Freitag, 6. September 2013

Hanff, Helene: 84, Charing Cross Road

"Schicken Sie Dichter, die Liebe machen können, ohne zu sabbern." Sie liebte Bücher über alles, aber kurz nach dem Krieg war genau daran nur schwer zu kommen. So machte die Amerikanerin Helene Hanff eine Buchhandlung in Europa ausfindig, über die sie ihre ziemlich spezielle Lektüre fortan per Post bestellte.
Und nicht nur das: Schon bald begann ein hinreißender Briefwechsel zwischen der spitzzüngigen Amerikanerin und ihrem englischen Antiquar - er sollte zwanzig Jahre dauern und die beiden Akteure schließlich weltberühmt machen. Die Drehbuchautorin Helen Hanff gab dabei den Ton an und eroberte den schüchternen Antiquar nach und nach mit ihrer rauen Herzlichkeit. 







Geistreich, schlagfertig und leidenschaftlich...

(zuerst veröffentlicht von parden auf Buchgesichter.de am  05.09.2013)


Die 1917 in Philadelphia geborene Helene Hanff ließ sich von den Essays eines Literaturkritikers inspirieren und machte sich nach dem Zweiten Weltkrieg in ihrem Wohnort New York auf die - vergebliche - Suche nach den empfohlenen Büchern. Eine Zeitungsannonce des
Marks & Co. bookshop, London
Londoner Antiquariats Marks & Co. verhieß Rettung: Helene Hanff schrieb an die in der Charing Cross Road, Nummer 84, gelegene Buchhandlung und gab eine ganz normale Bestellung auf...

So setzte ein Briefwechsel ein, der sich über zwanzig Jahre erstreckte und der nach und nach seinen Charakter veränderte. Was als nüchterne Geschäftskorrespondenz begann, entwickelte sich zum Wechselspiel der Gedanken und Gefühle zwischen Menschen, die sich nie begegnet waren und doch im Laufe der Zeit zu Freunden wurden.


Schwerpunkt der Briefe ist und bleibt der Austausch über Bücher: über das Gefühl, seltene Editionen anfassen, die Seiten als Erster aufschneiden oder eine
wunderschöne Goldprägung bewundern zu können. Doch ist Helene Hauff eine zwar leidenschaftliche aber auch kritische Leserin und drückt in ihrer Direktheit auch spitzzüngig ihre Empörung über hässliche Ausgaben oder missratene Übersetzungen aus.
Sie liebt Widmungen in alten Büchern und Randnotizen vorheriger Leser an bedeutsamen Stellen. "Ich liebe antiquarische Bücher sehr, die von selbst an der Seite aufklappen, die der frühere Besitzer am häufigsten gelesen hat." (S. 15)



Nach und nach werden die Briefe persönlicher, und neben den Büchern kommen auch andere Themen zum Ausdruck. Allmählich erwächst in Helene Hauff
Einer von Helene Hanffs Briefen
der Wunsch, England und vor allem das Antiquariat in London mit seinen vertrauten und doch so fernen Mitarbeitern einmal persönlich kennenzulernen. Jahr für Jahr werden so Reisepläne geschmiedet, doch mit gleicher Regelmäßigkeit tun sich Hindernisse auf, die die Verwirklichung des Traums vereiteln.

Erst nach dem Tod des langjährigen Briefpartners reist Helene Hauff nach London - doch da existiert das Antiquariat in der 84, Charing Cross Road bereits nicht mehr. Der Briefwechsel allerdings ist erhalten geblieben und seit seinem ersten Erscheinen 1970 schnell zum Kultbuch in den USA sowie in Großbritannien avanciert - und bis heute geblieben...


Verfilmung mit deutschem Titel
Dieses Buch, das mit Anthony Hopkins und Anne Bancroft in den Hauptrollen sogar verfilmt wurde, liest sich einfach nur mit einem Lächeln. Schlagfertig, berührend, intelligent - ein paar Stunden Eintauchen in die Welt von Menschen, die Bücher lieben. Und das Leben.
Einfach bezaubernd.



© Parden 




 



Helene Hanff

Helene Hanff, 1917 in Philadelphia geboren, war als Theaterautorin nur mäßig erfolgreich und schlug sich mit dem Verfassen von Schulbüchern und Drehbüchern durch. Berühmt sollte sie allerdings durch diesen Briefwechsel mit dem Antiquar Frank Doel werden. Das Buch erschien im Original bereits 1970 und wurde in Amerika und England zu einer Art Kultbuch. Bis zu ihrem Tod 1997 schrieb sie „Briefe aus New York“ für die BBC und einige autobiografische Bücher.



1 Kommentar:

  1. Welch hübsche Analogie zu gewissen modernen "Briefwechseln". MAIL heißt auch nur POST. Da kei Teich uns trennt, wirds aber auf jeden Fall mal werden, dass wir uns treffen. Oder? Alle drei?

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