Samstag, 30. April 2016

Mein Skizzenbuch II


Das dargestellte Portrait wurde gezeichnet nach einem alten Passfoto im Format 3 x 4 cm.
Es zeigt meinen Großvater und wird Bestandteil einer kleinen Familienchronik, an der ich seit längerem arbeite. Ich glaube, das wird ein nettes Geschenk an die nächsten Familiengenerationen.


Männerportrait, Bleistiftzeichnung by TinSoldier 2016

Copyright: Rudolf Fröhlich, 2016



Freitag, 29. April 2016

Thiemeyer, Thomas: Babylon


Das irakisch-syrische Grenzgebiet. Zweistromland, Wiege der Zivilisation. Heute eine der gefährlichsten Krisenregionen der Erde.
Ausgerechnet hierhin entsendet Multimilliardär Norman Stromberg die Archäologen Hannah Peters und ihren Mann John Evans. Der Auftrag: die Erkundung eines der rätselhaftesten Zeugnisse der Menschheitsgeschichte. Hannah und ihr Team stoßen auf ein pyramidenartiges Bauwerk, das sich in immer engeren Spiralen hinunter in die Erde schraubt. Ein Schlund der Hölle, der fatal an Dantes Unterwelt erinnert. Was immer in der tiefsten seiner Kammern erwacht ist – ein vorzeitlicher Mechanismus oder eine uralte rachsüchtige Gottheit –, es hat das Ende der Menschheit eingeläutet.


(Klappentext Verlagsgruppe Droemer Knaur)


  • Broschiert: 528 Seiten
  • Verlag: Knaur HC (1. März 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 342665363X
  • ISBN-13: 978-3426653630
  • Reihe: Hannah Peters Bd. 4

















ZU VIEL GENRE-MIX...



Im irakisch-syrischen Grenzgebiet, das einst als Wiege der Zivilisation galt, heute aber eine der gefährlichsten Krisenregionen der Welt ist, spielt das inzwischen vierte Abenteuer um die Archäologin Hannah Peters und ihren Mann John Evans. Der inzwischen schwerkranke Multimilliardär Norman Stromberg, für den die beiden schon mehrfach gearbeitet haben, hat einen neuen Auftrag für sie. Ein rätselhafter Fund in besagtem Grenzgebiet hat Stromberg in Aufregung versetzt, und er möchte mit den besten Fachleute dorthin reisen, um diesen Fund im Geheimen zu erforschen. Mit der erhofften Sensation will der Multimilliardär sein Lebenswerk krönen und der Welt ein Zeugnis der Menschheitsgeschichte präsentieren, das seinesgleichen sucht.

Doch während sich Hannah und die anderen auf Spurensuche begeben, zeichnet Thiemeyer noch einen parallelen Handlungsstrang. Die Angriffe der IS-Miliz gegen amerikanische Truppeneinheiten nehmen in dem Gebiet zu, und die britische Reporterin Leslie Rickert berichtet live von den Geschehnissen. Doch bei einem Angriff auf ihren Konvoi wird die Journalistin von einer IS-Einheit gefangen genommen und gerät angesichts eines fanatischen religiösen Führers in akute Lebensgefahr. Als ihr die Flucht gelingt, setzt sich der Führer der IS auf ihre Spur - und gelangt mit ihr ebenfalls an die geheime Ausgrabungsstätte. Als es Hannah und ihrer Gruppe gelingt, das imposante unterirdische Portal zu öffnen, sind es neun Menschen, die den Weg hinunter in die Erde antreten. Aber nicht alle werden das Ziel erreichen...

Thriller steht auf dem Cover - doch was ist es nun wirklich? Thriller? Politischer Spannungsroman? Abenteuerroman? Wissenschaftsthriller? Mystischer Roman? Fantasy? Horror? Science Fiction? Im Grunde ist es von allem ein wenig. Der Turmbau zu Babel ist hier ebenso Thema wie 'Die göttliche Komödie' von Dante Alighieri, alles wird gewürzt mit einer Prise aktueller politischer Begebenheiten, zwischenzeitlich meint man den Atem von Indiana Jones zu spüren, dann wieder entsteht der Eindruck, Wolfgang Hohlbein habe die Regie übernommen. Manch einem wird dieser Genre-Mix sicherlich gefallen, mir persönlich war er aber tatsächlich zu viel, auch wenn mich das Ende noch einmal überraschen konnte.

Die Personen sind in meinen Augen recht klischee- und schablonenhaft gezeichnet. Auch wenn Thiemeyer zwischenzeitlich etwas differenziert, sind die 'Guten' und die 'Bösen' klar definiert. Auch Hannah Peters blieb für mich - wie schon im vorherigen Roman 'Valhalla' - eher blass und wenig greifbar. Immer wieder handeln hier einzelne Charaktere eher drehbuchhaft denn authentisch, gerade auch im Inneren des geheimnisvollen pyramidenartigen Bauwerks, das sich in immer engeren Spiralen hinunter in die Erde schraubt. Die Rolle, die hier einzelnen Charakteren zugedacht wurde, lässt oft wenig Spielraum und ist so einige Male recht vorhersehbar.

Bis auf die genannten Kritikpunkte ist dies jedoch ein flott zu lesender Roman in flüssigem Schreibstil. Thiemeyer wartet mit fundierten Kenntnissen in den verschiedensten Bereichen auf, die auf eine ausgiebige Recherche schließen lassen, und setzt diese in einen insgesamt unterhaltsamen Zusammenhang.


© Parden











Die Verlagsgruppe Droemer Knaur schreibt über den Autor:

Thomas Thiemeyer, geboren 1963, studierte Geologie und Geographie, ehe er sich selbständig machte und eine Laufbahn als Autor und Illustrator einschlug. Mit seinen Wissenschaftsthrillern und Jugendbuchzyklen, die etliche Preise gewannen, sich über eine halbe Million Mal verkauften und in dreizehn Sprachen übersetzt wurden, ist er eine feste Größe in der deutschen Unterhaltungsliteratur. Der Autor lebt mit seiner Familie in Stuttgart.
übernommen von der Verlangsgruppe Droemer Knaur

Donnerstag, 28. April 2016

Jones, Christina: Mondscheinzauber



Als Cleo Moon in das beschauliche Dorf Lovers Knot zieht, hat sie von den Männern genug. Doch schon beim ersten Schritt vor die Tür stolpert sie über ein besonders attraktives Exemplar. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn Dylan Maguire hatte es sich auf ihrer Türschwelle bequem gemacht. Kein Wunder, dass die überrumpelte Cleo spontan ihre Mülltüte als Waffe einsetzt. Doch schon bald entdeckt sie Dylans Traummann-Potenzial. Wäre doch gelacht, wenn im zauberhaften Lovers Knot nicht auch Wunder geschehen könnten …

(Klappentext: Goldmann Verlag)

  • Taschenbuch: 352 Seiten
  • Verlag: Goldmann Verlag (19. März 2012)
  • Sprache: Deutsch
  • Übersetzung: Elizabeth Spang
  • ISBN-10: 3442475244
  • ISBN-13: 978-3442475247



















EIN SCHUSS MAGIE...




Dass Cleo Moon einmal Männer zu Füßen liegen würden, hätte die frisch geschiedene Mittdreißigerin in ihren kühnsten Träumen nicht gedacht; dass sie sogar über einen stolpern könnte, noch weniger. Tatsächlich liegt der gutaussehende Dylan eher zufällig vor iher Wohnwagentür, und anstatt sich zu freuen, zieht Cleo ihm erst einmal mit der Mülltüte eins über. Sie ist noch neu in dem kleinen Dorf Lovers Knot - und jetzt so etwas. Bald wird jedoch klar, dass Dylan nicht etwa Cleo aufgelauert hat, sondern eigentlich die vorherige Bewohnerin besuchen wollte. Da er außerdem äußerst attraktiv und charmant ist, lässt Cleos Schock schnell nach.
Als sich auch noch herausstellt, dass Dylan als Chauffeur bei dem Mann ihrer neuen Arbeitgeberin, der exzentrischen Millionärin Mimi Pashley-Royle, angestellt ist, keimt zarte Hoffnung in Cleo auf: Könnte das der Mann ihrer Träume sein? Um ihm näherzukommen, ist das traditionelle Erntefest ein willkommenes Ereignis. In einem alten Kochbuch findet Cleo ein Rezept für selbstgemachten Beerenwein und ist begeistert: das perfekte Mitbringsel für das Fest! Doch die Rezeptur hat es in sich, denn die Wirkung des Gebräus ist in keiner Weise mit der normalen Weins zu vergleichen. Doch was richtet ein Schuss Magie hier wohl an?


Cleo Moon ist ein sympathischer Charakter, den man gleich ins Herz schließen muss. Das Leben meint es nicht immer gut mit ihr, schließlich liegt ihres gerade in Scherben vor ihren Füßen - frisch geschieden nach langen Jahren erfolgloser Versuche, ein Kind zu bekommen, unabhängig aber nahezu mittellos, gelandet auf einem Campingplatz in einem winzigen Wohnwagen, in unmittelbarer Nachbarschaft zu vielen merkwürdigen Figuren, die auch deshalb dauerhaft dort leben, weil sie sich nichts anderes leisten können. Doch Cleo Moon ist niemand, die den Kopf in den Sand steckt, und so gestaltet sie ihr Leben, wo es sich gestalten lässt. Sie sucht sich einen Job, der zwar eher etwas mit Sklaventreiberei zu tun hat denn mit normalen Arbeitszeiten, dafür aber sehr abwechslungsreich ist und ihr immerhin den notwendigen Lebensunterhalt sichert. Sie schafft es, mit den wenigen verbliebenen Dingen aus ihrem alten Leben ein gemütliches Zuhause aus dem wenigen ihr zur Verfügung stehenden Platz zu zaubern. Und sie schließt Freundschaften - nicht zuletzt deswegen, weil es bei ihr stets einen frisch gebackenen Kuchen gibt.
Doch mit dem Kapitel 'Männer' hat sie abgeschlossen. Eigentlich. Allerdings sieht dieser Dylan, der da eines Abends angetrunken vor ihrem Wohnwagen lag, schon verdammt gut aus. Und ist - ein Schürzenjäger, klar. Aber einfach unwahrscheinlich nett und charmant. Zumindest scheint ihm an ihrer Freundschaft zu liegen. Etwas anderes kommt natürlich auch nicht in Frage - nach der Enttäuschung über ihre zerbrochene Ehe wäre eine Affäre mit einem offenischtlichen Gigolo wohl kaum dazu geeignet, ihr angeknackstes Selbstbewusstsein wieder aufzurichten. Oder wie?

Wer die Bücher von Christina Jones kennt, weiß, dass es da immer auch einen Schuss Magie gibt. Nie so viel, dass es dominiert und damit störend oder unglaubwürdig wirken würde. Aber eben immer genauso viel, dass es zu einigen zauberhaften Ereignissen kommt. In diesem Fall entstammt der Zauber einem alten Rezeptbuch, das Cleo als Grundlage für selbstgemachte Weine dient und für die sie schon einige besondere Zutaten benötigt. Dylan hilft ihr bei der Zubereitung, und beim Erntefest können die beiden die magische Wirkung des Weines beobachten. Hier zeigt die Autorin ihr komödiantisches Talent, das mich durch eine ganze Anzahl von Seiten kichern ließ. Zusammen mit dem flüssigen Schreibstil (von einigen holprigen Übersetzungen einmal abgesehen) sorgte dies dafür, dass ich nur so durch die Seiten flog.

Eine romantische Komödie mit einem Schuss Magie, bei dem mich nur der Strang einer Nebenhandlung etwas störte. Insgesamt jedoch hat das Buch das beabsichtigte Ziel erreicht: Wohlfühllektüre für einen verregneten Nachmittag...


© Parden











Christina JonesDer Goldmann Verlag schreibt über die Autorin:

Christina Jones schreibt seit ihrer Kindheit, aber ihre liebste Geschichte schrieb das wahre Leben. Nämlich die, wie ihr Vater, ein Zirkusclown, ihre Mutter, eine Lehrerin, kennenlernte. Beide arbeiteten aushilfsweise in einem Kaufhaus – er als Weihnachtsmann und sie als seine Weihnachtsfee. Neben Romanen schreibt Christina Jones Kurzgeschichten und Artikel für Magazine und Zeitungen. Ihr erster Roman wurde mit dem WHSmith Preis für junge Talente ausgezeichnet. Nach Jahren auf Reisen lebt Christina Jones nun mit ihrem Mann und einer Schar Katzen in Oxfordshire, England.
übernommen vom Goldmann Verlag

Mittwoch, 27. April 2016

Henke, Helene: Menschenfischer



Zoe Lenz ist Deutschlands jüngste Bestatterin. Die 20-Jährige versteht es meisterhaft, Verstorbene für das Begräbnis herzurichten. Auch in der kunstvollen Herstellung von Totenmasken hat sie sich inzwischen einen Namen gemacht. Die Leichen zweier Kinder, die in einem unzugänglichen Waldgebiet im Hunsrück gefunden wurden, beschäftigen Zoe. Die Kinder sind gebrandmarkt und unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen. Dann verschwinden die Leichen plötzlich spurlos aus Zoes Kühlhaus, und Zoe wird erneut in einen Fall ungeahnten Ausmaßes verwickelt.

(Klappentext Verlagsgruppe Droemer Knaur)


  • Broschiert: 368 Seiten
  • Verlag: Droemer TB (14. Januar 2015)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3426304058
  • ISBN-13: 978-3426304051
  • Reihe: Zoe Lenz Bd. 2 




















LICHTERKINDER...






Trotz der aufsehenerregenden Geschehnisse im vorherigen Band (Totenmaske) ist die Bestatterin Zoe Lenz in Birkheim geblieben, einem verschlafenen Dorf im Hunsrück, das vor etwa einem Jahr durch einen Dreifachmord plötzlich in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerissen worden war. Doch die inzwischen wieder eingekehrte Ruhe währt nicht lange. Im Wald werden bei Forstarbeiten die verwesenden Leichen von zwei Mädchen gefunden. Dank ihrer Kunstfertigkeit bei der Herstellung von Totenmasken wird Zoe zu dem Fall hinzugezogen, denn sie soll den Mädchen ihr Gesicht wiedergeben, damit es möglich wird, sie zu identifizieren. Doch obwohl rasch feststeht, dass die Mädchen ermordet wurden, scheint die Polizei kein allzu großes Interesse an der Auflösung des Falls an den Tag zu legen.

Als die Leichen der beiden Mädchen aus dem Begräbnisinstitut von Zoe gestohlen werden, dazu auch noch ihre Praktikantin Alina spurlos verschwindet, erwacht erneut Zoes Ermittlerinstinkt. Ihr Freund Leon, der als Kriminalbeamter in Mainz arbeitet, hört ihr bei ihren Erkenntnissen und Theorien nur mit halbem Ohr zu, da er selbst in wichtigen Ermittlungen steckt. Doch Zoe wäre nicht Zoe, wenn sie das von ihren Nachforschungen abhalten würde...


Ihr Vorhaben war unvernünftig, irrational und möglicherweise gefährlich, doch im Moment erschien ihr jede Aktion besser, als verschreckt den Kopf in den Sand zu stecken. Einen Plan gab es nicht. Dazu gab es keine Grundlage. Die gesamte Situation, in der sie sich befanden, entzog sich ohnehin jeglichem gesunden Menschenverstand (...) Aber Zoe musste sich nun einfach Klarheit verschaffen.


Der erste Band der Reihe
Die Anknüpfung zum ersten Band sowie die Weiterführung und Vertiefung einzelner Handlungsstränge daraus ist Helene Henke in meinen Augen sehr gut gelungen. Zwar war ich zwischenzeitlich irritiert darüber, dass dem verwickelten Geschehen hier ein ähnliches Thema zugrunde liegt wie in dem vorherigen Band, doch beim Weiterlesen wurde deutlich weshalb - und im Grunde bekamen dadurch die Geschehnisse um den Dreifachmord im vergangenen Jahr noch einmal einen subtiler durchleuchteten Hintergrund. Wirklich geschickt konstruiert. Daraus ergibt sich aber schon zwangsläufig, dass die Bände unbedingt in der richtigen Reihenfolge gelesen werden sollten, da dies nicht nur zum besseren Verständnis beiträgt, sondern weil in 'Menschenfischer' auch viel von dem Fall davor die Rede ist (Spoiler).


Fischer, Fischer, wie tief ist das Wasser? - Zehn Meter tief... - Wie kommen wir hinüber?


Helene Henke entführt den Leser tief in den Hunsrücker Wald und damit in menschliche Abgründe, die so gar nicht zu der so heilen Welt dieser Gegend passen wollen. Dabei arbeitet sie mit der Vorstellungskraft des Lesers: oftmals formuliert sie die Schrecken nicht im Detail aus, sondern deutet sie nur an. Dies reicht allerdings auch aus, um Abscheu und Grauen vor den Perversionen hervorzurufen, denen der Leser hier begegnet.

Es war schön, den bereits bekannten Charakteren wiederzubegegnen. Doch während in 'Totenmaske' noch die Personen und ihre Beziehungen zueinander im Vordergrund standen, ebenso wie einige detailliert beleuchtete Aspekte des Bestatterwesens, liegt in diesem Band der Fokus auf der Geschichte selbst. Die Mischung empfand ich insgesamt aber als gelungen.
Das Verhalten der Charaktere, hier vor allem Zoe und Leon, war für mich nicht an jedem Punkt nachvollziehbar, was aber keinen Abzug in der Sympathienote gibt. Einzig die Alleingänge (jaja, ich weiß, alles im Sinne der Dramaturgie) nervten mich zuweilen.

Alles in allem eine gelungene Fortsetzung der Reihe um die jüngste Bestatterin Deutschlands, und gerne lese ich weiter, wenn es eine neue Folge gibt. Ich freue mich auf ein Wiederlesen mit Zoe!


© Parden























Die Verlagsgruppe Droemer Knaur schreibt über die Autorin:

Helene Henke, geboren 1964, hat erst nach zwei verschiedenen Berufsausbildungen ihre wahre Leidenschaft entdeckt: das Schreiben. Nach vier erfolgreichen Romanveröffentlichungen im Sieben Verlag ist „Totenmaske“ ihr erster Thriller bei Droemer. Die Autorin ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in Krefeld.

übernommen von der Verlangsgruppe Droemer Knaur


Sonntag, 24. April 2016

Marlow, Mareike: Blaubeermorde


Tessa, 32, träumt vom Leben auf dem Land, mit Rüschchen-Schick und Obstkuchen. Jana, 63, lebt auf dem Land, mit Gummistiefeln und Misthaufen. Eigentlich haben die beiden nichts gemeinsam. Bis auf die Tatsache, dass sie Halbschwestern sind – und das Haus am See, das sie zusammen geerbt haben. Ach ja, und natürlich die Leiche in ebenjenem See ... Mit norddeutscher Gelassenheit und Berliner Elan machen die ungleichen Schwestern sich an die Lösung ihres ersten Mordfalls.

(Klappentext Verlagsgruppe Droemer Knaur)


  • Taschenbuch: 272 Seiten
  • Verlag: Knaur TB (1. Februar 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3426516993
  • ISBN-13: 978-3426516997
  • Reihe: Bd. 1 der Krimireihe um Jana und Tessa


















EIN WOHLFÜHLKRIMI...




Eigentlich beginnt für Jana mit ihren 63 Jahren gerade ein neuer Lebensabschnitt. Vor einigen Wochen hat sie ihren verwitweten Vater zu Grabe getragen, nun hängt sie ihren Arztkittel an den Nagel und übergibt ihrem Nachfolger den Schlüssel zu ihrer Landarztpraxis. Ihre letzten Habseligkeiten verfrachtet Jana in ihrem Landrover und schafft sie in das Haus am See, das ihrem Vater gehörte und in dem er bis zu seinem letzten Tag gelebt hat. Doch am Tag der Testamentseröffnung erlebt Jana etwas Unerwartets. Sie ist nicht die einzige, die beim Notar erschienen ist, sondern es taucht auch eine junge Frau dort auf, die Jana vage bekannt vorkommt. Der Schrecken ist groß, als sie erfährt, dass es sich bei der jungen Frau um ihre bis dato unbekannte Halbschwester handelt.
Tessa heißt die junge Frau, die gerade einmal 32 Jahre alt und damit viel jünger als Jana ist. Und als würde diese Überraschung nicht ausreichen, versetzt sie der letzte Wille ihres Vaters beinahe in Schockstarre. Beide Schwestern erben nicht nur gemeinsam das Haus am See - die Bedingung, die ans Erbe geknüpft ist, ist für Jana und Tessa kaum vorstellbar: sie müssen wenigstens ein Jahr lang zusammen in diesem Haus leben, erst dann können sie damit machen, was sie wollen. Ansonsten würde das Erbe an einen Tierschutzverein fallen.

Tessa, die als Fotojournalstin in Berlin für das Magazin 'LandChic' arbeitet, hat gerade erfahren, dass sie ihren Job verlieren wird, und sich am selben Tag auch von ihrem Freund getrennt. Da sie sowieso nicht weiß, wie es in ihrem Leben weitergehen soll, entscheidet sie spontan, dass sie es mit dem Leben in dem kleinen Kaff zwischen Bremen, Hamburg und Hannover einfach mal ausprobieren wird. Doch noch bevor sich die beiden Schwestern mit der unvorhergesehenen Situation auch nur halbswegs arrangieren können, findet sich ausgerechnet in dem See vor ihrem Haus eine Leiche. Keines natürlichen Todes ist die Frau im See gestorben, das lässt sich auf den ersten Blick erkennen. Und als ob das nicht ausreichen würde, bleibt es nicht bei der einen Toten.


"Also richtig geraten. Noch eine." Sie holte hörbar Luft. Die Frau war noch jung gewesen. "Geht das bei euch immer so zu? Ich mein, ich bin grad zwei Tage hier und schon liegen zwei Leichen in eurer ach so friedlichen Natur rum." - "Ja, das ist bei uns Standard..."



Abgesehen davon, dass sich hier immer mal wieder eine Leiche einfindet, ist das Leben in Burgheide die reinste Landidylle, und die Autorin Mareike Marlow wird nicht müde, dies in zahlreichen bildhaften Darstellungen zu beschreiben. Gäbe es die Todesfälle nicht, wäre dies ein unterhaltsamer Frauenroman, denn auch die Kuchenrezepte fehlen hier nicht. Jana und Tess liefern sich immer wieder kleine verbale Scharmützel, denn die Unterschiede zwischen den beiden sind nicht zu übersehen: alt vs. jung, Tee vs. Kaffee, norddeutsche Kühlheit vs. Berliner Kodderschnauze. Die Begegnungen zwischen den beiden machen schon Spaß.
Doch mit den Leichen ergibt sich für die beiden auch eine neue Aufgabe. Der eigentliche Dorfpolizist befindet sich gerade im Urlaub auf Mallorca, der andere ist noch jung und unerfahren und widmet sich lieber seinen Backkünsten als den Brutalitäten dieser Welt. Und der eilends herbeigerufene Kripobeamte aus der nächsten Stadt ist einfach ein selbstherrlicher, arroganter und natürlich komplett unfähiger Schnösel. Und so müssen wohl die Schwestern ran, wenn nicht der Falsche verhaftet werden soll.


Jana schob sich an den Tresen vor. "Es geht wirklich um Leben und Tod. Die Kriminalpolizei will die Akte schließen." - "Ja", stand Tessa ihr bei. "Aber wir glauben nicht an die Theorie von Kommissar Kettel." - "Und wenn wir recht haben, dann kommt ein Mörder ungestraft davon. Er lebt in unserem Dorf und..." - "Kettel?", wollte Beatrix plötzlich wissen. "So ein halber Meter, Hemd mit Stehkragen. Schaut einen nicht an?" - "Ach. Witzig, welch große Schatten so kleine Dinge werfen können", meinte Tessa und grinste. "Sie hatten wohl auch schon das Vergnügen?" - Prompt drehte sich die Gerichtsmedizinerin um. "Kommen Sie mit. Der Typ ist eine Katastrophe."



Bd. 2 erscheint am 01.07.2016
Natürlich sind dies keine ernstzunehmenden Ermittlungen wie in anderen Krimis oder Thrillern. Dies ist eher ein Unterhaltungskrimi im Stile einer Vorabendserie. Und eine Serie will die Autorin auch
kreieren mit den beiden so unterschiedlichen Schwestern - der Beginn mit diesem ersten Band ist jedenfalls nicht schlecht. Diese Mischung aus Idylle, duftenden Kuchenrezepten, Wortwitz, kriminalistischem Gespür und Humor ist genau das richtige für einen verregneten Nachmittag auf dem Sofa - nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Einfach ein Wohlfühlkrimi für zwischendurch.


© Parden












Die Verlagsgruppe Droemer Knaur schreibt über die Autorin:

Ihre ersten Geschichten erfand Mareike Marlow im Urstromtal der Isar, wenn sie dort mit ihrem Hund auf Entdeckungstour war. Als junge Frau in Berlin gestrandet, genoss sie zwar die Annehmlichkeiten der Großstadt, die niemals schläft, doch tief im Herzen wuchs die Sehnsucht nach Landluft. Und so zog sie mit ihrem Mann von der Hauptstadt in ein wunderbares niedersächsisches Örtchen. Dort widmet sie sich ihrem Garten, stromert mit ihren Kindern durch die Natur und findet dadurch immer wieder neue Ideen für ihre Bücher.

übernommen von der Verlagsgruppe Droemer Knaur

Samstag, 23. April 2016

Grenz, W., Lehmann, J., Keßler, S.: Schiffbruch - Das Versagen der europäischen Flüchtlingspolitik


Spätestens seit den Unglücken vor Lampedusa im Herbst 2013, bei denen über sechshundert Flüchtlinge starben, ist klar: Die europäische Flüchtlingspolitik versagt. Dabei haben sich die Regierungen der Europäischen Union eigentlich darauf geeinigt, ein gemeinsames Asylsystem zu schaffen. Doch während die europäischen Binnengrenzen fallen, werden die Außengrenzen undurchlässig. Wer es trotzdem bis nach Europa schafft, den erwarten oft ein mangelhaftes Asylverfahren und unzumutbare Lebensbedingungen - auch in Deutschland. Die Asylexperten Wolfgang Grenz, Julian Lehmann und Stefan Keßler machen deutlich: Europa betreibt eine fehlgeleitete Flüchtlingspolitik, die das Leben und die Rechte der Flüchtlinge aufs Spiel setzt.

(Klappentext Verlagsgruppe Droemer Knaur)


  • Taschenbuch: 208 Seiten
  • Verlag: Knaur TB (4. Mai 2015)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3426787458
  • ISBN-13: 978-3426787458
















 IT TAKES COURAGE TO BE A REFUGEE...


Flüchtlinge auf dem Mittelmeer


Als Flüchtling braucht man Mut. Schließlich verlässt man das, was man als Heimat empfunden und angesehen hat, seine Familie, seine ganze Existenz, und macht sich auf den Weg ins Ungewisse. Doch ist es selten der Einzelne, der im Fokus steht, wenn es um die Frage der Flüchtlingspolitik geht. Die Mengen sind es, die bewegen, die Fragezeichen entstehen lassen, Sorgen und Ängste, bisweilen sogar Hass und Ablehnung.


"Europa wird sich auf viele weitere Jahre einstellen müssen, in denen die Menschen auf den 'alten Kontinent' fliehen - zu Land, zu Luft, zu Wasser. Nicht jedes Bootsunglück wir automatisch Beweis einer gescheiterten Flüchtlingspolitik sein. Aber jeder Tote im Mittelmeer ist ein Beweis, dass wir besser werden müssen."


Es sind die Katastrophenmeldungen von Ertrunkenen im Mittelmeer, die aufhorchen lassen, zuletzt vor einigen Tagen, wo gleich bis zu 500 Flüchtlinge bei einem Schiffsunglück ums Leben gekommen sein sollen. Unvergessen das Bild des syrischen Flüchtlingskindes, das leblos an einem türkischen Strand liegt. Für Medien sowie für viele Nutzer in den sozialen Netzwerken ist es zum Sinnbild der Flüchtlingskrise geworden.

Mehr Flüchtlinge, mehr Abwehr - so könnte man die Reaktion Europas wohl bezeichnen, und auch wenn Deutschland mehr Flüchtlinge aufnimmt als viele andere europäische Staaten, begegnet diesen Menschen neben viel Hilfsbereitschaft auch eine Unzahl an bürokratischen Hürden sowie auch viel Hass und Fremdenfeindlichkeit. Parteien, die das Thema für ihren Wahlkampf nutzen und Medien, die gezielt Informationen und Parolen streuen - wer soll da noch durchblicken? Als ich auf dieses Buch stieß, griff ich zu. Ein Sachbuch zu dieser komplexen Thematik - was kann es Besseres geben, um sich über all die damit verbundenen Zusammenhänge zu informieren?


"Wer irrgeulär die Grenze zur EU übertritt, will fast immer Asyl beantragen. Aber nicht jeder, der Asyl beantragt, hat auch irregulär die Grenze übertreten. Und vor allem: Nicht jeder, der Asyl beantragen will, erhält Gelegenheit, es auch zu tun. Nicht jeder, der es beantragt, bekommt es. Und nicht jeder, der es auf dem Papier bekommt, bekommt es auch in Wirklichkeit. Klingt kompliziert? Ist es auch. Wer Europa erreicht hat, lernt schnell, was komplexe Bürokratie bedeutet."


Und dieses Buch informiert tatsächlich. Keine leichte Lektüre, wie man sich wohl vorstellen kann - und 127 Lesezeichen verdeutlichen vielleicht, wie viele wichtige und bemerkenswerte Stellen ich hier markiert habe. Zu viel, um hier im einzelnen darauf einzugehen - und wie sollte ich mir auch anmaßen, an dieser Stelle in wenigen Sätzen das wiederzugeben, was drei Autoren sachlich fundiert auf über 200 Seiten zusammengetragen haben?

Doch wie kann die EU nun ihrem eigenen Anspruch gerecht werden, ein Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts zu sein  gegenüber schutzbedürftigen Flüchtlingen und Asylsuchenden? Was kann und muss sich auch in Deutschland ändern? Das vorliegende Buch skizziert Antworten auf diese Fragen. Es ist dabei nicht nur ein eindringliches Plädoyer für eine "'menschenrechtskonforme, gute und realistische Flüchtlingspolitik"', sondern liefert in sechs Kapiteln eine prägnante und gut lesbare Analyse der Entstehung und Herausforderungen des Flüchtlingsschutzes auf internationaler, europäischer und nationaler Ebene.


"Je nachdem, in welchem EU-Land sich ein Flüchtling befindet, können sich die Dinge für ihn sehr unterschiedlich entwickeln, kann die Unterbringung schlechter oder besser sein und sogar die Entscheidung über das Asylgesuch unterschiedlich ausfallen. Eine Asyl-Lotterie beginnt."


Bei aller Sachlichkeit ist das Buch auch parteiisch - und das ist auch gut so. Ohne die Grenzen des Machbaren aus den Augen zu verlieren, stellen die Autoren die Widersprüchlickeiten und Schwierigkeiten in der Gesetzgebung und der Handhabung der europäischen bzw. deutschen Flüchtlingspolitik dar, plädieren dringend für eine Verbesserung des Flüchtlingsschutzes und räumen mit Vorurteilen auf. Abschließend präsentieren sie Vorschläge, die zur Entspannung der Flüchtlingskrise beitragen könnten und verknüpfen auf diese Art eine deutliche und fachlich untermauerte Anklage gegen die derzeitige Flüchtlingspolitik mit der Möglichkeit eines Auswegs.

Dieses engagierte Plädoyer für die Abkehr von einer fehlgeleiteten Flüchtlingspolitik in Europa verdient in meinen Augen viele Leser. Wissen baut Ängste ab und sorgt für einen Überblick über die historischen und internationalen Zusammenhänge. Und eines ist das Buch ganz gewiss: ein deutliches Statement für die Mitmenschlichkeit.

Unbedingt empfehlenswert!


© Parden















Die Verlagsgruppe Droemer Knaur schreibt über die Autoren:



Wolfgang Grenz war von 1979 bis 2013 hauptamtlich für Amnesty International tätig, zuletzt als Generalsekretär von Amnesty International Deutschland. Er ist Gründungsmitglied von Pro Asyl und Vorstandsmitglied der UNO-Flüchtlingshilfe. Quelle




Julian Lehmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Global Public Policy Institute (GPPi), einem Thinktank in Berlin. Zuvor war er unter anderem für das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen tätig. Quelle



Stefan Keßler arbeitet als Senior Policy and Advocacy Officer beim Jesuiten-Flüchtlingsdienst Europa in Brüssel. Über mehrere Jahre hinweg war er Vorstandsmitglied von Amnesty International Deutschland. Quelle


Freitag, 22. April 2016

Brendler, Claudia: Dösende Möwen



Die Schauspielerin Clara, engagiert für die Bordbühne eines Kreuzfahrtschiffs, trifft auf eine Crew am Rand des Nervenzusammenbruchs, einen liebeskranken Kapitän und eine Horde eigenwilliger Gäste aus allen deutschen Bundesländern.

(Klappentext Verlagsgruppe Droemer Knaur)


  • Broschiert: 352 Seiten
  • Verlag: Knaur TB; Auflage: 1. Auflage, (3. März 2014)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3426515148
  • ISBN-13: 978-3426515143















KLÖNEN ÜBER MÖWENKLÖTEN...




'Die Möwe war's und nicht die Trottellumme, die grad durchdrang dein banges Ohr.' Clara bemühte sich um einen wissenden, erhabenen Blick. Was angesichts von Peachys vorgegebener Antwort nicht allzu einfach war: 'Nach Island ziehn wir und auch dort / gibt es Amorr! Amorr! Amorr!'

Nicht nur, dass Clara unsägliche Verse sprechen und dabei ein Nixenkostüm tragen muss, sie ist auch dem zweifelhaften Charme ihres Bühnenpartners ausgeliefert. Peachy the Peacock, Salsa-Vulkan aus der Pfalz, bringt die Chicas zwischen 25 und 95 zum Kreischen - zumindest versucht er es. Als wäre das nicht genug, muss Clara sich auch noch mit dem zwanghaft zaubernden Kulturmanager Val, ihrer feindseligen Kabinengenossin Sunny und dem abweisenden Bordzeichner Simon rumschlagen. Insbesondere Letzterer, ebenso attraktiv wie mysteriös, geht Clara bald nicht mehr aus dem Kopf. Aber hat er sein Herz nicht längst verschenkt an die geheimnisvolle Jane? Und ist ihr eigenes überhaupt noch frei, oder gehört es doch ihrem Dozenten Dr. Adrian Steinhöfer, der sie bis ans Nordkap mit Liebesbotschaften verfolgt? Als der liebeskranke Kapitän das Schiff direkt in ein Sturmtief steuert, droht eine Havarie der Gefühle bei Leidenschaftsstärke 12!

Hinter dem verschlafen wirkenden Titel 'Dösende Möwen' verbirgt sich ein heilloses Chaos auf einem Kreuzfahrtschiff, was sich Clara so sicher nicht vorgestellt hat. Kurzerhand wurde sie für diese Fahrt für das Kulturprogramm engagiert, und ohne wirklich zu wissen, was da auf sie zukommt, hat sie dem Angebot zugestimmt. Doch die Show, in der die Schauspielerin des Abends spielt, ist ein Desaster, und ihr Bühnenpartner einfach nur peinlich - eine pfälzische Stimmungskanone in Jogginghose und Badeschlappen. Aber auch abseits des Theaters stößt Clara im Grunde nur auf Skurrilitäten. Schlechtes Wetter verhagelt die Laune vieler Passgiere und Crewmitglieder, kleinere und größere Animositäten beherrschen das Klima auf dem Schiff, auf dem man sich nicht wirklich aus dem Weg gehen kann, und jeder hat da seine kleinen Geheimnisse, die gewahrt werden wollen.

Clara beispielsweise reisen die Liebeserklärungen ihres Dozenten Dr. Adrian Steinhöfer hinterher - eigentlich nichts Dramatisches, aber es soll doch niemand von der Vorliebe ihres Freundes für bestimmte Vokale wissen. Gewagte 'iiii's und 'öööö's machen ihn heiß, und so lässt sich Clara immer neue absonderliche Wortverbindungen einfallen - wie z.B. 'Klönen über Möwenklöten'. Das Engagement auf dem Kreuzfahrtschiff bietet Clara die Möglichkeit, zu Adrian auf Abstand zu gehen, während sie darauf wartet, zum Vorsprechen am Theater in Wien eingeladen zu werden, wofür der Dozent seine weitreichenden Beziehungen spielen lassen will. Aber ist Clara dem sich nun entspinnenden Chaos wirklich gewachsen?

Erzählt wird hier abwechselnd aus der Perspektive von Clara auf der einen Seite und im Rahmen von Logbucheintragungen auf der anderen Seite auch aus der von Simon, der in seinem Zeichenkurs während der Kreuzfahrt von den Teilnehmerinnen mehr als nur umschwärmt wird. In flottem, unterhaltsamem Schreibstil präsentiert sich die Handlung voller Witz, der manchmal etwas überzogen oder überstrapaziert wirkt, insgesamt für mich aber gelungen ist. Humor ist natürlich immer auch eine Frage des persönlichen Geschmacks, aber ich denke, wer Slapstick mag, der ist hier an der richtigen Adresse - und ab und zu genieße ich solche Bücher voller aberwitziger Szenen, die einfach nur für gute Laune sorgen. Ich habe hier so manches mal gekichert oder auch herzlich gelacht, denn einige Szenen liefen filmreif vor meinem inneren Auge ab.

Ein Buch, das durchaus für kurzweilige und überaus unterhaltsame Lesestunden sorgen kann, wenn einem diese Art von Humor zusagt. Ich persönlich habe das Buch mit einem Grinsen im Gesischt nach der letzten Seiten zugeschlagen. Gerne mal wieder mehr davon!


© Parden




















Die Verlagsgruppe Droemer Knaur schreibt über die Autorin:


Claudia Brendler ist Autorin, Musikerin und als Comedienne Teil des bekannten Duos „Queens of Spleens“, das bereits in zahlreichen Fernsehsendungen (unter anderem „Ladies Night“, „Ottis Schlachthof“ oder „Spaß aus Mainz“) zu Gast war. Claudia Brendler lebt und arbeitet in Frankfurt.

übernommen von der Verlagsgruppe Droemer Knaur



Donnerstag, 21. April 2016

Brendler, Claudia: Heimathafen



Der originelle Prolog zum urkomischen Roman »Dösende Möwen«!

Schauspielerin Clara ist auf der Flucht vor ihrem exzentrischen Geliebten, Schlagersänger Hansjörg versucht, der Mafia zu entkommen, und für den sexuell frustrierten Valentin ist es überall besser als zuhause. In »Heimathafen«, dem originellen Prolog zu ihrem urkomischen Roman »Dösende Möwen«, erzählt Claudia Brendler in wunderbar skurrilen Szenen von Hähnen, Schildkröten und Schamanen, vom Abreisen und Ankommen, vom Flüchten und Suchen, von schwerem Gepäck und großen Erwartungen. Für Freunde des skurrilen Humors!


(Klappentext Verlagsgruppe Droemer Knaur)


  • Format: Kindle Edition
  • Dateigröße: 494 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 48 Seiten
  • Verlag: Knaur eBook; Auflage: 1 (28. Februar 2014)
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Deutsch

















PROLOG ZU 'DÖSENDE MÖWEN'...



Der Prolog zum Roman 'Dösende Möwen' schildert die Situation der Hauptcharaktere der Handlung kurz vor Beginn der Kreuzfahrt zum Nordkap. Was man diesem Prolog zugute halten muss, ist die Tatsache, dass es eine kostenlose Zugabe ist, die es ausschließlich als eBook gibt.

Ansonsten stelle ich mir schon die Frage, wofür solch ein Prolog überhaupt notwendig ist. Liest man ihn VOR dem eigentlichen Roman (was das Wort 'Prolog' ja durchaus impliziert), hat der Leser noch gar keinen Bezug zu den Charakteren - und bekommt ihn hier auch ganz gewiss noch nicht. Die kurzen Episoden wirken eher wirr, die Charaktere einfach nur merkwürdig, und die Funktion als 'Appetitanreger' wird dadurch kein bisschen erfüllt. Liest man den Prolog aber NACH dem Roman, ist es ja im Grunde kein Prolog mehr - und im Nachhinein zu erfahren, was die Personen vor der Reise veranstaltet haben, sorgt jetzt auch nicht gerade für 'Spannung Deluxe'...

Für mich persönlich ist dieses kurze Zusatzbüchlein also weder sinnvoll noch notwenidg oder auch nur unterhaltsam, so dass ich hier keine Empfehlung aussprechen kann.


© Parden



















Die Verlagsgruppe Droemer Knaur schreibt über die Autorin:


Claudia Brendler ist Autorin, Musikerin und als Comedienne Teil des bekannten Duos „Queens of Spleens“, das bereits in zahlreichen Fernsehsendungen (unter anderem „Ladies Night“, „Ottis Schlachthof“ oder „Spaß aus Mainz“) zu Gast war. Claudia Brendler lebt und arbeitet in Frankfurt.

übernommen von der Verlagsgruppe Droemer Knaur

Dienstag, 19. April 2016

Doerr, Anthony: Alles Licht, das wir nicht sehen




In seinem Roman erzählt Anthony Doerr kenntnisreich und in einer wunderschönen Sprache, kunstvoll miteinander verwoben, die Geschichte zweier Jugendlicher im Zweiten Weltkrieg, der blinden Marie-Laure, die mit ihrem Vater aus dem besetzten Paris nach Saint-Malo flieht, und des jungen Waisen Werner, der in der Wehrmacht eingesetzt wird. Unaufhaltsam treibt die Geschichte sie aufeinander zu, spannend, labyrinthisch und atemlos.

(Klappentext btb Verlag)


  • Taschenbuch: 528 Seiten
  • Verlag: btb Verlag (11. Juli 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • Übersetzung: Werner Löcher-Lawrence
  • ISBN-10: 3442749859
  • ISBN-13: 978-3442749850
  • Originaltitel: All the Light We Cannot See

















VIELSCHICHTIG, PHILOSOPHISCH, BILDGEWALTIG...



Saint-Malo

2015 bekam dieses Buch den Pulitzer-Preis für Literatur zugesprochen, was beinahe logisch war, da Anthony Doerr mit "All the Light We Cannot See" in den USA einen überragenden Erfolg gefeiert hat. Doch auch hierzulande hat es der Roman auf die Bestsellerlisten geschafft - und zahlreiche positive Rezensionen haben mich letztlich neugierig werden und zum Buch greifen lassen.

Die Erzählung spielt im Wesentlichen auf drei Ebenen zu unterschiedlichen Zeiten und an verschiedenen Orten. So erhält der Leser Gelegenheit, die beiden Hauptcharaktere - das französiche Mädchen Marie-Laure LeBlanc sowie den deutschen Jungen Werner Hausner - kennenzulernen und von Kindesbeinen an ab 1934 in ihrer Jugend zu begleiten. Das wundervolle ist: Kindern steht die Welt offen, ungezählte Möglichkeiten bieten sich ihnen, nichts ist undenkbar. "Was du alles sein könntest", ist dementsprechend ein Satz, der in diesem Roman immer wiederkehrt. Doch die Lebensbedingungen und die Umstände der Zeit lassen die Zahl der Möglichkeiten rasch schwinden, führen auf eine Spur, die keine Rücksicht nimmt auf Träume, Wünsche, Talente - und Werte. Marie-Laure und Werner wachsen zu einer Zeit auf, in der Hitler in Deutschland die Macht ergreift und geraten schließlich auch in die Wirren des Zweiten Weltkrieges.

Marie-Laure erblindet im Alter von sechs Jahren und lebt mit ihrem Vater in Paris. Dieser arbeitet im 'Muséum National d'Histoire Naturelle', wohin er seine kleine Tochter häufig mitnimmt. Um ihren Orientierungssinn zu schärfen, unternimmt der Vater mit Marie-Laure tägliche Spaziergänge durch das Pariser Viertel, in dem sie wohnen und fordert das Mädchen stets von einem anderen Startpunkt aus auf, nach Hause zurückzufinden. Aus anfänglicher Verzweiflung wird zunehmende Sicherheit, so dass sich Marie-Laure schließlich kaum noch hilflos fühlt. Auch sonst bemüht sich der Vater sehr darum, seine Tochter in Welten einzuführen, die ihr ansonsten womöglich verschlossen blieben. So erkundet sie ganze Abteilungen in dem Museum, wobei es ihr vor allem die Muscheln und Schnecken angetan haben, die sie erstasten kann. An Geburtstagen hat das Mädchen knifflige Rätsel zu lösen, und immer wieder einmal gibt es ein neues Buch von Jules Verne in Blindenschrift. Als Paris von den Deutschen besetzt wird, flieht der Vater mit Marie-Laure in die Bretagne nach Saint-Malo, zu einem kauzigen Onkel, der in der Stadt am Meer ein großes Haus bewohnt. Mit sich führt der Vater den wohl kostbarsten Schatz des Museums: einen wertvollen, sagenumwobenen Edelstein, das 'Meer der Flammen'.


"Das Gehirn ist natürlich in völlige Dunkelheit eingeschlossen, Kinder. Es treibt in klarer Flüssigkeit im Inneren des Schädels, nie im Licht. Und doch leuchtet die Welt, die es in unseren Gedanken schafft. Sie fließt über mit Farbe und Bewegung. Und wie, Kinder, erschafft uns das Gehirn, das ohne einen Funken Licht lebt, diese helle, strahlende Welt? (...) Öffnet eure Augen und seht was ihr sehen könnt, bevor sie sich für immer schließen."


Werner lebt mit seiner jüngeren Schwester in einem kleinen Waisenheim im Ruhrgebiet, nachdem sein Vater beim Bergbau verschüttet wurde. Durch ihre französische Erzieherin lernen die beiden Kinder auch etwas Französisch, wodurch sie Radiosendungen verfolgen können, auf die sie eines Tages zufällig auf ihrem selbstgebauten Weltempfänger stoßen. Die wissenschaftlichen Sendungen, kindgerecht aufbereitet, wecken bei Werner die Neugierde. In einem Notizbuch sammelt er Fragen über die Welt und das Leben, von denen er sich eines Tages erhofft, die Antworten zu finden. Neben der Neugierde zeichnet Werner aber auch eine außerordentliche Intelligenz aus sowie ein technisches Talent, das sich in der Nachbarschaft herumzusprechen beginnt. Schließlich wird ein hochrangiger Nationalsozialist auf den Jungen aufmerksam - und verschafft ihm einen Platz in Schulpforta, einem Internatsgymnasium zur Förderung Begabter. Dort werden allerdings nicht nur Talente gefördert, sondern auch nationalsozialistisches Gedankengut gehegt und eingeimpft. Werner gerät in eine Maschinerie, die er nicht aufzuhalten vermag, und selbst als er der Schule durch einen vorzeitigen Eintritt in eine Spezialeinheit der Wehrmacht  entkommen kann, entflieht er damit nicht der gnadenlosen Ideologie. Feindsender von Widerstandskämpfern sollen von ihm und seiner Einheit aufgespürt werden - in Russland, Polen, Österreich und schließlich: in Saint Malo in Frankreich.

Während der Leser Marie-Laure und Werner in den Jahren ihres Heranwachsens begleitet, gibt es einen dritten Erzählstrang, der 1944 in Saint-Malo spielt. In eben dem Ort, in dem Marie-Laure nach wie vor lebt und in dem ihr Onkel über einem Sender die Résistance mit Daten versorgt. Und in demselben Ort, in den Werners Einheit schließlich vorgedrungen ist, um eben jenen Sender ausfindig und die Betreiber unschädlich zu machen. Als die Bomber der Alliierten im August 1944 über Saint-Malo auftauchen, ist Werner noch genau fünf Straßen von Marie-Laure entfernt...

Eine vielschichtig und kunstvoll gewobene Erzählung präsentiert Anthony Doerr hier. Perspektiven, Zeitebenen, Themen unterschiedlichster Art wechseln einander ab, ohne dass es wie ein unangemessener Bruch wirkt und ohne dass ein Detail unpassend dominiert: ein Kaleidoskop kleiner Momentaufnahmen. Wie die Wellen des Meeres überlagert dabei jede Bewegung der Erzählung das Vorherige - und doch sind die Schichten darunter nur überdeckt, nicht aber verschwunden. Alles ist miteinander verwoben, und jeder Erzählstrang steuert schließlich auf das Geschehen 1944 in Saint-Malo zu, wo Lebenswege sich kreuzen - wie und auf welche Art auch immer.

Bildgewaltig kommt die Erzählung daher, philosophisch durchzogen der Text, poetisch oftmals die Sprache. Auch wenn sich der Roman viel Zeit lässt beim Erzählen, sorgen die vielschichtige Handlung, die komplexe Entwicklung der Charaktere sowie die realitätsnahen Beschreibungen des Kriegsalltags mit authentischem Zeitkolorit  trotz einiger Längen dafür, die Spannung aufrechtzuerhalten und lassen den Leser neben all der Brutalität und den Schrecken auch Oasen der Menschlichkeit erleben. Ein kleines Licht in dunkler Zeit.

Beeindruckend.


© Parden









Der btb Verlag schreibt über den Autor:

Anthony Doerr, 1973 in Cleveland geboren, gilt seit der Veröffentlichung des Erzählbands "Der Muschelsammler" 2002 als literarisches Talent. Für "Alles Licht, das wir nicht sehen" wurde er unter anderem mit dem renommierten Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Das Buch stand auf Platz eins der New York Times Bestsellerliste. Für seine Erzählungen hat er bislang vier Mal den renommierten "O. Henry Prize" erhalten. Im Jahr 2007 wurde Anthony Doerr von der britischen Literaturzeitschrift "Granta" auf die Liste der "21 Best Young American Novelists" gesetzt. Er lebt mit seiner Frau und zwei Söhnen in Boise, Idaho.

übernommen vom btb Verlag