Montag, 26. Januar 2015

Gottwald, Josefine: Zwischen Steppe und Sternenhimmel...

... Pferdeabenteuer in aller Welt.
Ein Kinderbuch aus dem ALWIS - Verlag. 
      von Josefine Gottwald.


Ich behaupte einfach mal, dass die allermeisten Pferdebücher auf dem Kinder- und Jugendbuchmarkt Mädchenbücher sind. Man kann das ja mal ausprobieren und unter google  "Pferdebücher" suchen. Dabei kommt gleich das folgende Bild heraus. Das dritte in der ersten Reihe von links ist gleich mal eine Serie, klappt man den Link auf, stehtr da was von FÜNF PFERDEBÜCHER FÜR MÄDCHEN. Gibt es einen besseren Beweis? Es gibt sogar eine Seite dafür: pferdebücher.net, wie man ziemlich in der Mitte erkennen kann.


Screenshot

Vielleicht denkt jetzt der eine oder andere, das ist ja ein komischer Beginn für eine Buchrezension, denn dummerweise ist das Buch um das es geht gar nicht dabei. Ich kann euch aber beruhigen, gibt man "Pferdebücher+Gottwald" ein, sieht das natürlich anders auch. Bevor ich hier ins Statistische abgleite, komme ich lieber zurück zum Thema und erkläre, es ist logisch, dass Josefines Buch nicht gleich auftaucht. Es ist nicht einfach ein Mädchenbuch sondern eins für Jungs & Mädchen. Ich hab schon Mädchenbücher gelesen. Und da ich ein ausgesprochener Fan von Harka Steinhart Nachtauge [1] bin, kenne ich mich auch mit Pferdegeschichten für Jungs aus.

Aber hier nun zum Buch der Dresdnerin Josefine Gottwald. Ganz vorn steht auf der allerersten Seite: "...ich wünsche dir eine spannende Reise mit freundlichen Begleitern, die dich aus unserer schönen Stadt in die entferntesten Winkel der Welt tragen."  Damit ist schon mal klar, ich bekam das Buch von der sympatischen Autorin selbst, die ich im letzten Jahr auf der Dresdner Büchermesse SCHRIFTGUT kennen lernte. Warum ich das nun auch noch erwähne? Na weil sie dort das hier zu besprechende "Pferdebuch" vorstellte. (Das Bild hab ich mir soeben von ihrer Facebookseite geklaut - Ich hoffe, du hast nichts dagegen).

* * *

Acht kurze Geschichten erzählt Josefine Gottwald auf 90 Seiten - Geschichten aus aller Welt. Sie beginnt auf dem Kontinent, welcher wirklich das "Ende der Welt" für uns bedeutet: In Australien reiten Jenny & Jack allein in das Land, sie wollen eine Herde Wildpferde weg treiben, da die sich am Getreide gütlich tun und Gefahr laufen, erschossen zu werden. Unvorstellbar für uns, oder?

Sehr gefallen hat mir auch die zweite Geschichte, in der ein armer Stallbursche Karim als einziger mit edem wilden Hengst Tarik klarkommt, der einem arabischen Emir gehört. Es ist die Chance für den Jungen, denn er darf ihn in einem Rennen reiten. Die Chance die der Junge am Ende erhält, ist sehr groß...

Island ist die nächste Station. Lena & Tristan suchen auf ihren Ponys Flikka und Kráka nach entlaufenen Lämmern und kommen an alten Lavewüsten und Geysiren vorbei. Nebenbei las ich erstmals, das Pferde auch Fisch fressen. Nun, wir sind halt in Island...

Büffeljagd kommt meinen "Erfahrungen" wohl am nächsten. Ich sage blos noch einmal Harka, welcher von seinem Vater ein Büffelpferd geschenkt bekam und sich später einen wilden Falben fängt.  Doch haben wir es hier diesmal mit einem Cherokee - Indianer zu tun. Awi Usdi, Kleiner Hirsch, bereitet sich mit seinem Pony Kola auf seine erste Büffeljad vor. als er den ersten selbst erlegten Büffel betrauert, erklärt ihm sein Vater: "Auch du must lernen, wenn du ein Jäger sein willst: Die Büffel kommen und die Büffel gehen, ebenso wie die Pferde und auch wir. Doch mit allem, was lebt sind wir verwandt. Das nenen wir Hunkápi. [2] Und Iuptála heißt: Eins sein mit den Elementen, der Mutter Erde und allem, was auf ihr lebt und gedeiht. Erweise dem Geist des alten Büffels Respekt und bitte ihn um Verzeihung. Er gibt uns sein Fleisch, dodass wir überleben können, denn seine Zeit war gekommen. Aber das Leben vergeht und erblüht zur selben Zeit, und wenn heute ein Büffel stirbt, dann wird morgen wieder ein neuer geboren." [3]

Die vierte Geschichte führt und nach Irland und erzähl von Fiona, die mit der Stute Maggi über die Märkte bei Kilkenny zieht und Töpfe und Pfannen verkauft. Gegenüber anderen Kindern behauptet sich das Tinker-Mädchen [4] aber auf dem Pferderücken. Mit Maggie läuft sie weg, weil sie nichts verkauft hatte. Findet sie wieder zu ihrer Familie zurück?

Die nächste Geschichte führt uns in die Alpen zu Toni und Franz, die hüten Haflinger-Pferde auf der Alm. Haflinger, so lernen wir, transportierten früher auf hölzernen Gestellen  Güter wie Salz und Wein über die Alpen.

Auf dem Rücken eines Norwegerponys bringt Solveig Milch und Eier auf abgelegene Höfe und schaut dabei tief hinab auf die Fjorde. Da gibt es in strömenden Regen auf dem Pass einen Unfall. Olav, das Pony kämpft taper und steht dem "Sonnenkind" bei bis Hilfe naht.

Pferde ohne Spanien, geht ja gar nicht. Pilar ist mit ihrem Vater unterwegs, der ein neues Pferd erwerben will. Der hengst scheut und verschwindet in den Gassen. Mit dem Stalljungen Carlos sucht Pilar, die eigentlich Maria heist, nach El Fuego, denn der Junge hat den andalusischen Hengst "Feuer" genannt. Ihr Vater braucht ein gutes Pferd, wenn er als Hirte die Stiere für die Arena auswählt. Werden sie das Pferd finden?

"Sprudelnde Geysire, brennender Wüstensand, steile Klippen am Fjord und die unendliche Prärie Nordamerikas sind nur einige Orte, die wie geschaffen sind für spannenden Abenteuer hoch zu Ross.
Acht junge Reiter aus unterschiedlichen Ländern erleben auf dem Rücken ihrer Pferde brenzlige situationen, müssen schwierige Aufgaben bewältigen und vor allem eins: Mutig sein und auf sich selbst vertrauen! Dann kann fast alles gelingen." (Buchrücken)

* * *

Die Geschichten stammen aus verschiednen Zeiten und doch noch nicht allzuweit weg, es scheint uns als Bewohner eines dichtbesiedelten hochindustrialisierten Landes vielleicht nur so. Sie vermitteln auch ein Bild verschiedener Kulturen und doch ist eines immer gleich: Kinder bauen zu den Vierbeinern, seien sie nur Arbeits- oder Rennpferde, seinen sie klein oder groß, eine Beziehung auf, die auf Tierliebe und Verständnis beruht. Das ist neben Abenteuer und Mut und Selbstvertrauen eine weitere Botschaft der Geschichten.

Das Buch wurde sehr schön illustriert von Sandra Mahn, welche mir die Verwendung der Zeichnung des Indianerjungen gestattete. Zu jeder Geschichte gibt es eine wundere Zeichnung, wobei mir die, auf denen die handelnden Kinder zu sehen sind, am besten gefallen. Die 1980 geborene Grafikdesignerin gestaltet nicht nur Kinderbücher sondern auch T-Shirts stellt Graffiti mit ihren Motiven her.  Sie malt am liebsten Aquarelle und dabei Tiermotive, dabei orientiert sie sich an impressionistischer Malerei. Schaut doch mal auf ihre Internetseite.


http://www.josefinegottwald.de/


Josefine Gottwald kann man auf ihren fantasievollen Blog begegnen. Schlägt man den auf, dann ahnt man es schon: Wir begegnen einer Fantasyautorin. Klickt einfach mal auf die obige Abbildung. Weiter geht es links zu Josefine selbst, dort erährt man viel über die Diplombiologin, die wohl einen solchen Umweg zur Autorin brauchte. Da könnt ihr auch nachlesen, welche Bücher sie bereits geschrieben hat. Rechts wird die Fantasyliebhaberin lebendig, die auch bloggt.

Nicht vergessen möchte ich die Webseite elbmargarita.de, dieses Kulturmagazin ist nicht nur etwas für Dresdner.

Josefine, ich danke dir für das schöne Buch, welches ständig den Kinden der Familie "vorgehalten" wird zwecks vermehrter Lektüre.

DNBALWIS - VERLAG / Dresden 2014 / ISBN: 978-3-938932-39-1 / 98 Seiten

© KaratekaDD



[1] Harka Steinhart Nachtauge ist den Liebhabern der Bücher von Prof. Liselotte Welskopf-Henrich natürlich bekannt. Der jagte auch mit 14 seinen ersten Büffel und zähmte später ein wildes Pferd, indem er tagelangen sang.
[2] Hunkapi heist auch ein Verein bei Saarbrücken, der dort auf der Stone-Hill-Ranch beheimatet ist. Dort widmet man sich dem "gebisslosen" Reiten, lässt also die Pferdemäuler frei. Der Name kommt also nicht von ungefähr.
[3] Ich bin mir nicht ganz sicher, aber die Cherokee - Indianer scheinen mir keine Büffeljäger gewesen zu sein, da sie sich schon bei der Ankunft englischer Siedler mit Farmerei befassten und südöstlich der großen Prärien lebten. Zu den nomadischen Bisonjägern gehörten sie eigentlich nicht. Allerdings sollen die Bisonherden durchaus bis zum Mississipi - River gezogen sein. 
[4] Fiona ist ein sogenanntes Tinker-Mädchen. Auf den ersten Blick geht ihre Familie hausieren wie Zigeunerfamilien. So wird auch Fiona von den Iren damit in Verbindung gebracht. Tinker sind aber keine Sinti und Roma, sondern eine eigene soziokulturelle Gruppe irischen Ursprungs. Man nennt sie auch Tinker Travellers (Pavee). Sie wurden auch als Kesselflicker bezeichnet. Da die Autorin sowieso einen kleinen Glossar angehängt hat, wäre es schön gewesen, wenn dies erklärt wurden wäre.





2 Kommentare:

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