Dienstag, 5. November 2019

Pieper, Tim: Stille Havel

Tim Pieper war der allererste Autor, mit dem ich eine Leserunde erfahren durfte. Bei den Buchgesichtern war das seinerzeit, und es hat mich auf den Geschmack gebracht - sowohl was Leserunden anbelangt als auch im Hinblick auf Tims Bücher. Kein Wunder also, dass ich mich jedesmal freue, wenn ich erfahre, dass wieder ein neues Werk von ihm erscheint!
 
Nun ist auch der vierte Band der Havel-Krimis gelesen. Ob der mich auch wieder überzeugen konnte, kann man hier nachlesen:






Inhalt: (Quelle: Emons Verlag) 

Potsdam. Im Park Sanssouci wird ein Kunstsachverständiger erschlagen aufgefunden. Der Tote zeigte zuletzt auffälliges Interesse an einem wertvollen Gemälde im Museum Barberini, auf dem eine schwarz gekleidete Frau zu sehen ist. Doch sie trägt einen Schleier, der ihr Gesicht verhüllt, und ihre Identität ist nicht geklärt. Wer ist die Unbekannte? Seine Nachforschungen führen Hauptkommissar Toni Sanftleben zum Filmunternehmen Ufa und zu einer alten Havelvilla, hinter deren Mauern sich etwas Ungeheuerliches verbirgt.









FÜR MICH DER BISLANG BESTE BAND DER KRIMIREIHE...


Goebbels Landsitz am Bogensee - (Quelle: Wikipedia)
Wer die Bücher von Tim Pieper ein wenig verfolgt, wird rasch feststellen, dass Geschichtliches für ihn von besonderem Interesse ist. Dieser Umstand hat die Ausgestaltung dieses vierten Bandes der Krimireihe um Toni Sanftleben wieder einmal erheblich mitbestimmt. Wer wiederum meine Lesegewohnheiten verfolgt, wird ebenso rasch feststellen, dass Geschichtliches in der Regel bei mir nicht im Bücherschrank zu finden ist. Weshalb also bin ich trotzdem wieder einmal so angetan?

Ein Schlagwort ist: unaufdringlich. Tim Pieper gelingt es, die historischen Sachverhalte - hier geht es in die Zeit des Nationalsozialismus zurück, in das Filmunternehmen UFA im Potsdamer Stadtteil Babelsberg und in die Zeit nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs - unaufdringlich einfließen zu lassen und dabei geschickt sorgfältig recherchierte Fakten mit fiktiven Elementen zu verknüpfen, so dass eine fein gestrickte Geschichte entsteht, die einen der beiden tragenden Handlungsstränge ausmacht.

Ein weiteres Schlagwort ist: das richtige Maß. Der historische Rückblick hält sich hier gekonnt die Waage mit dem gegenwärtigen Kriminalfall, und der stete Wechsel zwischen den Handlungssträngen hält das Interesse des Lesers an beiden Entwicklungen hoch. 

Ein besonders wichtiges Schlagwort ist dazu noch: menschlich. Es gelingt Tim Pieper, gerade im Hinblick auf die Geschehnisse während des Nationalsozialismus in Deutschland, auf eine reine Schwarz-Weiß-Malerei zu verzichten. Mit der jungen Schauspielerin Lydia, die zu dieser Zeit versucht erfolgreich zu sein, präsentiert der Autor in erster Linie einen Menschen, der einerseits zielstrebig, andererseits unischer ist und hier alles andere als eindimensional dargestellt wird. Tim Pieper verzichtet auf reines Schubladendenken und verleiht dadurch auch dem Bösen ein menschliches Gesicht. 

Doch natürlich ist dies nicht in erster Linie ein historischer Roman, sondern eben ein Krimi. Und auch der kann überzeugen. Der gegenwärtige Handlungsstrang und die Geschehnisse in der Vergangenheit verweben sich zunehmend und bilden schließlich ein überzeugendes Ganzes. Toni Sanftleben und sein Team mit der toughen Gesa und dem essgestörten Phong treiben die Ermittlungen voran, wobei sich auch im Privatleben von Toni neue Entwicklungen ergeben...

Der Krimi liest sich wieder überaus flüssig, manche Passagen waren für mich sogar wunderschön formuliert. Wie immer lässt Tim Pieper den Leser bis zum Schluss im Dunkeln tappen, wer oder was hinter dem Mord an dem Kunstsachverständigen steckt. Jedesmal, wenn sich ein Verdächtiger auftut, entkräftet der Autor dies gleich wieder im nächsten Absatz. Die Auflösung der offenen Fragen war für mich gelungen, spannend und z.T. auch voller Überraschungen. 

Auch wenn mich bereits die vorherigen Bände der Krimireihe  überzeugen konnten (5, 4 und 5 Sterne), ist dieser Band der für mich bislang beste. Sozusagen 5+ Sterne, wenn es das gäbe. Hier stimmt für mich alles, und es war für mich das reinste Lesevergnügen.

Bleibt zu hoffen, dass weitere Bände folgen mögen!


© Parden









Bislang in der Reihe um Toni Sanftleben gelesen:

  1. Dunkle Havel
  2. Kalte Havel
  3. Tiefe Havel
  4. Stille Havel








Produktinformation: (Quelle: Amazon.de)
  • Taschenbuch: 336 Seiten
  • Verlag: Emons Verlag (19. September 2019)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3740806702
  • ISBN-13: 978-3740806705




Informationen zum Autor: (Quelle: Emons Verlag)

Tim Pieper, geboren 1970 in Stade, studierte nach einer Weltreise Neuere und Ältere deutsche Literatur und Recht. Mit seiner Familie lebt er im Südwesten von Berlin, nur wenige Kilometer vor den Toren Potsdams, und liebt es, die idyllische Landschaft Brandenburgs mit dem Fahrrad zu erkunden.


1 Kommentar:

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