Donnerstag, 3. Oktober 2013

Philosophisches

Eine Buchgeschichte zu 
ICH DENKE, ALSO BIN ICH VERWIRRT
von Christoph Süß
am 08.05.2005 bei buchgesichter.de veröffentlicht.

COGITO ERGO SUM. Sagte Descartes. Wer das ist? Irgendein Philosoph. Ein anderer Möchtegernphilosoph machte in einem Buch daraus COGITO ERGO CONTURBATUS. Das les ich gerade. Macht reichlich verwirrt und trainiert die Gesichtsmuskeln. Wegen andauerndem Lachen.
Hier nun gilt, bei den Buchgesichtern und Bloggern, SCRIBERUS, ERGO SUMUS. Lateinische Grammatik kann ich nicht. Also hab ich mir reichlich verwirrt gedacht, ich setz mal per Googelei was zusammen. Googeln kannte man im Lateinischen noch nicht. Der letzte Satz soll übrigens bedeuten: "Wir schreiben, also sind wir!" - wir Buchgesichter. Aber sind wir wirklich?

 * * *

Da gibt es eine schöne Stelle im Buch. Danach sind die Buchstaben auf den Seiten des Buches nur schwarze Flecken umgeben von weißem Papier, das zwischen Buchdeckeln gestapelt ist. Flecken die soviel Bedeutung haben, wie ein Fliegenschiss. Oder wie die Ausscheidungen, die Amsel Peter auf meinem Balkon gelassen hat bevor er sich verabschiedete. Obwohl, ganz ohne Bedeutung ist der Amselschiss nicht. Erstens ist es MEIN Balkon und zweitens war es ein Abschiedsschiss.
 Mir kommen die Tränen. Ich verzettele mich. "VERWIRRT ICH BIN", würde Meister Yoda sagen.

Bedeutung bekommen die Flecken erst, wenn wir sie lesen. Das führt zu dem Satz: LEGERE ERGO SUM. (Scheiß auf die Grammatik). Das Ding mit dem Papier zwischen den Pappdeckeln und dem Schutzumschlag bekommt also auch Bedeutung. Der Autor ebenso? Aber der sei uns erst mal egal. Viel wichtiger ist das Buchgesicht Parden. Von der kam das Ding, also das Buch zu mir. Damit wird sie, wenigstens halb, gegenständlich. Und schreiben kann sie auch. Irgendwer muss ja meine Adresse auf den Umschlag geschrieben haben. Vermutlich war sie es. ERGO: SIE IST. (Ich verzichte an dieser Stelle mal auf Latein) Obwohl ich sie nicht kenne, trotz des Briefes, der dem Ding, also dem Buch beilag. Was sie schrieb, ist geheim. Postgeheimnis. Das gibt es, schreibt der Gesetzgeber. Da halte ich mich dran. Ähhh, wo war ich? Ach so…

Da gab es nämlich Männer (ausschließlich Männer - schreibt der Möchtegernphilosoph), die meinten vor tausenden von Jahren, dass nur existiert, was man sieht. Also nehme ich mal an, den Computer vor mir gibt es, den sehe ich ja. Das Regal hinter mir gibt es somit nicht. Es sei denn, ich schalte die Webcam ein. Dann sehe ich es vielleicht. Parden  sehe ich aber immer noch nicht. ERGO: sie ist nicht existent. Da das Buch aber von ihr kam, müsste es auch nicht existent sein. Dumm nur, dass ich gerade darüber philosophischen Unsinn in den existenten Computer haue. VERWIRRT ICH BIN, aber das schrieb ich ja schon.

Schuld an dem Elend ist das bereits genannte Buchgesicht namens PARDEN. Die kam mit dem Buch, na ja, nicht so richtig zu recht. Darum wollte ich es lesen. Hatte ich schon mal ein Buch von PARDEN? Nein. Oder doch? Aber ich habe mal eins zu ihr geschickt. Damit könnte PARDEN ja vielleicht doch existieren. Am Niederrhein. Sagt mein Computer. Was nun? Kompliziert.

Zurück zu den Flecken auf dem Papier. Solange das Buch von PARDEN gelesen wurde, hatten diese für PARDEN eine Bedeutung. Warum? LEGERE… usw.  Das wusste ich schon. Zumindest meinte das der blöde Computer, der "denkt", die Einsen und Nullen, die in ihm hin und her schießen, würden mir was sagen. Jedenfalls erzeugten diese Einsen und Nullen dann eine Nachricht in der stand, kurz ausgedrückt: "Her mit dem Ding, diesem Buch!" Nun ist es hier.

Die alten Griechen hatten ein gestörtes Verhältnis zur Wahrnehmung vor allem zur sinnlichen. Ungefähr so, wie oben erzählt. Sinnlich heißt, dass man etwas fühlt, sieht, schmeckt, liebt (körperlich oder zumindest gegenständlich). Da haben wir ein neues Problem mit den Buchgesichtern, wenn dieses Prinzip der Erfinder der Volksherrschaft (Demokratie), in der wir ja angeblich immer noch leben, gilt. Also erstens kann ich die Buchgesichter weder fühlen noch schmecken noch körperlich lieben. (Noch nicht; *lach* = sprachliche Entgleisung)
Ich kann zweitens nur ihre Einsen und Nullen zu Nachrichten zusammensetzen, die ich gelegentlich nicht verstehe. Daher weiß ich immer noch nicht, ob mir mein Computer eure Existenz nur vorgaukelt. Es sei denn, ich bekomme Bücher, deren Bedeutung sich mir beim lesen vielleicht erschließt. VIELLEICHT! Daraus wird, wenn auch empirisch nicht bewiesen, eure Halbexistenz.

Welche Bedeutung die schwarzen Flecken auf dem Papier zwischen den Buchdeckeln haben, kommt auf die existenten und nichtexistenten Buchgesichter an, denen sich diese beim Lesen, aber auch dann nicht immer, erschließen. Zum Beispiel erschließt sich mir nicht die Bedeutung der Buchstabenflecken V-A-M-P-I-R. Auch nicht nach einem bereits erzähltem Versuch. Aber manchem Buchgesicht soll sich diese Buchstabengruppe bedeutungsvoll darstellen. Meint mein Computer.

Das, liebe PARDEN, ist Philosophie *lach*. Da ich keine religiösen Themen angeschnitten habe, kann mich, hoffentlich, keiner als Häretiker verbrennen. Aber vielleicht bin ich für dich gar nicht mehr existent. Denn du hast die schwarzen Flecken auf dem Papier zwischen den Buchdeckeln ja auch entziffert.

DIE PHILOSOHPEN HABEN DIE WELT NUR VERSCHIEDEN INTERPRETIERT, ES KOMMT DRAUF AN, SIE ZU VERÄNDERN!
Das allerdings ist nicht von Descartes sondern von Marx)

© KaratekaDD

2 Kommentare:

  1. Diese Deine Geschichten sind viel zu selten. Für mich etwas Besonderes... Existent oder nicht: diese schwarzen Flecken mag ich... ;)

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