Donnerstag, 31. August 2017

BlogPost Nr. 102: Zusammenfassung der Beiträge im August 2017


Der Sommer neigt sich dem Ende zu - und das Herbstprogramm der Verlage steht vor der Tür. Aber uns geht zu keiner Zeit des Jahres der Lesestoff aus, dies ist gewiss... Hier ist zu sehen, was wir im August gelesen haben:






Wie gewohnt gab es zu Beginn des Monats wieder zwei BlogPosts - Nr. 98 zeigte die Zusammenfassung unserer Beiträge im Vormonat, Nr. 99 präsentierte unsere Neuerwerbungen im Juni.



Anne eröffnete den Reigen mit einem aktuellen zeitgenössischen Roman von José Eduardo Agualusa: EINE ALLGEMEINE THEORIE DES VERGESSENS. Eine Allegorie präsentiert der in Angola geborene Autor hier in einem Roman von ungeheurer Erzähldichte - tragisch, komisch, grotesk. Trotz seiner Kürze erfordert das Buch die ungeteilte Aufmerksamkeit des Lesers, da man ansonsten droht, rasch den Faden zu verlieren. Eine Erzählung, die nachhallt und die Annes Meinung nach zu Recht auf der Shortlist des International Man Booker Prize 2016 sowie des Dublin Literary Award 2017 stand.

Den Debütroman von Haroon Gordon hat Anne dann gelesen. PALAST AUS STAUB UND SAND war insgesamt eine zauberhafte Lektüre, die wohl am ehesten dem magischen Realismus in der Tradition südamerikanischer Literatur zuzuordnen ist. Themen wie Freundschaft, Liebe, Loyalität und Verrat werden hier auf spannende Art mit überraschenden Wendungen neu beleuchtet. Für Anne poetisch, berührend und empfehlenswert...



Vor kurzem drückte dem KaratekaDD ein Verwandter ein Taschenbuch in die Hand. Das wäre wohl kein guter Griff gewesen. Aber da es im Mirow auf der Schlossinsel spielt und dazu noch noch was historisches ist, wenn auch kein historischer Roman im klassischen Sinn, habe ich es natürlich gelesen. Und ich fand es gut. Kurz bevor Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz sich aufmacht, die Heimat für immer zu verlassen um den englischen Königsthron zu besteigen, gescheht schnell noch ein Mord. Will da etwa jemand Sand ins Getriebe streuen?

Die Inselkrähe von Mirow, geschrieben von Frank Pergande ► Rezension.


Dem Fieber verfallen ist wohl der KaratekaDD. Ewig hat er postuliert, dass er KEIN Fantasy-Fan ist. Außer, was den Herrn der Ringe betrifft. Und nun hat es ihn erwischt. Nach dem Genuss von fast 70 knapp einstündigen Folgen der Serie Game of Thrones, hat er sich nun über ein neues Hörbuch hergemacht und damit Das Lied von Eis und Feuer von vorn angefangen.Begeben wir uns also auf den Weg des Lords von Winterfell und den seiner Kinder und hören: Die Herren von Winterfell und Das Erbe von Winterfell.

Hier geht es zur Rezension 1.und zur Rezension 2.



Meine Güte, was für ein verstörendes Buch! Traumartig erscheinen die Schilderungen des Geschehens, gefangen in klebrigheißen Sommmertagen, ein Ineinanderfließen der Zeit, überwuchert von einem süßlichen Verwesungsgeruch. Ian McEwan hat es  mit DER ZEMENTGARTEN geschafft, nicht nur glaubhaft darzustellen, dass es Jack - und vielleicht auch den anderen Kindern - so vorkam, als schliefen sie (wenn sie nicht gerade im Keller bei ihrer toten Mutter waren), sondern Anne als Leser gleich ebenfalls Teil dieses Albtraums werden zu lassen. Dabei agiert McEwan gnadenlos und schreckt vor keinen Konsequenzen zurück, alles wird hier ausgelebt ohne eine Korrekturmöglichkeit von außen. Düster und faszinierend, morbide und spannend, tabulos und unfassbar. In jedem Fall ein Roman, der Anne nachhaltig beeindrucken konnte.



Eine halbe Million Klicks auf unserem Blog - das war uns einen Extra-Beitrag wert. Dieser bietet einen kleinen Überblick über das, was bislang war. Keine Verlosung diesmal - die kommt im nächsten Jahr zu unserem fünfjährigen Bestehen...




Den Abschluss einer Trilogie präsentierte Anne dann: BITTERSÜSSE WAHRHEITEN von Jürgen Vogel. Auch der letzte Teil der Trilogie ist wieder ausgesprochen kurz gehalten, doch im Vergleich zu Band 2 empfand Anne es diesmal als nicht ganz so störend. Es war ein Vergnügen, David und den anderen inzwischen bekannten Charakteren wiederzubegegnen und endlich der Auflösung des Geheimnisses entgegenzufiebern. Alles in allem ein runder Abschluss, doch nicht nur aufgrund der Kürze der einzelnen Teile könnte Anne sich gut vorstellen, dass diese dreiteilige Geschichte auch in einem einzigen Roman versammelt würde. Das täte dem Fluss der Erzählung sicherlich gut.



Bildergebnis für deutscher buchpreis 2017
Anne verrät ihre Planungen hinsichtlich der Lektüre einiger Titel von der diesjährigen Longlist des Deutschen Buchpreises. Gleich vier Bücher sollen es werden, und Anne ist sehr gespannt, ob darunter letztlich auch der Siegertitel 2017 sein wird... Am 12. September erscheint bereits die Shortlist.





Die 101. BlogPost geht der Frage nach, wie man effektiv Werbung für den Blog machen kann.






Erwartet hatte Anne bei SCHWARZES GOLD AUS WARNEMÜNDE von Harald Martenstein und Tom Peuckert eine intelligente Satire. Bekommen hat sie jedoch weniger eine Vision von etwas, sondern eher eine lose Anhäufung von Gags, die großteils von ihrem (berühmten) Personal leben à la 'Was wurde aus der und dem in der dieser DDR'? Vereinzelt wären die Artikel ganz unterhaltsam gewesen, aber in der Summe war es einfach too much. Sorry.


KATIE von Christine Wunnicke ist das erste Buch, das Anne von der diesjährigen Longlist des Deutschen Buchpreises gelesen hat. Und gleich ist sie auf eine tolle Überraschung gestoßen! Spiritismus versus Wissenschaft in historischem Gewand - gespickt mit einem herrlichen Panoptikum skurriler Gestalten. Christine Wunnicke hat jeden der Charaktere auf eine Weise angelegt, dass man keinen davon sonderlich mag oder auch nur ernst nimmt.  Obgleich die sorgfältig recherchierten Details der historischen Darstellung allesamt stimmig sind, kann man angesichts der Geschehnisse oft nur kichernd den Kopf schütteln - wohl wissend, dass viele der damaligen 'wissenschaftlichen Erkenntnisse' genauso Humbug waren wie die Gestererscheinungen. Anne hat sich beim Lesen lange nicht mehr so amüsiert!


Albert Einstein hatte einen geschätzten IQ-Wert von 160-180 und war unbestritten eines der größten Genies des vergangenen Jahrhunderts. William Sidis, der fast zeitgleich zu Einstein lebte, hatte einen geschätzten IQ-Wert von 250-300. Und niemand kennt heute noch seinen Namen. Aber weshalb? Morten Brask widmet sich dieser Frage in seiner einfühlsamen, sorgfältig komponierten und hochliterarischen Biografie dieses längst vergessenen Hochbegabten. DAS PERFEKTE LEBEN DES WILLIAM SIDIS widmet sich auch der Frage, was ein perfektes Leben eigentlich ist. Ist es das Ausschöpfen aller Fähigkeiten, über die man verfügt? William Sidis hat sich für eine andere Art des perfekten Lebens entschieden, und Anne hat diese Biografie überaus beeindruckt.

Sonntag, 27. August 2017

Brask, Morten: Das perfekte Leben des William Sidis


Die Presse feierte ihn als "intelligentesten Menschen aller Zeiten", er galt als Beweis für das unerschöpfliche Potential des menschlichen Gehirns: William Sidis, 1898 bis 1944, war ein Wunderkind und ein Star. Im Alter von 18 Monaten liest er die "New York Times", mit 6 Jahren beherrscht er 10 Sprachen, mit 10 präsentiert er seine Theorie der vierten Dimension. Das sei ganz normal, behauptet sein Vater, für den Intelligenz eine Frage der strikten Erziehung ist. Mit meisterhafter Gestaltungskraft erzählt Morten Brask von einer Zeit, die an den grenzenlosen Fortschritt glaubt, und vom tragischen Schicksal eines unverständlich intelligenten Menschen. Eine unglaubliche wahre Geschichte.

(Klappentext Hanser Literaturverlage)

  • Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
  • Verlag: Verlag Nagel & Kimche AG (30. Januar 2017)
  • Sprache: Deutsch
  • Übersetuung: Peter Urban-Halle
  • ISBN-10: 3312010136
  • ISBN-13: 978-3312010134













EINE GROSSE BEGABUNG KANN AUCH EIN FLUCH SEIN...



Albert Einstein hatte einen geschätzten IQ-Wert von 160-180 und war unbestritten eines der größten Genies des vergangenen Jahrhunderts. William Sidis, der fast zeitgleich zu Einstein lebte, hatte einen geschätzten IQ-Wert von 250-300. Und niemand kennt heute noch seinen Namen. Aber weshalb? Morten Brask widmet sich dieser Frage in seiner einfühlsamen, sorgfältig komponierten und hochliterarischen Biografie dieses längst vergessenen Hochbegabten.

Nach jahrelanger Recherche und basierend auf Artikeln, Büchern, Tagebüchern, Briefen und Gerichtsprotokollen, erzählt Morten Brask sehr bildlich und szenisch die wahre Geschichte von William Sidis, einem Sohn jüdischer Einwanderer aus der Ukraine. 1898 in New York geboren, wird William gleich nach seiner Geburt zum Studienobjekt seines Vaters. Um seinen Sohn zu befähigen, statt der üblichen 10% des Gehirns auch die übrigen 90% zu nutzen, bemüht sich der Psychologe Boris Sedis, William von klein auf eine fördernde Umgebung zu bieten. Denken und Argumentieren statt Spiel und Sport.


"Die Einschulung kommt viel zu spät, um anzufangen. Wenn die Kinder sechs sind, ist der kritische Punkt längst vorbei, die mentalen Funktionen des Kindes sind dann schlichtweg atrophiert und degeneriert. Und diesen Fehler dürfen wir nicht begehen. Ich finde, wir sollten Billy schon jetzt wie einen Erwachsenen behandeln, so als könnte er alles, was wir auch können."



Und die Erziehung greift: Mit 18 Monaten kann der kleine Billy Zeitung lesen. Mit vier liest er Caesar und Homer im Original. Nicht viel später spricht er fließend Russisch, Französisch, Deutsch, Hebräisch, Türkisch, Armenisch - sowie Vendergood, eine von ihm selbst erfundene Kunstsprache, komplett mit eigener Grammatik und Wörterbuch. Die Grundschule verlässt William nach gerade einmal sieben Monaten, die High School hat er nach drei Monaten hinter sich. Mit acht Jahren hat er Zugangsberechtigungen zum Massachusetts Institute of Technology sowie zum Medizinischen Institut in Harvard in der Tasche. Doch selbst die Eliteuniversitäten wissen nicht, wie sie mit dem Extrembegabten umgehen sollen. Erst nachdem Sidis mit 11 Jahren in Harvard einen Vortrag über seine Gedankengänge zur vierten Dimension hält, darf er dort mit dem Studium beginnen. 


"Minuten vergehen, ehe der Beifall nachlässt, aber dann kommt die Kakophonie der Stimmen jäh wieder, die Professoren diskutieren über den Vortrag und über William. Einer nach dem anderen kommt und schüttelt Williams Hand und redet und redet, sie seien überwältigt, sagen sie, sie hätten nie etwas Derartiges erlebt; 'ein Licht', 'ein Genie' sind die Worte, die sie in Sätze flechten."


Doch mit 11 Jahren studieren? Was macht das mit einem Kind? Intellektuell war William sicher bereit dazu - er, der nicht nur mathematische und sprachliche Begabungen hatte (er sprach letztlich über 40 Sprachen fließend), sondern über ebenso gründliche Kenntnisse der Anatomie, Wirtschaft, Philologie, Jura, Geschichte, Politik und Astronomie verfügte. Aber emotional? Als Kind unter erwachsenen Studenten, ohne seine Eltern oder einen anderen Menschen, der ihn unter seine Fittiche nahm? Und dafür immer im Fokus der Presse, die William als Wunderkind präsentierte und auf immer neue Höchstleistungen wartete?

Morten Brask schildert eindrücklich diese Diskrepanz zwischen dem hohen Intellekt einerseits und dem Mangel an emotionaler Zuwendung andererseits. Als Projekt seiner Eltern hatte William Sidis niemals die Möglichkeit, einfach nur Kind zu sein - Sport wurde als unnütze Zeitverschwendung angesehen, ein gemeinsames Spielen mit anderen Kindern gab es nicht. Durch den stetigen Wechsel der Zeitebenen in der Erzählung zwischen der Kindheit und Jugend, dem Leben als jungem Erwachsenen und schließlich seinem letzten Lebensjahr, erhält der Leser hier einen zunehmenden Einblick in das Werden und Leben des William Sidis. Und Morten Brask schafft es, einem diesen hochintelligenten Menschen nahe zu bringen.


"Die Welt steht dir offen, William.Es kommt nur darauf an, dass du kluge Entscheidungen triffst."


Sidis kognitive Leistung ist sicher ein wesentlicher Teil dieser Geschichte und unstrittig faszinierend. Man bekommt als Leser tatsächlich ein Gefühl dafür, wie es ist, derart schlau zu sein. Diese Art, alles sofort zu berechnen, alles auf Anhieb zu verstehen, Verbindungen zu erkennen, auf die sonst kaum jemand kommt. Bei der Schilderung eines möglichen Zusammenhangs von Sonnenflecken und Revolutionen beispielsweise habe ich zunächst nur kopfschüttelnd gegrinst, bevor ich immer aufmerksamer gelesen und gestaunt habe. Doch manches habe ich auch nicht wirklich verstanden, wie z.B. in William Sidis Unterhaltung mit seinem Freund Scharfman, bei der es um Astronomie und um die Möglichkeit ging, die Kräfte der Natur umzukehren sowie um die mögliche Präsenz schwarzer Löcher im Universum. Mein IQ scheint sich einfach nicht in diese schwindelerregenden Bereiche zu erheben...

Ein ebenso wesentlicher Teil der Erzählung ist aber auch der übrige William Sidis, seine Gefühle, Interessen, Freunde, Liebe, Einsamkeit. Seine Hypersensibilität, die ihn sämtliche Gerüche, Geräusche, Wahrnehmungen um ein Vielfaches stärker und intensiver empfinden lässt als andere. Das ständige Präsentiertwerden als Wunderkind schon in jungem Alter. Seine große und einzige Liebe, die so kurz währt, ihn jedoch ein Leben lang nicht loslässt. Seine erste Stelle als Mathematikdozent, die er aufgibt, weil er von seinen durchweg älteren Studenten ohne Unterlass gehänselt wird, obwohl er für sie eigens ein Lehrbuch verfasst hat (auf Altgriechisch). Auch eine andere Stelle kündigt er, weil er erst später erfährt, dass diese militärischen Zwecken dient - und Sidis ist glühender Pazifist. Seine Verhaftung und seine Anklage vor Gericht aufgrund der Teilnahme an einer ungenehmigten Demonstration der kommunistischen Bewegung. Die darauf folgenden Umerziehungsversuche seiner Eltern durch das Wegsperren in eine Psychiatrie, einschließlich des Verhinderns der Kontaktaufnahme zu Williams Freunden...


"Ich möchte ein perfektes Leben führen. Das perfekte Leben lässt sich nur in Abgeschiedenheit führen. Menschenmengen habe ich immer gehasst."



Auch wenn Morten Brask hier nicht angklagend schreibt, sondern in wohlgesetzten Formulierungen, eher nüchtern und emotionsarm, wird die wachsende Not Williams beim Lesen zunehmend spürbar. Und doch lässt der Autor die aufsteigende Traurigkeit des Lesers kaum einmal wirklich zu. Denn obschon William schlussendlich ein Leben in Einsamkeit verbringt - er kehrt seinen Eltern, sämtlichen ehrgeizigen Ambitionen und nicht zuletzt auch der hartnäckigen Presse rigoros den Rücken und lebt vollkommen anonym von häufig wechselnden Jobs als einfacher Büroangestellter, schreibt nur noch in seiner Freizeit Artikel und Bücher und widmet sich seiner Fahrkartensammlung - lebt er letztlich das Leben, zu dem er sich bewusst entschieden hat. In Sidis Augen: ein perfektes Leben.


"Es gibt wohl kein Leben, das richtiger ist als ein anderes. Man soll danach streben, das Leben zu wählen, das man selber für richtig hält, und wenn man das getan hat, ist das sicher eine Art Lebensperfektion."


Im Alter von 46 Jahren stirbt William Sidis an einer Hirnblutung - so einsam, wie er gelebt hat. Ich muss gestehen, dass ich das Buch mit einem Kloß im Hals schloss, nicht jedoch verbittert. Sondern mit dem Gedanken: Was wohl ist ein perfektes Leben? Ist es das Ausschöpfen aller Fähigkeiten, über die man verfügt? Nun, William Sidis hat sich für ein anderes perfektes Leben entschieden. Und dem zolle ich definitiv Respekt.

Eine beeindruckende Biografie über ein längst vergessenes Genie, die noch lange nachhallt...


© Parden













Die Hanser Literaturverlage schreiben über den Autor:

Morten Brask, 1970 geboren, wuchs in Kopenhagen auf. Er studierte  Filmwissenschaften und Geschichte an der Universität Kopenhagen und schrieb während seines Studiums immer wieder Artikel für verschiedene dänische und norwegische Zeitungen, Magazine und Zeitschriften. Nach Abschluss seines Studiums reiste er sieben Monate durch Indonesien und Australien. Er arbeitete unter anderem als Regisseur für Dokumentarfilme und ist Mitbegründer und Creative Director der Kommunikationsagentur Tabula Rasa. Das perfekte Leben des William Sidis ist sein erster Roman, der ins Deutsche übersetzt wurde.

übernommen von den Hanser Literaturverlagen

Samstag, 26. August 2017

Wunnicke, Christine: Katie


Vielleicht liegt es am Nebel. Davon jedenfalls gibt es in London auch um 1870 herum genug, und wer weiß, vielleicht trübt er der Stadt ­kollektiv die Sinne. Kaum einer, der nicht dem Medium seiner Wahl vertraut, um in schummrigen ­Séancen mit dem Jenseits zu ­parlieren. Florence Cook ist das It-Girl der Branche – streng verschnürt im Schrank bringt sie die ­ aufregendste aller Erscheinungen zutage: ­Katie, 200 Jahre jung und in gleißendes Weiß gewandet, früher Piratentochter, heute eine unruhige Seele auf der Suche nach Erlösung. Oder …? Ein Fall für Sir William Crookes, der Florence (und Katie) nach den Regeln der damaligen Kunst unter die Lupe nimmt – nur um am Ende erschöpft zu konstatieren, dass die Wissenschaft im Grunde auch nur ein Spuk ist. Eine herrlich übersinnliche Geschichte, und das Beste: Es ist alles wahr. Wirklich. 

(Klappentext Berenberg Verlag)

  • Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
  • Verlag: Berenberg, Heinrich von; Auflage: 1 (1. März 2017)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 394633413X
  • ISBN-13: 978-3946334132















ZUR BLÜTEZEIT DES SPIRITISMUS...



1870 gingen die Uhren noch anders - auch in London. Hochmodern waren zu jener Zeit Séancen, spiritistische Sitzungen, in denen mit Hilfe eines Mediums versucht wurde, mit dem Jenseits in Kontakt zu treten. Zur Blütezeit des Spriritismus lebte auch Florence Cook, ein berühmtes Medium, das bereits als Jugendliche Berühmtheit erlangte. Ihr gelang es, einen leibhaftigen Geist erscheinen zu lassen, wobei Florence selbst gefesselt und mit den Haaren festgebunden in einem Schrank lag. Die Materialisierung des Geistes entpuppte sich als eine vor 200 Jahren verstorbene junge Frau, Katie: in gleißendes Weiß gewandet (vermutet wurde Ektoplasma), spukte die ehemalige Piratenbraut während der öffentlichen Auftrittte Florence Cooks herum.

Was für eine blühende Fantasie, dachte ich beim Lesen - doch ein Satz des Klappentextes machte mich stutzig: "Eine herrlich übersinnliche Geschichte. Und das Beste: Es ist alles wahr. Wirklich." Google half wie immer weiter: Florence Cook gab es seinerzeit wirklich, ebenso 'ihren' Geist Katie, dazu noch Sir William Crookes (Physiker, Chemiker, Wissenschaftsjournalist und selbsternannter Parapsychologe) sowie seinen Gehilfen Pratt, die den Nachweis antreten wollten, ob diese geisterhafte Erscheinung real war oder aber betrügerischer Humbug. Alle damals bekannten wissenschaftlichen Untersuchungen wurden herangezogen, um Florence und Katie auf Herz und Nieren zu prüfen. Genau davon handelt dieses Buch.

Christine Wunnicke schafft hier ein herrliches Panoptikum skurriler Gestalten. Entlang der historisch verbrieften Personen und Geschehnisse führt sie den Leser hinein in eine absurde Geschichte, bei der niemand letztlich genau weiß, ob es sich bei dem Geist des toten Piratenmädchens nun um eine wahre Erscheinung handelt, um eine kollektive Halluzination oder aber um eine geschickte Manipulation. Dabei ist die Geschichte äußerst unterhaltsam - ich habe mich beim Lesen schon lange nicht mehr derart amüsiert! Christine Wunnicke hat jeden der Charaktere auf eine Weise angelegt, dass man keinen davon sonderlich mag oder auch nur ernst nimmt.  Obgleich die sorgfältig recherchierten Details der historischen Darstellung allesamt stimmig sind, kann man angesichts der Geschehnisse oft nur kichernd den Kopf schütteln - wohl wissend, dass viele der damaligen 'wissenschaftlichen Erkenntnisse' genauso Humbug waren wie es der Geist von Florence Cook womöglich zu sein schien.

Besonders verblüffend und unterhaltsam fand ich den damaligen unfassbar sorglosen Umgang mit Medikamenten und Chemikalien! Herrlich! Quecksilberkügelchen als Spielzeug für zwischendurch, Arsenik in der Wandfarbe, und dann das seinerzeit gängige Chlorodyne: eine Mischung aus Opium, Canabis und Chloroform, ein Allheilmittel, das nahezu jeder wie Bonbons schluckte - auch unsere Helden in dieser Geschichte. Da brauchte es eigentlich keinen Geist mehr, um Absonderliches zu sehen oder zu erleben. Dies aber nur als Anekdote am Rande.

Nicht alle dargelegten wissenschaftlichen Details aus dem Jahre 1870 habe ich wirklich verstanden, manche Passagen mit längeren Aufzählungen fand ich zudem etwas ermüdend. In der Summe jedoch hat mich dieser Roman, der nun auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2017 steht, aufs Beste unterhalten. Eine tolle Überraschung!


© Parden












Der Berenberg Verlag schreibt über die Autorin:

Christine Wunnicke, geboren 1966, lebt in München. Sie schreibt Hörspiele, biografische Literatur und Romane. 2002 erhielt sie für ihre Biografie des Kas­tratensängers Filippo Balatri, »Die Nachtigall des Zaren«, den Bayerischen Staatsförderungspreis für Literatur. Für den Roman »Serenity« bekam sie 2008 den Tukan-Preis. Ihr Roman »Der Fuchs und Dr. Shimamura« – ihr zweites Buch im Berenberg-Programm – war 2015 für den Deutschen Buchpreis nominiert (Longlist).

übernommen vom Berenberg Verlag

Donnerstag, 24. August 2017

Martenstein, Harald & Peuckert, Tom: Schwarzes Gold aus Warnemünde


2015 feiert die DDR 25 Jahre Erdöl-Sozialismus – beneidet von den verarmten Westlern. Zwei mutigen Reportern gelingt, wovon viele nur träumen: ein Blick hinter die Kulissen. Der Westdeutsche Martenstein und der systemkritische DDR-Bürger Peuckert lernen die Schattenseiten des Imperiums kennen. Als Masseur, Portier, Broilerbrater begeben sie sich in Lebensgefahr. 

(Klappentext Aufbau Verlag)

  • Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
  • Verlag: Aufbau Verlag; Auflage: 3 (21. August 2015)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3351036078
  • ISBN-13: 978-3351036072









Ich danke dem Aufbau Verlag ganz herzlich für die Zusendung dieses Rezensionsexemplars!








EIN SATIRISCHER GEGENENTWURF...



Im Herbst 1989 wird nahe der DDR-Ostseeküste ein riesiges Ölvorkommen entdeckt. Die DDR überlebt nicht nur - sie ist sogar plötzlich das reichste Land der Welt. Alles ist Gold. Wirklich alles? Nein! Zwei unerschrockene Undercover-Reporter - der Westdeutsche Martenstein und der systemkritische DDR-Bürger Peuckert - entlarven die Schattenseiten des Petro-Sozialismus. Ganz oben und ganz unten.

Hier wird der Lauf der Geschichte einfach umgeschrieben: das Buch erzählt von einer DDR, die 1990 nicht untergegangen ist, sondern als reiche Ölnation weiterexistiert. Westdeutsche Gastarbeiter erledigen die Drecksarbeit, und das Leben vieler Prominenter ist ein bisschen anders verlaufen: Angela Merkel floh nach New York, nachdem sie in Bautzen inhaftiert war - ihr größtes Problem in der DDR war, dass es dort keinen vernünftigen Joghurt gab. Karl-Theodor Guttenberg legte seinen Adelstitel ab, um Wirtschaftsminister in Ost-Berlin werden zu können. Hartmut Mehdorn lehnte den Posten als Vorsitzender der Deutschen Bahn in der BRD ab und wurde statt dessen Vorsitzender des Computerkonzerns Robotron in Dresden. Gregor Gysi kümmert sich als Kulturminister des SED-Staats um die Neuverfilmung von DDR-Klassikern (wie beispielsweise 'Paul und Paula' mit Leonardo DiCaprio und Kate Winslet) und gibt unterhaltsame Interviews, in denen er im Grunde nichts sagt. Und Kati Witt präsentiert sich als männermordender Vamp mit einem Näschen fürs große Geld und moderiert gemeinsam mit Kai Pflaume das Ost-Dschungelcamp auf Kuba.


"Erdöl ist der Betriebsstoff der modernen Zivilisation, der sagenhafte Goldschatz im Untergrund, die Quelle des großen Weltenbrandes. Wegen ihres Ölreichtums ist die DDR heute in gewaltige Entscheidungsschlachten involviert. Entfesselte Naturenergie contra zähmend-maßvolle Menschenkraft, weltenstürzende Besitzgier versus weltenbauende Liebe. Aber das Land will von all dem nichts wissen." (S. 177 f.)


Die erste Enttäuschung beim Lesen kam bereits realtiv zu Beginn des Buches. Denn hier handelt es sich nicht wie von mir erwartet um einen Roman, sondern eher um eine Aneinanderreihung loser miteinander verknüpfter Beiträge in der Art einer Zeitungskolumne. Positiv zu vermerken ist, dass man den beiden Autoren attestieren muss, dass sie über ein hohes Maß an Phantasie verfügen und ihren satirischen Gegenentwurf zur Entwicklung nach dem Mauerfall konsequent durchdacht haben. Selbst die Vita der Autoren wurde auf die veränderten Ereignisse hin abgestimmt. Manche der geschilderten Ereignisse und Begegnungen waren auch ganz unterhaltsam, doch den Großteil der Berichterstattung fand ich eher anstrengend oder auch langweilig zu lesen (s. auch das Zitat). So legte ich das Buch auch nach jedem Kapitel erst einmal wieder weg, wodurch sich die Lektüre ungewohnt in die Länge zog.

Erwartet hatte ich eine intelligente Satire. Bekommen habe ich  weniger eine Vision von etwas, sondern eher eine lose Anhäufung von Gags, die großteils von ihrem (berühmten) Personal leben à la 'Was wurde aus der und dem in der dieser DDR'? Vereinzelt wären die Artikel ganz unterhaltsam gewesen, aber in der Summe war es einfach too much. Sorry.


© Parden









Der Aufbau Verlag schreibt über die Autoren:


Harald Martenstein, geboren 1953 in Mainz, ist Autor der Kolumne »Martenstein« im »ZEITmagazin«, Redakteur beim Berliner »Tagesspiegel« und Dozent an mehreren Journalistenschulen. Auszeichnungen: Egon-Erwin-Kisch-Preis (2004), Corine (2007), Henri-Nannen-Preis (2008), Curt-Goetz-Ring (2010), Theodor-Wolff-Preis (2012). Er lebt in Berlin und in der Uckermark. Zuletzt erschienen sind unter anderem »Romantische Nächte im Zoo. Betrachtungen und Geschichten aus einem komischen Land.« und »Schwarzes Gold aus Warnemünde«.

übernommen vom Aufbau Verlag




Tom Peuckert wurde in Leipzig geboren und wuchs in der DDR auf. Er hat unter diversen Pseudonymen im Westen publiziert. Sein anonymer Blog „Pankow privat“ ist legendär. Er gilt als der „ostdeutsche Wallraff“.

übernommen vom Aufbau Verlag

Sonntag, 20. August 2017

Martin, G.R.R.: Das Lied von Eis und Feuer - HB 2

GAME OF THRONES oder DIE HERREN VON WINTERFELL (2)

Eddard Stark, der Lord von Winterfell, ist dem Ruf seines Königs und alten Freundes Robert Baratheon gefolgt und hat seine kalte Heimat im hohen Norden verlassen, um als Hand – als Roberts Berater und Stellvertreter – zu dienen. Eddard ist ein geradliniger, tapferer und aufrechter Mann, der sich jeder Gefahr mit dem Schwert entgegenstellen würde – doch die Ränke der Mächtigen bei Hof sind nichts, was man mit einem Schwert bekämpfen kann. Auch dann nicht, wenn man die Hand des Königs ist ...(Amazon)

Vermutlich ist es eine gute Idee des Hörbuchverlages, diese Neuauflage in knapp 9-Stunden-Teilen herauszubringen. Obwohl das anderseits ziemlich egal ist, wenn man noch die stattliche Anzahl von weiteren acht dicken Bücher vor sich hat, die gehört werden wollen. Schon im ersten Teil schrieb ich, dass diesmal das Printwerk nicht den Weg in meinen Bücherschrank findet, dies wird eine Hörbuchreihe. Noch nicht geschrieben habe ich, dass die Figuren sehr plastisch vor mir stehen, denn Game of Thrones war das "Highlight meines Sehens" (könnte von A.S. sein, dieser Ausdruck) in den letzten drei Wochen. Es macht gar nichts, stelle ich ebenso fest, wenn man das Schicksal der Personen kennt.




Ausschnitt - Anhang Hörbücher
Hier nun erfüllt sich das Schicksal von Robert Baratheon und seinem Jugendfreund Eddard Stark. Ersterer ist König von Westeros bzw der Sieben Königslande, der zweite Lord von Winterfell. Seine Familie zerstreut sich über die Länder dieser Fantasy-Welt, fraglich wann und ob sie sich wiedersehen werden. Und war da noch Daenerys Targaryen. Die nennt sich nun Mutter der Drachen, und solche sind wieder auf der Welt. Nicht vergessen wollen wir Jon Snow, der nun auf der Mauer steht. Von den schurkischen Lannisters tritt ganz langsam der Kleinste in den Vordergrund. Und der Rest muss nun warten...  Ach ja, es ging ganz schnell. Theon Lannister und Arya Stark: Die sind meine Lieblinge und waren es auch schon am Ende der ersten Staffel von Game of Thrones,  Arya und Tyrion würde ich zu den "wichtigsten" Figuren zählen. *

Mit diesem zweiten Hörbuch endet der erste Band, Die Herren von Winterfell, die erste Staffel der Serie allerdings noch nicht. Lord Eddard erhält zum zweiten Male die Anstecknadel mit der Hand: Robert fordert, dass er diesen ungeliebten Job, so eine Art Premierminister,  fortsetzt.

Das Hörbuch setzt ungefähr bei der vierten Folge ein:
  • 1. Folge: Der Winter naht: Lord Ned Stark erfährt Beunruhigendes von einem Deserteur der Nachtwache; König Robert und die Lannisters kommen in Winterfell an; im Exil schließt Viserys Targaryen ein mächtiges neues Bündnis.
  • 2. Folge: The Kingsroad: Die Lannisters wollen sicherstellen, dass Bran schweigt; Jon und Tyrion brechen zur Mauer auf; Ned sieht sich unterwegs nach King's Landing einer Familienkrise ausgesetzt; Viserys sehnt sich nach dem Thron, wartet aber den richtigen Augenblick ab. (Hörbuch 1)
  • 3. Folge: Lord Schneee: Jon beeindruckt Tyrion in Castle Black; Ned stellt sich seiner Vergangenheit und Zukunft in King's Landing; Daenerys ist sich uneins mit Viserys.
  • 4. Folge: Cripples, Bastards, and Broken Things: Ned sucht in einem Buch nach Hinweisen zum Tod seines Vorgängers und stößt auf einen Bastard von König Robert. Robert und seine Gäste erleben ein Turnier zu Neds Ehren. Jon ergreift Maßnahmen zu Sams Schutz; ein frustrierter Viserys streitet mit Daenerys. (Bild)

Quelle Moviepilot

  • 5. Folge:
    The Wolf and the Lion:
    Robert ist wütend über die Verbindung von Daenerys mit den Dothrakis und befiehlt einen Präventivschlag gegen die Targaryens, was einen Keil zwischen ihn und Ned treibt. Ein gefangener Tyrion hilft Catelyn. Arya belauscht ein Komplott gegen ihren Vater
  • 6. Folge:  Eine goldene Krone: Ned ist wieder die Hand und vertritt den König, als er auf Jagd ist. Ned erlässt ein Dekret mit weitreichenden Folgen. Tyrion gesteht seine "Verbrechen"; Joffrey entschuldigt sich bei Sansa; Viserys erhält von Drogo seine letzte Zahlung für Daenerys.
  • 7. Folge: Gewinn oder stirb: Ned stellt Cersei wegen ihrer Geheimnisse zur Rede; Jon legt seinen Nachtwache-Eid ab; Drogo verspricht die Dothraki nach King's Landing zu führen.
  • 8. Folge: Das spitze Ende: Die Lannisters spielen ihren Vorteil gegenüber den Starks voll aus; Robb schart die Verbündeten seines Vaters im Norden um sich und zieht gen Süden in den Krieg.
Training: Szenenbild aus Folge 8

  • 9. Folge:
    Baelor:
    Da Sansas Leben in Gefahr ist, trifft Ned eine schicksalhafte Entscheidung. Catelyn handelt eine Übereinkunft aus. Tyrion ist muss an vorderster Front kämpfen. Robb gelingt ein wertvoller Fang. Jon entdeckt ein dunkles Geheimnis über Maester Aemon.
  • 10. Folge... siehe Hörbuch Nr. 3

Die kurzen Texte sind die jeweilige Einführung in die nächste Folge bei Amazon - Prime. Da kann man sich die Folgen und Staffeln streamen - aber nur gegen Geld. Wer das liest, weis erst mal noch gar nichts. Ich gehe mal davon aus, dass diese Texte nur dem Eingeweihten etwas sagen und daher keine Spoiler sind. Einige Leute habe ich ja auch noch nicht erwähnt. Intriganten, Mist- oder Bluthunde, Ritter, Wildlinge und viele mehr...


Fakt ist aber, dass die Staffeln (fast) immer abrupt enden - und alles wird anders. Erst im Rückblick erklärt sich manches. Wenn in Folge vier Ned Stark ein Buch durchforstet, dann nicht nur nach der Frage, warum der Sohn des amtierenden Königs blonde statt schwarze Haare hat. Die Geheimnisse werden mehr. Ein Kollege erklärte mal, dass die Hauptfigur der Staffel immer den Löffel, bzw. sein Schwert abgibt, aber so ganz kann ich das nicht bestätigen.

* * *


Das spitze Ende ist das Ende von NADEL. Nadel ist das Schwert von Arya Stark. Ein kämpferisches Mädchen, das mit Pfeil und Bogen ebenso gut umgehen kann, wie zukünftig mit dem Schwert. Jedenfalls bekommt sie die besten Lehrer. Aber die für mich faszinierendste Figur wurde schon sehr zeitig Tyrion Lannister, der Zwerg. Ungeliebter Bruder und Sohn der reichsten und mächtigsten Familie in Westeros.

Die Figur links ist bei hadesflamme.de ausverkauft und kostet im Online Shop 27,99 €. Man kann es aber auch noch teurer haben, denn Tyrion kostet gleich mal 199 €, wahrscheinlich weil er ein paar cm kürzer ist als die anderen. (bis 300 €) Was dieser Einschub soll? Der Fan kann sich Regale mit GoT-Figuren verschiedenster Preisklassen vollstellen. Merchandising ist bestimmt eine der wichtigsten Einnahmequellen für Pay-TV und Internetfilme.


* * *


Noch stimmen die Staffeln mit dem Text ziemlich weit überein. Die Reihenfolge der Handlung ist manchmal unterschiedlich, aber das hat ganz sicher vor allem dramaturgische Gründe. Vor allem aber zeigt der gelesene, der gehörte Text natürlich viel besser die Zusammenhänge auf. Dies betrifft zum Beispiel die Beziehung zwischen Eddard Stark und Robert Baratheon, deren Verbindung zu Neds verstorbener Schwester reicht, die Robert einst unsterblich liebte.



Ausschnitt - Titelblatt
Ganz ohne Nachschlagen kommt man aber nicht aus. Hilfreich ist die mitgelieferte PDF-Datei zu den Häusern der Sieben Königslande, doch wurden auch die Wikipedia-Artikel zu einem ständigen Begleiter.

Wikipedia-Artikel:

► Das Lied von Eis und Feuer - Die Figuren
► Das Lied von Eis und Feuer - Die Geschichte
► Das Lied von Eis und Feuer - Die TV-Serie: GoT
► George R.R.R. Martin


Das Hörbuch unter amazon und audible.de

zum Hörbuch 1





* Versprochen: Im nächsten Teil sind mal ein paar andere Figuren dran.

© KaratekaDD


BlogPost Nr.101: Werbung - Werbung - Werbung

Was macht man nicht alles, um den eigenen Blog ein wenig bekannter ein machen? Machen wir uns nichts vor. Da Alpha und das Omega ist Qualität. Das "Prinzip" funktioniert - und mal funktioniert es weniger. Die Qualität hat was mit dem Schreiben zu tun und auch etwas mit der Optik. Aber ohne "Teilung", als Verbreitung geht es auch nicht vorwärts.






Zuerst, und damit haben wir auch begonnen, war es Facebook. Noch heute staunen wir, wenn bestimmte Beiträge sehr oft "gesehen" wurden, aber trotzdem keine wörtliche Resonanz erfolgt. Vielleicht ist das "gelegentliche Stöbern" in anderen Blogs noch zu gelegentlich.  Ohne Facebook jedenfalls geht es wohl nicht.

► zum Facebook - Profil von Littereae-Artesque


Was gibt es da noch? Ach ja: Twitter. Der "Kurznachrichtendienst" könnte auch für Verbreitung sorgen, daher verteilen wir (hauptsächlich wohl der KaratekaDD) die Beiträge auch dahin. Zum Twitter - Profil geht es ► hier.  Anne twittert auch.



Zu  guter Letzt hat KaratekaDD jetzt Pinterest ausprobiert. Zumindest kann man da ganz schnell sammeln, auch wenn dies nicht vordergründig eine Bücherplattform ist. Auch hier wird seit kurzem jede neu und gelegentlich auch diese oder jene ältere Rezension verteilt.  ► Pintererst vom KaratekaDD.





Ziemlich vernachlässigt gibt es ja noch Google+. Obwohl Google die "technische" Grundlage für diesen Blog war.

Anne "googelt" (gelegentlich) ► hier
Tinsoldier "googelt" (gelegentlich) ► hier





Und was unternehmt ihr so für euren Blog? Verfolgt ihr eine Strategie?

Grüße zum Sonntag, der KaratekaDD


Samstag, 19. August 2017

Deutscher Buchpreis 2017 - Longlist





Seit dem 15. August ist sie nun bekannt - die Longlist des Deutschen Buchpreises 2017: 20 Titel. Da lohnt es sich doch sicher, mal einen Blick zu riskieren:




Das Floß der MedusaSchau mich an, wenn ich mit dir rede!Das Jahr der FrauenRomeo oder Julia
KraftDie HauptstadtSchlafende SonneFlugschnee
Nach OnkaloDie KieferninselnPhantomeSchreckliche Gewalten
Außer sichPeter HoltzDas Singen der SirenenWiener Straße
KatieEvangelioWalter Nowak bleibt liegen



Eigentlich sollte es mich nicht überraschen, dass ich keinen einzigen Titel davon kenne oder bisher auch nur davon gehört habe. Doch halt, zu 'Katie' von Christine Wunnicke habe ich vor einiger Zeit einmal eine lobende Rezension gelesen. Aber sonst? Natürlich erscheinen manche Titel erst noch, da kann man sie auch noch gar nicht kennen. Aber selbst viele der Autoren sowie einige der Verlage sind für mich vollkommen neu. 

Die Unkenntnis hält mich jedoch nicht davon ab, neugierig zu bleiben. Und so bleibe ich dem Vorhaben treu, das ich bereits seit ein paar Jahren pflege, und werde einige der genannten Titel lesen. In diesem Jahr fällt auf, dass zwar wieder deutlich mehr Autoren als Autorinnen auf der Liste stehen (Verhältnis etwa 2:1), dass aber diesmal nicht nur die bekannten Namen, die 'alten Hasen', mit von der Partie sind, sondern auch zahlreiche eher unbekannte Autoren, die Überraschungen. Die interessieren mich jetzt mal in erster Line. Vorgenommen habe ich mir daher bisher: 



Was macht das Glück einer Familie aus? Wenn es - neben vielen Komponenten wie Gesundheit, sicherem Einkommen und dergleichen - gemeinsame Erinnerungen sind, die Zusammenhalt ermöglichen, so denkt Lucy an einem Dezembertag in Berlin an keine glückliche Familie. Ihr Bruder Simon ist verschwunden. Das Nachsinnen über ihn führt sie zu einem früheren Wintertag ins Haus der Großeltern in Hamburg, an dem etwas geschah, das den Kindern verschwiegen wurde. Dieses Schweigen prägte nicht nur die weitere Zukunft, sondern reicht auch in die Generation der Großeltern und Urgroßeltern zurück, welche sich in vielfältig Ungesagtes verstrickten. Von Deutschland über Österreich, Italien und Osteuropa wird das Netz gespannt, das die Figuren mit ihren Lebensgeschichten knüpfen, verlieren, wieder aufnehmen - ein Ringen um die Wahrheiten, die in der Vergangenheit liegen, und das Annehmen der Herausforderungen, welche die Gegenwart bereithält. Schnee und Stein sind in diesem Roman die Materialien, an denen Lucy und ihre Familie scheitern oder wachsen, an denen sie dem Bedrohlichen eine Form abzuringen, dem Zerstörerischen ein „Trotz allem” entgegenzusetzen versuchen.

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Eines Nachts verwandelt sich Hilma Honik in einen Werwolf und tötet ihren Mann. Von nun an sind ihre beiden Kinder auf sich selbst gestellt: immer in der Angst, die Bestialität liege in der Familie und könne auch von ihnen Besitz ergreifen. Während sich Iselin dafür entscheidet, in ihrer Heimatstadt Bergen mit ihren Mitbewohnerinnen die Terrorzelle "Mädchen im System" zu gründen, bereist Edvard die Ränder der Sowjetunion auf seinem Weg nach Afghanistan. Es beginnt eine fantastische Sinnsuche durch das 20. Jahrhundert und die Unwägbarkeiten menschlichen Verhaltens. In seinem zweiten Roman zeichnet Jakob Nolte einen schwarzen Regenbogen des Horrors über die Welt und erweist sich dabei als detailverliebter Nihilist und Meister des Wahnwitzes.

HIER geht es zur Rezension vom 05.09.2017

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Vev ist ein Scheidungskind, ihre Familie ist größer, als sie es schon einmal war. Da ist die Mutter, Sonja, die auch mithilfe von Drogen nicht recht über die Scheidung hinwegkommt, und da ist ihr Neuer, den alle nur The Dude nennen, einer, der die Dinge in die Hand nimmt und aufräumt in Sonjas Leben. Und da ist Milan, Vevs Vater, der zu Natalie und ihren beiden Töchtern zieht, aber auch in seiner neuen Familie nicht den richtigen Platz findet. Sie alle gehören irgendwie zusammen, weil sie nicht voneinander loskommen. Und Vev? Und die anderen Kinder? Die Kinder lernen schnell, wie das Spiel läuft, und spielen es bald besser als die Erwachsenen. Es sind skandalös alltägliche Verhältnisse, die Monika Helfer in den Blick nimmt. Sie geht nahe heran an die Menschen, die darin leben, die mit sich und den anderen zurechtzukommen versuchen. Ihr Blick ist entlarvend, aber auch voller Empathie, schonungslos, aber immer im Dienst der Aufrichtigkeit. Und was aus größerer Entfernung wie eine Familie aussieht, ist bei näherer Betrachtung eben oft nicht mehr als ein fein austariertes System von Eigeninteressen.

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Vielleicht liegt es am Nebel. Davon jedenfalls gibt es in London auch um 1870 herum genug, und wer weiß, vielleicht trübt er der Stadt ­kollektiv die Sinne. Kaum einer, der nicht dem Medium seiner Wahl vertraut, um in schummrigen ­Séancen mit dem Jenseits zu ­parlieren. Florence Cook ist das It-Girl der Branche – streng verschnürt im Schrank bringt sie die ­aufregendste aller Erscheinungen zutage: ­Katie, 200 Jahre jung und in gleißendes Weiß gewandet, früher Piratentochter, heute eine unruhige Seele auf der Suche nach Erlösung. Oder …? Ein Fall für Sir William Crookes, der Florence (und Katie) nach den Regeln der damaligen Kunst unter die Lupe nimmt – nur um am Ende erschöpft zu konstatieren, dass die Wissenschaft im Grunde auch nur ein Spuk ist. Eine herrlich übersinnliche Geschichte, und das Beste: Es ist alles wahr. Wirklich.

HIER geht es zur Rezension vom 26.08.2017

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Für mich schon ein recht ambitioniertes Vorhaben. Und wie ich mich kenne, wird keiner der gewählten Titel letztlich den Deutschen Buchpreis erhalten. Aber vielleicht erlebe ich ja auch eine Überraschung - wer weiß. Ich bin jedenfalls sehr gespannt auf die Bücher und freue mich schon auf die Lektüre!