Mein lieber alter Freund. Vor einigen Tagen hätten wir deinen sechzigsten Geburtstag feiern sollen. Dein Bruder René erinnert immer daran, aber ihr könnt beide, ebenso wie eure Schwester Lissy versichert sein: im September kommen die Erinnerungen.
Wie oft sprachen wir davon, ob du es, zwischen deinen unzähligen Konzertverpflichtungen für Mission Bühnenrand, es mal nach Neustrelitz schaffst. Heute hätten wir einen doppelten Grund gehabt, der dir bestimmt gefallen hätte. Du hattest im Februar 2019 diesen Kommentar unter einen Post auf meinem Blog verfasst, der mich damals überaus rührte.
Heute Abend hatte ich daher diese oder jene Träne im Auge, denn Gundermann lässt mich immer an dich denken, der du seit Dezember 2020 keine Konzertberichte mehr verfassen durftest. Alexander Scheer und Andreas Dresen, Hauptdarsteller und Regisseur von GUNDERMANN, gastierten mit ihrer Band im Landestheater Neustrelitz.
Das Publikum war im Durchschnitt etwas jünger als Gerhard Gundermann heute wäre. Okay, vielleicht etwas jünger als wir beide. Ich saß in der siebenten Reihe in der Mitte zwischen einer etwa gleichaltrigen Frau und einer wesentlich jüngeren, beide ebenso begeistert vom folgenden Konzert.
Vielleicht hättest du Schwielen am Hintern bekommen, nichts da mit der Fotoknipse am Bühnenrand, nee: Weiche Sessel und insofern keine Gefahr. Auf jeden Fall weit genug vorn, um alle Bewegungen und Gesichtsausdrücke der Musiker direkt zu erleben.
Die Bühne etwas eng für die Band, die Gitarrenständer dicht hinter den beiden Frontmännern, irgendwie hatte die Feuerwehr was vom eisernen Vorhang gesprochen... Irgendwann fiel die Gitarre von Scheer um und brach sich fast den Hals, was Dresen wegen der ständigen Stimmerei zu Gitarrenwitzen veranlasste zu einem Vergleich mit einer Bandprobe.
Du erinnerst dich an den Film, der Alexander Scheer spielte den Gundermann genau und doch eigenständig und so stand er auf der Bühne. Gundermann blitzte immer wieder durch (Mein zweitbester Sommer), aber dieser Typ heute hat ihn ganz sicher nicht kopiert. Wenn ein Schauspieler singt, dann schauspielt er eben und Scheer ist zudem ein Komödiant. Mir persönlich liegt der ruhigere Dreesen ja mehr, aber hier rockten beide den Saal, der bei den letzten Liedern dann doch stand und mitsang. Zu hören war das bei „Linda“ und „Gras“; vor allem aber bei „Alle oder keiner“.
Bei diesem Lied sah ich nicht mehr Gundermann oder Alexander Scheer, ich sah den Vize, den dritten im Bunde aus alten Zeiten, als Frontmann von Aufsturz. Ach Mensch...
Diese Alexander Scheer - Andreas Dresen Band spielt nicht einfach die Songs des Gerhard Gundermann, sie hat auch einige Texte, die Gundi auf internationale Songs schrieb, neu vertont. Du hättest sicher gleich gewusst, welcher Song gemeint war.
Endlich mal ein Konzert, in dem man hören konnte, was gesungen und gespielt wurde, laut war es trotzdem, aber so konzerterfahren wie du bin ich sowieso nicht.
Was gab es draußen? Männer, Frauen und Maschinen auf Vinyl. Muss ich mitnehmen, dazu eine Doppel-CD der Band. Vieles andere habe ich schon im Bestand, aber die Liedtexthefte, die hatte ich noch nicht. Ob mich das mal wieder zur Gitarre greifen lässt? Der Vize dürfte mit einigem Recht sagen, ach leg das Ding beiseite, du würdest wahrscheinlich eher ermunternd auf mich einreden.
Es war ein schöner Abend. Ein großartiges Konzert von Andreas Dresen, Alexander Scheer, Jens Quandt, Harry Rosswog, Nicolai Ziel und Jürgern Ehle. Der Theatersaal ist kein besonders großer (das Gebäude selbst ist imposant), die Musiker schienen begeistert vom nicht stehenden Publikum. Ach was, es war für alle schön.
"Rennzi" auf Mission Bühnenrand? Keineswegs, mein lieber Gundolf "Kundi". Den Rang läuft dir so schnell keiner ab. (Aber ich hätte ich schon gefreut, wenn ein kleiner Bericht von diesem schönen Konzert dort erschienen gewesen wäre.)
© Bücherjunge
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