Samstag, 22. Februar 2014

Blogpost No. 4: Lesen - Erfahrung für die Sinne

"Lesen mit allen Sinnen" ...

...ist das Motto der Büchergilde Gutenberg, einer traditionsreichen Buchgemeinschaft, die als "gewerkschaftliche Buchgemeinschaft" des "Bildungsverbandes der deutschen Buchdrucker" während einer Tagung in Leipzig bereits im Jahre 1924 gegründet wurde. 
Laut Satzung verfolgte sie den Zweck, ihren Mitgliedern „inhaltlich gute Bücher in technisch vollendeter Ausführung und nicht alltäglicher Ausstattung zugänglich zu machen.“ 
(Quelle: Büchergilde Gutenberg)

Wie man sieht, hat die Büchergilde Gutenberg diese löblichen Ziele zur Freude ihrer buchbegeisterten Leser bis heute beibehalten!


Das Motto "Lesen mit allen Sinnen" gefällt mir sehr, beschreibt es doch auch meine eigene Beziehung zu Büchern sehr zutreffend: 
Ein Buch, ein neues Buch vor allem, ist ja etwas, dass mit fast allen menschlichen Sinnne erfahrbar ist: 

Es stimuliert unsere haptische Wahrnehmung und ist (hoffentlich) nicht nur von spannendem und interessantem Inhalt, sondern im Idealfall auch eine Augenweide.
Mich fasziniert vor allem auch der Geruch eines Buches, ja, dieses Aroma, eine geheimnisvolle Mischung aus Druckerschwärze und Papieraus 
Leim vielleicht, vermischt mit dem Geruch des Neuen und Geheimnisvollen.

Ich liebe es, ein neues, noch jungfräuliches Buch aufzuschlagen und diesen feinen Geruch aufzunehmen, den man nur wahrnimmt, wenn man mit der Nase ganz nah heran geht, sie sozusagen "in´s Buch und zwischen die Seiten steckt".
Wußten Sie, dass Bücher einen ganz individuellen Geruch haben können?
Manche Bücher atmen einen kräftigen, herb-intensiven Duft nach Druckerschwärze, andere verströmen hingegen einen eher dezenten "Bücherduft" nach blütenweißem Papier und vielleicht einem Hauch von Spezerei oder exotischem Holz.


Gute Bücher riechen gut!
Auch daran kann man also ein hochwertiges Buch erkennen, denn Bücher aus billigem Papier und mit schlechtem Druck haben keinen so guten Geruch.
Natürlich sagt dies alles noch nichts über den Inhalt eines Buches aus! 
Oder etwa doch?
Ich glaube ja, weil an der Herstellung eines handwerklich und gestalterisch hochwertigen Buches viele Menschen, vom Autor über den Lektor bis zum Verleger, vom Grafiker und Illustrator bis hin zum Drucker und Buchbinder beteiligt sind, die ihr ganzes Können und ihre Sorgfalt einbringen müssen, damit ein schönes Buch entstehen kann. Und wer würde schon so viel Mühe und Sorgfalt in ein Buch stecken wollen, das literarisch zweitklassig ist, dessen Inhalt nicht hält, was sein Kleid verspricht?

Kurzum,  Bücher sind multisensuelle Medien, die weit mehr darstellen als bloße Informationsspeicher. Jedenfalls sind sie es für all jene, deren Interesse an Büchern über die Liebe zum geschriebenen Wort hinausgeht, die ein Buch in seiner ganzheitlichen  Bedeutung betrachten, nämlich als Kulturgut und als Genussobjekt, als Bildungs- und Unterhaltungsmedium und als "Fest für die Sinne" gleichermaßen. 
Die das so sehen, nennen sich oft bibliophil.

1924 erschien das erste Buch in der Büchergilde Gutenberg: Es war der Geschichtenband "Mit heiteren Augen" von Mark Twain.
Im Vorwort steht die bis heute programmatische Äußerung über die Ziele der Büchergilde: 
"Was wir wollen…:Bücher geben, die Freude machen, Bücher voll guten Geistes und schöner Gestalt. Bücher, die wir lieben dürfen ihrer inneren und äußeren Echtheit wegen.“
(Quelle: Büchergilde Gutenberg)


Ausgaben der Büchergilde sind
oft schön illustriert
Eine glückliche Hand bei der Autorengewinnung trug nun zum schnellen Wachstum der Büchergilde bei:
Bereits 1926 erschienen die Romane "Das Totenschiff" und "Die Baumwollpflücker"  von B. Traven als Erstausgaben in der Büchergilde Gutenberg und Traven ließ bis hinein in die dreißiger Jahre alle seine Bücher in der Büchergilde Gutenberg erscheinen.

Die Geschichte der Büchergilde, die man übrigens im Detail hier nachlesen kann, durch die Kriegs- und Nachkriegsjahre war wechselhaft, aber immer orientiert an dem Ziel, das schon 1924 formuliert worden ist.

Sicher, die Büchergilde Gutenberg ist eine Buchgemeinschaft, d.h. man muss Mitglied werden, um dort Bücher kaufen zu können, wobei die einzige Verpflichtung der Mitgliedschaft darin besteht, in jedem Quartal des Jahres einen Quartalskauf zu tätigen. 
Als Gegenwert für sein Geld erhält man in der Büchergilde Gutenberg schöne und liebevoll gestaltete, oft sogar illustrierte Buchausgaben, "Bücher voll guten Geistes und schöner Gestalt" eben, für diejenigen gedacht, welche der "Lust am Buch" frönen! 


2 Kommentare:

  1. Gerade heute habe ich einen schönen Satz von Voltaire gelesen: BEIM LESEN GUTER BÜCHER WÄCHST DIE SEELE EMPOR.

    Die Büchergilde Gutenberg bringt tatsächlich immer wieder wunderschöne Ausgaben heraus...

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  2. Dem kann ich mich nur anschließen.Man findet auch viel kostenlose klassische Texte im Internet unter der Büchergilde. Und in dem Stapel alter Bücher von meiner Großmutter sind auch eine Reihe der Büchergilde vorhanden.

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