lovelybooks.de:

Es ist soweit - hier sind alle 35 von Euch nominierten Bücher und Autoren in 15 Kategorien! Stimmt jetzt ab für Eure Lieblingsbücher 2013 und entscheidet, wer den größten deutschsprachigen Literaturpreis erhält.

Nach der Nominierungsphase darf nun endlich abgestimmt werden! Vielen Dank für die große Teilnahme – mehr als 15.000 Leser haben über 4.000 verschiedene Bücher und Autoren beim *Leserpreis 2013* nominiert. Deine Stimme als Leser ist wichtig und hilft anderen Lesern, tolle Bücher für sich zu entdecken.

Jetzt startet aber endlich die heiße Phase: Du stimmst darüber ab, wer den Leserpreis bekommt! Bis zum 28. November kann in jeder Kategorie einmal abgestimmt werden und am 29. November verkünden wir die offiziellen Preisträger. Hier findest du die Seite für die Stimmabgabe:












Auch ich habe bereits abgestimmt - zumindest in den Kategorien, in denen ich Bücher gelesen habe, die zur Abstimmung bereit stehen. 

So z.B. in der Kategorie "Romane":



Oder in der Kategorie "Krimis und Thriller":



Sowie in der Kategorie "Bestes Buchcover":

"Buchland" von Markus Walther - ein Buch, das ich hier im Blog sicherlich noch vorstellen werde, und für das ich auch in der Kategorie "Fantasy" abgestimmt hätte, wenn es dort ebenfalls den Sprung auf die Shortliste geschafft hätte...


Ich bin gespannt, wofür Ihr stimmen werdet!  








Donnerstag, 21. November 2013

Poznanski, Ursula: Fünf


Rätselaufgaben, deren Lösung Koordinaten sind. In Plastikbehälter verpackte Leichenteile. Zeugen, die nach der Befragung sterben. Es ist eine blutige Version des Geocaching, eine grausige Jagd, auf die sich die Salzburger Ermittlerin Beatrice Kaspary einlassen muss. Der Fall scheint unlösbar. Und plötzlich wird sie selbst zur Beute ...














Schnitzeljagd mit GPS...

(auch veröffentlicht von parden auf Buchgesichter.de am 21.11.2013



Eine Frau liegt tot auf einer Kuhweide. Ermordet. Auf ihren Fußsohlen: eintätowierte Koordinaten. An der bezeichneten Stelle wartet ein grausiger Fund: eine Hand, in Plastikfolie eingeschweißt, und ein Rätsel, dessen Lösung zu einer Box mit einem weiteren abgetrennten Körperteil führt.
In einer besonders perfiden Form des Geocachings, der modernen Schnitzeljagd per GPS, jagt ein Mörder das Salzburger Ermittlerduo Beatrice Kaspary und Florin Wenninger von einem Leichenteil zum nächsten. Jeder Zeuge, den sie vernehmen, wird kurz darauf getötet, und die Morde geschehen immer schneller. Den Ermittlern läuft die Zeit davon, sie ahnen, dass erst die letzte Station ihrer Rätselreise das entscheidende Puzzleteil zutage fördern wird ...

 
Welchen "Schatz" werden die nächsten Koordinaten zutage fördern?


In jedem Fall hat Ursula Poznanski hier eine originelle Idee in einem Thriller verarbeitet. Ich jedenfalls habe noch kein Buch dieses Genres gelesen, das sich mit der Thematik des Geocachings beschäftigt - und zwar durchgehend durch den gesamten Roman. Da jede Spurensuche ein wenig anders verläuft, wird dem Leser hier die ganze Bandbreite dieses beliebten Hobbies dargeboten.

 

Unter www.geocaching.de findet sich folgende Erläuterung zu der modernen Art der Schatzsuche:

"Geocaching lässt sich am besten als eine Art moderner Schatzsuche und Schnitzeljagd beschreiben.
Die Grundausrüstung des Geocachings
Kurz und generalisiert gefasst: Es gibt Leute, die verstecken irgendwo Dosen voller kleiner netter Dinge sowie einem Notizbüchlein, dem Logbuch. Und veröffentlichen das Versteck in Form von Koordinaten im Internet.  Dies lesen andere, merken sich die Koordinaten und nutzen ihr GPS-Gerät, um diese Schätze zu finden. Dann wird eine Kleinigkeit aus dem Inhalt der Dose ausgetauscht, der Besuch geloggt und die Dose wieder an derselben Stelle versteckt - für den Nächsten ...
So weit zu den Grundregeln. Natürlich steckt viel mehr dahinter. Beispielsweise gibt es unterschiedlichste Cache-Arten, vom einfachen Cache, bei dem man praktisch fast mit dem Auto vorfahren kann über Caches, die nur mit speziellem Equipment erreichbar sind (z. B. mit Bergsteiger- oder Schnorchelausrüstung) bis hin zu Rätselcaches, die vor Ort oder sogar schon im Vorfeld Recherche und Knobelei erfordern."
 





In diesem Thriller handelt es sich jedoch um blutige Inhalte der Schatzkisten, und schnell wird klar, dass es nicht bei einer Leiche bleiben wird. Die Polizei gerät sogar in eine Zwickmühle: mit jeder Identifizierung eines weiteren potentiellen Opfers scheint dieses erst recht in die Gefahr zu geraten, von dem Serienmörder umgebracht zu werden. Doch die Ermittlungen ruhen zu lassen oder einzustellen, kommt natürlich auch nicht in Frage...
Vor allem die Ermittlerin Beatrice Kaspary wird zunehmend auch persönlich in den Fall verstrickt. Nicht nur, dass ihr der Täter immer wieder eine SMS zuschickt, nein, er weiß auch um ein Geheimnis aus ihrer Jugend, das sie nun wieder einzuholen scheint. Woher weiß der Täter davon - und was hat das mit den aktuellen Morden zu tun?

 

Spannend ist der Thriller in jedem Fall, wenn auch phasenweise etwas langatmig durch die immerwährende Wiederholung der Abläufe (neue Hinweise, Ermittlung der Koordinaten, das Auffinden weiterer Leichen oder Teile davon). Lediglich das Motiv bleibt lange im Dunkeln, auch wenn man als geübter Leser dieses Genres frühzeitig zu ahnen beginnt, wer der Täter sein könnte.
Besonders gefallen hat mir vor allem die Verstrickung der Beatrice Kaspary in den Fall, die dadurch und in Verbindung mit privaten Problemen (alleinerziehend, Streit mit dem Exmann) phasenweise sehr unter Druck geriet. Dieser Charakter wirkte sehr authentisch und glaubwürdig ausgearbeitet, aber auch die Kollegen gewannen zunehmend an Konturen.

 

Insgesamt ein gefällig zu lesender Thriller, außergewöhnlich im Zusammenhang mit der Thematik des Geocachings. Und in jedem Fall so spannend, dass ich gerne mehr von dem Ermittlerduo Kaspary und Wenninger erfahren würde. Band 2 "Blinde Vögel" wird also sicherlich demnächst von mir gelesen werden!


© Parden  








Ursula Poznanski im Interview zu "Fünf":







Ursula Poznanski
Ursula Poznanski wurde 1968 in Wien geboren und begann nach einem abwechslungsreichen Schul- und Studienleben als Redakteurin bei einem medizinischen Fachverlag, für den sie immer noch tätig ist. Sie selbst sagt von sich, sie hätte sich schon immer gerne Geschichten ausgedacht, aber nie zu Papier gebracht. Wenn sie schrieb, dann nur Kurzgeschichten. Im Jahr 2000 nahm sie - leider erfolglos - an einem Drehbuchwettbewerb des ORF teil. Dadurch entdeckte sie, dass sie doch zu "längeren" Texten fähig war und fing Feuer. Sie sammelte Romanideen und schaffte es, mit "Buchstabendschungel" im Jahr 2003 ihr erstes Kinderbuch zu veröffentlichen. Es folgten Erstlesebücher, Kinderkrimis und ein Teenager-Liebesroman. Für ihre Werke wurde sie u.a. mit dem Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien ausgezeichnet und für den Österreichischen Kinder- und Jugendliteraturpreis nominiert. Bei Loewe legt sie im Frühjahr 2010 mit „Erebos” einen packenden Jugend-Thriller vor, der sich mit den Manipulationsmöglichkeiten virtueller Welten auseinandersetzt und gekonnt die reale mit der Welt des Online-Computerspiels verwebt. Ihr zweiter Thriller "Saeculum" für Jugendliche erschien im November 2011. Im Februar 2012 erschien ihr erster Thriller für erwachsene Leser mit dem Titel "Fünf" bei Rowohlt. Ursula Poznanski lebt mir ihrer Familie in Wien.



Mittwoch, 20. November 2013

Groschupf, Johannes: Lost Places


Verfallene Gebäude und verlassene Plätze - ein Roman mit Sog!

Die Jugendlichen Chris, Moe, Kaya, Steven und Lennart sind Urban Explorers: Im nächtlichen Berlin erkunden sie stillgelegte Fabriken, leer stehende Häuser und verfallene Krankenhäuser. Doch was als aufregendes Abenteuer beginnt, wird bald ein riskantes Unterfangen. Denn die verlassenen Gebäude bergen nicht nur Charme, sondern auch Schrecken. Als die Freunde in einem halb verfallenen Haus eine Leiche entdecken, vermuten sie, dass die Motorradgang Bandidos dahintersteckt. Und dann wird es plötzlich so richtig gefährlich ...

Atemraubend. Unheimlich. Fesselnd. Tauchen Sie ein in die verborgenen Lost Places!







Der Kapuzenmann...

(auch veröffentlicht von parden auf Buchgesichter.de am 21.11.2013




 "Sieh nicht hin, sieh nicht hin."
Jede Nacht höre ich meine eigenen Worte.
Aber wir haben hingesehen.

 

Sie sind wie Katzen in der Nacht: Chris, Moe, Steven, Kaya und Lennart. Im nächtlichen Berlin erkunden die Freunde LOST PLACES - verfallene Krankenhäuser, stillgelegte Fabriken, leer stehende Häuser. Doch die verlassenen Gebäude bergen nicht nur Charme, sondern auch Schrecken.
Als die Freunde in einem heruntergekommenen Haus eine Leiche entdecken und vermuten, dass die Motorradgang Bandidos dahintersteckt, wird es richtig gefährlich...

 

"Wir waren wach wie noch nie. Drei oder vier Schritte waren wir in den pechschwarzen Keller vorgedrungen. Schulter an Schulter stehend, konnten wir fast spüren, wie die Herzen der anderen schlugen. Die Dunkelheit stand wie eine Wand vor uns. Unsere Augen gewöhnten sich nur langsam an die Finsternis.
Ich hörte die anderen atmen. Ich nahm den Geruch von feuchtem Zement und Moos auf, als könnte ich mich an ihm entlangtasten. Ich hörte Wasser tropfen, irgendwo weit hinten, und nahm den leichten Luftzug wahr, der von der Kellertür in den undurchdringlichen Raum vor uns wehte. Neben mir stand Moe, und ich tastete nach ihrer Hand. Sie war trocken, kühl und klein."


 
Lost Places haben eine ganz eigene Atmosphäre...


Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Lennart, einem Jugendlichen in Berlin, der in der Schule gerade sitzengeblieben ist und deshalb von seinen Eltern nicht mit in den Urlaub genommen wird. Auf sich allein gestellt und eigentlich lernen sollend, macht er jedoch die Nacht zum Tag - gemeinsam mit seinen Freunden. Sie ziehen durch die angesagtesten Clubs, wenn sie denn reingelassen werden, rauchen hin und wieder einen Joint und hängen zusammen ab. Lennart ist heimlich verliebt in Moe, was er aber nie sagen würde, und zieht so gut wie nie seine Kapuze vom Kopf. Unsichtbar, so fühlt er sich - keine Ahnung, wo das Leben mit ihm hinsteuert.
Durch Zufall geraten die Freunde auf das Gelände einer verfallenen Fabrik und machen sich auf, diese in der Nacht zu erkunden. Unheimlich und spannend und mit ganz besonderen Eindrücken behaftet verläuft diese Erkundungstour. Einmal Geschmack daran gefunden, beschließen die fünf, in der kommenden Zeit noch weitere LOST PLACES zu erkunden - Berlin ist schließlich voll davon. Doch als sie eine Leiche entdecken und auch noch Mitglieder der Bandidos auftauchen, wird aus dem Spaß Ernst...

 
Erstaunlich, dass der Autor Johannes Groschupf die tatsächlich exisitierenden Bandidos in seinem Buch benennt...


Johannes Groschupf gelingt es gut, die Gedanken- und Gefühlswelt der Jugendlichen darzustellen. Vor allem Lennarts pubertäre Zerrissenheit wirkt sehr authentisch - auch wenn ich den so selbstverständlich geschilderten Drogenkonsum (und sei es auch "nur" Gras) schon kritisch sehe.
Das Buch ist flüssig und spannend geschrieben, oftmals allerdings recht knapp. Manche Szenen oder auch Charaktere kommen dadurch teilweise etwas zu kurz. Hierzu schrieb der Autor selbst innerhalb der Leserunde: "Dein Bedauern über die Kürze der Szenen und des ganzen Buches kann ich mittlerweile teilen. Ich schreibe immer knapp, vielleicht allzu verknappt. Die ständige Sorge, nicht weitschweifig und langweilig zu werden! Aber du hast recht, einige Szenen hätten es verdient, mehr entfaltet zu werden." Manchesmal boten die Auslassungen und Leerstellen allerdings auch den Raum für den Leser, eigene Vorstellungen entfalten lassen zu können.



 
Das alte, verlassene Kinderkrankenhaus in Berlin ist einer der Schauplätze im Roman...


Insgesamt legt Johannes Groschupf hier ein spannendes, authentisch wirkendes Jugendbuch vor, das sich flüssig lesen lässt und das sich mit einer nicht alltäglichen Thematik befasst. Die geschilderte Atmosphäre der LOST PLACES ist überaus faszinierend, und es wird deutlich, weshalb sich manche so intensiv damit beschäftigen.
Die Geschichte ist glaubhaft konstruiert und hält die Spannung bis zum Ende aufrecht. Das Ende allerdings hätte ich mir anders gewünscht. Mir persönlich war es etwas zu platt und zu banal, aber wie den Reaktionen der Leserunde zu entnehmen ist, konnten sich andere durchaus damit anfreunden. Und vielleicht ist ein solches Ende der eigentlichen Zielgruppe auch eher angemessen, wer weiß...

 
Noch einmal das Kinderkrankenhaus - diesmal von außen...


Jedenfalls bedanke ich mich ganz herzlich bei Lovelybooks.de und dem Verlag Oetinger, dass ich dieses Buch erhalten habe und so an der sehr kommunikativen Leserunde mit dem Autor teilnehmen konnte.


© Parden 





 >>> Hier geht es zum Buchtrailer.











J. Groschupf

Johannes Groschupf, 1963 in Braunschweig geboren, studierte Germanistik, Publizistik und Amerikanistik. Heute lebt er als freier Journalist in Berlin und schreibt für Die ZEIT, die FAZ, den Tagesspiegel, die Berliner Zeitung u.a. Er hat bereits zwei Romane für Erwachsene veröffentlicht und erhielt 1999 den Robert-Geisendörfer-Preis für das NDR-Feature „Der Absturz“.









 

Montag, 18. November 2013

Novemberblues




November

Wenn welke Blätter taumelnd fallen, 
Melancholie bereitet süßen Seelenschmerz;
Wenn dichte Nebel düster wallen,
Weltschmerz bohrt sich tief in´s Menschenherz;
Wenn der Toten wir gedenken,
Und falbes Mondlicht fahl durch Wolken scheint,
Wenn wir tief in Schmermut uns versenken,
Manch´ Menschenkind Verlust beweint;
Wenn träge willenlos in Leere wir versinken,
Ob einheitsgrauer Tage Überdruß: 
Hilflos müde müssen wir darin ertrinken
Wie nach des Hypnos lähmend Kuss

© TinSoldier

*


Ja liebe Leute, jetzt hat er wieder viele von uns in seinen Fängen: 
Der Novemberblues - 
und um es gleich am Anfang zu sagen: Auch mich!


Doch, wie man sieht, bin ich mit diesem "Leiden" offenbar nicht allein:

November Blues

Keine Lust mehr zu Schreiben,
damit mir die Zeit zu vertreiben.

Keine Lust mehr zum Denken,
mir den Geist zu verrenken.

Keine Lust mehr zum Sprechen,
mich mit Worten zu rächen.

Keine Lust mehr zum Dichten,
neue Ideen; mitnichten.

Keine Lust zu der Lust,
November Blues, nichts als Frust

Autorin: florie auf

Ein nettes kleines Gedicht, das recht genau die Symptome einer Winterdepression beschreibt und auf den Punkt bringt: 
"Keine Lust zu der Lust !"


Das nachfolgende Beispiel zeigt, dass selbst prominente Poeten von Zeit zu Zeit, wenn auch aus unterschiedlichsten Gründen, von einer "Schreibblockade" befallen werden können:


Bittschrift 

(Untertänigstes Pro Memoria an die Consitorialrat Körnersche weibliche Waschdeputation in Loschwitz,
eingereicht von einem niedergeschlagenen Trauerspieldichter)


Dumm ist mein Kopf und schwer wie Blei, 
die Tobaksdose ledig, 
mein Magen leer - der Himmel sei 
dem Trauerspiele gnädig. 

Ich kratze mit dem Federkiel 
auf den gewalkten Lumpen; 
wer kann Empfindung und Gefühl 
aus hohlem Herzen pumpen? 

Feuer soll ich gießen aufs Papier 
mit angefrornem Finger? -- 
Oh Phöbus, hassest du Geschmier, 
so wärm auch deine Sänger. 

Die Wäsche klatscht vor meiner Tür, 
es scharrt die Küchenzofe- 
und mich - mich ruft das Flügeltier 
nach König Philips Hofe. 

Ich steige mutig auf das Roß; 
in wenigen Sekunden 
seh ich Madrid - am Königsschloß 
hab ich es angebunden. 

Ich eile durch die Galerie 
und - siehe da! - belausche 
die junge Fürstin Eboli 
in süßem Liebesrausche. 

Jetzt sinkt sie an des Prinzen Brust, 
mit wonnevollem Schauer, 
in ihren Augen Götterlust, 
doch in den seinen Trauer. 

Schon ruft das schöne Weib Triumph, 
schon hör ich - Tod und Hölle! 
Was hör ich? - einen nassen Strumpf 
geworfen in die Welle. 

Und weg ist Traum und Feerei, 
Prinzessin, Gott befohlen ! 
Der Teufel soll die Dichterei 
beim Hemderwaschen holen. 


Gegeben 
in unserm jammervollen Lager ohnweit dem Keller. 

F. Schiller 
Haus-und Wirtschafts-Dichter 


Friedrich Schiller:
1785  "Haus-und Wirtschaftsdichter"
in Dresden
Dieses humorvolle kleine Gedicht schrieb kein Geringerer als Friedrich Schiller, neben Goethe immerhin das größte literarische Genie der Weimarer Klassik. Schiller lebte zu dieser Zeit in Dresden bei seinem Gönner, dem Kunstmäzen Christian Gottfried Körner. Dieser hatte ihm sein Gartenhäuschen in Loschwitz zur Verfügung gestellt, wo Schiller 1785/1786 an seinem "Don Carlos" arbeitete. 

*


Möge der berüchtigte Novemberblues alle Leser und Besucher dieses Blogs verschonen. 
Und nicht vergessen: Viel frische Luft und die Ausnutzung jedes Sonnenstrahls, sowie der genussvolle Umgang mit den schönen Dingen des Lebens, wozu zweifelsfrei immer ein gutes Buch gehört, kann helfen!
In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern einen
"Blues-freien" November ! 





Krätschmar, Tania: Eva und die Apfelfrauen


Fünf Freundinnen, ein Apfelgarten und ein Sommer auf dem Land, der alles verändert...

Die Anzeige im Internet ist ein voller Erfolg: Eva und ihre vier besten Freundinnen erben tatsächlich ein Haus! Allerdings nicht in Berlin, sondern im Wilden Osten, und nur unter einer Bedingung: Sie müssen den riesigen Apfelgarten bewirtschaften, der zum Haus gehört. Aber das ist für die fünf munteren Städterinnen nur eine von vielen Herausforderungen... 






Einen Sommer lang - oder länger?

(zuerst veröffentlicht von parden auf Buchgesichter.de am  17.11.2013





Wollen wir nicht eine WG gründen? Sind wir dafür nicht schon zu alt? Wobei: Frauen zwischen 45 und 55 sind nicht alt, sie sind im allerbesten Alter, finden die Freundinnen Eva, Nele, Julika, Dorothee und Marion. Und dass es durchaus an der Zeit wäre, etwas Neues zu wagen. Und so schalten sie eine Anzeige:
 


Hausbesitzer mit Herz und ohne Erben gesucht!
Wir sind: fünf Freundinnen im allerbesten Alter. Wir suchen: ein großes Haus in Berlin, in dem wir gemeinsam älter werden können. Wir haben: viel Enthusiasmus, wenig Geld. Schön wären: Garten, nette Nachbarn.



Im Traum rechnen sie nicht damit, dass sie gleich in
einem Testament bedacht werden. Doch es ist wahr: sie erben ein Haus. Es ist ruhig gelegen, allerdings nicht in Berlin, sondern außerhalb der Stadtgrenze in einem Dorf in der Mark. Sie beschließen, das Experiment zu wagen und den Sommer lang dort zu wohnen, um herauszufinden, ob der Plan einer WG überhaupt funktionieren könnte. 

Ein altes Haus mit riesigem Apfelgarten erben die fünf Freundinnen...

Zwischen Apfelrezepten de luxe, zwei attraktiven Nachbarn, einer nachtaktiven Eule, heimlichem Schnapsbrennen und lieben Verwandten - tot oder lebendig - wird es für die fünf Frauen ein Sommer voller Landlust. Oder Landfrust? Da sind die Würfel bzw. Äpfel noch nicht gefallen...

 
Von der Apfelblüte ...


Leicht und beschwingt führt Tania Krätschmar die Freundinnen aus dem hektischen Berlin in den Apfelgarten der verstorbenen Anna Staudenroos. Nicht alle sind wirklich von der Aktion überzeugt, hat die Verstorbene doch zur Bedingung gemacht, dass sich die Freundinnen eine Saison lang verantwortungsvoll um den riesigen Apfelgarten des Grundstücks kümmern müssen, bevor ihnen das Haus tatsächlich zugeschrieben wird. Aber sie gehen optimistisch an die Sache heran, und jede der Frauen bringt nach und nach ihre Stärken ein. 


... bis zur Reife ...

Natürlich hat da die Dorfgemeinschaft auch ein Wörtchen mitzureden, und nicht von allen werden die fünf Freundinnen freundlich empfangen. Auch die Angehörigen lassen sich nicht immer außen vor halten. Wie läuft das Zusammenleben auf Dauer und ist wirklich jede der Frauen bereit, ihr altes Leben weitestgehend hinter sich zu lassen?

 
... und zur Ernte.

Ein warmherziges, lebensfrohes Buch präsentiert uns
die Autorin hier. Geschrieben wie aus dem Leben, und so manchesmal fühlte ich mich in den Apfelgarten versetzt, piekte mich das Heu an den Beinen, duftete der Apfelkuchen im Ofen und wirkte fast schon der heimlich gebrannte Apfelschnaps. 


Zahlreiche Möglichkeiten der Verarbeitung probieren die fünf Freundinnen aus - und schreiben ein Apfelbuch...

 

Genau im richtigen Alter, hätte ich mir gut vorstellen können, dieses Experiment als sechste im Bunde zu wagen - aber so war ich eben nur Zuschauer. Zuschauer einer Geschichte, die mir sehr angenehme und schnell verstrichene Lesestunden bescherte, lebensklug und voller augenzwinkernder Erkenntnisse.

 


"Alternde Frauen sollten bedenken, dass ein Apfel nichts von seinem Wohlgeschmack verliert, wenn ein paar Fältchen die Schale kräuseln." (Auguste Brizeux)

 

Ein wahres Lesevergnügen gegen den Herbstblues und für die Freude am Leben!


 



© Parden









Ich freue mich sehr, dieses Buch bei Lovelybooks.de gewonnen zu haben! 










Tania Krätschmar
Tania Krätschmar wurde 1960 in Berlin geboren. Nach ihrem Germanistikstudium in Berlin, Florida und New York arbeitete sie als Bookscout in Manhattan. Heute ist sie als Texterin, Übersetzerin, Rezensentin und Autorin tätig. Sie hat einen Sohn und lebt in Berlin.