Mittwoch, 10. Juli 2024

Hacke, Axel: Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte

 

»Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst«, schrieb Friedrich Schiller. Doch was ist Heiterkeit eigentlich? Und wie bekommen wir sie in unser ernstes Leben zurück? In Zeiten, in denen uns im Angesicht globaler Krisen intuitiv erst einmal anders zumute ist, macht sich Axel Hacke auf die Suche nach einem fast vergessenen Gemütszustand, nach einer Haltung dem Leben gegenüber, in der wir seltsam ungeübt geworden sind. Unterhaltsam, klug und persönlich erforscht er die Ursprünge des Begriffs, erklärt, was die Heiterkeit vom Witz und von der Fröhlichkeit unterscheidet und warum sie ohne den Ernst des Lebens nicht zu haben ist. (Verlagsbeschreibung)

DNB / Dumont / 2023 / ISBN 978-3-8321-6808-7 / 224 Seiten






 
Mal wieder ein Sachbuch - ab und an greife ich auch zu etwas anderem als zu Literatur oder Belletristik. Der Titel sprach mich an - denn mal abgesehen von persönlichen Krisen, die einen immer mal ereilen, ist es doch die Weltlage, die einen zunehmend bedrückt. Wie also kann man sich Heiterkeit bewahren? Ob Axel Hacke Antworten gefunden hat, die mir dabei helfen, könnt Ihr hier nachlesen:

 










VON DER BEDEUTUNG DER INNEREN HALTUNG...



Pandemie, Klimakrise, Inflation, Kriege, persönliche Schicksalsschläge – all dies ist nicht lustig. Dennoch steckt in uns eine Sehnsucht nach Leichtigkeit, die stärker ist als alle Widrigkeiten. Weshalb ist das so? Was ist Heiterkeit eigentlich? Und warum ist sie so wichtig?

Diesen Fragestellungen geht Axel Hacke auf den Grund, indem er quer durch die Jahrhunderte und anhand berühmter Persönlichkeiten wiedergibt, was schon alles zu diesem Thema geäußert wurde. Das lässt eine umfangreiche Recherchearbeit erahnen, die vielseitigen Essays zum Thema wirken für sich. Dazwischen streut Hacke immer auch Persönliches ein, was verdeutlicht, dass das Thema für ihn auch einen eigenen Stellenwert hat. Glücklicherweise versucht der Autor nicht auf Biegen und Brechen, sich selbst als das Nonplusultra des Humors darzustellen, aber eine heitere Note ist dem Text nicht abzusprechen - auch wenn es mal ernst wird.

Überhaupt: der Ernst. Der wird hier keinesfalls negiert - er gehört zum Leben ebenso dazu wie der Humor. Der soll dem Ernst nur die Spitze nehmen, damit das Leben einen möglichst nicht erdrückt. Kleine Freuden und ein Hoffnungsschimmer sind oft das einzige, was in einer Krise bleibt - ansonsten würde es wohl zu traurig und niederschmetternd. Heiterkeit - ob nun alleine oder gemeinsam - ist das Salz in der Suppe, die einem das Leben zuweilen einbrockt. Aber auch sonst und eigentlich immer.

Über jemanden oder etwas lachen, Selbstironie, Situationskomik, Satire oder gar Humor als Kunstform (ob nun als Karrikatur, Buch oder Film) gegen Hass und Propaganda - Hacke lässt hier keinen Bereich aus. Damit betont er zum einen die Vielseitigkeit des Themas, aber zum anderen eben auch die Bedeutung für das menschliche Leben, immer schon und wohl auch zukünftig.

Letztlich macht der Autor deutlich, dass Heiterkeit mehr ist, als kurz über einen Witz zu lachen. Heiterkeit ist eine innere Haltung, die im Grunde aus einer Gelassenheit entspringt. Ein sicherlich wünschenswertes Ziel, aber nicht mit einem Fingerschnippen zu erreichen, sondern mitunter eine lebenslange Aufgabe, dies zu verinnerlichen. Wenn Schreckliches geschieht, kann man damit hadern und im Hadern verweilen - oder aber man versucht irgendwann Distanz zu gewinnen und auch mal über das zu lachen, was eben noch so schrecklich schien.

Der Autor hat kein Patentrezept - und erklärt selbst, dass ihm diese gelassen Heiterkeit auch oft genug abhanden kommt. Aber ihm ist die Bedeutung klar - und dass es sich lohnt, danach zu streben. Auch wenn Krankenkassen mittlerweile Kurse wie Lach-Yoga finanzieren, gibt es Heiterkeit eben nicht auf Rezept. Dranbleiben heißt die Devise...


© Parden






Axel Hacke lebt als Schriftsteller und Kolumnist des Süddeutsche Zeitung Magazins in München. Er gehört zu den bekanntesten Autoren Deutschlands, seine Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Für seine Arbeit wurde er u. a. mit dem Joseph-Roth-Preis, zwei Egon-Erwin-Kisch-Preisen, dem Theodor-Wolff-Preis und zuletzt dem Ben-Witter-Preis 2019 ausgezeichnet. (Quelle: Dumont)



1 Kommentar:

  1. Mir wäre es lieber, meine Krankenkasse würde mal ein Zahnimplantat übernehmen ;) - Der Bj

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