Freitag, 7. Februar 2014

Joyce, James: Ulysses

Weltliteratur leicht gemacht!
"Ulysses" von James Joyce

Eine Rezension von TinSoldier

Der 16. Juni 1904 war ein 
ganz gewöhnlicher Tag,
 und dennoch ist er 
in die Geschichte der 
Weltliteratur eingegangen.
 An diesem Tag von acht Uhr früh
 bis drei Uhr morgens erlebt
 Leopold Bloom die Großstadt
 Dublin, und der Leser lernt
 mit ihm seine Handlungen,
 Begegnungen und Gedanken kennen:
Ulysses,
die "größte Schöpfung
 unter den Romanen des
 zwanzigsten Jahrhunderts".
(NEW YORK TIMES)



Die Rezension eines Buches wie Ulysses von James Joyce, das zum Kanon der Weltliteratur zählt, ist immer ein schwieriges Unterfangen, weil über solche Werke, und da macht der Ulysses keine Ausnahme, eigentlich schon alles dazu geschrieben und gedruckt,  das Werk vielfach untersucht, gedeutet, eingeordnet, bewertet, interpretiert worden ist und letztlich sowieso jede Kritik an einem weltweit anerkannten literarischen Meisterwerk, noch dazu durch einen Laien, einer Majestätsbeleidigung gleich käme.

Warum also noch eine Rezension des Buches durch den TinSoldier bei Litterae Artesque?

Die Antwort ist einfach und lautet: Weil es das Buch gibt!
Man sollte nun aber keine wissenschaftlichen Abhandlungen von mir erwarten, die kann man an anderen Stellen, z.B. hier nachlesen.
Mir geht es bei der folgenden Rezension lediglich darum, eine leicht nachvollziehbare und verständliche Darstellung für all diejenigen abzugeben, die, wie ich, nicht Literaturwisschenschaften studiert haben, sowie den Eindruck wiederzugeben, den ich selbst während der Lektüre des Buches gewonnen habe. Ich möchte also gewissermaßen hier bei Litterae Artesque den Versuch unternehmen, das Buch für Frau und Herrn "Otto-Normal-Leser"
vorzustellen. 
Und wer weiß, vielleicht entwickelt sich daraus ja zukünftig eine neue Kategorie, die wir vielleicht Weltliteratur leicht gemacht! nennen könnten.


Ganz bewußt habe ich meiner Rezension dieses Buches den rückseitigen Text des Buchdeckels meiner hervorragenden und in edler Schlichtheit daherkommenden Suhrkamp - Ausgabe vorangestellt.
Damit ist schon mal klar, dass wir es hier mit einem "großen Kaliber" zu tun haben, und das gilt für den Umfang, besonders aber für den Anspruch des Werkes! 
Und wir haben schon mal eine grobe Beschreibung des Inhalts.
Bevor wir uns nun dem "Ulysses", zu deutsch "Odysseus", und seinem Inhalt zuwenden, wollen wir kurz fragen: Wer war James Joyce?


 
James Joyce im Jahre 1904


   James Joyce (*02. Februar 1882 in Dublin,
    +13. Januar 1941 in Zürich) war und ist bis 
    heute  d e r  irische Schriftsteller
    schlechthin. Neben anderen Werken
    machten ihn besonders die Bücher
     Dubliner, Ulysses und Finnegans Wake 
    berühmt. Joyce war Dubliner durch und
    durch und setzte seiner Vaterstadt mit
    den Erzählungen des Dubliner, besonders 
    aber mit dem Roman Ulysses ein 
    literarisches Denkmal. 
    Hierzu schrieb er: 

    „Ich möchte ein Abbild von Dublin
    erschaffen, so vollständig, daß, wenn die 
    Stadt eines Tages plötzlich vom
    Erdboden verschwände, sie aus meinem 
    Buch heraus vollständig wieder 
    aufgebaut werden könnte.“
    (James Joyce)                                                                                                          


Der Titel Ulysses (zu deutsch Odysseus) verweist darauf, dass der Held des Romans gleich dem Helden der griechischen Sage eine Odyssee durchmacht,  die ihn an  e i n e m  Tag (dem 16. Juni 1904) durch die irische Stadt Dublin des Jahres 1904 führt. Seither nennen die Iren diesen Tag "Bloomsday", weil Joyce seinen modernen Odysseus Leopold Bloom, seines Zeichens Anzeigenakquisiteur einer Dubliner Tageszeitung, genannt hat. Der Roman entspricht vom Aufbau her dem Epos Homer´s und selbst die einzelnen Kapitel sind inhaltlich Spiegelungen der Abenteuer des Odysseus.

Als "richtunsgweisend für den modernen Roman" hat man die Technik des James Joyce bezeichnet, nicht nur die äußere Handlung zu beschreiben, sondern die Gefühle, Ideen, Gedankenfetzen und Vorstellungen, kurz den "Bewußtseinsstrom" (stream of consciousness), welcher den Protagonisten in den geschilderten Situationen durch den Kopf geht, zum "zentralen Gestaltungselement" des Romans zu machen. Das Ganze klingt nicht nur, es i s t  auch gewöhnungsbedürftig.
Aus dem bisher Gesagten lässt sich bereits erkennen: Dies ist keine leichte Lektüre. 
Ja, es handelt sich meiner Meinung nach um eines jener literarischen Werke, denen man nachsagen kann, sie seien geeignet, einem Pennäler jegliche Lust auf Literatur für den Rest seines Lebens zu vermiesen, zwänge man ihn, das Buch zu lesen!
Und dennoch: Die meisten von uns sind ja längst keine Pennäler mehr und deshalb auch nicht so leicht zu vergraulen!
Sprach ich eben (ein paar Sätze weiter oben nämlich) von einer Handlung?
Ja, die gibt es auch, aber die ist eigentlich sehr sparsam, denn es geschieht vergleichweise wenig in diesem Buch. Kein Buch für Actionfans also!
Vielmehr nehmen die inneren Reflexionen der Protagonisten, als da im Wesentlichen sind: Leopold Bloom, Zeitschriftenakquisiteur und Stephen Deadalus, Lehrer, den größten Raum ein. 
Man tut gut daran, sich ein Wenig vorzubereiten, bevor man in die Lektüre einsteigt, das könnte frustmindernd wirken und mit Sicherheit helfen, besser zu verstehen, worum es gerade geht. Etwas theoretische Vorbereitung wäre also hilfreich, z.B. indem man diesen Artikel bei Wikipedia liest!
Lässt man sich auf das Werk ein, dann gilt es Durchhaltevermögen zu zeigen. Meine Suhrkamp - Ausgabe ist 988 eng beschriebene Seiten stark. Das liest sich nicht mal eben am Wochenende! 
Um ehrlich zu sein: Ich habe (mit Unterbrechungen) ungefähr 10 Monate gebraucht, um das Buch durchzulesen. 
Aber ich habe es am Ende nicht bereut!

Dublin


Wer es mir nachtun will, den erwartet ein außerordentlich tiefgehendes Werk, geschrieben in einer schönen Sprache und voller Liebe des Autors zu seiner Vaterstadt Dublin. Und wenn (neben dem Bildungseffekt) das Buch in mir eines bewirkt hat, dann den starken Wunsch, diese Stadt eines Tages zu besuchen!
Lehnen wir uns nun aber entspannt zurück und geben wir uns, am Ende dieser Rezension, gleich unserem Romanhelden Leopold Bloom, als er des Nachts um drei Uhr nach Hause kommt und sich verkehrt herum zu seiner Frau in´s eheliche Bett legt, unserem Bewußtseinsstrom hin und lassen uns wie jener mit diesem treiben, so wie die Wasser des Flusses Liffey in Dublin in steter, gleichmäßiger Bewegung ihrer Mündung in der Dublin Bay zustreben.  


James Joyce
Ulysses
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1975
988 Seiten

DNB


Copyright: TinSoldier 2014

2 Kommentare:

  1. Du stellst das Buch auf eine Weise vor, dass einen bei der Lektüre keine unliebsamen Überraschungen erwarten würden. So weiß man, auf was man sich einließe - und dass eine gute Vorbereitung unumgänglich ist. Vielleicht eine Lektüre für die Zeit nach den Berufsjahren.

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  2. Ich hab den "Ulysses" als eBook auf dem eReader, Das muss aber noch ein wenig warten. Aber diese Rezension macht neugierig.

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