Montag, 16. September 2013

Marzi, Christoph: Die wundersame Geschichte der Faye Archer


Eine Liebe, die alle Zeiten überdauert


»Geschichten sind wie Melodien!« Mit diesen Worten verzaubert Alex Hobdon die junge Buchhändlerin Faye Archer vom ersten Augenblick an. Als er sein Skizzenbuch in ihrem Laden vergisst, tut Faye etwas völlig Untypisches: Sie schreibt Alex über Facebook an, und aus ein paar kurzen Chats entwickelt sich eine berührende Liebesgeschichte. Doch dann erfährt Faye, dass Alex ein Geheimnis verbirgt, das so unglaublich klingt, dass es eigentlich nur wahr sein kann, und Faye muss sich entscheiden, ob ihre Liebe zu Alex stark genug ist, dieses Geheimnis zu teilen ...







There is September on your tongue...

(zuerst veröffentlicht von parden auf Buchgesichter.de am  15.09.2013)


Faye Archer, eine junge Musikerin aus Brooklyn Heights, lebt nach einem abgebrochenen Studium in einer kleinen Wohnung nahe dem Buchladen, in dem sie arbeitet - zusammen mit einer Pflanze vor dem Fenster, die sie täglich mit Kaffeeresten gießt, einem alten Telefon in einem Koffer, einem Klavier und einem großen Sofa mitten im Zimmer, rot mit vielen weißen Punkten.
Eines Tages hört sie im Buchladen den Satz eines Kunden: "Geschichten sind wie Melodien" und erstarrt.
Geschichten sind wie Melodien
Weshalb nur hat sie das Gefühl, dass das eigentlich ihr Satz ist? Wieso fühlt sie sich gleich zu dem Mann hingezogen? Doch bevor sie noch reagieren kann, ist der Kunde fort, um die Ecke mit seinem Motorroller. Als sie entdeckt, dass er sein Notizbuch im Laden vergessen hat, recherchiert sie im Internet seinen Namen und findet ihn bei Facebook: Alex Hobdon. Aus kurzen, verhaltenen Chats entwickelt sich ein zunehmend intensiverer E-Mail-Verkehr und Gefühle brechen sich Bahn: "Ich fliege Loopings am Himmel und fange mir die Lieder ein." Denn Faye ist auch Musikerin. Doch dann bricht alles zusammen, als Faye entdeckt, dass nichts von dem zu stimmen scheint, was Alex ihr geschrieben hat...

 
Um Christoph Marzi selbst in seiner Leserunde bei Lovelybooks zu zitieren:
Es geht um die zentrale Frage des Lebens: gibt es ein Schicksal? Kreuzen sich die Wege der Menschen so oft, bis sich ein Kreis schließt? Warum verliebt sich Faye Archer ausgerechnet in Alex Hobdon und warum hat sie das Gefühl, dass ein Satz, den ein Fremder sagt, eigentlich ihr gehört? Was hat es mit den Geheimnissen auf sich, die Alex Hobdon umgeben? Kann sie ihm trauen? Geht sie den richtigen Weg?

 
Dieses Buch hat mich - bezaubert. Anders kann ich es nicht ausdrücken. Nach den ersten Kapiteln war ich überrascht - fantasylastig, wie die Bücher von Chritoph Marzi sonst sind, schien das ja jetzt so gar nichts mit diesem Genre zu tun zu haben. Aber
Herbst in Brooklyn
traumhaft und überaus bildhaft fand ich die Geschichte, die passend im September spielt, allemal. Beim Lesen leuchtete der Herbst in bunten Farben in meinem Kopf, die Sonne schien warm auf mich, Musik war überall um mich her - und ich fühlte mich in einem Film gefangen, der irgendwie wie "Frühstück bei Tiffany" anmutete.
Faye ist einfach nur bezaubernd, macht ganz ihr Ding - und ihr Motto: "Zeige jedem neuen Tag ein neues Lächeln" ist mir sehr sympathisch. Zu jeder Stimmung wählt sie passende Musik - entweder macht sie sie selbst oder spielt eine ihrer zahlreichen Platten - und untermalt so ihr Leben, das sie am liebsten rot mit vielen weißen Punkten hat.

 
Die meiste Zeit über zeichnet die Geschichte eine ausgesprochene Leichtigkeit aus, die, mit einem Glas
Fayes Leben: rot mit weißen Punkten
Wein genossen, sich durchaus auf den Leser überträgt. Lächelnd, summend und voller Vertrauen auf den Geschichtenerzähler flog ich viel zu schnell durch die Seiten.
Nicht alles hat mir kritiklos gefallen - ein paar langatmigere Stellen im Mittelteil oder die Rolle einer Person, die ich so nicht erwartet hätte - aber das Buch hat mich mit einem Lächeln und sehr gelöst zurückgelassen. Und deswegen gebe ich trotz der genannten Kritikpunkte die höchste Punktzahl. Denn für mich war es genau das richtige Buch zur richtigen Zeit.

 
Für alle, die ein Buch voller Herbstzauber suchen: dieses ist in jedem Fall empfehlenswert!


© Parden 





Das Buch erinnert nicht nur an den Film "Frühstück bei Tiffany", sondern einiges in der Geschichte hat auch mit der literarischen Vorlage zu dem Film zu tun: "Breakfast at Tiffany´s" von Truman Capote.
Unvergessen: Audrey Hepburn in der Rolle des New Yorker Partygirls Holly Golightly...

Audrey Hepburn im Film "Frühstück bei Tiffany"

Und im Rahmen der Leserunde bestätigte Christoph Marzi mein Gefühl, dass die Sängerin Anna Depenbusch als (musikalische) Vorlage der Faye Archer fungierte. Die Ähnlichkeit mit dem Bühnen-Ich Fayes "Holly Go!" fand ich verblüffend...

Anna Depenbusch
Mein Lieblingsstück dieser Sängerin ist übrigens "Benjamin", und auch das taucht witzigerweise in dem Buch auf.

Christoph Marzi hierzu: 
Gut erkannt! Ja, Anna Depenbusch war, was die Musik angeht, eine Inspiration für Faye Archer (oder besser: für Holly Go!). Fayes Art, ein Konzert zu geben, ähnelt der von Anna Depenbusch nicht wenig (und die Anspielung auf "Benjamin" war durchaus beabsichtigt - ebenso die Darstellung der Reaktionen im Publikum :-)



Hier gibt es eine schöne Einstimmung aufs Buch:









Netterweise hat Christoph Marzi mir im Rahmen der Leserunde bei Lovelybooks auch einige Fragen beantwortet. 


1. Weshalb spielt das ganze in den USA? Wegen der Assoziation zu "Frühstück bei Tiffany"?

Ich mag das Brooklyn aus der Literatur - und die Geschichte sollte deswegen dort spielen. Man hält sich ja, wenn man schreibt, irgendwie an dem Ort auf, über den man schreibt. Und wenn es dann noch einer ist, an dem man gerne sein würde, ist das nicht die schlechteste Wahl. Darüber hinaus passt Brooklyn Heights zur Atmosphäre, die mir vorschwebte. Letzten Endes ist der Ort schon bei der Idee zur Geschichte so eng mit der Geschichte verwoben, dass einem da selten die Wahl bleibt (glücklicherweise sieht meine Lektorin das genau so). 


2. Es werden in dem Buch ja ziemlich viele Musiktitel genannt. Bist Du so ein "Freak", der diese Titel tatsächlich alle kennt und liebt? 

Ja, Bingo! Ich bin so ein Freak. Ich höre ausgesprochen viel Musik und bin immer auf der Suche nach neuen Eindrücken (derzeit ist es Julia Holter, die ich für mich neu entdeckt habe). Die Titel, die genannt werden, sind mir alle bekannt. Die Alben ebenso. Freak, eben :-)


3. Hier wird ja nicht nur eine ganze Bandbreite an Musiktiteln und -genres ausgebreitet, sondern auch einiges an amerikanischer Literatur. Alles angelesen und recherchiert oder entspricht das einem Faible des Autors? 

Die Musiktitel und die Anspielungen auf Literatur entsprechen dem Faible des Autors, ganz klar. Ich bin immer auf der Suche nach Musiktiteln, die zu der Stimmung der Geschichte (so, wie sie mir vorschwebt) passen. Da ich amerikanische Autoren mag (z.B. Auster, Chabon, etc.) ist keine wirkliche Recherche nötig, um sie zu zitieren. 


4. Diese Buchhandlung, in der Faye arbeitet: wow! Ganz großes Kino... Gibt es eine real existierende Buchhandlung, die da als Vorlage gedient hat? Oder entspringt sie Deiner Wunschvorstellung einer idealen Buchhandlung? 

Die Buchhandlung entspricht eher einer Wunschvorstellung, wenngleich es natürlich Buchhandlungen gibt, die das eine oder andere Merkmal besitzen (aber ich kenne keine, die GENAU SO aussieht). 


5. Diese Liebe Fayes zu den alten Dingen: ist auch dies etwas, was sich in Deinem Leben widerspiegelt? Wie sonst kommt man darauf? Und überhaupt auf die Idee zu diesem Buch?  

Ich mag alte Dinge, ja. Sehr vintage. Ob sich das in meinem Leben wiederspiegelt ... hm, vielleicht, ein wenig. Ich mag alte Schreibmaschinen, arbeite aber meistens am PC oder Laptop. So in etwa ist das ...
Zur Idee ... die Grundidee befasste sich mit der Frage, was wohl wäre, wenn man sich mit jemandem verabredet, derjenige aber nicht in der gleichen Realität lebt (und, natürlich, mit all den Verwicklungen, die sich daraus ergeben). Anfangs spielte ich auch mit der Variante, dass sich einer der beiden in einer ganz anderen Realität befindet (was mir am Ende aber zu sehr Science Fiction war). Außerdem ging es mir von Anfang an darum zu zeigen, wie Karma funktionieren kann. 


Für die Beantwortung der Fragen möchte ich mich hiermit herzlich bedanken!

 








Christioph Marzi
Christoph Marzi, Jahrgang 1970, wuchs in Obermendig nahe der Eifel auf, studierte in Mainz und lebt heute mit seiner Familie im Saarland. Seit dem großen Erfolg seiner Saga um die Uralte Metropole (Lycidas, Lilith, Lumen und Somnia) ist er einer der erfolgreichsten deutschen Phantasik-Autoren.  

Ein ausführlicherer Lebenslauf sowie seine veröffentlichten Bücher finden sich bei Lovelybooks.
 

1 Kommentar:

  1. Das ist eine sehr gute Idee, auf diese Art und Weise Informationen zu Buch und Autor gleichermaßen einzubinden.

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