Betrachtet man das Cover, fällt einem nicht gleich auf, dass Jakobsweg auch Jakobs Weg bedeuten kann.
Pilgert man auf dem Camino Frances in Richtung Santiago di Compostela, will man vermutlich das Grab des Apostels Jakobus in Santiago besuchen. Die meisten Wanderer suchen nach „sich selbst“, manche kommen regelmäßig, einige wandern Teilstücke oder nur die letzten einhundert Kilometer. Der Camino Frances gilt als der klassische, der bekannteste Jakobsweg. Noch mehr bekannt wurde er durch Hape Kerkelings Buch Ich bin dann mal weg; es wurde 2015 verfilmt.
Wenn Jörg H. Trauboth ein Buch Jakobs Weg nennt, dann wird es vermutlich sehr ernst. Wie ernst es wird, erschließt sich relativ schnell.
Die Handlung beginnt vor zwanzig Jahren in einem kirchlichen Internat im Sauerland mit dem bezeichnenden Namen Maria hilf. Wir lernen einen verzweifelten Schüler namens Jakob kennen und einen ukrainisch stämmigen Hausmeister. Der hat mal einem Kunden eine Menge Geld entwendet und seitdem ist er in des Internatsleiters Hand. Wenn ein katholischer Pater den Hausmeister seines Internats erpressen kann und ein verzweifelter Schüler zum Suizid ansetzt, dann dürften viele Leserinnen und Lesern ahnen, worauf das hinausläuft. Jörg H. Trauboth kommt auch schnell zur Sache: Im Raum der Ergebenheit findet das vierwöchentliche „Finale“ statt, die vorbereiteten Jungs werden den Kunden zugeführt. Sergey, der Hausmeister, der macht, was dieser kaltherzige Hartmann will, ist kein schlechter Mensch...
Eine Gruppe von Personen bekommt zwanzig Jahre nach diesen Vorfällen ein Video zugespielt, welches zeigt, dass sie sich in einer Art und Weise strafbar gemacht haben, die zu jahrelangem bis lebenslänglichen Gefängnis führen kann. Heute. Die Gruppe soll sich zu einem festgelegtem Zeitpunkt in Saint-Jean-Pied-de Point treffen und den Camino Frances zumindest bis Burgos absolvieren, dann währen sie „geläutert“ und würden das widerliche Videomaterial ausgehändigt bekommen. Der Internatsleiter und seine Schwester gehören dazu, ein Geschäftsmann aus der Schweiz, ein Ex-Soldat, ein Cyberkrimineller, ein ehemaliger EU-Parlamentarier und ein ukrainischer Busfahrer. Die Gruppe führt ein Pater Domingo auf den Camino. Doch sie ist erst vollständig, als Joe Jaeger und Hanna Dohn dazustoßen. Jaeger, genannt Hunter, ist Kriminalhauptkommissar beim BKA, Hanna Journalistin. Beide lernten sich im Zusammenhang mit Vorfällen im Collegium Maria hilf kennen. Auch sie wurden so eingeladen und nehmen nun unter Decknamen an der Wanderung teil, die alles andere ist als ein „Buen Camino“. Es wird ein Pilgerweg der Angst.