Sonntag, 1. Oktober 2017

BlogPost Nr.104: Zusammenfassung der Beiträge im September 2017


Der Spätsommer bringt immer noch schöne Tage mit sich - und nun ist der Herbst da. Die Tage werden kürzer,  der heiße Tee schmeckt wieder - da locken doch sicher einige Lesestunden... Bei uns war es jedenfalls so, auch wenn andere Verpflichtungen nicht immer so viel Zeit für unser Hobby lassen, wie wir uns das manchmal wünschen würden...





Wie gewohnt gab es zu Beginn des Monats wieder zwei BlogPosts - Nr.102 zeigte die Zusammenfassung unserer Beiträge im Vormonat, Nr. 103 präsentierte unsere Neuerwerbungen im August.



Die erste Rezension zu Brita Rose-Billerts Roman Das Geheimnis des Falken wurde hier bereits im Frühjahr 2016 veröffentlicht. Nun jedoch hat KaratekaDD endlich das erste buch, welches nach dem zweiten herauskam, gelesen und die beiden Bücher in einer aktualisierten Rezension zusammengefasst. Der Roman hat seinen Ausgangspunkt in der Pine-Ridge-Reservation in South Dakota. Erzählt wird die Geschichte um den Lakota Ryan Spirit Hawk, Cetan Wakan, der die Reservation verlässt um Geld für die kranke Mutter aufzutreiben. Dies tut er als Sergeant der US Aorforce, als Kopfgeldjäger und als Rennfahrer... Auch wenn das meinen Lesrn aus anderer Quelle bekannt vorkommt: Ein spannender Roman, der Erstling der thüringischen Krankenschwester mit Ambitionen für Pferde und Amerikas Ureinwohner.


Ede und Unku hieß ein Kinderbuch, welches, glaube ich zumindest, auch Schulstoff war. Die Hörbuchversion des Kinderbuches von Grete Weißkopf alias Alex Wedding hat Heike Makatsch gelesen.
Die Geschichte aus dem Jahr 1931 haldelt vom Berliner Arbeiterjungen Ede, der das Zigeunermädchen Unku kennenlernt, die ihm bei allerlei Abenteuern hilft.
Eine schöne Erinnerung, die natürlich besprochen werden muss.



Gelegentlich taucht hier im Blog auch Lyrisches auf. Anne ist schon länger fasziniert von Haikus, weshalb sie sich freute, als sie SÜDWIND von Volker Friebel (Hrsg.) im Rahmen einer Auslosung bei Lovelybooks gewann. Ein Jahrbuch zur Dokumentation der Weiterentwicklung der Haiku-Dichtung im deutschsprachigen Raum - ein interessates Projekt.  Insgesamt ist das Haiku erstaunlich wenig definiert. Kürze (17 Silben und weniger), Konkretheit (kleine Beobachtungen, keine Interpretationen), Gegenwärtigkeit (Wörter aus dem Hier und Jetzt) und Offenheit werden als charakteristische Merkmale eines Haiku benannt, wobei gerade die Offenheit Raum für Assoziationen beim Leser schafft. Dank der Vielfalt der Beiträge wird hier wohl jeder Leser auf Haikus stoßen, die ihn berühren - dass einem alle Kurzgedichte gefallen, wäre bei einer solchen Sammlung eher ungewöhnlich. Anne jedenfalls ist auf einige wundervolle Beiträge gestoßen, und das war letztlich genau das, was sie sich von dem Buch erhofft hatte...


Das zweite Buch von der diesjährigen Longlist des Deutschen Buchpreises ist gelesen. Doch diesmal war Anne konsterniert: bestenfalls ist SCHRECKLICHE GEWALTEN von Jakob Nolte für sie schräg, auf jeden Fall aber eine Zumutung! In kurzen bis kürzesten 'Kapiteln' wird der Leser hier zugeballert mit einer Flut an wikipedialastigen Informationen, schrägen Vergleichen -  "In diesen Stunden schienen die Sterne zu flackern, als wären sie die zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannten Leuchtstoffröhren der Amüsierviertel Bangkoks" -, trivialem Nonsens - "Benedikte war die Tochter ihrer Mutter und ein Kind ihres Vaters" - und teilweise endlosen und ermüdenden Aufzählungen. Neben selbstverliebten Sprachspielereien und teilweise hingerotzter Alltagssprache kommt es auch immer wieder zu eigenwilligen Sex-Szenen und Splatter-Fantasien - Quentin Tarantino geisterte hier mehr als einmal durch Annes Kopf. Dass die Geschichte letztlich kein Ende im üblichen Sinne hat, darf hier dann nicht mehr verwundern.Klugscheißerisch, akademisch-überlegen, angeberhaft, blutrünstig, morbid, grausam, einfallsreich, trashlastig, misanthropisch, nihilistisch, erzählfreudig, ironisch-hochtrabend, schwarzhumorig, eigenwillig, durchgeknallt - eben anders.


FLÜGEL AUS PAPIER von Marcin Szczygielski ist in Annes Augen ein gelungenes Beispiel dafür, dass man auch adäquate Kinderbücher über den Holocaust schreiben kann. Einerseits muss die kindliche Naivität des Hauptcharakters glaubwürdig ausgestaltet werden, andererseits müssen der Schrecken, die Angst und die allgegenwärtige Gefahr dieser Zeit auch ihren Raum finden. Kindgerecht und doch eindringlich - das ist dem Autor nach Annes Ansicht gelungen. Für Kinder ab 10 Jahren wird dieses Buch empfohlen, jedoch sollte man bei jüngeren Kindern doch lieber ein gemeinsames Lesen in Betracht ziehen. In jedem Fall bietet dieses Buch eine empfehlenswerte  und kindgerechte Zeitreise in einen Teil der deutschen Geschichte, den viele lieber vergessen würden, der aber niemals vergessen werden darf.


Der erste Band der zweiteiligen Dystopie von Cecelia Ahern hat Anne positiv überrascht. Mit FLAWED - WIE PERFEKT WILLST DU SEIN? zeigt die Autorin, dass sie mehr kann als ihre sonst so berühmten 'Liebesgeschichten'. Die Ausgrenzung von Teilen der Gesellschaft (hier sichtbar gemacht z.B. durch das erzwungene Tagen einer Armbinde) gemeinsam mit einem engmaschigen Kontrollsystem (hier gekennzeichnet durch die allgegenwärtigen Whistleblowers) ist sicher kein neues Thema. Doch Cecilia Ahern verwebt diesen Aspekt gekonnt mit der Fragestellung nach den moralischen Werten einer Gesellschaft, mit der Möglichkeit, eine ursprünglich gute Idee durch die Machtgeilheit einzelner ins Perverse zu verdrehen und mit der Frage nach der Zivilcourage der Menschen, die gemeinsam vielleicht etwas verändern könnten. Neugierig auf den zweiten Teil wurde Anne da in jedem Fall!


Und auch der zweite Band von Cecelia Ahern ist nun gehört. PERFECT - WILLST DU DIE PERFEKTE WELT? setzt nahtlos da an, wo Band eins endete, so dass Anne sich gleich wieder ins Geschehen einfand. Die Spannung bleibt hier im zweiten Teil der Dilogie fast durchgehend hoch. Immer wieder kommt es zu überraschenden Wendungen und unvermuteten Handlungen, die dem Mix aus Gesellschaftskritik, Verfolgung, Machtgeilheit, Verrat, Zivilcourage, Liebe, Zusammenhalt und der Frage, wer man eigentlich sein will, die besondere Würze geben. Das Ende war Anne persönlich ein wenig zu weichgespült, passt damit aber wohl in das Konzept eines Jugendbuchs. Insgesamt jedoch war diese zweibändige Dystopie für sie tatsächlich ein großer Hörspaß und bekommt daher von ihr eine klare Hörempfehlung.


Schon lange wollte Anne ein Buch von Gregg Hurwitz lesen, und als sich ihr die Möglichkeit bot, mit ORPHAN X den Beginn einer neuen Reihe kennenzulernen, schlug sie begeistert zu. Obschon Anne Action-Thrillern nicht unbedingt zugeneigt ist, konnte sie dieser Reihenauftakt doch positiv überraschen. Evan Smoak ist nicht nur die Killermaschine, die er zunächst zu sein scheint, sondern trägt auch die leise Melancholie des einsamen Wolfes mit sich herum und kann tiefe Züge von Mitmenschlichkeit nicht leugnen. Diese Widersprüchlichkeit macht den Charakter so interessant, und wenn man die Idee eines Superhelden erst einmal zulässt, macht das Lesen einfach nur noch Spaß. Einen überaus gelungenen Auftakt zu der neuen Reihe hat Gregg Hurwitz hier abgeliefert. Spannend, unterhaltsam, humorvoll, durchdacht und filmreif - mit einem Wort: empfehlenswert!


DAS WETTER HAT VIELE HAARE beinhaltet 11 Erzählungen aus wechselnden Perspektiven - Geschichten von Paaren, Kindheitserinnerungen, Freundschaften, gescheiterten Beziehungen, Krisen. So unzusammenhängend, wie die Erzählungen zunächst erscheinen, hängen sie auf eine besondere Art dennoch zusammen. Denn die Personen tauchen in verschiedenen Konstellationen immer wieder auf, als Geschwister, als Freunde, als Paare, als Eltern. Und erzählen Splitter ihrer Vergangenheit, treffen sich in ihren Erinnerungen. Ein gemeinsamer Nenner ist, dass hier jeder irgendwie unglücklich und unvollständig ist, auf der Suche, in psychischen und emotionalen Ausnahmezuständen. Jeder ist vereinzelt und wird von den anderen nicht wahrgenommen, nicht gesehen, nicht gehört, oft auch nicht ernst genommen. Renate Silberer zeigt in ihrem Prosadebüt eine große Experimentierfreude. Je nach Gemütszustand passt sie die Erzählweise an, die die Gedankenwelt so im Grunde spiegelt. Eine interessante Mischung, die Anne allerdings nicht durchgängig begeistern konnte.


Bei dem Hörbuch GRAY von Leonie Swann steht eindeutig eher das ungewöhnliche Ermittlerduo im Fokus des Geschehens als der Kriminalfall selbst. Eine Menge absurder und komischer Szenen haben Anne beim Hören richtiggehend amüsiert, und v.a. der Graupapagei ist ihr dabei rasch ans Herz gewachsen. Diese Mischung aus Intelligenz, großer Klappe und Frechheit auf der einen, Unbeholfenheit und Hilflosigkeit auf der anderen Seite erscheint überaus charmant. Und die wachsende Freundschaft zwischen Augustus und Gray ist einfach nur herzlich. Der Kriminalfall selbst plätschert phasenweise etwas vor sich hin, was Anne aufgrund des unterhaltsamen Miteinanders der Hauptcharaktere aber als nicht sonderlich störend empfand. Bis zum Schluss war ihr nicht klar, wer hier der Täter sein könnte, aber womöglich habe sie sich auch nicht ausreichend auf den Fall konzentriert, sondern eben auf das Geschehen um den Dozenten und seinen Papagei. Für Anne ein schönes Hörerlebnis, das vor allem durch seine Charaktere punkten konnte.


Finale Berlin von Heinz Rein, gelesen von Tinsoldier, erzählt die Geschichte ganz unterschiedlicher Menschen, die der Zufall im April 1945 in der Berliner Kneipe von Oskar Klose zusammenführt. Diese wird nun zum geheimen Treffpunkt einer kleinen Widerstandsgruppe, der bereits die SS auf der Spur ist. Der Roman zeichnet ein düsteres  Bild der chaotischen letzten Kriegstage in Berlin. Die bedrückende Atmosphäre und das ungewisse Schicksal der Charaktere fesselt und erzeugt Spannung. Ein Antikriegsroman mit großen Spannungseffekten, der bereits 1947 erschien. Absolut spannend und lesenswert.

3 Kommentare:

  1. Huhu!

    Oh schön, viele Bücher, die man nicht immer und überall sieht! Solche Beiträge sind mir immer die liebsten, auch wenn sie oft fatal für die Wunschliste sind. :-)

    Besonders freudig überrascht hat es mich, hier "Südwind" zu sehen! Darin sind auch Haiku von meinem Mann enthalten, der hat mehrere Jahre lang täglich Haiku geschrieben. :-D

    Ich hatte kurz erwogen, "Schreckliche Gewalten" zu lesen, habe mich dann aber für andere Bücher der Longlist entschieden. Klingt so, als hätte ich mir da was erspart! Wobei ich sagen muss, dass mir von den vier Büchern, die ich bisher gelesen habe, zwei sehr gut ("Die Kieferninseln" und "Walter Nowak bleibt liegen")
    und zwei gar nicht ("Romeo oder Julia" und "Außer sich") gefallen haben.)

    "Perfect" schiebe ich vor mir her, weil ich schon öfter gehört habe, dass der zweite Band ncht so gut ist wie der erste. Außerdem macht mein Lesegeschmack im Moment mal wieder einen Wandel durch, das macht der alle paar Jahre... Ich stelle im Moment fest, dass ich immer weniger Jugendbücher lese. Werd' ich jetzt mit 41 Jahren schon alt?

    "Gray" möchte ich auch irgendwann noch lesen, aber erst muss ich endlich mal den zweiten Band von "Glenkill" vom SUB erlösen.

    Ich habe euren Beitrag HIER für meine Kreuzfahrt durchs Meer der Buchblogs verlinkt!

    LG,
    Mikka

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    1. Huhu Mikka, schön Dich hier zu lesen!
      Das ist ja mal ein krasser Zufall, dass 'Südwind' auch persönliche Bezüge zu Dir hat. Toll! Ja, die Bücher rund um den Deutschen Bücherpreis - zur Zeit 'hänge' ich noch in zweien, die aber hoffentlich bald geschafft sind. Dabei sind es bei beiden ganz unterschiedliche Faktoren, die mir das Lesen etwas erschweren. Näheres folgt dann in der Buchbesprechung.

      Danke fürs Verlinken wieder einmal! ♥

      LG Anne

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    2. Oh, dann bin ich ja mal gespannt, welche Bücher es sind und woran es lag!

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