Als ihre Klosterschule Ziel eines Brandanschlags wird und der Hausmeister Jack tot aufgefunden wird, stürzen die Schwestern und die umliegende Gemeinde ins Chaos. Unzufrieden mit den Ermittlungen der Behörden ist die eigensinnige Schwester Holiday, die gerne Punkrock hört und Kette raucht, entschlossen, den Täter selbst zu finden. Ihre Ermittlungen führen sie in der schwülen Hitze von New Orleans auf einen verschlungenen Pfad voller Verdächtigungen und Geheimnisse, der sie gegen ihre Mitschwestern aufbringt. Aber Schwester Holiday ist keine Heilige. Um den Fall zu lösen, muss sie sich mit den Sünden ihrer Vergangenheit auseinandersetzen...
DNB / Blumenbar / 2024 / ISBN 978-3-351-05129-7
/ 368 Seiten
Reihe: Schwester Holiday (Bd. 1)
LOST SOUL...
Trotz der schwülen Hitze in New Orleans muss Schwester Holiday neben ihrem Habit ein Tuch um ihren Hals tragen sowie Handschuhe, was ihren zahllosen Tattoos zu verdanken ist, die sich für eine Ordensschwester wohl nicht gehören. "Lost" steht beispielsweise auf einem Handrücken, "Soul" auf dem anderen. Dies lässt auf eine äußerst bewegte Vergangenheit schließen, und wie sich im Verlauf des Romans herausstellt, ist dem auch so. Eine queere, saufende, rauchende, gewaltbereite, tätowierte Punkrock-Nonne - das ist schon eine außergewöhnliche Protagonistin. Aus ihrer Ich-Perspektive heraus wird das Geschehen denn auch erzählt, so dass man beim Lesen nie mehr weiß als sie und alles genauso wahrnimmt wie sie.
"Ich hatte natürlich kein Geld für Zigaretten, aber zu rauchen, was ich von meinen Schülern konfiszierte, ging in Ordnung. (...) Und Schwester Honor sagt, Verschwendung sei eine Sünde." (S. 14)
Als in der Klosterschule, in der Holiday Musik unterrichtet, ein Brand ausbricht und der Hausmeister dabei zu Tode kommt, gerät die Novizin selbst unter Verdacht. Weil sie den Polizisten nicht traut und sich mit deren halbherzigen Ermittlungen nicht anfreunden kann, beschließt Holiday selbst zu ermitteln. Schließlich kennt sie alle Personen im Kloster sowie in der Schule, und sie hat Zugang zu allen Örtlichkeiten. Sie hält sich jedenfalls für eine begnadete Ermittlerin und wird auch nicht müde, dies immer wieder zu betonen. Allerdings... Jedem seine Wahrnehmung - aber wenn die Leserschaft nicht überzeugt werden kann, stimmt offenbar etwas nicht. Das Talent von Holiday habe ich jedenfalls bis zum Schluss vermisst. Zufälle und sich aufdrängende Erkenntnisse führen hier letztendlich ans Ziel. Bis auf das turbulente und abrupte Ende hält sich die Spannung denn auch in Maßen.
"Die Schüler und Eltern der Saint Sebastian's hatten scheinbar vergessen, dass die Schwestern vom Erhabenen Blut ein moderner Orden waren. Schwester Augustine hatte öfter Handschellen getragen als ich..." (S. 221)
Ein wenig kommt es mir so vor, als hätte Margot Douaihy versucht, eine hardboiled detective novel in "modern" zu kreieren. Statt eines typischen Lonesome Cowboy als Detektiv tritt hier besagte schräge Nonne an, die ebenso einsam ist. Allerdings verwischt der Eindruck der toughen Ermittlerin gleich wieder, weil hier viel auf Holidays Vergangenheit eingegangen wird, wodurch sich klärt, weshalb sie überhaupt auf die Idee kam, eine Nonne zu werden. Mit sich selbst ist sie jedenfalls alles andere als im Reinen. Gleichzeitig werden viele andere Themen angerissen, die der Autorin offenbar auf den Nägeln brennen: die verlogene Rolle der katholischen Kirche (alte weiße Männer, Bereicherung um jeden Preis, Patriarchat), die korrupte Polizei (unfähig, machtgierig, desinteressiert, geldgeil), das Gerichtswesen (wer die beste Performance abliefert, gewinnt den Prozess - um Gerechtigkeit geht es hier kein bisschen), Queerness und die damit verbundenen gesellschaftlichen wie persönlichen Probleme, Freundschaft und Verrat, die Rolle des Glaubens in der heutigen Zeit, Alkohol-/Drogen-/Medikamentenmissbrauch, Umgang mit Schuld u.v.m. In der Summe doch eher ein bunter Eintopf denn ein Krimi.
"Die Luft war dick und staubig, als wäre sie auf eine Schlägerei aus." (S. 5)
Der Schreibstil ist dazu noch - gewöhnungsbedürftig. Die Autorin unterrichtet selbst kreatives Schreiben an einem amerikanischen College und hat bisher Poetry (Dichtung) veröffentlicht. Das ist dem Roman anzumerken, wobei ich v.a. die zahllosen Sprachbilder/Metaphern/Vergleiche oft als sehr bemüht und eher holprig als eingängig empfand. Ob das an der Übersetzung liegt oder eine besondere Note der Autorin ist, kann ich natürlich nicht sagen. So war das Lesen aber doch etwas anstrengend. Gefallen hat mir dagegen der oft etwas zynisch-bittere Humor, der das ansonsten meist eher ernste Geschehen ein wenig auflockerte.
Ich kann auch nicht sagen, dass mir der Roman gar nicht gefallen hätte. Es gab interessante Ansätze sowie eine außergewöhnliche Protagonistin, und letztlich wurde der Fall auch geklärt. Aber Erwartungen wie "Krimi" oder etwas à la "Sister Act" werden hier halt enttäuscht. Dennoch würde mich interessieren, wie es mit Schwester Holiday weitergeht, in den USA ist der zweite Band auch bereits erschienen.
Mal was anderes - in der Umsetzung aber mit Luft nach oben...
© Parden
Kann der holprige Schreibstil auch an der Übersetzung liegen? Heute versuchen Autoren öfter, einen „bunten (Krimi) Mix“ herzustellen. Liebe Grüße vom Bücherjungen.
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