Sonntag, 9. August 2015

Jordan, Ricarda: Der Eid der Kreuzritterin

Auf der Suche nach diversen Stichpunkten zum Thema Hildegard von Bingen stieß ich unter den "alten" Buchgesichterbeiträgen auf die folgende Rezension vom 05.12.2009. Nur das Bild ist neu.

Außerdem steht ja noch vieles "Mittelalterliches" aus. 

* * *

Von allen Kreuzzügen ist am wenigsten von dem so genannten Kinderkreuzzug bekannt. Ab dem Sommer 1212 zogen einmal von Köln und einmal aus Frankreich kommend, tausende Kinder und Jugendliche, meist sehr Arme, die nichts mehr zu verlieren hatten aus, um nur mit Gebeten Jerusalem von den Sarazenen zu befreien. Die Franzosen dachten, dass, wenn sie Marseilles erreichten, Jesus das Meer teilen würde und sie trockenen Fußes nach Outremer, die Terra Sanctum, als in das heilige Land ziehen können.

Die Deutschen zogen einem kleinem Jungen namens Nikolaus hinterher und über die Alpen entweder über den Gotthart Pass oder den Cenis Pass. Tausende und abertausende kamen dabei um. Zwanzigtausend sollen es gewesen sein. Einige erreichten auch das Mittelmeer, doch teilen wollte es sich nicht.

Die Geschichten des deutschen Kreuzzuges erzählt die Autorin, deren Hauptfiguren zwei Edelfräulein sind. Gisela, erzogen am Minnehof in Meißen, flieht vor der arrangierten Zwangsheirat. Konstanze flieht als heilkundige Novizin der Benediktinerinnen von Rupertsberg, dass Kloster, in dem Hildegard von Bingen einhundert Jahre vorher wirkte.

Ihre Erziehung und ihr kleines Vermögen sowie die Heilkundigkeit der ehemaligen Novizin retten einigen Kinder während des mörderischen Zuges das Leben.
Sie kommen nach Genua und dann auch nach Sizilien an den Hof des Staufferkönigs (Kaiser Friedrich II). Auch ihre Liebe finden sie unterwegs. Gisela liebt den Ritter Armand, der, aus Outremer kommend, für die Tempelritter den Kreuzzug beobachtet und berichtet.
So kommt er einer groß angelegten Verschwörung auf die Spur, die historisch allerdings nicht nachzuweisen ist, aber möglich gewesen sein könnte.

Ritter, Turniere, Minnedienst, Abenteuer, was will man mehr. Ricarda Jordan gelingt es, Geschichte vor unseren Augen lebendig werden zu lassen. Der Roman ist also auf jeden Fall eine Bereicherung für Liebhaber historischer Romane.

Mit Fortschreiten des Kreuzzuges steigt die Spannung, ob denn wenigstens die Mädchen und ihre Freunde ihre Ziele erreichen werden. Dem Kreuzzug stehen sie skeptisch gegenüber.
Die Gegensätze des Abend- und des Morgenlandes, Islam und Christentum, Einfachheit und Kargheit selbst der deutschen Fürstenhöfe gegenüber denen in Italien und dann im Orient werden anschaulich dargestellt. Die höfische Kultur des Minnedienstes, in der die Ritter den Damen Höflichkeit und Ehre erweisen, Dichter, Kämpfer und Künstler sind, wird dem Leser nahe gebracht. Es hat sie wohl doch gegeben, die Parsivals, die Tristans, die Isoldes und die Genevere´s.

(2009)

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Quelle
Dies war eine Bertelsmann-Ausgabe und Ricarda Jordan (Pseudonym) schreibt zu diesem Buch in einer Art Leserbrief:

"Ich kann Ihnen auf jeden Fall viel Spannung versprechen, aber auch viel Gefühl und einen Einblick in die faszinierende Gedanken- und Glaubenswelt des Mittelalters. Ich denke, Sie werden meine klugen und furchtlosen Kreutritterinnen lieben - und mit ihnen empfinden, wenn es um Liebe und Gefahr geht, um Betrug und Leidenschaft." 

Ich denke, damit hat die 1958 in Bochum geborene Schriftstellerin nicht zu viel versprochen. Außerdem kommt sie vom Fach, denn sie studierte Geschichte und Literaturwissenschaft und promovierte auch über das Mittelalter.


► RM Buch und Medien / Lübbe GmbH / Bergisch-Gladbach 2009 / ISBN: 978-3-404-16480-6 /  541 S. /  DNB

© KaratekaDD 

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