Geschichte lernt man aus Romanen, Filmen und Sachbüchern. Zumindest machen das die Laien so. Solche wie ich. Historiker nutzen Sachliteratur und Archive in ganz anderem Umfang.
Die ARD hat nun eine wirklich kurze Miniserie herausgebracht, in deren Mittelpunkt einer steht, der vielleicht mehr als man gemeinhin denkt, den Fall der Mauer und die Wiedervereinigung vorgedacht hat.
Der Tod des Vorstandssprechers der Deutschen Bank Alfred Herrhausen jährt sich am 30. November zum 35. Male. Die Öffnung des eisernen Vorhangs auch inmitten Deutschlands erlebte er noch mit.
Als "Herr des Geldes" stand er wie andere auch (Hans M. Schleyer, Detlef K. Rohwedder) als maßgeblicher Vertreter des Großkapitals auf der Abschussliste der terroristischen Roten Armeefraktion.
Der Mord wurde bisher nicht aufgeklärt, die RAF bekannte sich aber zum Anschlag, dessen akribische Durchführung erstaunte.
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Als die Sowjets an ihn herantreten und um finanzielle Unterstützung bitten, sieht Herrhausen neue Einflussmöglichkeiten bis hin zum Fall des Eisernen Vorgangs und sogar der deutschen Wiedervereinigung. Die internationalen Netzwerke, hier durch die Zusammenarbeit mit Henry Kissinger, machten seinen Blick weit. Lange bevor Duzfreund Dr. Helmut Kohl sich damit anfreundete.
Obwohl der Mord nicht aufgeklärt wurde, nehmen die Filmemacher die Mitwirkung von RAF, sich sich ja dazu bekannte, und der DD-Staatssicherheit an und thematisieren das fiktiv.
Aus der Besetzung fiel neben Oliver Masucci (Herrhausen) und Julia Coschütz (Traudel Herrhausen) eine Nebenrolle von hohem Gewicht auf: Doval´e Glickmann spielt Henry Kissinger. So eine im Hintergrund wirkende "graue Eminenz".
Über Hans Martin Schleyer ( 1915 - 1977), Arbeitgebepräsident und von der RAF nach Entführung erschossen, gibt es mehrere Filme und Dokumentationen, TODESSPIEL heißt einer oder DER BAADER MEINHOF KOMPLEX. Detlef Rohwedder (1931 - 1991), Leiter der Treuhandanstalt, wurde ebenfalls Opfer der RAF, der Film Rohwedder - Einigkeit und Mord und Freiheit handelt von ihm. Nicht alles, was so im Lauf der Jahre gezeigt wurde hat gleichbleibende Qualität, Herrhausen - Der Herr des Geldes, hat zwar einen unmöglichen Titel, zeigt aber sehr dicht den Zusammenhang zwischen Wirtschaft und Politik, Weltwirtschaft und Weltpolitik.
Nach einer wahren Geschichte - so weit Geschichte wahr sein kann: steht im Abspann. Ohne Fiktion geht es nicht, ohne wäre es eine Dokumentation und selbst solche müssen zu ihr greifen.
Ansehenswert. lehrreich. Ein wichtiger Rückblick.
- Bilder
- Hans M. Schleyer: Von Bundesarchiv, B 145 Bild-F041440-0014 / Reineke, Engelbert / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5456373
- Alfred Rohwedder: Von Wolf P. Prange - Historisches Institut der Deutschen Bank, Frankfurt am Main, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=139174349
- Detlef Rohwedder: Von Bundesarchiv, Bild 183-1990-0821-025 / Lehmann, Thomas / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5425767
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