Dienstag, 30. Juni 2015

Fogel, F. Vanessa: Hertzmann's Coffee


Hertzmann’s Coffee ist eine bewegende Familien- und Unternehmensgeschichte, eine Geschichte aus New York, Berlin und Caracas, und nicht zuletzt eine Liebesgeschichte – bildreich, berührend und voller Humor.
Selten passt die Bezeichnung „bezaubernd“ so treffend zu einer Geschichte und dem Charme, wie sie erzählt ist, wie hier: Yankele Hertzmann hat mit Kaffee gehandelt und ein Imperium errichtet, seine Frau Dora ist mit ihm durch alle Höhen und Tiefen des Lebens gegangen. Jetzt ist es an der Zeit, die Firma an die Kinder zu übergeben.
Bei einem Familientreffen kommt es zum Eklat, zum Streit um das Erbe. Und plötzlich tun sich Brüche und Abgründe in der Familie auf. Über die Vergangenheit wurde nie gesprochen; happy families don’t have a history – das ist Doras und Yankeles Credo, daran haben sie sich immer gehalten.
Doch der Bruch mit den Kindern setzt etwas frei in Hertzmann. Er hat von YouTube gehört. Von sehr persönlichen Filmen im Netz. Und er fasst einen Entschluss. Nachts setzt er sich, allein in seinem Studio, vor eine Videokamera – und erzählt. Und auch dies: bezaubernd.






  • Schutzumschlag, Lesebändchen, Leinen, geprägt, Umschlaggestaltung von Angelika Richter, 312 Seiten.
  • Aus dem amerikanischen Englisch von Eva Bonné.
  • Büchergilde Gutenberg
  • Preis für Mitglieder 18,95 €, Originalverlagspreis 22,90 €
  • Artikelnummer: 167743
  • Erschienen:2015











Das Buch erschien auch im Weissbooks Verlag und ist so über alle gängigen Buchhandlungen zu erhalten.

  • Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
  • Verlag: Weissbooks; Auflage: 1 (23. Juli 2014)
  • Sprache: Deutsch
  • Übersetzung: Eva Bonné
  • ISBN-10: 3863370430
  • ISBN-13: 978-3863370435


        










 BERLIN, CARACAS, NEW YORK...

 


Dieser Roman spannt weite Bögen - geografische ebenso wie zeitliche und thematische. Zwischen Berlin, Caracas und New York erzählt Vanessa F. Fogel Geschehnisse aus der Zeit Hitlers bis heute und kreist dabei rund um das Thema 'Familie'. Das Überleben des Holocaust und danach ist dabei ebenso Gegenstand der Erzälung wie die Konflikte zwischen den Generationen und zwischen Geschwistern. Und die Familie ist dabei das Konstrukt, das alles zusammenhält, das allem eine Bedeutung verleiht.


"Ich habe nie an Geister geglaubt", sagte sie, "bevor ich mit dir und deiner Mutter zusammen war." Damals wusste ich nicht, wie sie das meinte, aber heute weiß ich es. Mit uns zusammen zu sein hieß, mit den Geistern unserer Verstorbenen zusammen zu sein, mit den Geistern unseres vergangenen Selbst, jener Version von uns, die wir einzig und allein im Familienkreis sind. (S. 65)


Die Geschichte beginnt in New York, an einem 1. April. Anlässlich der Geburtstagsfeier Doras kommt die Familie Hertzmann an diesem Tag zusammen - und wird von einer Mitteilung Yankeles überrollt. Er, der mittlerweile bereits über achzig Jahre alt die Geschäftsführung des Kaffeeimperiums schon vor Jahren aufgegeben und in die Hände seiner Kinder Jasmin und Leonard gelegt hat, bestimmt nun, dass künftig der jüngste seiner Söhne diese Aufgabe übernehmen wird. Ausgerechnet Eliot, der nie aufgehört hat, nach sich selbst zu suchen, und dabei nach und nach ein paar Coffeeshops in Amsterdam übernommen hat, soll nun die Geschäfte von 'Hertzmann's Coffee' leiten? Die Aufregung ist groß, man geht im Streit auseinander - und die Wahrscheinlichkeit wächst, dass die Firma, der Augapfel Yankeles, über diesen Streitigkeiten zerschlagen wird.

Keine einfache Situation - und weil er jetzt nachts sowieso nicht mehr schlafen kann, verlegt sich Yankele in den schlaflosen Stunden aufs Filmen. Er hat etwas erfahren von einem Begriff namens "YouTube", wo er wohl in einer Art privatem Fenersehkanal sein eigenes Programm gestalten kann. Und er gestaltet. Und redet sich von der Seele, was seit Jahrzehnten ungesagt blieb.


Ich sagte zuerst nichts, denn ich wollte das Versprechen, das wir einander gegeben hatten, nicht brechen. So heilig wie ein Ehegelübde war auch das Versprechen, die Vergangenheit nicht mehr zu erwähnen, zu atmen, zu leben. Wir wollten keine Opfer mehr sein. (S. 241)



Die Vergangenheit gehört doch zum Leben dazu, das ist es, was Yankele spürt. Eine Familie sollte davon erfahren, denn sonst sind es nur halbe Wurzeln, auf denen sich ein Leben errichtet. Und auch wenn Dora und er sich nach dem Krieg geschworen haben, niemandem von ihren Erlebnissen als Juden im Nazideutschland zu erzählen - nun weiß Yankele, dass er dies nachholen muss. Und so beginnt er, dem blinkenden Kameraauge seine Vergangenheit zu offenbaren. Für sich. Für seine Kinder. Und für seine kleine Schwester. Der einzig anderen Überlebenden seiner Familie. Die sich aber nicht erinnert, nicht erinnern will - und seit Jahrzehnten jeden Kontakt mit ihrem Bruder meidet. Doch nun, am Ende seines Lebens, startet Yankele einen letzten Versuch, seine Schwester und seine Kinder zu erreichen...

Verwirrend sind die Sprünge in der Erzählung, wenn zwischen Berlin, Caracas und New York gependelt wird. Da alles aus einer Ich-Perspektive heraus erzählt wird, weiß der Leser vor allem im ersten Drittel des Buches oftmals nicht, wer da gerade im Zentrum des Geschehens steht. Erst allmählich ist zu erkennen, dass alle Erzählstränge zur Geschichte der Familie Hertzmann gehören und sich allmählich einander annähern.
In New York lebt Yankele mit seiner Frau, mit der ihn immer noch eine große Liebe verbindet, und neben den Geschichten um seine Familie in Gegenwart und Vergangenheit erfährt der Leser auch einiges über das Geschäft mit dem Kaffee, und manchesmal vermeint man den Duft einer ganz besonderen Kaffeeröstung wahrzunehmen. In Berlin lebt der älteste Sohn Yankeles - er war seinerzeit nicht mit nach New York gegangen, sondern blieb in der Stadt seiner Kindheit und gründete dort schließlich eine eigene Familie. Hier erfährt man einiges über Yankeles Enkel Marc, der sich gerade in einer schwierigen Pubertät befindet und verzweifelt nach Anerkennung sucht. Und in Caracas trifft der Leser auf José-Rafael, den Sohn von Yankeles kleiner Schwester - auch er mit einer eigenen Geschichte, letztlich verbunden mit einer Vergangenheit, von der er nichts ahnt.


So überlebte ich am Anfang. Aber nach einer Weile wollte ich mehr. Ich dachte an die Zukunft und wünschte mir, meinen Kindern eines Tages alles geben zu können, was sie brauchten und sich erhofften. Und auch das, wovon sie nicht einmal träumten, auch das wollte ich ihnen geben. Ich erinnere mich, wie ich dachte, dass mit Wohlstand auch Freiheit kommt, Unabhängigkeit, weniger Leid und bessere Überlebenschancen. Dass mit ihm Leben kommt. Leben. (S. 129)


Während in dieser Familiengeschichte die Hauptpersonen allmählich ein klareres Gesicht erhalten, sich aus dem Nichts herausschälen und dem Leser immer deutlicher vor Augen treten, bleiben die Nebenfiguren wie Yankeles Kinder erstaunlich blass. Oftmals klischeebehaftet, war es nicht sonderlich spannend, ihnen zu begegnen, sie spielten im Grunde auch keine wesentliche Rolle - was angesichts der großen Bedeutung der Familie für Yankele etwas schade ist. Und eine so überaus liebevolle Ehe wie die zwischen Yankele und Dora auch noch nach Jahrzehnten ist zwar wünschenswert, wirkt aber doch manchmal zu sehr wie mit Zuckerguss überzogen.
Meist flüssig zu lesen, an manchen Stellen etwas holperig, wartet das Buch auch mit durchaus poetisch anmutenden Passagen auf. Insgesamt hätte ich mir die Geschichte noch ein wenig mehr ausgeführt gewünscht, das Potential hätte sie gehabt. Aber letztlich war es auch so eine lesenswerte Familiengeschichte mit einem Plädoyer für die Familie und gegen das Vergessen.


© Parden






 
 HIER geht es zum ARD-Special zur Frankfurter Buchmesse 2014 mit einem ausführlichen Beitrag über Vanessa F. Fogel und ihr Buch 'Hertzmann's Coffee...

  





http://www.weissbooks.com/s/cc_images/teaserbox_2449615932.jpg?t=1407408061
Vanessa F. Fogel
Sie gilt als eine empfindsame Vertreterin der dritten Generation, der letzten, die noch mit Überlebenden des Holocaust aufgewachsen ist: Vanessa F. Fogel, 1981 in Frankfurt am Main geboren, als Tochter einer Architektenfamilie.
 Sie fühlt sich gleich in drei Kulturen zuhause, denn sie ist in Deutschland, den USA und in Israel groß geworden. Ihr gefeierter Debütroman "Sag es mir" beschäftigte sich mit der Suche nach Antworten auf drängende Fragen der Vergangenheit und auch in ihrem neuen Roman geht es darum, dass die Gegenwart nicht ohne die Vergangenheit bestehen kann.

Vanessa F. Fogel studierte Vergleichende Literaturwissenschaft an der Cornell University in New York und Englisch mit dem Schwerpunkt Kreatives Schreiben an der Bar-Ilan Universität in Tel Aviv. Sie hat als Chefredakteurin des Graphis-Magazin, für Kunstgalerien und für einen international anerkannten Video-Künstler gearbeitet. Seit 2009 verbringt die Schriftstellerin viel Zeit in Tel Aviv. Auf das aktuelle Israel schaut sie ratlos. Keiner wisse, wie es weitergehen solle, sagt sie, aber den allermeisten sei bewusst, "dass es so, wie es jetzt ist, nicht bleiben kann".

 ► Quelle



Sonntag, 28. Juni 2015

Jussi Adler-Olsen: Verheissung

 

Skandinavische Kriminalliteratur zählt seit langem zum Feinsten und die Autoren sind aus dem "Who is who?" dieses beliebten Genres nicht mehr wegzudenken.
Hakan Nesser, Henning Mankell, Stieg Larsson, Jo Nesbo und Anna Grue sind nur einige große Namen, die beispielhaft genannt werden sollen. Ihre Bücher erzielen Millionenauflagen und sind längst auch begehrte Vorlagen für Drehbuchautoren.
Ein herausragender Vertreter dieser nordischen Autoren ist der Däne Jussi Adler-Olsen, dessen Buch "Verheissung" ich hier vorstellen möchte.
Für mich, dem Einen oder der Anderen der Besucher unseres Blogs mag es bekannt sein, dass ich Polizeibeamter bin, für mich waren Kriminalromane lange Zeit ein Genre, das ich mehr gemieden als geliebt habe. Die Gründe dafür sind vielfältig, und vielleicht auch unbewusster Natur: Auch ein Maurer wird in seiner Freizeit vielleicht nicht unbedingt "Fachliteratur" bevorzugen. Noch dazu, wenn er feststellen muss, dass seine Arbeit in der Regel nicht wirklichkeitsnah dargestellt wird. Nun ja, natürlich ist die Wirklichkeit oft banal und wenig spannend, deshalb muss ein Buchautor natürlich seine Geschichte so gestalten, dass sie den Leser fesselt. Verbrechensbekämpfung und Verbrechensaufklärung sind mitunter wirklich harte Arbeit, die manchmal auch nicht von Erfolg gekrönt ist. Und den einsamen Ermittler, der alles im Alleingang macht, der brillanter Geist und Einmannarmee zugleich ist, den gibt es nun mal in der Realität so gut wie gar nicht. Polizeiarbeit ist Teamarbeit!
Genau das gefällt mir bei Jussi Adler-Olsen: Seine Ermittler sind echte "Typen", schlecht gelaunt, eigenwillig, oft genervt, aber sie arbeiten im Team. Wie im richtigen Leben halt. Polizisten sind auch nur Menschen und unterscheiden sich durch gar nichts von anderen Menschen - außer, dass ihr Beruf in der Regel für "die anderen" eben interessanter ist, als für sie selbst.
Jussi Adler-Olsen ist übrigens ein überaus sympathischer, humorvoller Mensch mit einer charismatischen Persönlichkeit. Davon konnte ich mich selbst überzeugen, als ich ihn persönlich kennenlernen durfte. Die Geschichte von dieser Begegnung findet ihr HIER!
Nun aber zum Buch:
Carl Mørck ist Chef des Sonderdezernats "Q" und genau das, was man als einen "Antihelden" bezeichnet. Seine zwei einzigen Mitarbeiter, die resolute Rose und der arabisch-stämmige Hassad, sind es nicht minder: Echte "Typen" eben.
Ihr "neuer" Fall ist 17 Jahre alt und beginnt mit einem Paukenschlag, als Christian Habersaat, ein Kollege von der Insel Bornholm, sich während seiner Feier zur Verabschiedung in den Ruhestand erschießt. Habersaat, den Carl Mørck noch einen Tag zuvor am Telefon "abgewimmelt" hatte, war besessen davon gewesen, den 17 Jahre zurückliegenden Unfalltod einer jungen Frau aufzuklären, und war deshalb in die soziale Isolation geraten.
Nun aber begibt sich Carl Mørck, widerwillig zunächst, an die Arbeit:
Mit Rose und Hassad reist er nach Bornholm und nimmt die Ermittlungen auf. Was sie dabei nach und nach aufdecken, sind menschliche Abgründe...

"Verheissung" ist Carl Mørck´s sechster Fall, und der hat´s in sich.
Das Buch ist also Teil einer Reihe und dennoch ein eigenständiger Roman, den man lesen kann, ohne die vorhergehenden Bände zu kennen. Aber: Wer das Buch liest, wird garantiert bald den Wunsch haben, auch die anderen Bände kennenzulernen!

 Klare Empfehlung!

Jussi Adler-Olsen
Verheissung, Roman, 596 Seiten
erschienen bei: dtv, München 2015
aus dem Dänischen von Hannes Thiess
DNB




 
 

Samstag, 27. Juni 2015

Grunbaum, Mara: Liebe Evolution, ist das dein Ernst?!


Unfassbar, diese Tiere gibt es wirklich!

Mara Grunbaum zeigt uns die größten Pechvögel des Planeten. Warum gibt es Affen mit Bärten, Fische mit schiefen Zähnen und dicke Kröten mit kurzen Beinen? Was hat sich die Evolution bloß dabei gedacht? Viele Fragen tun sich auf: Wo leben diese Tiere? Welches Geräusch machen sie? Und gibt in der Tierwelt auch Psychiater? Dieses Buch ist wie ein Unfall: Man kann einfach nicht weggucken!





  • Taschenbuch: 272 Seiten
  • Verlag: Knaur TB (2. März 2015)
  • Sprache: Deutsch
  • Übersetzung:  Antonia Zauner
  • ISBN-10: 3426787032
  • ISBN-13: 978-3426787038
  • Originaltitel: WTF, Evolution?!













PLEITEN, PECH UND PANNEN...


Der Gallertkalmar ist nur eines der bizarren Experimente der Evolution, die hier vorgestellt werden...


Die Evolution bringt wahre Wunder hervor: Pflanzen und Tiere, die so atemberaubend schön und von so eindrucksvoller Gestalt sind, die sich so perfekt und scheinbar mühelos an ihren jeweiligen Lebensraum angepasst haben, das man nur staunen kann über die unerschöpfliche Pracht der Natur. Manchmal allerdings - nun, sagen wir einfach, dass 'Pracht' nicht so ganz das richtige Wort dafür ist.

Mara Grunbaum zeigt hier die größten Pannen der Natur - Körperanhängsel, deren Sinn sich nicht wirklich erschließt, Gliedmaße, die komplett unproportioniert wirken und Tiere, die so unfassbar hässlich sind, dass sie wohlweislich nur bei Nacht aus ihren Löchern kriechen. Versehen hat die Wissenschaftsjournalistin die Bilder mit humorvollen Dialogen, in denen sie sinngemäß immer wieder dieselbe Frage stellt: 'Liebe Evolution, was hast du dir dabei nur gedacht?'

Hier geht es vor allem darum, die Bilder für sich sprechen zu lassen. Tiefschürfende Informationen sollte man hier also nicht erwarten. Eher ein genüsslich-schauderndes Blättern durch ein Kuriositätenkabinett. Der Begleittext stellt eine lockere Unterhaltung mit der Evolution dar, bei der diese Rede und Antwort stehen muss, was sie sich bei der ein oder anderen Kreation wohl gedacht hat. Diese versteht die Aufregung allerdings nicht, denn es muss ja nicht immer nach UNSEREM Maßstab von Schönheit oder Sinnhaftigkeit gehen. Und der Mensch? Nun, den bezeichnet die Evolution keineswegs als ihren Höhepunkt. Jedenfalls zeigt sich in dem Buch die volle Experimentierlaune der Evolution, und zwischen den eher humorvoll-albernen Begleitzeilen versteckt sich gelegentlich denn doch ein Fünkchen Information. Wer sich allerdings näher informieren möchte, kann zusätzlich ein wenig im Anhang stöbern oder aber auf eigene Faust z.B. im Internet forschen.

Ein unterhaltsames Buch auch gut zum Verschenken geeignet!


© Parden









Wenn man bei 'Google Bilder' den Titel des Buches eingibt, tauchen etliche Fotos auf, die auch in dem Buch verarbeitet wurden. So z.B. diese hier:





Das Buch selbst bietet natürlich eine noch viel größere Vielzahl der Launen der Evolution...












Mara Grunbaum
Mara Grunbaum

Mara Grunbaum studierte Gesundheits- und Umweltwissenschaften an der New York University und arbeitet als Wissenschaftsjournalistin u.a. für die Magazine Popular Science und Discover magazine. Sie atmet, lebt und gedeiht in Brooklyn, New York.

►  Quelle









Sonntag, 21. Juni 2015

Dexter, Pete: Unter Brüdern


Philadelphia, 1961. Die Fronten sind klar abgesteckt. Die Italiener haben auf der Straße das Sagen, die Iren kontrollieren die Gewerkschaften. Doch dieses prekäre Gleichgewicht gerät ins Wanken, als ein tragischer Unfall die Familie von Peter Flood zerstört. Der Junge wächst fortan bei seinem Onkel auf, einem brutalen Gewerkschaftsboss, der sich mit der Mafia anlegt. Lange Zeit gelingt es Peter, Distanz zu halten zur Gewalt, die in seiner Umgebung herrscht. Aber als der schwelende Konflikt zwischen dem Syndikat und der Gewerkschaft zu einem blutigen Bandenkrieg ausartet, muss auch er Stellung beziehen. Peters Onkel kommt bei einem Attentat ums Leben, sein Cousin Michael übernimmt die Führung der Gewerkschaft, und Peter ist gezwungen, ihm bei seinen schmutzigen Geschäften zur Hand zu gehen. Die beiden verstricken sich in einem Netz aus Lügen und blinder Gewalt, und Peter beginnt zu ahnen, dass er nicht mit dem Leben davonkommen wird. Man kann vor allem fliehen, aber nicht vor dem Schicksal.



  • Gebundene Ausgabe: 304 Seiten
  • Verlag: Liebeskind (16. Februar 2015)
  • Sprache: Deutsch
  • Übersetzung: Götz Pommer
  • ISBN-10: 3954380420
  • ISBN-13: 978-3954380428










Ich danke dem Liebeskind Verlag ganz herzlich für die Möglichkeit, dieses Buch als Rezensionsexemplar lesen zu dürfen!


Bildergebnis für liebeskind verlag












DÜSTERER ROMAN NOIR...

Philadelphia 1961

"Brotherly Love" erschien bereits 1991 in den USA, nun hat der Liebeskind Verlag diesen Roman auch auf Deutsch erscheinen lassen. Nach "Paperboy" mein zweiter Roman von Pete Dexter, auf den ich sehr gespannt war.

Bereits zu Beginn erfährt der Leser durch einen Zeitungsartikel, dass Peter Flood sowie sein Bruder Michael tot aufgefunden wurden - zwei Morde, die der italienischen Mafia zugeschrieben werden. Michael als Vorsitzender des Gewerkschaftsrates von Südost-Pennsylvania und Peter als einer seiner Helfer waren der Mafia schon lange ein Dorn im Auge. Zu sehr trat man einander bei den 'Geschäften' auf die Füße...

Doch im Grunde erweist sich alles als falsch. Der Beginn des Romans ebenso wie dessen Titel - und das Leben Peter Floods, der als bewegende, tragische Figur im Mittelpunkt der Geschichte steht. Peter und Michael sind überhaupt keine Brüder - sondern Cousins, wie Peter immer wieder vergeblich zu betonen versucht.

1961 beginnt die Geschichte in Philadelphia, als Peter, gerade mal achtjährig, das Leben wegzubrechen beginnt. Gerade noch spielt er mit seiner kleinen Schwester im Garten, als das Auto des Nachbarn viel zu schnell an ihnen vorbeifährt, ins Schlingern kommt und Peters Schwester erfasst. Zeitlebens verliert Peter das Bild nicht aus seinem Kopf, wie seine kleine Schwester verdreht durch die Luft fliegt und vor ihm liegen bleibt.  Und auch seine Schuldgefühle bleiben an ihm haften wie eine zweite Haut. Denn er hätte auf die Kleine aufpassen sollen.
Danach ist nichts mehr, wie es vorher war. Die Mutter verliert den Lebensmut und verlässt die Familie schließlich, der Vater lässt sich nicht davon abhalten, den Nachbarn für den Tod seiner Tochter hinzurichten und verschwindet schließlich in einer Nacht spurlos. Danach wächst Peter mit seinem Cousin Michael und dessen Eltern auf, und sein Onkel betont immer wieder: sie seien wie Brüder...


"Die Tage bluten in Nächte aus und wieder in Tage, in Wochen. Nichts beginnt und nichts endet. Wie im Koma. Am Morgen dringt Licht durch die Jalousien und taucht die Wände in eine sanftes Orange, und nachts kommt das Licht, so scheint es, immer aus anderen Räumen. Alles im Haus hat eine Langsamkeit und Schwere, was Peter besonders auffällt, wenn er ins Freie tritt, wenn er selbst nicht mehr langsam und schwer ist." (S. 47)


Gerade in diesem ersten Teil war ich erneut sehr beeindruckt von Pete Dexters Fähigkeit, mit klarer und präziser Sprache Situationen greifbar, fühlbar, erlebbar zu machen. Gerade diese lakonische, unsentimentale Schreibweise ist es, die alles offenlegt und sozusagen ins Innerste aller Dinge blickt. Der Leser wird Teil davon - ob er nun will oder nicht. Mir blieb hier manchmal einfach die Luft weg.

Bald schon wird deutlich, dass es aus dieser 'Familie' kein Entkommen gibt. Peters Onkel hat als irischstämmiger Gewerkschaftsboss ein großes Interesse an einem fest zusammengeschweißten Familienverband, denn schon in Peters Kindheit stehen auf der anderen Seite die Italiener, mit denen es immer wieder zu heftigen Konflikten kommt. Als sein Onkel schließlich einem Attentat zum Opfer fällt, übernimmt Peters Cousin Michael die Geschäfte - und hält ebenfalls an den Familienbanden fest...

Sie sollen den Zusammenhalt und den Fortbestand der Bündnisse zwischen Gewerkschaft und Mafia sicherstellen. Und darum kann auch Peter sich wider besseren Wissens nicht aus den familiären Verpflichtungen lösen. Immer deutlicher rast alles auf einen Abgrund zu, doch der Absprung bleibt ihm verwehrt. Peter ist wie sein Vater ein stiller Mensch mit einem Sinn für Würde, ganz im Gegensatz zu seinem Cousin Michael, der sich skrupellos und je nach Lust und Laune einfach nimmt, was er will. Und Peter wird mitgezogen - mit hinein in ein gefährliches Kräftemessen, mit hinein in unmenschliche Entscheidungen, mit hinein in ein Leben, das er so gar nicht führen möchte. Kleine Fluchten bleiben - sein Boxtraining, manchmal ein Sprung vom Dach. Aber letztlich muss Peter die Konsequenzen tragen...


"Ein wenig später sagt sie: 'Ihr seid Cousins.' (...) Er nickt. 'Sein Vater und mein Vater waren Brüder.' 'Ich finde, ihr seid euch gar nicht ähnlich.' 'Cousins sind sich auch nicht zwangsläufig ähnlich - nur Brüder.' Grace scheint zu wissen wo Peter seinen wunden Punkt hat. (...) 'Manchmal schon', sagt sie." (S. 214)


Eine tragische Figur ist dieser Peter Flood, den der Leser 25 Jahre seines Lebens lang begleitet. Ein stilles, ein düsteres Buch, eines, das aufwühlt und bei dem die Ausweglosigkeit und Hoffnungslosigkeit, eine tiefe Einsamkeit und Verlorenheit, die Dexter nie im Worte fasst, die aber zwischen den Zeilen ständig mitschwingt, alles durchdringt. Doch ganz am Ende - bei einem solchen Roman noir ist sicher kein 'Happy End' zu erwarten - zeigt sich ein kleiner Lichtstreif, wenn man es denn so nennen will. Peter Flood zeigt, dass man letztlich immer eine Wahl hat - wenn man denn bereit ist, den Preis zu zahlen...

Düster, sprachgewaltig, beeindruckend. Das ist der Eindruck, der bleibt.



© Parden









Pete Dexter, 1943 in Michigan geboren, arbeitete über fünfzehn Jahre als Zeitungsreporter in Philadelphia. Nachdem er im Zuge einer kontroversen Berichterstattung angegriffen und krankenhausreif geschlagen wurde, gab er seinen Beruf auf. Heute lebt er als freier Schriftsteller im BundesstaatWashington. Pete Dexter gilt als einer der profiliertesten Drehbuchautoren Amerikas und veröffentlichte bislang sieben Romane, darunter "Deadwood", "Train" und "Paris Trout", für den er 1988 mit dem National Book Award ausgezeichnet wurde.

Samstag, 20. Juni 2015

Doctorow, Cory: Little Brother - Part Two

Quelle Google Maps
Anne hat vor einigen Tagen ein Buch vorgestellt (hier), welches mich sofort reizte. Zudem "reizte" mich ihr Problem mit unfangreichen Technik-beschreibungen. Dies führte dazu, dass ich mir das eBook kaufte und letztlich ziemlich schnell ausgelesen hatte.





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Quelle: google map
Um was geht es? 
Terroristen haben in der USA erneut zugeschlagen und die Oakland Bay Bridge in die Luft gesprengt. Tausende Tote - es gibt viel zu tun für die Homeland Security, den neuen BIG BROTHER. Allerdings haben sie nicht mit Marcus Yallow gerechnet, der siebzehnjährige Schüler mit den Codenamen w1n5t0n und später M1k3y wird zum LITTLE BROTHER und tritt gegen die scheinbar allmächtige Überwachungsmaschinerie an. Dazu beruft er sich auf den ersten Verfassungsgrundsatz:

“Congress shall make no law respecting an establishment of religion, or prohibiting the free exercise thereof; or abridging the freedom of speech, or of the press; or the right of the people peaceably to assemble, and to petition the Government for a redress of grievances.”


„Der Kongreß darf kein Gesetz erlassen, das die Einführung einer Staatsreligion zum Gegenstand hat, die freie Religionsausübung verbietet, die Rede- oder Pressefreiheit oder das Recht des Volkes einschränkt, sich friedlich zu versammeln und die Regierung durch Petition um Abstellung von Mißständen zu ersuchen.“ (wiki)
 Der Junge zitiert darum gegenüber seinem High School Direktor aus der Unabhängigkeitserklärung:

 "Das zur Versicherung dieser Rechte Regierungen unter den Menschen eingeführt worden sind, welche ihre gerechte Gewalt von der Einwilligung der Regierten herleiten; dass sobald eine Regierungsform diesen Endzwecken verderblich wird, es das Recht des Volkes ist, sie zu verändern oder abzuschaffen und eine neue Regierung einzusetzen, die auf solche Grundsätze gegründet und deren Macht und Gewalt solchergestalt gebildet wird, als ihnen zur Erhaltung ihrer sicherheit und Glücksseeligkeit am schicklichsten zu sein dünkt." (eBook Seite 188)

Quelle: google earth
Marcus, fast unmittelbar nach dem Anschlag verhaftet und vergebens auf seine Rechte pochend, saß auf Tresure Island ein, die Insel unter der Oakland Bay Bridge.

Quelle: google earth
Marcus ist so etwas wie ein Computer Nerd. Online Games und möglichst umfassende Vernetzungen sind sein Ding. Technische Begabung und hervorragende Kenntnisse im Programmierung und Netzwerkkonfigurierung weist er auf und ohne diese Kenntnisse bräuchte er auch gar nicht antreten.Über eine sogenannte xNet (eine Spiele-Bosx) konfiguriert er ein "geheimes Netzwerk" und bekommt Tausende Leute zu einem Konzert in den Dolores Park. Doch die Homeland Security geht mit Hubschraubern und Gas gegen die Besucher vor und Marcus muss begreifen, dass er allein wenig Aussichten hat, zu gewinnen. So vertraut er sich dann doch seinen Eltern an....

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Der Junge ist schon eine faszinierende Gestalt, manchmal kam es mir seltsam vor, dass er, belesen wie er ist und seinem großen Technikverstand, dann doch auch mal ziemlich naiv handelt. Interessanter Aspekt, wie ihn seine Computerfreunde verlassen und er eine neue Freundin gewinnt.

Angelehnt an 1984 von George Orwell (Rezension hier), auch der Name w1n5t0n stammt daher zeigt Doctorow eine ziemlich realistische grausige Szenerie eines Überwachungsstaates. Sind wir vielleicht nicht schon sehr weit in diese Richtung abgedriftet? Die Diskussionen um den Abhörskandal der US-amerikanischen National Security Agency sind noch nicht verebbt. Die Hubschrauber - Gas Attacke und eine weitere solche Szene, in der die Polizei massiv gegen eine wirklich große Anzahl von Menschen ohne jegliche Unterscheidung vorgeht, ist fast unvorstellbar, aber eben nur fast.
Das Buch ruft auf, sich zu engagieren, ob es nun als Hacker sein muss, lass ich mal dahingestellt sein.

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Natürlich ist es ein Jugendbuch und besonders spricht es die Techniknerds an, die nicht nur in Onlinegames zu Hause sind. Ich hab auch nicht alles begriffen. Oder sollte ich besser schreiben, dass ich sogar eine ganze Menge nicht begriffen habe? Trotzdem würde dieses Buch ohne diesen "technischen Kram" gar nicht funktionieren. Deshalb sag einfach nur, man darf auch mal weiter blättern. Ich habs jedenfalls ab und zu gemacht.




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Übrigens gibt es eine Fortsetzung, die im September 2013 bei uns unter dem Titel "Little Brother - Homeland" erschienen ist. Übrigens hat der Autur das Buch unter einer sogenannten Creative Commons Lizenz geschrieben, deswegen darf das Werk durch jedermann vertrieben und bearbeitet werden. Dies darf nur nicht kommerziell und unter der gleichen Lizenz geschehen. Daher gibt es auch mehrere Übersetzungen. (wiki)
Ich habe die von Uwe-Michael Guzschhahn aus dem Rowohlt - Verlag gelesen.

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Oops, soviel wollte ich gar nicht schreiben. Aber vielleicht es dieser Post eine nicht allzu schlechte Ergänzung zu Annes Rezension.

► DNB / Rowohlt - Verlag / Reinbek 2010 / ISBN: 978-3-499-25782-7 / 347 S.

(Das Bild mit dem Code ist nichts weiter als ein Ausschnitt aus dem ht,l-Code dieser Seite - also nichts besonderes.)

© KaratekaDD

Freitag, 19. Juni 2015

Otto, Uli; Otto, Till: Auf den Spuren...

... der Söhne der Großen Bärin.



Vor einigen Jahren dachte ich noch, dass Liselotte Welskopf-Henrich in der alten Bundesrepublik Deutschland weniger bekannt war, auch wenn zum Beispiel die dreibändige Ausgabe der Söhne der Großen Bärin extra wegen des Drucks im Westen Deutschlands in sechs Bände geteilt wurde.

Am 27.06.2009 schrieb ich unter buchgesichter.de:
„Begeistert von dem Roman der Liselotte Welskopf-Henrich wird der historische und kulturgeschichtliche Hintergrund der Jugendbücher von Dr. Uli Otto und seinem Sohn untersucht. Dabei hat mir durchaus auch gefallen, dass der Autor diese Geschichten von Karl May Romanen abgrenzt, was nicht heißt, dass diese abgewertet werden.
Eine kurze und knappe Inhaltsangabe zu den nunmehr sechs Büchern und den handelnden Personen gibt es auch.“

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Der Regensburger Kulturwissenschaftler Dr. Uli Otto, dessen Sohn Till maßgeblich zu diesem Buch beitrug, schreibt im Vorwort des Buches, dass nach dem Untergang der DDR „zu befürchten [steht], daß mit ihm auch Liselotte Welskopf-Henrich und ihr Werk in den Strudel der Vergessenheit gerät, obgleich ihre gut und spannend geschriebenen, sehr interessanten Werke gerade unter ethnologischen, anthropologischen und historischen Gesichtspunkten auch heute noch durchaus lesenswert sind, zumal es sich gerade auch bei ihren Indianerromanen um Bücher von hoher ‚historischer Authentizität‘ handelt, welche Teilaspekte der Geschichte und Kulturhistorie der nordamerikanischen Plainsindianer in der Zeit von 1860 bis 1880 sowie ihren Untergang treffend und packend schildern.“[1]

Er schildert die Begeisterung beim lesen in jungen Jahren, das konnte ich sehr gut nachvollziehen. Dass es ihm gelang, seine Kinder ebenfalls an den Stoff heranzuführen, dafür gebührt ihm förmlich lob, das ist nicht selbstverständlich, ich weiß das...

Auf irgendeine Weise trug Uli Otto mit diesem Buch dazu bei, dass ich wieder mit dem „Studium" der Werke begann.

„Das Verhältnis der Deutschen zu den Prärieindianern“ beschäftigt den Autoren, natürlich ist Karl May aus der Indianerliteratur nicht weg zu denken, der dieses Verhältnis durchaus prägte. Interessant dabei ist, dass Otto hier auf die einwandernden Deutschen und auf bedeutende Personen wie den Gründer von Germantown, Pastorius, und die Generale FriedrichWilhelm von Steuben und CarlSchurz eingeht. Und wenn sogar Lieutenant Colonel George Armstrong Custer hessische Vorfahren hat, wen wundert das dann.[2]


 
Sodann wendet er sich Liselotte Welskopf Henrich zu, zu der ich aber schon viel geschrieben habe. Es geht Dr. Otto hauptsächlich um das erste belletristische Werk, DIE SÖHNE DER GROSSEN BÄRIN, auf die ich hier bereits umfassend eingegangen bin. Die Ausführungen bewogen mich, im Antiquariat nach der einbändigen Erstausgabe zu suchen. 

Die Folgebände, die Pentalogie DAS BLUT DES ADLERS werden nicht mit untersucht. Der bibliografischen Vollständigkeit wegen werden Kinderbücher und andere Romane ebenfalls erwähnt, wie auch ihr wissenschaftliches Hauptwerk, in dem sie sich mit der Hellenischen Poleis beschäftigte.

Sehr intensiv beschäftig sich Otto mit der Geschichte, den Figuren und auch der Verfilmung. Die Ausführungen werden auch durch Illustrationen ergänzt, zum Beispiel Bilder von Bodmer, der unter vielem anderen auch Indianer gemalt hat. Näher geht Otto auch auf die historischen Häuptlinge ein, die er, was sonst selten ist, bei ihren indianischen Namen nennt: Tatanka Yotanka, Tashunka-witko und Machipiya-luta (Rote Wolke).



Sicherlich kann man viele Bücher lesen, die von der nordamerikanischen Prärie, ihrer Flora und Fauna und den danach genannten Plains- oder Prärieindianern handeln, hier aber wird genau die Gegend, die Umwelt beschrieben, in der die Geschichte spielt. Die Geschichte der Stämme der „Sieben Ratsfeuer“ (Dakota), ihr Lebensweise, ihre Waffen, werden eingehend beschrieben, auch der Ursprung des bekannten Tomahawks, dem Kriegsbeil, das ursprünglich eine elastische Keule war wird näher beleuchtet. Die Behausung, das Tipi wird betrachtet, die Religion und manches mehr. Mit den letzten Kämpfen (Little Bighorn) und dem Massaker am Wounded Knee in der Pine Ridge Agency endet das informative Buch.

Der Kulturwissenschaftler hat hier ein sehr verständliches Werk aufgelegt, dass sich flüssig lesen ist, umfassend informiert und nicht nur für die Fans von Liselotte Welskopf-Henrich sehr interessant sein dürfte. 



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Kurz nach der Lektüre hatte ich damals kurzen Mail-Kontakt mit Dr. Otto, in dem es zum Beispiel um die Herkunft eines Negerjungen namens Tschapa Kraushaar ging, der vermeintliche Widerspruch konnte dadurch ausgeräumt werden, dass die Erstausgabe und die Folgebände diese unterschiedlich erzählen. So macht Recherche doch Spaß.
Zum Glück behielt Uli Otto aber nicht Recht, mit der Befürchtung, dass die belletristischen Werke Welskopf-Henrichs untergehen könnten: Der Eulenspiegel Kinderbuchverlag druckte mehrfach die schs Bände der „Bärensöhne“ und der Palisander Verlag Chemnitz nahm sich dem „Adlerblut“ an und verkündete auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse die Veröffentlichung des gesamten belletristischen Werkes im eBook-Format.  

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Quelle
Uli Otto, der als freiberuflicher Dozent im Bereich Volkskunde und Kulturwissenschaften an verschiedenen bayerischen Universitäten lehrt, hat sich der Liedforschung und Erzählforschung verschrieben. Musiker ist er daher auch.
Auf der Webseite gibt es eine Rubrik „Auf den Spuren von…“ Neben den „Bärensöhnen“ hat er sich unter diesem Titel auch mit einem der meistgelesenen Jugendbuchautoren der 50ziger und 60ziger Jahre, Herbert Kranz beschäftigt, der die 10bändige Reihe „Ubique Terrarum“ geschrieben hat.
Sehr schon auch die zweibändige Ausgabe „Auf den Spuren des fliegenden Klassenzimmers“ (Erich Kästner).
Ich merke gerade: Es wird Zeit, sich dem Werk des Regensburger Kulturwissenschaftlers näher zu widmen.





► DNB / Kern Verlag / Regensburg 2001 / ISBN: 3-934983-03-0

© Karateka



[1] Vgl. Otto, Auf den Spuren, 2001, Seite 9
[2] Ebenda Seite 18ff