Samstag, 13. Februar 2016

Winner, Jonas: Die Zelle

Wie viele Morde sah die Zelle?

Berlin! Die Beschreibung der Stadt auf Seite 1 liest sich wie das Berlin in den 50zigern. Doch nein. Der Autor schreibt das Jahr 2016 und blickt zwanzig Jahre zurück.



Eine Familie zieht nach Berlin. Vom London. Der Vater Komponist, die Mutter Sängerin. Sie haben zwei Söhne und ein Au-Pair-Mädchen. Die Familie zieht in eine Villa nach Grunewald. Großer Garten mit Pool. Es sind Ferien. Sammy, 11 Jahre alt, weiß nicht, was er mit sich anfangen soll. Auf dem Grundstück findet er eine Hütte. Diese führt zu einem unterirdischen gruseligen Gang. In diesem befindet sich unterirdisch eine Bowlingbahn aus amerikanischen Besatzungszeiten. Ein alter Schallplattenspieler. Elvis. Es ist das Jahr 1996…

Zwanzig Jahre später. Sam Grossman, New York, gehen die Geschehnisse damals nicht aus dem Kopf. Das Mädchen, welches er in der unterirdischen, mit Planen auskleideten Zelle fand und das dann weg war. Der Vater, den er gesehen hat, wie er in die Hütte geht. Und der Teddybär, der immer wieder auftaucht. Sein Vater, welcher Filmmusiken für Filme komponiert, welche nur auf Video erscheinen und der einen abgehetzten, erfolglosen Eindruck macht. Sein Bruder, der es mit dem Au-Pair-Mädchen treibt. Zuviel für den empfindsamen, belesenen Elfjährigen. Er rennt los und erzählt alles der Polizei.

Doch dann lernt er Marina kennen. Im Nachbargrundstück. Gleichaltrig. Sie versteht den Jungen…

Im Jahr 2016 fliegt Sam Grossman nach Berlin…




Grunewald © by google.maps

* * *

Es war nicht zu viel versprochen: Spannung pur. Undurchsichtig. Gab es einen Mord? Oder war alles nur Einbildung? Wer hier ist eigentlich verrückt oder wahnsinnig? Jonas Winner treibt den Leser, die Leserin von einer Seite des Spielfeldes auf die andere. Gruselig, manchmal horrormäßig, eklig, blutig…

Was habe ich nun eigentlich gelesen? Einen Thriller? Ein Horrorthriller? Irgendwie hab ich so Szenen aus Das Schweigen der Lämmer (Harris) vor mir. Einen Psychothriller, wie es auf der Umschlagseite steht? Letzteres scheint zu stimmen und wird durch das Ende bestätigt. Ein toller Trick, das Buch zu beenden und dann plötzlich Auszüge aus Protokollen. Der Thriller hätte sogar ohne diese gewirkt, den Leser verstörter sitzen zu lassen, was zum Buch gepasst hätte.

Solche Romane sind eigentlich nicht mein Ding, aber die Verlosung bei Lovelybooks.de reizte mich und gestern lag das Buch im Briefkasten. Gestern! Ja, ich habe nur bis heute gebraucht. Denn es stimmt, man kann das Taschenbuch kaum aus der Hand legen.

Es war meiner Ansicht nach wohl schwierig, den erwachsenen Sam die Geschichte des 11jährigen Sammy erzählen zu lassen. Mal wirkt der Junge sehr erwachsen dann wieder wie ein Kind, das er ja ist. Die Eltern allerdings reden, zum Beispiel als die Geschehnisse immer abgrundtiefer werden, mit ihrem Jungen überhaupt nicht kindgerecht. Erklärt doch der Vater seinem Sohn, warum er diese Psychopharmaka jetzt nehmen soll und wie diese wirken. Okay, insbesondere die vom Job voll beanspruchte Mutter ist wohl überfordert… Es wäre etwas besser gewesen, wenn entweder Sammy erzählt, was wohl beabsichtigt war, oder eben Sam. Dann aber hätte dies konsequenter sein können, entweder der Erwachsene oder das Kind. Dem Thriller selbst hat das wohl nicht geschadet, mir viel es etwas seltsam auf.

* * *
Foto Facebook
Jonas Winner, Doktor der Philosophie, arbeitete als Journalist und Redakteur, sowie für das Fernsehen. Er gehört zu der seltenen Spezies, die es geschafft hat, einen Bestseller durch Selfpublishing heraus zu bringen.

 Großen Dank für das Exemplar an Jonas Winner. (Ist der Nachname vielleicht ein Pseudonym?




DNB / Droemer Knaur / 2016 / ISBN: 978-3-426-51276-0 / 336 Seiten
Webseite von Jonas Winner


© KaratekaDD




1 Kommentar:

  1. Das ist ja eher selten, dass Du Dich bei Lovelybooks für eine Leserunde bewirbst... ;) Schön, dass Duch Dich manchmal auch verlocken lässt...

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