Samstag, 13. Juni 2015

Doctorow, Cory: Little Brother


Terroristen sprengen die Oakland Bay Bridge in die Luft. Der begeisterte Gamer Marcus ist mit seinen Freunden zur falschen Zeit am falschen Ort und gerät in Verdacht. Tagelang werden sie verhört und schikaniert. Als Marcus freikommt, hat sich San Francisco in einen Überwachungsstaat verwandelt: Jeder Bürger – ein potenzieller Terrorist. Menschenrechte – zweitrangig. Freiheit – ein 'Sicherheitsrisiko'. Mit Hilfe subversiver neuer Medien organisieren er und seine Freunde sich zu einer 'Gamer-Guerilla' – ihr Ziel: der Sturz der Regierung...

Ich empfehle »Little Brother« mehr als jedes andere Buch, das ich dieses Jahr gelesen habe. Ich glaube, es kann Leben verändern. Denn einige Jugendliche, vielleicht nur einige wenige, werden nicht mehr dieselben sein, nachdem sie das Buch gelesen haben. Vielleicht verändern sie sich politisch, vielleicht technologisch. Vielleicht wird es einfach nur das erste Buch sein, das sie lieben. Vielleicht wollen sie darüber diskutieren und sind nicht damit einverstanden. Ich weiß es nicht. Das Buch macht, dass ich sofort wieder dreizehn sein möchte um es zum ersten Mal zu lesen. Und dann würde ich rausgehen und die Welt besser oder anders oder seltsamer machen. Es ist ein wunderbares, ein wichtiges Buch. --- Neil Gaiman


 
  • Taschenbuch: 496 Seiten
  • Verlag: rororo; Auflage: 3 (1. November 2011)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3499257823
  • ISBN-13: 978-3499257827












 BIG BROTHER IS WATCHING YOU. WHO'S WATCHING BACK?

 


Marcus ist ein ganz normaler 17Jähriger, der sich für Computerspiele und die Welt des Internets begeistert, wobei er durchaus Hackerqualitäten an den Tag legt. Schule, Freunde und PC, das ist es, worum sich sein Leben im Wesentlichen dreht. Das Aufregendste daran sind manchmal nicht ganz legale Computerspiele, die ihm und seinen Freunden aber den besonderen Kick bieten.
Auf dem Weg zu einem Event kommt es zu tumultartigen Szenen, als Explosionen ertönen. In dem herrschenden Chaos werden Marcus und seine Freunde inhaftiert, ohne zu wissen, was überhaupt los ist - und erleben die schrecklichsten Tage ihres Lebens.


"Der Mann, der hineinkam, trug eine Militäruniform. Eine U.S.-Militäruniform. Er grüßte die Leute im Truck, und sie grüßten zurück, und da war mir klar, dass wir gar nicht Gefangene irgendwelcher Terroristen waren - ich war ein Gefangener der Vereinigten Staaten."



Gefoltert und stundenlangen Verhören unterzogen, gewährt Marcus seinen Peinigern schließlich Einblick in die Geheimnisse seines bisherigen Lebens. Und kommt letztlich doch wieder frei. Und ist entsetzt, was in der Zwischenzeit geschehen ist. Mit seiner Stadt. Mit den Medien. Mit seiner Schule. Mit seinen Eltern. Nach dem Terroranschlag leben alle in einem totalen Überwachungsstaat.
Fast als Einziger erkennt Marcus die Gefahren einer Welt, in der die soziale Toleranz für abweichende Gedanken vollends verloren geht. Wenn die Freiheit einem Verfolgungswahn geopfert wird, Sicherheitssysteme, Kryptographie, Verhöre und Durchsuchungen zum Alltag werden. Doch Marcus ist nicht bereit, die Freiheit eines ganzen Landes schwinden zu sehen. So ist er nicht erzogen worden, die alten Werte können doch nicht einfach durch Unmenschlichkeit ersetzt werden?! Er beginnt sich zur Wehr zu setzen - mit seinen Mitteln. Seine Waffen: der PC und ein geheimes Netzwerk. Ein Rebell im Untergrund, Widerstand auf der Datenautobahn, immer in der Furcht vor Entdeckung und Verrat...

Ein wichtiges und überaus aktuelles Thema ist hier jugendgerecht in Szene gesetzt worden, zeigt  die düstere Vision eines modernen Überwachungsstaates, wie er jederzeit tatsächlich in unserer heutigen Zeit entstehen könnte. Ein politisches Buch, das aufrüttelt - auch und gerade die Jugend, die oftmals eher unkritisch heranwächst (so zumindest mein Eindruck). Die Gefahren eines gläsernen Menschen werden hier überaus anschaulich dargesetellt, und Marcus bietet in seinem Handeln und seiner Haltung eine gute Identifikationsfigur.
Die technologischen Abhandlungen sind es, die mich persönlich etwas gestört haben. Natürlich ist mir klar, dass die Handlung dieses Buches ohne Technologie nicht möglich wäre, und ebenso deutlich ist, dass manche Details zum besseren Verständnis erläutert werden müssen. Mir war es einfach oft zu ausschweifend, zu detailliert - und da ich mich technologisch eher zu den'Grundschülern' zähle, empfand ich diese Passagen als langatmig und z.T. trotz allen Bemühens auch als unverständlich. Geeigneter scheint das Buch tatsächlich für Jugendliche zu sein, die auch dem ganzen 'Technikkram' gegenüber nicht abgeneigt sind und selbst großes Interesse daran haben.

Ein wichtiges Buch, ein interessantes Buch - nur ich gehöre hier wohl nicht ganz zur angepeilten Zielgruppe. Dennoch empfehlenswert!



© Parden

























Cory Doctorow (* 17. Juli 1971 in Toronto, Ontario) ist ein kanadischer Science-Fiction-Autor, Journalist und Blogger. Er gewann 2000 den John W. Campbell Award als bester neuer Autor.

Als Kind trotzkistischer Eltern wuchs Doctorow in einem Aktivisten-Haushalt auf. Schon als Kind kam Doctorow mit nuklearer Abrüstung und Greenpeace-Kampagnen in Berührung. Seinen Schulabschluss machte er an der anarchistischen SEED School, einer "freien Schule" in Toronto, und besuchte vier Universitäten ohne Abschluss. 2005 ist er einer der Mitgründer der Open Rights Group in England, die sich, ähnlich wie die EFF, unter anderem für eine Liberalisierung des Urheberrechts, gegen Digitale Rechteverwaltung und für den Datenschutz engagiert.

Quelle Text und Bild


2 Kommentare:

  1. Soeben eBook gekauft. Bin gespannt.
    Vielleicht lebt das Buch auch deswegen, weil die Technikbeschreibungen es für viele erst interessant macht? - Du weißt, ich bin manchmal auf Contra aus ;)

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  2. Lese ich gerade. Jugendbuch. Tatsächlich etwas techniklastig, aber noch verständlich.

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