Mittwoch, 25. März 2020

Mairal, Pedro: Auf der anderen Seite des Flusses

Manchmal kommt man auf seltsame Art und Weise zu Büchern. Ich las eine Rezension, was so außergewöhnlich nicht ist. In einem Buch plant ein Typ Auf der anderen Seite des Flusses einige Unternehmungen, finanzieller einerseits und höchst körperlicher andererseits. Er fährt mit einer Autofähre in das Nachbarland, dann weiter in dessen Hauptstadt und dann noch ein wenig darüber hinaus. Am Strand dort schaut man über den Atlantik.

Das Buch hat ein Pedro Mairal geschrieben, es heißt im Original La uruguaya und erschien im Jahr 2016 bei Emecé Editores, Buenos Aires, neun Jahre nach meiner ersten Reise in diese Gegend. Diese Reise hatte gewisse Ähnlichkeiten aufzuweisen, nur waren die Beziehungen zu den Personen die mitreisten sehr familiär, aber das gehört nicht hier her. 




Um was geht es?
Der argentinische Schriftsteller Lucas, der an einer Schreibflaute laboriert, steigt morgens in Buenos Aires auf die Autofähre, die ihn nach Colonia in Uruguay bringt. Das Auto muss er zurück lassen, er fährt dann mit dem Bus weiter nach Montevideo, der Hauptstadt des südamerikanischen Landes. Außerdem erklärt er dem Mann am Schalter, dass er heute wieder zurück will, woraus aber nichts werden wird.



Momentan verdient er nichts, wird von seiner Frau durchgebracht und am Schreiben hindert ihn ein „betrunkener Zwerg“, das ist sein Sohn. Lucas will sich sein Honorar von der Bank für noch nicht erbrachte Schreibleistungen abholen, welches aus steuerlichen Gründen dort liegt. Er möchte also sein eigenes Geld schmuggeln, denn in Argentinien hätte der Fiskus gewaltig zugeschlagen.


Dummerweise gibt es dort noch eine Frau, die er bezeichnenderweise Guerra nennt, also Krieg. Die kennt Lucas von einer beruflichen Reise, einem Schriftstellertreffen. Und diese Frau ist schlichtweg betörend. 

Wir sehen also zwei Probleme, ein weibliches und ein finanzielles und ob beides gut geht lesen wir auf 176 Seiten. Die Ukulele, die Lucas für Maito, seinen Sohn kauft, bezahlt er jedenfalls vom abgehobenen Geld...

* * *


Ach ja, wenn da nicht die Fahrt über den „glitzernden Fluss“ gewesen wäre, die Beschreibung der Fahrtstrecke über Punta del Este und die „Bilder“ der Gegend um Cabo Polonio am Oceano Atlantico, ich hätte das Buch nicht zu Ende gelesen, denn es bot für meinen Geschmack etwas zuviel verzweifelter, sehr direkter Erotik.




Immer auf der Suche nach Erinnerungen las ich weiter und dann kam doch Spannung auf und es interessierte immer mehr, ob dieser deprimierende Typ sein Vorhaben zu Ende bringt. Spielt diese Guerra etwa eine Doppelrolle? 

Am Ende muss ich sagen, es war kurzweilig, ernst, erotisch, manchmal komisch, verzweifelnd, hoffnungsvoll, gut erzählt – kurz, ein Erlebnis mit Erinnerungen, wie die Bilder zeigen. 

* * *

Mit dem argentinischen Bestseller, übersetzt von Carola S. Fischer, hat Pedro Mairal (1970 in Buenos Aires) das Kunststück vollbracht, auf 176 Seiten gerade mal 24 Stunden und darin ein, na sagen wir ein halbes, endlich auch wieder hoffnungsvolles Leben zu erzählen. Der Roman verhalf ihm zu internationalem Durchbruch.

Der Verlag heißt „mare“, der Name scheint Verpflichtung zu sein, denn Bücher über die Meere der Welt, gibt es da zu Hauf und nicht nur die...

(Pedro Mairal - Verlagsseite)










© Bücherjunge

2 Kommentare:

  1. Es ist immer etwas Besonderes, wenn man zu einem Roman einen persönlichen Bezug herstellen kann. Romane aus dem Mare Verlag lese ich auch gerne, dies hätte mich allerdings wohl weniger gereizt... :)

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  2. Well written article and the topic is nicely described. I always inspired by this type of writing.

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