Dienstag, 26. Januar 2016

Goldammer, Frank: Abstauber

Ein Dialog in der letzten Woche beim Mittagessen mit einem Kollegen, frei wiedergegeben:

Er: "Bloß gut, dass die Bundesliga morgen wieder beginnt."
Ich: "Ich lese da gerade einen Roman, der spielt vor und während der EM in Polen und der Ukraine."
Er: "Ja und?"
Ich: "Der Bundestrainer sollte in Dresden ermordet werden. Es ermittelt ein Hauptkommissar der Mordkommission, der Fußball hasst."
Er: "Was willst du damit sagen?"
Ich: "Den Hauptkommissar mag ich irgendwie."

Schweigen!
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Letztes Testspiel vor der Europameisterschaft. Gegen die Slowakai. In der Glücksgasarena. Die Dresdner nennen es aber wie immer schon das Dynamo-Stadion. Dynaaaaaaaamoooooo!!!!

Aber Dynamo ist gerade nicht dran, denn der Staufenbergallee fallen Schüsse. Nicht allzuweit weg von der Liegenschaft der Bereitschaftspolizeiabteilung, aber noch vor dem Hechtviertel. Geschossen wird auf den schwerreichen, ziemlich egozentrischen, ewig kaugummikauenden Bundestrainer namens Ehlig. Doch sitzt der nicht auf dem Beifahrersitz, er fährt selbst. Es stirbt der Fahrer Jansen, der Bundestrainer wird verletzt. Es ermittelt die Mordkommission. Hauptkommissar Tauner und Hauptkommissar Uhlmann. Es hilft Pia, die eigentlich nur Schreibkraft ist, von Frank Goldammer aber ganz schön befördert wurde. Spuren wertet Martin aus. Die Ermittlung leitet die Staatsanwältin Dickwachtel. Äh, Frau Diekmann-Wachtel.
Hier folgt der Versuch einer Tatortskizze. Daneben finden sich Auszüge aus dem "Vernehmungsprotokoll". Man könnte auch Zitat dazu sagen.

© google.map


So also der Tathergang in der Schilderung des Bundestrainers. Über zwei Kreuzungen ist er noch gefahren. Also über die Königsbrücker Straße und dann die Hans-Oster-Straße. Der Haltepunkt könnte hinter dem Prießnitzgrund gewesen sein. Da finden Kinder später die Tatwaffe, die der Täter in den tiefen Prißnitzgrund geworfen hat. Aber hat er sie geworfen, oder hat er sie deponiert? In einer Zellophantüte?? Mit den Fingerabdrücken des DFB-Präsidenten drauf?

Es wird immer verworrener. Das Navi hat doch bestimmt erst am Waldschlößchenareal was von links abbiegen gefaselt, der BT wollte eigentlich auf den Weißen Hirsch, obwohl, 2012 war am Waldschlößchen fast alles noch Baustelle. Verwirrend. Jedenfalls geraten nun gleich mehrere Leute unter Mordverdacht. Der DFB-Präsident. Einer, der auch mal BT werden sollte. Der zweite Torhüter. Und was für eine Rolle spielt eigentlich der junge Kommissar aus dem LKA? Eine Karriere, da schüttelt es einen.

(Kleiner Hinweis an den KHK Tauner: Der Täter hätte mit einem Nachtsichtgerät das Auto, welches auf der dunklen Stauffenbergallee um die beiden Kurven fuhr, nicht erkennen können. Er wäre geblendet gewesen. Außerdem wäre das NSG wohl zerstört wurden durch das Licht der Scheinwerfer, zumindest aber unbrauchbar gewesen.)



© google.map
Ein Weile später geschieht noch ein Mord. Auf der Wilsdruffer Straße auf Höhe Altmarkt. Der verhinderte Möchtegernbundestrainer gerät unter bzw. über einen schwarzen Audi, der darauf gewartet hat, dass er den Fuß auf die Straße, vom Altmarkt kommend, setzt.

Das der Audifahrer auf der schmalen Fahrbahn aus Richtung Postplatz kommend so zielgerichtet einen Typen umfährt, von dem er gar nicht so genau weiß, ob und wann er die Fahrbahn betritt, ist ein weiteres Rätsel. Vor allem, wenn man die Verkehrssituation an dieser Stelle selbst gut kennt. Hatte er Komplizen?


Rätsel über Rätsel. Tauner ist sauer: Scheiß Fußball, scheiß Alkohol, scheiß Scheidung...


* * *

Schluß mit der Rätselei. Der nächste Leser soll ja auch noch was zu rätseln haben. Es ist spannend. Man könnte meinen, der Tauner entspricht genau dem Klischee. Aber dies tut er nicht. Man hat ihm vor wenigen Jahren einen Tumor aus dem Kopf operiert. Dies führt eigentlich zu einer Schwerbehinderung. Bei Tauner führt es zu andren Problemen. Dies unterscheidet ihn von sonstigen Buch- und Filmhelden. Unorthodoxe Ermittlungs- und Vernehmungsmethoden sind da bloß ein Teilchen...

* * *


Das Taschenbuch aus der Hand zu legen fällt schwer. Frank Goldammer schreibt unkompliziert mit guten dialogen, besonders wenn es um Gespräche der Kollegen geht und wenn es gilt, einem TV das Leben schwer zu machen. Am Ende kommt alles etwas anders. Zwischendurch dachte man, dat isser! Aber denkste! Und plötzlich: Isser´s doch?

Es macht Spaß, der Mordkommission durch die eigene Heimatstadt zu folgen. Nun ist mir wohl endgültig klar geworden, warum die Regionalkrimis so boomen. Ist bei mir ja nicht anders. Und wenn man den Frank Goldammer dann noch kennen gelernt hat auf der Schriftgut...

Nur zu empfehlen und nicht nur Dresdner, aber vor allem natürlich diesen.




Bis hierhin dauert es noch eine Weile, denn noch ist 2012

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DNB / Gmeiner-Verlag / Meßkirch 2012 / ISBN: 978-3-8392-1250-9 / 305 S.

© KaratekaDD






3 Kommentare:

  1. Sehr cool rezensiert! Ich habe bereits einen Tauner-Krimi gelesen, aber... richtig reizen tut er mich nich :-)

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    1. Der Knabe ist gewöhnungsbedürftig, entspricht aber auch nicht dem Klischee der herkömmlichen Tatortkommissare.

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  2. Tolle Buchbesprechung, da schließe ich mich an! :)

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